FUSE ist wieder da … ganz dick

Es gibt kein Produkt auf der Welt, mit dem mich mehr verbunden fühle als mit der alten FUSE-Publikation. Ich war von der ersten Ausgabe 1990 (Sommer 1991) bis zur bislang letzten im Sommer 1997 mit dabei … als Produktioner, Mitherausgeber und Lektor bei FSI FontShop International. Nun ist das Projekt mit einer Retrospektive und zwei Neuausgaben wieder auf meinem Tisch gelandet, vier Mal so dick wie früher, und mit dem glei­chen typo­gra­fi­schen Feuer. Und wieder habe ich Schriftmuster gebaut, FontShops Corporate Font-Abteilung hat die 23 neuen Fonts getestet und gemas­tert. Hier auf font​shop​.de für nur 39,99 € bestellen …

Was war FUSE? FUSE war eine Karton-Box, die 4 bis 5 Poster enthielt und eine Diskette mit ebenso vielen Fonts drauf. Redaktionell betreut wurde die Publikation von Neville Brody und Jon Wozencroft. Sie gaben jeder Ausgabe ein Thema, und zu diesem Thema luden sie Designer und Schriftentwerfer ein, einen oder mehrere expe­ri­men­telle Fonts zu entwerfen, sowie das Poster dazu. Alle drei Monate erschien FUSE Anfang der 90er Jahre, und jedes Mal stießen wir Türen auf zu völlig neuen, bis dahin undenk­baren Dimensionen der Typografie.

Der enorme Einfluss von FUSE wirkte viele Jahre nach. Aus heutiger Sicht, 20 Jahre nach der FUSE-Premiere, wird klar, wie visionär und ihrer Zeit voraus die Beiträge einiger der bekann­testen Namen der Branche waren.

Anlässlich der Veröffentlichung von FUSE 19 und 20 gibt der Verlag Taschen nun die voll­stän­dige Sammelbox heraus. Exklusiv findet man darin die beiden neuen, noch nie gese­henen Ausgaben, in Form von zehn A2-Postern plus 23 digi­ta­li­sierte Schriften (zum kosten­losen Downloaden) sowie ein .ai/.pdf-Alphabet. Zu den aktu­ellen Mitwirkenden gehören der Herausgeber selbst, Neville Brody, der gleich 12 Fonts und ein Illustrator-Alphabet beisteuert, sowie Jonathan Barnbrook, Erik van Blokland, Stefan Sagmeister, Lucienne Roberts und Lucy Hutchinson. Einige von ihnen hatten schon bei früheren Ausgaben mitgewirkt.

Alle bisher erschie­nenen Ausgaben werden in dem von Brody gestal­teten, 416-seitigen Sammelband vorge­stellt. Er zeigt die Poster, die Schriften, alle redak­tio­nellen Begleittexte und auch die aus der FUSE-Idee entstan­denen Produkte und Ereignisse, zum Beispiel die FUSE-Konferenz, aus der in Deutschland die TYPO Berlin wurde.

Mit gefällt beson­ders die Verpackung, die der Verlag Taschen gewählt hat. Es ist der gleiche Karton, so wie wir ihn jahre­lang in Berlin haben herstellen lassen, aller­dings nun mit einer Höhe von 60 mm statt 15 mm. Wo sich einst eine Stanzung für die Diskette befand, da ist nun ein kredit­kar­ten­großes Fenster für die FUSE-19-und-20-Lock-Card, auf der sich ein Code befindet, der zum Download der 23 Fonts auf www​.taschen​.com berechtigt.

Mit der wunder­baren FUSE-Box bvon Taschen besitzt man erst­mals das komplette Erbe der welt­weit besten Zeitgenossen auf dem Gebiet des Schriftdesigns. Wie der Verlag schreibt: »Die Liste der Designer liest sich wie ein Who’s Who der Branche, von Erik Spiekermann, Stefan Sagmeister und Peter Saville bis zu Jonathan Barnbrook, Tobias Frere-Jones und vielen anderen. Unter den Autoren der Textbeiträge finden sich auch Jon Wozencroft und der Editorial Director und Grafik-Philosoph Adrian Shaughnessy.«

Denkfabrik, Ideenlabor, Brutkasten für grafi­sche Hybriden: FUSE nahm das Alphabet als bloße Startrampe für Experimente mit digi­talem Design. Jede der Ausgaben hatte ein bestimmtes Thema und enthielt eigens in Auftrag gege­bene Schriften und Poster. Sie alle sind in diesem Kompendium enthalten.


11 Kommentare

  1. R::bert

    Weißt Du auch zufällig mit welcher Schrift »FUSE« gesetzt wurde?

  2. _Sven

    Mich würde ja die voll­stän­dige Liste der 24 Fonts inter­es­sieren die in Ausgabe 19 u. 20 dabei sind.

  3. Max Zumthor

    Gibt es eigent­lich auch noch die Schriften von früher, also FUSE 1 bis 18? Auf der Taschen Webseite sieht man ja ein paar Doppelseiten aus dem Buch, im typi­schen Brody-Stil gestaltet – und mit ein paar wirk­lich span­nenden Fonts.

  4. Jürgen Siebert

    @_Sven: Die Fonts sind oben abgebildet.
    @Max Zumthor: Die FUSE-Fonts 1 bis 18 gibt es nicht mehr … sie müssten konver­tiert werden und ihre Entwerfer müssten dem Vertrieb – außer­halb der FUSE-Idee – zustimmen. Es gibt aller­dings ein FUSE-Classic-Paket … http://​www​.font​shop​.com/​f​o​n​t​s​/​d​o​w​n​l​o​a​d​s​/​f​o​n​t​f​o​n​t​/​f​f​_​f​u​s​e​_​c​l​a​s​s​i​c​s​_​ot/

  5. Diana

    Super, jetzt sabbere ich schon … und hab mich schon gefreut … und FontShop liefert nur nach Deutschland (bin in Österreich). Das finde ich soooo unfair. Aber ich lasse mir schon was einfallen. Danke für den Artikel. Ich bin ein junger Type-Freak und hab von FUSE nicht gewusst. :)

  6. Jürgen Siebert

    Ich denke, dass dir FontShop Österreich das FUSE-Paket auch besorgen und zusenden kann.

  7. dirk uhlenbrock

    sehr schön! beim ausmisten der agentur in der ich damals gear­bei­tete habe konnte ich noch die plakate und disketten retten – die kartons sind leider alle ins altpa­pier gewandert.

  8. Klaus Dünser

    @Diana: Einfach vorbei­schauen – http://​www​.font​shop​.at/​f​ibs
    Und Überraschung: FontShop Österreich hat noch einige Exemplare von FUSE 1 – 18 am Lager – natür­lich originalverpackt.

  9. Diana

    Hurra! Danke Jürgen, Klaus! Das is toll!

  10. Dominique Grygosch

    Da juckt es mir ja in den Fingern. *grübel*
    Habe die FUSE 16 hier noch liegen. Und die gebe ich auch niemals her. :-)

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