Frankfurter Rundschau im neuen Format
Seit gestern erscheint die Frankfurter Rundschau als erste überregionale Abonnement-Zeitung Deutschlands im Tabloid-Format. Einer der Gründe für diesen Schritt ist die seit 1998 sinkende Auflage, von 190.000 auf 150.000 Exemplare. Vor allem jüngere und weibliche Leser sollen künftig am Kiosk öfters zur FR greifen. Das diese Strategie aufgehen kann, beweist der britische Zeitungsmarkt. Dort haben der Independent und die Times (Fontblog: Neville Brody hat The Times überarbeitet) seit längerem auf Tabloid umgestellt und Leser gewonnen.
Mit dem Formatwechsel erfuhr das linksliberale Traditionsblatt ein komplettes Redesign (Die neue FR). Dabei wurde nicht nur die Struktur verändert (die Kommentarseite beispielsweise rutscht von Seite 3 auf 12/13), sondern auch die eingesetzten Schriften. Für große Headlines und die Texte kommt Farnham zum Einsatz, Grafiken, Inserts und Zwischenüberschriften bedienen sich der FF Fago. FontShops Corporate Font-Abteilung betreute das Grafikteam der Rundschau bzgl. der Cross-Plattform-Kompatibilität der Fonts sowie den erweiterten Lizenzen für ihren Einsatz im E-Paper.
Bislang erschien die Frankfurter Rundschau (wie FAZ und Süddeutsche) im Nordischen Format (400 x 570 mm). Die Financial Times Deutschland (ebenso Berliner Zeitung) bedient sich des Rheinischen Formats (350 x 510 mm). Die taz kommt im Berliner Format heraus (315 x 470); das dazwischen liegende Schweizer Format (Neue Zürcher Zeitung) nutzt kein überregionales deutsches Blatt. Das Tabloid-Format (285 x 400) der neuen Frankfurter Rundschau wird auch Halbnordisches Format genannt, weil es der halben Fläche des Nordischen entspricht. Das kleinste in Deutschland eingesetzte Zeitungsformat ist das halbe Berliner Format (225 × 305 mm), das die Boulevardblätter Mopo (Hamburg) und der Berliner Kurier einsetzen.
6 Kommentare
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Ivo
Interessante Entwicklung, die ich bereits vor einem Jahr beobachtete. Die FR war sogar schneller, als ursprünglich geplant. Eigentlich sollte erst im Sommer auf Tabloid umgestellt werden. Mir persönlich sagt das Tabloid-Format sehr zu und es wundert mich – ehrlich gesagt –, warum nicht mehr Zeitungen diesen Schritt gehen. Die Angst, vor Yellow Press wie dem Berliner Kurier verglichen zu werden [die öfter dieses Format verwenden] scheint groß zu sein.
Mark J.
Prinzipiell eine tolle Sache, das Format. Eben gekauft und gleich gemocht.
Schön gelungen finde ich die Seitenköpfe, vor allem bei den Rubriken-Aufmachern. Das Rot ist schön eingesetzt und und auch die Boxen innerhalb von Artikeln sind schön umgesetzt.
Allerdings habe ich doch auch einiges zu mäkeln. Die Farnheim zeigt für meinen Geschmack in den großen Überschriften zu viel Charakter und sollte sich mehr zurücknehmen. Der Italic-Schnitt hat ein teilweise grauenhaftes Kerning (bei „Spaltende Raketen“, S.11, ist der Abstand zwischen a und l viel zu groß, zwischen l und t zu klein) und ist mir persönlich alles in allem zu unelegant. Sie macht allerdings als Subline eine fantastische Figur.
Was ich selbst auch nicht so gerne sehe, ist der starke Einsatz von Linien als Trenner. Whitespace tut da dem Gesamteindruck sehr viel besser.
Jürgen
Mark … ich bin der Sache mal nachgegangen. Du hast recht: Die Spationierung von »Spaltende« in der Headline auf Seite 11 der heutigen FR geht natürlich gar nicht:
Mein nachgesetzter Text (Farnham Text Regular Italic) in InDesign sieht dagegen makellos aus. Ein Blick in die Schrift verrät: sie ist sogar sehr aufwendig gekernt, mit rund 4000 Kerningpaaren:
Wir wissen, dass die FR mit einem etwas antiquierten Redaktionssystem arbeitet, das möglicherweise Probleme mit dieser hohen Zahl an Kerningpaaren hat. Die Schrift ist jedenfalls OK.
Nachtrag zur Neigung der Schrift: Ich habe die Abbildung ganz oben mit meiner Digitalkamera geschossen, wodurch es zu einer optischen Verzerrung der Kursiven kam … die Schriften sind wirklich identisch.
An dieser Stelle ist dann auch Platz für eine herbe Kritik am Online-Gebaren der Frankfurter Rundschau: Sie gehört zu jener – leider nicht seltenen – Spezies von Zeitungen, die sich dem individuellen Verkauf eines E-Papers verschließen (wie auch SZ und FAZ). Was soll dieser Geiz? Ich werde doch als Berliner niemals zum FR-E-Paper-Abonnenten, wenn ich nur gelegentlich zitieren oder einmal im Monat einen Blick in die Zeitung werfen möchte. Medien, die ihre E-Papers (die sowieso auf Servern herumlungern und mit Null-Vertriebskosten vertickt werden könnten) nicht einzeln übers internet verkaufen, sollten einfach mal nachrechnen, was sie der Verkauf einer Druckausgabe über den Zeitungsladen kostet.
Sharif
Mir gefallen die kleinen Zeitungsformate nicht. Die ständige Blätterei nervt. Außerdem finde ich, machen diese Formate die Zeitung „schwer“. Durch die hohe Seitenzahl wird sie unhandlicher und lässt sich leider auch nicht mehr aufteilen. „Gib mir mal den Sportteil“ … Das geht jetzt nicht mehr. (Es gibt ja bald auch nur noch Singles …)
Das „Nordische-Format“ ist natürlich auch nicht so leicht „voll“ zu kriegen. Wenn ich mir überlege, wieviel Redakteure (und andere Mitarbeiter) die FR in den letzten Jahren gefeuert hat, passt ja eigentlich alles zusammen: Schrumpfen ist angesagt.
Nick Blume
Praktische Sache. Doch der Lesefluss geht schneller voran, der Inhalt wird beim Tabloid-Format schnell überflogen, und beim alten Format lief es mit dem sich-Konzentrieren besser. Teils Vorteil, teils Nachteil. In der FR gibt es eine interessante Beilage zum Redesign…
Nick Blume
Soeben im Handy-Archiv entdeckt.