Fontnäpfchen (12): Adolf-Glabbrenner-Grundschule
Die Adolf-Glaßbrenner-Grundschule in Kreuzberg ist sozusagen der »Kasus Rütli« auf dem Gebiet der Rechtschreibung. Auf dem amtlichen Eingangsschild wird gelehrt, wie man nicht schreibt, und die Kids praktizieren die Falschschreibung in Graffito gleich nebenan auf dem Sportplatz.
Wikipedia sagt: »Beim Satz deutschsprachiger Texte in Versalien oder Kapitälchen tritt das Problem eines fehlenden Großbuchstaben ›ß‹ auf. Die aktuellen Rechtschreibregeln schreiben vor, im Versalsatz das ›ß‹ durch ›SS‹ zu ersetzen (›Weiß‹ wird zu ›WEISS‹). (Danke hcl)
17 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
HCL
spannend finde ich dabei vor allem, von wem und warum das Fragezeichen über das Graffiti hinzugefügt wurde. Ein Lehrer bei Nacht und Nebel? :D
thomas | BFA
oh bitte bitte keine diskussion über dieses grauenvolle DING, dieses kopfkonstrukt ohne zweck, dieses, dieses versal-ß.
ich vermute aber mal, das es dabei um deutsche beamtengründlichkeit handelt. kommt doch jedes städtische schreiben, egal, wo ich bisher wohnte mit STRAßE bei mir an. ich habe bisher leider nie in »wegen« gewohnt. das hätte die sache sicher erleichtert. haaaahh stümmpt ja gar nicht! jetzt wohne ich in einem »ort«, aber meine freundin hat ein ß am ende des namens. die tortur geht weiter. damn it!
matthias
der amtskommunikation in deutschland muss ja ohnehin mit höchster typo-toleranz begegnet werden.
viel schlimmer finde ich, dass das selbsterklärte kulturmagazin „du“ nach seinem grafisch völlig verunglückten relaunch auch noch auf der titelseite der aktuellen ausgabe das böse versal-sz verwendet. das ist dann wirklich unkultur pur.
Christian Büning
Tß Tß Tß
Simon Wehr
Tß, Tß, Tß, da kann ich nur Tzußtimmen!
… Was mich persönlich ja immer an den deutschen Personalausweis erinnert, der unnützerweise (oder ist das jetzt: unnützer Weise?) in Versalien eingedruckt wird. Das ist natürlich bei STRAßE störend, bei Namen mitunter entstellend. So wird WEISSWEILER auch mal zu WEIßWEILER (der Eindeutigkeit halber!), obwohl es Weissweiler sein sollte. Im Datencode der unteren Zeile heißt’s dann auf einmal wieder WEISSWEILER, weil der keine Sonderzeichen beherrscht.
Muss ich das verstehen?
ryan
Der aufstrebende Stürmer Kießling von Bayer04 kann einem auch leid tun, dass es kein großes ß gibt:
http://www.fcn.de/typo3temp/pics/0f2f199ce8.jpg
Florian Hardwig
Apropos: James Mosley hat auf seinem Typefoundry-Blog einiges Interessantes zum ß zusammengetragen.
Jens Kutilek
Da bin ich letztens, als die BVG gestreikt hat, auch jeden Tag auf dem Weg vom/zum S-Bahnhof Yorckstraße vorbeigekommen. Und es ist mir auch aufgefallen, hab allerdings vergessen, es zu fotografieren :)
René Gräber
Ich bin mir da gar nicht so sicher, ob das ß in Eigennamen ersetzt werden soll / darf.
Insofern wäre Glaßbrenner völlig richtig.
Nur hätte man eine andere Schrifttype nehmen können, sodass sich das ß vom B deutlicher unterscheidet…
Und da wären wir ja dann wieder bei einem „Fontnäpfchen“ und nicht bei einem „Rechtschreibnäpfchen“ :-))
jonis
Da hat René absolut Recht :)
Laut Duden gilt die „ß -> SS“-Regel nicht für Eigennamen.
—
Ansonsten finde ich die Diskussionen um Versal-ß doch ziemlich ermüdent. (und das „durchdrücken“ von Eigenkreationen ebenfalls)
jonis
ich kaufe ein d :)
Kuno Egbert
Vielleicht wollten sie einfach das SS in Naehe zu Adolf vermeiden.
Benjamin Hickethier
Ich finde, die Frage ob ein ß inzwischen Versalien in Grafitti erlaubt oder korrekt sei, ist durchaus unbeantwortet. Wer sagt, dass Schreib- oder Rechtschreibregeln für die grafische Umgestaltung von Buchstabenformen zu ›pieces‹ oder wieauchimmer man kategorisieren will, ebenso gelten müssen wie mit Füllfederhalter auf Papier geschriebene Worte? Ist nicht z.B. Baudrillards ›KOOL KILLER‹ ein eingängiges Beispiel für eine erweiterte Freiheit beim Anwenden von Graffiti›skillz‹?
klaus
Hey, im Unicode 5.1 is Versal-ß jetzt wohl dabei: Meldung. Werden jetzt alle FF Schriften ergänzt und bis dahin mit einem Standardzeichen angeboten? Wie damals mit dem Euro?
julian
Juhu, meine Grundschule. Hach… ja, da muss ich doch mal schauen, was auf meinem Zeugnis steht^^
viv
Mein Mann kommt aus SAßNITZ! Aber mit einer Kritik am ß im Versal-gesetzten Wort habe ich mich an unserer Schule auch schon unbeliebt gemacht. Vielleicht sollte man die Schreibweisen verstärkt in den Lehrstoff integrieren … typografische Grundausbildung.
Heinz
bestimmt hätte dieser Adolf mit dem eigenwillig von Glas . . . zu Glaß . . . veränderten Nachnamen aus den beckmesserischen Elementen dieser Diskussion eine schöne Satire entwickelt . . . er wollte, dass sein Name mit „ß“ geschrieben wird, die Regel zu Eigennamen ist klar – ist doch nett, dass der Berliner Senat das respektiert (ob mit Absicht sei dahingestellt), auch wenn es eigenartig aussieht. Daran stören werden sich diejenigen, die Form über Inhalt stellen, oder Inhalte nicht kennen.