FontBook 4, das Seitenraster


Das neue FontBook 4 muss rund 50 % mehr Schriften berücksichtigen als die letzte Auflage. Gleichwohl sollen die Informationen rasch zu finden und in einem einzigen Band untergebracht sein. Da muss man dann schon mal darüber nachdenken, wie so eine typische FontBook-Seite aufgebaut sein könnte. Erik Spiekermann hat es getan ...


Die erste Druck-Session aus der FontBook-Datenbank ergab über 2000 Seiten, ein paar hundert zu viel. Kein Wunder, denn es wurde Platz verschwendet und manche Inhalte sind unübersichtlich dargestellt. Vor allem die sogenannten Expert-Sets sorgen für Unmut. Das sind Fonts, die Sonderzeichen enthalten wie Ligaturen und Symbole, aber auch die für ein Betriebssystem – trotz Standardbelegung – unerreichbaren Glyphen: zum Beispiel die Brüche am Mac oder die fi- und fl-Ligaturen unter Windows.
Früher gab es nur wenige Expert-Zeichensätze. Aber mit den gestiegenen Ansprüchen der Anwender (und dem Wunsch nach einem zuverlässig funktionierenden typografischen Eurozeichen) werden sie seit einigen Jahren verstärkt produziert ... sicher auch mit Blick auf das zukünftige OpenType-Format, in dem Hunderte von Sonderzeichen ihren reservierten Platz in nur einem Font finden werden. Die FontFont-Bibliothek liefert seit rund 4 Jahren alle neuen Schriften mit Expert-Fonts aus und war einer der Wegbereiter für zusätzliche Ligaturen, Ziffernsätze und weitere typografische Leckerbissen.



Erster Print-Run, Kapitel Serif, Seite 1: verschenkter Raum am Seitenfuß, zwischen der Großdarstellung und den Textmustern, zwischen den Textmustern selbst und durch das unnötige Darstellen immer gleicher Sonderzeichen der Expert-Fonts

Nach dem Begutachten der ersten Laserdrucke hat Erik Spiekermann einen neuen Seitenaufbau entwickelt. Eine fiktive Seite enthält alle hypothetischen Anmerkungen und Verweise:
• Lieferantenkürzel (FF = FontFont; einschl. hist. Herkunft: C = Compugraphic später Agfa heute Monotype Imaging)
• FontShop-Nummer (6stellig)
• Entwurfsjahr
• Name des/der Entwerfers/in
• Schriftname (alphabetische Sortierung nach Familienname, nicht Hersteller Präfix)
• lieferbare Sprachversionen (CE = Central European, ...)
• Figurenverzeichnis eines Grundschnittes, 24 pt, dreizeilig
• Leseproben in 10 pt, vierzeilig, fester Mustertext; dazu
• Schriftschnitt-Bezeichnung sowie dazugehörige Ergänzungsschnitte (Exp, TF, ...)
• Siehe-auch-Querverweis zu verwandten/ähnlichen Schriften
• wenn vorhanden: Symbol- oder Border-Schnitte (zus. Großdarstellung im eigenen Kapitel Pi & Symbol)

Eine neue Sortierung, das Zusammenfassen von Informationen, die Verringerung von Weißräumen (was sogar für mehr Ruhe und Übersicht auf den Seiten sorgt) bringen die gewünschte Platzeinsparung – ohne dass zentrale Informationen verloren gehen. Im Gegenteil: Ob eine Schrift für Osteuropa erhältlich ist – zum Beispiel –, findet man im FontBook 4 an einer zentralen Stelle (früher musste man zwischen zwei Kapiteln hin- und herblättern).



Neues Muster-Layout: weniger Weißraum, zusammengefasste Informationen, 50 % Platzersparnis (in diesem nicht-verabschiedeten Beispiel)

Es gab eine Diskussion darüber, ob auch Small-Caps (und Swash)-Schnitte allein durch Kürzel hinter dem Schnittnamen vermerkt werden sollen (so wie oben in der Abbildung zu erkennen). Wir haben uns dagegen entschieden. Sicherlich kann man sich mit ein wenig Phantasie ausmalen, wie ein Kapitälchenschnitt aussehen mag. Doch es gibt auch Qualitätsparameter, die unter den Tisch fallen würden: Laufweite, mit Versalien oder ohne, korrekte ß-SS-Umsetzung. usw. ... Möglicherweise würden manche FontBook-Benutzer auch den wahren Ausbau einer Schriftfamilie übersehen. Fazit: die 4zeilige Kapitälchen-Darstellung bleibt drin!



FontBook-Seitenaufbau mit eingeblendetem Grundlinienraster

Herausgegeben: Do - August 11, 2005 at 03:18 nachm.         |


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