Niemand kann sagen, wie die Schrift Bodoni aus dem Jahre 1790 wirklich
aussehen sollte. Deshalb gibt es so viele Interpretationen ... und alle Bodonis
haben ihre Berechtigung (bis auf die schlecht gemachten). Wer heute eine Bodoni
digitalisiert, orientiert sich entweder am gedruckten (unscharfen) Schriftbild
der Drucke aus dem 18. Jahrhundert, oder er schaut sich die Werkzeuge (Stempel,
Gussformen, Zeichnungen dazu) im Museum in Parma an und zieht seine
Schlüsse.
Die Vertreter der ersten Variante sind der Auffassung, dass
Giambattista Bodoni bei seinen Entwürfen die Verfälschungen durch das
Drucken (Quetschrand, Papierfarbe) mit einkalkuliert habe und die gedruckten
Ergebnisse die einzig waren Bodonis seien. Das andere Lager erhebt die Stempel
zum Allerheiligen und nimmt diese 1:1 als Vorlage. Dazwischen gibt es unendliche
Varianten, und dies ist die Ursache für sehr viele, unterschiedlich
aussehende Bodonis, die jedoch alle auf der gleiche Idee
basieren.
Wie
entscheidet man als FontBook-Redakteur über die sinnvolle Reihenfolge der
auf dem Markt lieferbaren Bodoni-Interpretationen? Warum überhaupt eine
Reihenfolge? Damit zusammen passt was zusammen gehört! Die Datenbank mit
ihrer alphabetischen Logik kann diese Entscheidung nicht treffen. Einer
Bodoni Narrow von
URW++ würde eine
Bodoni
No. 1 von
Scangraphic, die formal ziemlich wenig
miteinander gemein haben. Darüber hinaus unterscheidet die Datenbank nicht,
ob eine Ziffer – hier die »No. 1« zum Beispiel –
Bestandteil des Schriftnamens ist (wie im Falle Scangraphic) oder lieferbare
Font-Pakete kennzeichnet, wie bei den Bodonis von
Elsner + Flake: Bodoni
1, Bodoni 2, Bodoni
3.
Die
Beatles 1968, nach Popularität sortiert, von links nach
rechtsWie sortiert man die Beatles? Diese Frage stellte sich mir
beim Erwerb des weißen Album 1968, das 4 Einzelfotos enthielt, die man
sich an die Wand pinnen konnte. Die alphabetische Reihenfolge schied für
mich aus, weil beliebig. Der Frauenschwarmfaktor ebenfalls (damit fiel Paul
McCartney hinten runter). Nach der kompositorischen Leistung war nicht
möglich, weil Lennon/McCartney ihre Songs gemeinsam (unter)schrieben. Nach
Intelligenz wäre vermessen. Nach Schönheit? Nach der besten Stimme?
Auch die fotografische Aufbereitung konnte ich natürlich nicht umgehen.
Nach Rücksprache mit meinem besten Freund und Beatles-Kenner
Hans-Gerhard entschied ich mich für das Sortierkriterium
Popularität. Hätte ich einen Marketing-Experten gefragt,
wäre wahrscheinlich Ringo Starr auf Platz 1 gerückt, weil
unverbraucht,
formbar und
viel
Potential.
Popularität ist sicherlich kein falscher Ansatz, wenn
man an eine Enzyklopädie herangeht. Tragen 5 Berühmtheiten den
gleichen Nachnamen, steht die bedeutendste an erster Stelle. Also versuche ich,
bei meiner Bodoni-Reihenfolge mit einer Mischung aus Popularität (viel
verkauft, viel verwendet) und Ästhetik (klasse Version, leider am Markt
erfolglos) weiter zu kommen. Mein aktuelles Zwischenergebnis sieht nun so
aus:
Bauer Bodoni, Linotype/Adobe Bodoni, Monotype Bodoni, ITC
Bodoni, E + F Bodoni, URW Bodoni, FontBureau Bodoni, Wiescher Bodonis, LH Bodoni
Classico, Lanston Bodoni, WTC Our Bodoni, Panache Bodoni, Bodoni Poster,
Rest.Zum Glück bilde ich nicht alleine die Redaktion und
freue mich, dass zwei weitere Personen diese Reihenfolge überprüfen
und gegebenenfalls korrigieren werden.