FontBook 4, Redaktionstreffen


Gestern haben wir die FontBook-Redaktion kurzfristig zusammengetrommelt. Krisensitzung? Nicht wirklich. Aber es waren gravierende Kurskorrekturen für der Produktion zu diskutieren. Der FontFinder wird eingestellt, also das alphabetisch nach Schriftnamen sortierte, separate Einzeilen-Musterbuch; an seine Stelle tritt ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis am Beginn von FontBook 4, was das Finden entscheidend verbessern wird. Querverweise entfallen, Plattform- und Formatangaben auch, ... dafür haben wir uns neue nützliche Hilfen ausgedacht ...



Das akute Problem: Wie bringt man 50 % mehr Schriften auf 20 % mehr Seiten unter? FontBook 3 brachte 1500 Seiten auf die Waage, FontBook 4 sollte 1750 Seiten nicht überschreiten. Alles was darüber geht bedeutet entweder ein buchbinderisches Vabanquespiel oder aber 2 Bände, was a) nicht benutzerfreundlich wäre und b) einen Kostensprung mit sich brächte.
Erik Spiekermann hat daher noch mal das Layout des FontBook überarbeitet: weniger Weißraum, weniger Verweise, keine Darstellung überflüssiger Schriftschnitte (zum Beispiel Expert-Fonts mit 10 Zeichen). Am Ende müssen aus den aktuell über 2000 Schriftmusterseiten rund 1700 werden; die restliche 50 Seiten werden mit redaktionellen Inhalten gefüllt.

Zwei Verweise aus dem alten FontBook entfallen ersatzlos: der Paketverweis und der Verweis zu verschiedenen Bezugsquellen einer Schrift (Alternative Verfügbarkeit, engl: Alternative Availability).


Paketverweis. Fast alle Schriften sind heute als Einzelschnitte über Webshops zu beziehen. Pakete sind ein Relikt aus alten Zeiten. FF Justlefthand findet man im neuen FontBook unter J und FF Erikrighthand unter E, dass die beiden Schriften mal als Paket FF Hands gemeinsam unter H geführt werden, ist Geschichte; den Paketnamen FF Hands und Verweise gibt es in FontBook 4 nicht mehr; im Webshop von FontShop lebt das Paket – einschließlich Preisvorteil – weiter.

Alternative Verfügbarkeit. Hiermit wurden bis FontBook 3 verschiedene Bezugsquellen für datengleiche Schriften gekennzeichnet (um eine doppelte Darstellung zu vermeiden). Dies betraf meist ITC-Schriften, die unter anderem von E + F, Agfa, Linotype und URW angeboten werden – durchaus unterschiedlich ausgebaut. In FontBook 4 wird die am besten ausgebaute Variante gezeigt, alternative Angebote anderer Anbieter findet man dann im neuen Inhaltsverzeichnis aufgeführt.

Siehe auch. Vielleicht der wichtigste Verweis heutzutage, bei einem Angebot von mehreren 10.000 Schriften. Diesen Querverweis wird es weiterhin geben, ja er wird sogar weiter ausgebaut. Mit ihm kennzeichnet die FontBook-Redaktion verwandte Schriften, die nicht direkt beieinander stehen (zum Beispiel das Las-Vegas-Paket von House Industries mit 2 Script-Fonts und 2 Display-Fonts – gleichwohl bilden sie eine thematische Gruppe). »Siehe auch« steht darüber hinaus bei Schriftinterpretationen (Baskerville <-> Mrs. Eaves), bei Schriftschnitten einer Familie, die in verschiedenen Kapiteln einsortiert sind (Bodoni, Poster Bodoni), bei ähnlichen Schriften, Varianten und dergleichen mehr. Der Siehe-auch-Verweis hilft dem FontBook-Benutzer bei der Suche nach Alternativen, ähnlichen Schriften oder Geheimtipps – eine der Kernaufgaben des FontBooks.



FontBook-Redaktionstreffen: Petra Weitz (FSI FontShop International, Herausgeberin des FontBook), Ugla Marekowa (verdeckt, FSI; Koordination), Erik Spiekermann (United Designers; Gestaltung und Beratung), Jürgen Siebert (FontShop; Redaktion), Andi Pieper (URL; Programmierung), Ulf Wrede (Creme Double; Datenbank und Produktion) und Mai-Linh Truong (FSI; Datenbank, Produktion, Koordination)


Aus dem Sitzungsprotokoll:

1. Schriftschnitte mit eingeschränktem Zeichenvorrat – Expert-, Tabular-Figures-(TF)-, Lining-Figures-(LF), Swash-, Alt-Fonts und ähnliche – werden nicht mehr als (unvollständige) 4-Zeiler gezeigt. Stattdessen wird der Grundschnittname um entsprechende Kürzel ergänzt, zum Beispiel FF Meta Regular / Exp / LF. Dies spart nicht nur Platz, sondern vermindert Redundanzen und steigert die Benutzerfreundlichkeit. Small Caps und vollständige Varianten (z. B. Inline) werden weiterhin ausführlich dargestellt. Über die Inhalte von Expert-Zeichensätzen klärt eine redaktionelle Seite in der Einleitung des FontBooks auf.

2. Die Verfügbarkeit lateinischer Fremdsprachenversionen (CE, RO, TUR ...) wird durch ein Kürzel im schwarzen Top-Balken gekennzeichnet; keine Darstellung des kompletten bzw. des sprachspezifischen Zeichensatzes (Redundanz). Über den Zeichenvorrat von Fremdsprachen-Zeichensätzen klärt eine redaktionelle Seite in der Einleitung des FontBooks auf.

3. Plattform-Angaben (Mac, PS, Unix, ...) und Format-Angaben (PostScript, TrueType, ...), die früher im gelben Balken standen, entfallen ersatzlos: FontBook ist ein typografisches Kompendium, kein Bestellkatalog (Internet).

5. Die Schriftdarstellung in der Sektion Display wird überarbeitet und von der Darstellung in den übrigen Kapiteln abweichen: einzeiliger Mustertext bei größerer Darstellung. Damit lassen sich Headline- und Display-Schriften bedeutend besser beurteilen.

6. Nichtlateinische Schriften (Thai, Japanisch, Georgisch, ...) bilden ein eigenes Kapitel, das nach Möglichkeit Bestandteil des FontBook werden soll (kein eigenes Heft). Voraussetzung: die geplante Seitenzahl von maximal 1700 bis 1800 bleibt erhalten.

7. Zeitplan: Wunschtermin für das Erscheinen von FontBook 4 bleibt Weihnachten 2005. Zitat Fontblogger »Ich möchte, dass das FontBook bei allen Schriftliebhabern auf dem Gabentisch liegt, und zwar dieses Jahr«.

Herausgegeben: Mi - August 10, 2005 at 10:23 vorm.         |


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