FontBook 4, 1. Korrektur


Eben landete einen Karton auf meinem Schreibtisch: 400 Seiten Serif (A–Z), 200 Seiten Script (A–Z) und 250 Seiten Sans (A–L). Ich bin fix und fertig. Wann soll ich die alle korrigieren? Am Wochenende? Wahrscheinlich ...


Der Stapel kam aus Eriks Büro. Er ist auf Geschäftsreise, kam also nicht dazu, seine Korrekturen hineinzuschreiben. Jetzt muss ich die erste Runde übernehmen.
Was heißt Korrekturlesen bei einem Schriftmusterbuch? Es ist eine ganz eigene Art der Durchsicht. Uns interessieren weder Rechtschreibung, noch Grammatik oder Stil ... schließlich besteht das Geschriebene im FontBook zu 99 % aus Blindtexten und einer alphabetischen Buchstabenkette. Allein die Namen Schriften, der Schriftentwerfer und Jahreszahlen könnten Fehler enthalten, die aber bei der 4. Auflage weitgehend bereinigt sind; für die korrekte Schreibweise der Neuheiten sorgt Mai-Linh mit ihrer vorzüglichen Datenbank.

Wir überprüfen auf dem ersten Laserdruck:
+ fehlt eine Schrift; wir unterscheiden zwei Fälle
  ++ fehlen Neuheiten, die in der letzten Auflage noch nicht drin waren
  ++ fehlen Schriften, die in der letzten Auflage drin waren; wenn ja, ist zu klären
    +++ fehlen sie zu Recht (redaktionelle Gründe, vom Markt genommen, ...)
    +++ fehlen sie unbeabsichtigt (Datenbankfehler, ...)
+ ist eine Schrift richtig klassifiziert (Sans, Serif, Slab, ...)
+ ist das Entwurfsjahr bekannt und ausgewiesen
+ ist der Entwerfer bekannt und ausgewiesen
+ ist die Schrift alphabetisch an richtiger Position (ITC Bodoni steht bei B, nicht bei I)
+ gibt es einen »See-also«-Verweis (zu einer verwandten Schrift); wenn ja
  ++ muss er um eine Neuheit ergänzt werden
  ++ existiert der Rückverweis von der verwandten Schrift zur Ausgangsschrift
  ++ wenn nein: gehört ein »See-also«-Verweis hin
+ stimmen die Schrift-Paket-Verweise
+ ist die richtige Schrift gezeigt (oder gab es einen technisch bedingten Austausch)
+ ist die gleiche Schrift doppelt drin (von einem anderen Hersteller); wenn ja
  ++ muss sie sehenswerte Unterschiede bieten (Form, Ausbau); ist dies nicht der Fall
  ++ fliegt eine raus und die Variante des ursprünglichen Originalherausgebers bleibt drin
+ ist der Raum auf der Seite gut genutzt
+ kann man kürzen, z. B. Expert-Sets mit nur drei Zeichen im 4-zeiligen Grid
+ gibt es Textlücken, -Löcher und andere optische Ungereimtheiten
+ andere Überraschungen

Jetzt muss ich mal hochrechnen. Wenn ich für diesen Check pro Seite etwas 1 Minute brauche, dann habe ich mit der heutigen Lieferung (850 Seiten) 850 Minuten zu tun, was 14 Stunden entspricht. Pausen und Augengymnastik mit eingerechnet wird mich der Stapel wohl 4 bis 5 Tage beschäftigen. Geht ja noch, oder?
Dann kommen Sans (M–Z), Dsiplay (A–Z; das größte Kapitel), Pi & Symbols und die Fremdsprachen-Schriften ... das wird auch noch mal lustig.



400 Seiten Serifenschriften, es geht los mit FF Acanthus und endet mit FF Zine Serif.
Jürgen Siebert

Herausgegeben: Fr - Juli 15, 2005 at 11:09 vorm.         |


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