Ein Wort des Vorsitzenden


In unregelmäßiger Folge berichtet unser FontShop-Kollege und TYPO-Manager Bernd Rudolf über den Fortgang seiner Konferenzorganisation. In der letzten Folge legte er dar, warum für ihn das Konferenzthema Play das beste aller TYPOs ist. Heute lieferte die Königlich-Schwedische Akademie für Wissenschaften in Stockholm den Beweis für seine These, einen Nobelpreis für die Spieltheorie. Weiterlesen ...


Nobelpreis für Wirtschaft: Von den Spielern lernen
von Benno Rudolf



Soeben wurde der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekannt gegeben. Er geht an Robert J. Aumann von der Hebräischen Universität in Jerusalem und Thomas C. Schelling an der Universität von Maryland für ihre Forschungen zur Spieltheorie. Die beiden Wissenschaftler hätten mit ihrer Arbeit das Verständnis von Konflikt und Zusammenarbeit erweitert und dabei die mathematische Methode der Spieltheorie als dominanten Ansatz etabliert, erklärte das Nobelkomitee.
Mit der Spieltheorie werden Motive und Beweggründe handelnder Personen erforscht, seien es Handelspartner, Arbeitgeber, ein Design-Team oder kriminelle Organisationen. Im Zentrum steht die Annahme, dass alle Beteiligten eines Handels oder eines Konflikts immer das für sie bestmögliche Ergebnis erzielen möchten. Ein einfaches Beispiel für ein spieltheoretisches Problem ist die Autofahrt in den Urlaub: Am 20. beginnen die Sommerferien. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass an diesem Tag die Autobahnen dicht sind. Also fahren wir einen Tag später. Dummerweise denken viele andere Urlauber genauso, und so entscheiden sich 50 % für den 20. und 50 % für den 21. Resultat: An beiden Tagen steht man im Stau.
Die Spieltheorie wurde 1944 von John von Neumann und Oskar Morgenstern durch ihr gemeinsames Werk »The Theory of Games and Economic Behavior« begründet. Der aktuelle Nobelpreisträger Schelling hat die Theorie seit den 50er Jahren auf weltweite Sicherheitsfragen und den Rüstungswettlauf angewendet. Er analysierte, wie der Schock über die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki einen späteren Einsatz der Waffe unwahrscheinlich machte. Er analysierte auch Alltagsprobleme, zum Beispiel nach welchen Kriterien Zuschauer ihre Plätze in einem Saal wählen oder wann in bestimmten Situationen mit Diskriminierungen wegen Geschlecht oder Rasse zu rechnen ist.
Sein Kollege Aumann hat sich auf die Frage konzentriert, wie sich das Ergebnis eines »Spiels« – zum Beispiel eines Jobs oder eines Konflikts – für die Beteiligten bei einer Wiederholung der Konfliktsituation verändert. Stichwort: Aus der Geschichte lernen. Plötzlich gewinnt die Kooperation der Beteiligten eine zunehmende Rolle und Aumann konnte zeigen, welche Bedingungen eine Zusammenarbeit fördern oder untergraben.
Das Thema Spieltheorie wird nur eines von vielen auf der wegweisenden TYPO 2006 sein, die unter dem Motto Play steht.

Ihr Benno Rudolf

PS: Die TYPO-2006-Preise bis 31. 12. 2005 (Regulärpreis)
Professionals 395,– € (595,– €)
Studenten 195,– € (595,– €)

Anmelden: www.typoberlin.de

Herausgegeben: Mo - Oktober 10, 2005 at 09:29 nachm.         |


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