Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Wir erkennen zwar kaum Unterschiede in den Wahlprogrammen, aber wenigstens bei den Schriften unterscheiden sich die Kontrahenten. Und man muss anerkennen: Manche der eingesetzten Fonts sind moderner als die dargebotenen Ideen.

Vorzüglich in der Kommunikation ist die Online-Unterstützung von Bündnis 90/Die Grünen. Als einzige Partei arbeiten sie mit einer Art Exklusivschrift, einem übertrieben konturierten Versal-Alphabet auf Basis der Fountain-Schrift Corpus Gothic Oblique von Peter Bruhn (1998). Lizenzrechtlich sauber abgewickelt hätte dies eigentlich den Vorteil, dass sie online zum Download angeboten werden könnte – die beste Voraussetzung für einheitliche Werbeauftritte bis hin zum entferntesten Ortsverband. Leider fehlt diese Option auf der entsprechenden Seite.
Aber die erstklassigen Porträts der Spitzenpolitiker lassen sich herunterladen, ästhetisch ganz weit weg vom Wahlplakat-Klische und einheitlich über die gesamte Mannschaft.



Ist es denn wirklich so schwer, Politiker mal anders zu fotografieren? Die Grünen machen es vor, wie es geht.

Die Hausschrift der FDP ist eigentlich Corporate S, die Mercedes-Hausschrift – keine schlechte Wahl für eine unternehmernahe Partei. Allerdings sieht man sie kaum im Einsatz, denn das FDP-Corporate-Design-Handbuch schlägt als Hintertürchen für die Schriftwahl vor: wenn keine Corporate S verfügbar sei, dann solle man zur Neuen Helvetica oder Arial greifen. Und damit wird die Partei visuell wieder so durchschnittlich, wie ihr Programm. Passt irgendwie wieder zusammen ...

Aktuelle Bundestagswahlplakate der 5 großen Parteien:



CDU-Bundestagswahlplakat 2005: Schrift FF Kievit



FDP-Bundestagswahlplakat 2005: Schrift Neue Helvetica Condensed



Grüne-Bundestagswahlplakat 2005: Schrift Corpus Gothic Oblique



Die Linke/PDS-Bundestagswahlplakat 2005: FF Meta, Arial (Logo)



SPD-Bundestagswahlplakat 2005: TheSans

Diskussion zur Typografie der 2005-Wahlplakate auf Slanted