Kunst oder Kitsch?


Ich bin mir nicht sicher, bei den »Maps« von Paula Scher. Sie ist eigentlich Designerin, war in den 70er Jahren Art-Director bei den Plattenfirmen Atlantic und CBS Records, gründete 1984 Koppel & Scher und trat 1991 Pentagram New York als Partnerin bei. Sie entwickelte großartige CIs, Leitsysteme, Verpackungen und Broschüren. Scher schuf in ihrem 30jährigen Berufsleben Bilder von großer emotionaler Stärke. Ihre private Leidenschaft ist das Projekt »The Maps«, typografische Landkarten im Infografik-Stil, die seit gestern in der New Yorker Maya Stendhal Gallery ausgestellt sind. Weiterlesen ...


Der Einfluss Paula Schers auf das Grafikdesign der 80er und 90er Jahre ist unbestritten. Vor allem In New York haben ihre Plakate und Bilder das kulturelle Leben beeinflusst und visuell geprägt. Scher ist Mitglied der Art Directors Club Hall of Fame und wurde mit dem Chrysler Award for Innovation in Design ausgezeichnet. 2001 wurde ihr die höchste Ehre, die AIGA-Medaille, in Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen als Designerin zuteil. Außerdem ist sie Mitglied des »exklusivsten Vereins der Welt«. 2002 veröffentlichte Princeton Architectural Press das Buch Make It Bigger, das die Geschichte ihrer Designer-Karriere aufzeichnet.



Die richtungsweisende New Yorker Designerin Paula Scher

Die Maya Stendhal Gallery in New York stellt nun ihre Gemäldeserie »The Maps« aus (2. 11 bis 17. 12. 2005). Diese Serie von 12 Gemälden ist eine faszinierende Mischung aus Landkarten und Informationsgrafiken und widmet sich den Vereinigten Staaten, Afrika, Südamerika, Florida, Europa und natürlich New York. Fein säuberlich geschriebene Länder und Städtenamen winden sich wie Höhenzüge über die Leinwand und markieren ganz nebenbei Staatsgrenzen und politische Territorien.



Paula Schers Blick auf den Mittelmeerraum, geografisch inkorrekt, typografisch very correct ...



Detailansicht Europa: Im Stile einer Infografikerin betont Scher die Bedeutung von Städten und Nationen rein typografisch durch Größe, Farbigkeit und Orientierung der Schrift

Aus dem Katalog der Maya Stendhal Gallery: »The Maps presents a series of twelve paintings of information-glutted, politically-charged maps—of the world, the United States, Africa, South America, the state of Florida in 2000—tours-de-force painted with intuitive acuity of a master colorist, to an effect of unsettling omniscience. ... ›Scher manages to portray a more elusive subject through the poetic connotations of her selection of place names, her additional musings and statistics, and an idiosyncratic use of color and texture that just as necessarily make up the identity of her subject.
In her 2002 rendition of South America, a blood-red Brazil pulses beside the landlocked pituitary of Bolivia, from which the strand of hot-pink Chile trails down to Cape Horn like a vibrant artery. The entire continent seems to simultaneously throb and sparkle in a complicated and heated dance.
Her Africa (where she has indeed spent time) is a bumpy black-and-white study in scarification, its stark tones summing up the logic of apartheid and the extremes of beauty and poverty, stunted growth and incredible wildlife. Scher’s agenda, in the end, feels heartily constructivist. Without actually painting any thing, Scher presents a way to think about a country, a continent, a world. What began as a private outpouring of anger with the media has developed into a statement about reporting the truth and showing lands that can never be truly, fully mapped. Hers is an attempt to do justice to the very idea of representing place.‹ (Nell McClister)«



Paula Scher ist überzeugte New Yorkerin und möchte nirgendwo anders auf der Welt leben. In diesem Gemälde nähert sie sich der Metropole über so nüchterne Informationen wie Postleitzahlen ...



Detailansicht: Blick auf Downtown Manhatten

Kunst oder Kitsch? Paula Schers Gemälde zählen zu den faszinierendsten Illustrationen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Man will in sie eintauchen, Details entschlüsseln, lesen und Farben aufsaugen. Kein Kitsch, nein ... aber auch keine Kunst, sondern wunderbar inszenierte, selbstironische Infografiken, die den »data overflow« aufs Korn nehmen und auf ganz eigene Art für sich nutzen.
Die »The Maps«-Diashow starten ...

Herausgegeben: Fr - November 4, 2005 at 08:55 vorm.         |


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