FIFTY|1: Das neue FontFont-Magazin 50/51 [Update]
Soeben frisch im Netz: Die 2. Ausgabe des FontFont-Schriftmuster-Magazins, mit dem Titel FIFTY|1 (kleiner Erinnerungslink zur Ausgabe 1: FORTY9). Es ist eine Doppelnummer, gewidmet den FontFont-Releases Nº 50 und Nº 51. Viel Spaß beim Blättern des 64-seitigen Journals, gestaltet von Alexander Roth und seinem Team für FontShop International (FSI), Herausgeber der FontFonts (unbedingt im Vollbild-Modus ansehen).
Das neue FontFont-Magazin als Flash-Film, bereitgestellt von Issuu (Direktadresse zum Dokument), wo es nicht geladen werden kann (bitte den Download-Link am Ende dieses Beitrags verwenden)
Neu an FIFTY|1 ist die lokalisierte Ausgabe von FontShop Berlin, mit deutschem Editorial und einer Einführung in die Office-Fonts in Deutsch; sie wird – wie FORTY9 – demnächst auch gedruckt erscheinen. Ansonsten folgt auch die aktuelle Ausgabe des FontFont-Journals dem bewährten Rhythmus: Zwischen aussagekräftigen Schriftmustern, die es zu lesen lohnt (nicht übersetzt), befinden sich als Augenschmaus wieder vierfarbige doppelseitige Typoillustrationen.
Erik Spiekermann bezeichnete diese Typopralinen anlässlich des Erscheinens von FORTY9 als »die besten Schriftmuster die ich kenne seit Berthold 1913. Das liegt vor allem daran, dass Alexander die Schriften versteht, die er abbildet.« Mit Alexander ist der junge Art-Direktor der FontFont-Magazine gemeint, Alexander Roth. Er war letztes Jahr Praktikant bei FSI, studiert am Fachbereich 2 (Medienproduktion) der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und hat sich für die neueste Ausgabe Verstärkung aus seinem Semester geholt.
FF Celeste Offc als Banknotenschrift: Eine von zehn prächtigen Doppelseiten, auf denen neu erschienene FontFonts visuell inszeniert sind (Illustration: Alexander Roth)
In seinem Editorial erinnert FontFont-Marketingchef Ivo Gabrowitsch an die Anfänge der Bibliothek. Noch bevor sie ihren Namen trug, erschien 1989 eine erste Schriftfamilie für die ein Jahr später gegründete Font-Library: Beowolf, entworfen von Erik van Blokland und Just van Rossum. Die Buchstabenformen der 3 Schnitte änderten sich nach dem Zufallsprinzip. Die heute legendäre Schrift trug bereits die drei wichtigsten Bausteine der FontFont-Philosophie in sich: ästhetische Qualität, technische Raffinesse und Esprit.
Auch die kurz darauf erschienenen Schriften folgten diesen Motiven, zum Beispiel FF Scala, FF Meta oder FF Hands. Dabei gab es zu jener Zeit weder ein offizielles Leitbild, noch einen typografischen Leitfaden für die junge Bibliothek. Außer: … von Designern für Designer.
Die neuste Schrift des polnischen Entwerfers Łukasz Dziedzic, FF Mach … nach seiner Textfamile FF Clan eine raffinierte, holzschnittartige Display-Schrift
Es war ohne Zweifel der Designanspruch, der die FontFonts weltberühmt machte. Doch Schriften werden nicht allein von Kreativen eingesetzt. Aus diesem Grund hat FSI Ende letzten Jahres die Office-FontFonts entwickelt, die in FIFTY|1 einen großen Raum einnehmen. Mit ihnen stehen Anwendern typischer Büroapplikationen jetzt Fonts zur Verfügung, die ihren Anforderungen entsprechen, den neuesten Stand der Technik darstellen und ästhetisch eine Bereicherung für die Bürokommunikation sind.
Die Kombinationsmöglichkeiten der FF Mister K Dingbats sind unendlich … und sie ist alles andere als eine kalte Digital-Piktogramm-Sammlung … was der Designer Lars Krüger wunderbar mit Rubbelfolien illustriert
Versalziffern für Tabellen sind Standard in den Office-Fonts, weil sie für Rechnungen, Preislisten und Charts unverzichtbar sind. Werden für typografisch anspruchsvolle Bürodrucksachen proportionale Mediävalziffern oder Kapitälchen benötigt, kann man auf diese über einen Extra-Font zugreifen. Wegen ihrer Stilverlinkung werden Offc-Schriften als Basic-Set geliefert (Regular, Italic, Bold und Bold Italic); sind weitere Strichstärken lieferbar (zum Beispiel Light oder Black), lassen sich diese paarweise hinzu lizenzieren, jeweils geradestehend + kursiv.
Font-Technik ist keine Geheimwissenschaft … diese lehrreiche Grafik in FIFTY/1 veranschaulicht den Unterschied zwischen TrueType-flavoured OT-FontFonts (.ttf) und PostScript-flavoured OT-FontFonts (.otf)
Dreißig der wichtigsten FontFont-Familien sind bereits als Office-Fonts verfügbar (und lösen die PostScript-Fonts ab). Im Moment wird die gesamte Bibliothek überarbeitet und in dieses Format übertragen, so dass bald weitere Offc-FontFonts folgen. Was das Format im Detail auszeichnet, lässt sich nirgends besser erkunden als in FIFTY|1. Alle Offc-FontFonts sind natürlich auf www.fontblog.de downloadbar, hier geht es zur Offc-Schriftübersicht im Shop.
Download-Links (Achtung, je 64 S, 20 MB):
• deutschsprachiges PDF von FIFTY|1
• englischsprachige PDF von FIFTY|1
[Update: Korrigierte Version jetzt im Download]
18 Kommentare
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Johannes
Gelten da nicht alle Bemerkung zu forty9 genauso?:
– Die Online-Ausgabe ist gescheitert, deswegen wird es jetzt gedruckt;
– Print-Layouts gehören gedruckt, Screen-Layouts gehören dem Bildschirm angepasst;
– Ja, die Musterseiten sind gelungen.
Oder ist neue Kritik anzufügen?:
– Hat der Fontshop nichts gelernt aus Fehlern?
– Auf einem größeren Bildschirm (hier 24″) ist das Tastaturkabel zu kurz, man kann nicht weit genug weg gehen vom Display, um es ordentlich zu betrachten.
– Diese Simulation des Umblätterns ist immer und überall peinlich, hässlich, langsam und unpassend: eine quasiromantische Simulation eines anderen Mediums. Wie die immer gleichen LP-Kratzer-Samples auf einer CD.
Vorsorglich bestelle ich sofort die gedruckte Ausgabe dieses Musters.
Jürgen Siebert
Es gelten die selben Antworten:
• Dem Bildschirmschriftmuster gehört die Zukunft
• Wir befinden uns in einer Übergangsphase des Lesens, vom Papier hin zum Bildschirm
• natürlich lernt FontShop aus seinen Fehlern
• ich kann gar nicht dicht genug herangehen, an die vergrößerten Seiten, um die sympathischen Details zu entdecken (wahrscheinlich ein Augenproblem)
• die Simulation des Umblätterns stört kein bisschen, es sei denn, man argumentiert ideologisch
• iPad-ready
Ivo
Im Prinzip gilt noch immer mein Kommentar zu FORTY9.
Peter Klein
@Johannes; Druck’s dir doch aus, du Querkopf … Fontshop stellt es ja auch als PDF zur Verfügung.
Johannes
Hallo Jürgen,
selbstverständlich weiß ich, dass der FontShop lernfähig ist, das sieht man ja sofort daran, dass 49 dann doch gedruckt wurde und dass 50/1 iPad-ready ist. Und dass Du immer fix antwortest.
Klar, für die Details ist das Gedruckte immer zu klein – aber für die Details ist der Bildschirm immer zu grob mit seinen ca. 90 bis 132 ppi. Für den Gesamteindruck, die Übersicht, da ist das nicht so gelungen – vergleiche auch die Schriftmusterbücher von Linotype und FontShop mit ihren unterschiedlichen Papieren.
Und, Peter Klein: Ausdrucken wäre eine Notlösung: weder die Farben noch die Auflösung der Drucker reichen an einen Offsetdruck ran. Ist selbst diese Banalität schon nicht mehr bekannt?
robertmichael
> Dem Bildschirmschriftmuster gehört die Zukunft.
das kommt aber eher auf den einsatz der schrift an. print oder screen. wenn ich eine schrift für print suche dann ist mir ein gedrucktes muster 1000 x lieber.
ich ich ich
Seit wann ist Strg-F denn ‚fett‘ ? Das ist doch in jedem Programm der Welt suchen (‚find‘) und in allen Programmen mit formatierter Eingabe ist Strg-B (‚bold‘) fett, oder ?
Alexander
@ ich ich ich: mein fehler, sorry.
Ivo
Eigentlich sogar meiner, wenn ich mich recht erinnere. Hier zeigt sich übrigens ein Vorteil digitaler Schriftmuster — es kann einfach ausgetauscht werden.
@robertmichael: Ist mir prinzipiell auch lieber. Allerdings werden sich langfristig einfach die Gewohnheiten der Betrachter ändern, ob wir das nun gut finden oder nicht. Konkret kann man das z.B. schon daran sehen, dass der Wunsch nach der gedruckten Broschüre fast ausschließlich aus Deutschland und Europa zu uns dringt. Andere Länder scheinen da schon viel selbstverständlicher mit Bildschirmschriftmuster umzugehen.
Jürgen Siebert
Dort (in den USA) gibt es auch Schriftenhäuser, die noch nie ein gedrucktes Schriftmuster versendet haben und trotzdem seit Jahren ordentlich Geschäfte machen.
Nick Blume-Zander
Gibt es denn kein Abo auf sowas? ;)
SEB
Kann es sein, dass im „deutschsprachigen PDF“ ab Seite fünf nur noch Englisch zu lesen ist?
till1
warum sind eigentlich stilverlinkungen in den „normalen“ layoutschriften nicht implementiert? aus marketing- oder technikgründen?
Jürgen Siebert
@SEB: Richtig, wir haben mit dem Übersetzen aufgehört, als Strg-B zu Strg-F wurde … dann hat uns der Mut verlassen ;-)
@till1: Stilverlinkungen sind in der Designwelt unüblich. Erstens gibt es in Programmen wie Adobe InDesign u. a. keine Bold- und Italic-Knöpfchen, um eine Stilverlinkung abzurufen, Zweitens sind Typografen daran gewöhnt, ALLE zur Verfügung stehenden Schnitte einer Schrift im Schriftmenü zu finden … auch weil sie – Drittens – meist mir mehr Stilen arbeiten als mit Bold, Italic, zum Beispiel Light, Black, Extra Bold usw.
Ivo
Ein gewisser Nachteil bei Stilverlinkung ist auch, dass die Fonts nicht einzeln verkauft werden können – deshalb gibt es ja unsere Sets. Designer lizenzieren noch deutlich öfter Fonts einzeln nach Bedarf, also z.B. eine FF Tisa Thin und eine FF Tisa Bold Italic. Stilverlinkt müssten sie mindestens vier Schnitte lizenzieren (Thin + Italic sowie Bold + Italic), den Vorteil der Stilverlinkung aber gar nicht nutzen und sich sogar betrogen fühlen. Das Ganze ist keinesfalls ein Marketinggrund, ehrlich gesagt wäre mir persönlich ein Font der alles kann am liebsten. Aber da jede Plattform, jedes Programm und jeder Einsatzbereich eigene Rahmenbedingungen stellt, ist diese Handhabung unumgänglich und aus Sicht von FontFont die Aufteilung in OT und Offc die bestmögliche Variante.
till1
danke für eure antworten – das einzelschnitt-kaufargument leuchtet mir ein.
wobei mir ja eine offc-version, die nicht gegenüber den ot-varianten feature-beschnitten ist, am liebsten wäre.
wenn ich mit meiner designer-version word- und powerpoint-templates erstelle und entsprechend bold/italic/… vordefiniere, funktioniert das dann mit der office-version vom kunden richtig? ich will jetzt ungern nur dafür zusätzlich zur ot-variante auch noch eine offc-lizenz erwerben.
Ivo
Die Offc-Versionen sind dafür aber ca. 20% günstiger als die Feature-reichen OT-Fonts und Kompromisse sind einfach unumgänglich. Die Fonts sind halt optimiert auf aktuelle durch entsprechende Software und Arbeitsumgebungen auferlegte Bedingungen.
Dein Fallbeispiel funktioniert nicht, denn bei den meisten Office-Programmen wird bei fehlendem Font (und das ist er so oder so, denn er heißt ja auch anders) gar nicht gefragt, welcher Font stattdessen verwendet werden soll, sondern automatisch ersetzt. In einem solchen Fall müsstest du tatsächlich selbst mit den Offc-Fonts arbeiten.
Florian
@Jürgen, Ivo: Kleine Ergänzung: Es gibt zwar kein Extra-Knöpfchen, trotzdem lassen sich Stilverknüpfungen auch in InDesign nutzen: standardmäßig über die Tastaturbefehle ⌘⇧-B und -I (mit den holprigen Beschreibungen ›Fett-‹ bzw. ›Kursivdruck anwenden‹). Das schöne dabei: anders als mit ⌘⇧-H (Kapitälchen) wird der Befehl nur ausgeführt, wenn denn auch tatsächlich eine Stilverknüpfung im Font angelegt ist.