Fehlstart beim SPIEGEL-iPhone-App [Update]

Am vergan­genen Freitag wurde das lang erwar­tete iPhone-App des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL von Apple frei­ge­geben. Wie verspro­chen, kam die Digitalversion des morgen erschei­nenden Heft 8 dann am gest­rigen Samstag um 22:00 Uhr heraus, zum »Einführungspreis« von 2,99 € (Preis der Printausgabe 3,80 €; geplanter Preis des iPhone-Papers 3,99 €). Doch was viele Leser auf ihrem Mobilgerät empfingen, war keines­falls die verspro­chene komplette Ausgabe: es fehlten Abbildungen und Heftteile; ganz selbst­ver­ständ­lich fielen auch die Anzeigen unter den Tisch (und der Kultur-SPIEGEL eben­falls). Inzwischen äußern Benutzer ihren Unmut per Kommentar im App-Store und werten die Applikation ab. Auch im SPIEGEL-Forum kommt das Programm nicht gut weg.

Dabei sah alles zunächst gut aus. Der SPIEGEL-E-Reader geht selbst­be­wusst einen anderen Weg als zum Beispiel das Magazin stern oder die BILD-Zeitung. Statt die aktu­ellen Inhalte des Internet-Portals handy­ge­recht zu präsen­tieren (stern) oder eine Verkleinerung der Print-Version als PDF anzu­bieten (BILD), setzt der SPIEGEL auf den klas­si­schen Reader, der die Inhalte der aktu­ellen Druckausgabe für das Lesen am Kleinbildschirm neu umbricht. Gekaufte Exemplare werden in einem Archiv abge­legt und sind dort jeder­zeit verfügbar. Auf Wunsch kann man sich zusätz­lich die tages­ak­tu­ellen Seiten von SPIEGEL online in der glei­chen Applikation ansehen.

Mittels Demoheft, das zur Grundausstattung des kosten­losen SPIEGEL-Readers gehört, können sich neue Benutzer mit seiner Logik vertraut machen. Das Lesen beginnt durch das Aufrufen des einspal­tigen, bilder­losen Inhaltsverzeichnisses (siehe Abb. oben rechts). Wie in der gedruckten Ausgabe stehen tradi­tio­nell die Titelgeschichte an erster Stelle (auch wenn sie, je nach Schwerpunkt, irgendwo im Heft beginnt) und die »Briefe« (übli­cher­weise auf S. 6 ff anzu­treffen) ganz am Ende, gemeinsam mit »Impressum«, »Register«, »Personalien« und anderen Rubriken. Die »Hausmitteilung« (andere Medien nennen das »Editorial«) steht nie im SPIEGEL-Inhaltsverzeichnis, also auch nicht in dem der E-Reader-Datei, mit der unan­ge­nehmen Folge, dass die Vorrede im digi­talen SPIEGEL unauf­findbar bleibt – viel­leicht ist sie da, aber es führt kein Weg zu ihr. Die Navigation irri­tiert all jene Stammleser, die das gedruckte Heft von vorne beginnen und sich langsam durch­ar­beiten … das iPhone-App erfor­dert hier radi­kales Umdenken. Wer den SPIEGEL übli­cher­weise von hinten liest … dazu später mehr.

Beginnen wir mit der Titelgeschichte. Auf dem E-Reader öffnet sie sich, wie alle Artikel, als einspal­tige Miniseite, mit einem Aufmacherfoto, zentrierter Headline, eben­falls zentriertem Introtext und links­bün­digem Haupttext. Ist man mit dem Lesen am Ende des Bildschirms ange­kommen, wischt man die Seite nach links und der Reader präsen­tiert den Folgetext auf Seite 2. Die Möglichkeit seiten­weise zu blät­tern ist zwar typisch E-Reader, wider­spricht jedoch der iPhone-Gepflogenheit, auch längere Passagen vertikal zu scrollen (Fotoalbum, App-Store-Bestsellerlisten, Webseiten, usw.).

Beim E-SPIEGEL geht es ausschließ­lich hori­zontal vorwärts, Abschnitt für Abschnitt, 100 Prozent Text, keine Abbildungen. Wie ein Vergrößerungsglas schwebt das Reader-Guckloch von links nach rechts über die eigent­lich verti­kalen Textspalten der (nicht vorhan­denen und doch über allem schwe­benden) Druckausgabe. Verwirrend. Beim aktu­ellen Heft ergeben sich so 43 Seiten Titelgeschichte, bei mitt­lerer Schriftgröße. Eine Mischung von Text und Bild findet nicht statt. Kippt man das iPhone um 90 Grad, öffnet sich eine Galerie inklu­sive Bildunterschriften mit allen zum aktu­ellen Beitrag gehö­rigen Fotos. Das Entkoppeln von Foto und Text ist redak­tio­nell gesehen ein Desaster und tech­nisch unnötig. Ein Video auf dieser SPIEGEL-Seite demons­triert die typi­schen Handgriffe des neuen SPIEGEL-Blätterns.

Das Lesen funk­tio­niert eini­ger­maßen. Es funk­tio­niert viel­leicht besser, als das Schweben über eine gestal­tete PDF-Seite, in die man unent­wegt hinein- und heraus­zoomt. Ein Genuss ist dieses Lesen keines­wegs. Es fehlt der Überblick, es fehlen die opti­schen Aufmunterungen. Alle Beiträge sind Null insze­niert. Kein Foto, keine Grafik kämpft um meine Aufmerksamkeit. Allein die beiden Zeilen im Inhaltsverzeichnis müssen für einen Artikel werben. Das geht oft schief, wenn es zum Beispiel im Kulturteil  nichts­sa­gend heißt: »Musik – Pure Romantik« oder »Sprache – Nur mit der Mutter«. Der Leser weiß auch nie, wie viel Lesestoff sich hinter einem Eintrag verbirgt … er kann von einem seiten­langen Interview bis hinunter zu einer kurzen Meldung auf einer Auftaktseite reichen (zum Beispiel »Szene« oder »Sport«).

Na gut, viel­leicht gewöhnt man sich daran. Was den SPIEGEL jedoch veran­lasst zu glauben, dass Menschen demnächst 3,99 € für den Torso einer digital herunter gebro­chenen Papierausgabe ausgeben, ist mir ein Rätsel. Tatsächlich entspricht die E-Reader-Ausgabe quali­tativ und auch quan­ti­tativ nicht der gedruckten Ausgabe. Die Lieferung der Anzeigen ist per se nicht vorge­sehen. Das mag mancher begrüßen, im SPIEGEL jedoch sind Anzeigen schon immer mehr als »nur Werbung«. In Deutschlands wich­tigstem Magazin werden Marken Aufsehen erre­gend einge­führt, hier pflegen Weltunternehmen mit viel Geld und Qualität ihr Image. Das will ich auch auf dem iPhone sehen. Wenn nicht, böte ein E-Reader die wunder­bare Möglichkeit, Werbung auf Wunsch ein- oder auszu­schalten. Leider scheint der einmal im Monat beilie­gende Kultur-SPIEGEL eben­falls nicht zum digi­talen Lieferumfang zu gehören.

Zurück zur guten Hoffnung. Ich unter­stütze den Wunsch des SPIEGEL, sich redak­tio­nelle Arbeit vom Leser ange­messen entlohnen zu lassen: Grünes Licht für kosten­pflich­tige ePaper. Aber hier stehen Preis und Leistung in keinem Verhältnis. Mehr als 0,99 € dürfte ein SPIEGEL-ePaper dieser Art auf dem iPhone nicht kosten. Ein Vergleich mit der BILD-Zeitung: 1,59 € monat­lich (bezie­hungs­weise 3,99 €/Monat inklu­sive PDF der BILD) scheint im Moment eine realis­ti­sche Preisgestaltung.

Doch der SPIEGEL ist ein Leitmedium, alle wollen von ihm lernen. Darum rauschte der kosten­lose Reader auch binnen weniger Stunden auf Platz 1 der App-Store-Download-Charts. Viele der neugie­rigen Kunden werden heute die erste offi­zi­elle Digitalausgabe kaufen und enttäuscht sein. Ein Rumpfexemplar landet auf ihrem Apple-Smartphone. Bei mir fehlen fast alle Abbildungen (siehe Titelgeschichte, Abb. oben rechts) und mit den Leserbriefen endet mein Heft (siehe Abb. oben links). Wie zuvor beschrieben heißt das glück­li­cher­weise nicht, dass mein elek­tro­ni­sches »Heft« nach Seite 6ff abbricht … die »Leserbriefe« erscheinen in der Digitalausgabe erst kurz vorm Ende, doch anschlie­ßend kämen noch »Register« sowie die beliebten »Personalien« und »Hohlspiegel/Rückspiegel«. Sie fehlen in meiner Datei, für einen SPIEGEL-Leser, der hinten anfängt, ein Super-GAU.

Fazit: Die Überführung des gedruckten SPIEGEL in einen E-Reader ist miss­glückt. Es fehlen nicht nur essen­zi­elle Werkzeuge (Vollbild-Titelseite, Lesezeichen, Suche, Zitierfunktion), der Dialog zwischen Text und Bild – eine Stärke der SPIEGEL-Redaktion – wurde komplett aufge­geben. Als Stammleser irrt man orien­tie­rungslos durch Textwüsten. iPhone-typi­sche Funktionen (Vergrößern auf Tipp, Zoomen, Text-Bild-Integration, Weiterleiten/Empfehlen per Mail, …) werden igno­riert. Die gerade für diese Plattform zu erwar­tende Raffinesse im Detail fehlt gänz­lich. Für ein solch dürf­tiges Ergebnis den glei­chen Preis verlangen zu können wie für ein gedrucktes Exemplar ist eine Utopie … der SPIEGEL wird das nicht durch­halten. Und wenn doch, weil die Umrechnung des Drucklayouts ins E-Reader-Format quasi auto­ma­tisch und damit kostenlos abfällt, schadet diese App dem Ruf des Magazins. Viel schlimmer noch: Seine Entwicklung scheint für die Katz, denn das momen­tane Konzept kann unmög­lich auf das demnächst erschei­nende Apple iPad über­tragen werden, wo das Zusammenspiel von Wort und Bild Pflicht sein wird.

PS: Typografisch gesehen ist der SPIEGEL im Reader genauso lieblos gestaltet wie SPIEGEL online … durch­ge­hend „falsche“ Anführungszeichen und Apo’strophe, die im aktu­ellen Fall nicht mit Browserkompatibilitäten erklärt werden können. Neu hinzu­ge­kommen sind harte Trennun-gen, Rückstände aus dem Printlayout, die eben­falls nicht sein müssten; sie sind die Folge des varia­blen Umbruchs (der Reader bietet drei Schriftgrößen an), und ließen sich durch das Verwenden weicher Trennzeichen vermeiden.

[Update]
Andere über den neuen SPIEGEL-iPhone-Reader:
• Christian Jakubetz, JakBlog: »Schluder-Spiegel«
• Christoph Maier, Macomber’s Posterous: »Den iPhone-Spiegel werde ich …«
• Harald Taglinger, Telepolis: »Spieglein, Spieglein im Gerät«
• Ansgar Warner, E-Book-News: »Unglaublicher Guido für die Westentasche«
• Horst Müller, Blogmedien: »Das ›Spiegel-i‹«

Neu: Durcheinander bei der Abrechnung (siehe mein Kommentar # 19).


19 Kommentare

  1. Sebastian

    Spiegel Leser vermissen mehr!

  2. Clara

    Bei mir sind alle Bilder drin?!! Scrollen in einem 40 Seiten langen Artikel wäre übri­gens aus profes­sio­neller Usability-Sicht ein Desaster. Warum? Darum: Woher willst Du wissen auf welcher Seite du bist? Wie lang ist ein Artikel? Stell Dir vor es ruckelt im Bus und dann musst Du die Zeile auf der inzwi­schen verrutschten Seite wieder­finden. Beim Blättern einfa­cher. Da weiß ich viel­leicht, dass ich vor kurzem auf Seite 13 war.

    Insofern finde ich das Blättern, eine Lösung mit Substanz. Da hat sich wirk­lich mal einer Gedanken gemacht.

  3. Thierry

    Clara: Die Orientierung beim Scrollen geschieht (wie am Desktop gewohnt) durch die Beurteilung der Grösse und Position des Scrollbalkens. Siehe New York Times App, die so ziem­lich alle diese probleme besser löst.

  4. Martin

    Warum ist es selbst für Qualitätsmedien wie ›Spiegel‹ oder ›Zeit‹ scheinbar unmög­lich, eine korrekte Zeichensetzung zu verwenden? Können die Redakteure oder deren Administratoren, die die Artikel einstellen, ihre Tastatur nicht recht bedienen? Liegt das Problem in deren MS Word, das die auto­ma­ti­sche Anführungszeichenkorrektur ausge­schaltet hat oder aber in den CM-Systemen? Lässt sich kein Plug-In für Typo3, Drupal oder wasauch­immer kreieren, das über alle Texte vor Veröffentlichung fliegt und Apostrophe ebenso wie An- und Abführungen analy­siert und korri­giert? Haben deut­sche Qualitätsmedien ihren Lektoren für die Online-Auftritte vom Dienst suspen­diert oder gilt »die Anderen machen’s doch auch so«?! Mich mach es traurig und Wolf Schneider sicher ebenfalls …

  5. Hans Wurst

    Ganz am Rande dieser Diskussion will ich mal loswerden, dass man trotz allem auch die eigenen Beiträge vor der Veröffentlichung doch noch mal durch­lesen sollte. Viele Tippfehler lassen den Text in Verbindung mit der Kritik, der Botschaft, nicht mehr ganz so sehr zur Wirkung kommen.

  6. Clara

    Thierry: Danke für den Hinweis. Ja das ist interessant.

    Was ich genau meinte ist, dass es hier ja um Print-Inhalte geht. Das versuche ich ich bei meiner Argumentation mitzu­denken und betrachte daher auch die Ausdrucks-Möglichkeiten differenziert.

    Die NYT App bezieht die Online-Inhalte – das ist irgendwie ein Unterschied. Womöglich erst für das iPad wird die NYT die Print-Inhalte darstellen. Und ja, es stimmt: Online-Inhalte erfor­dern andere Darstellungsmöglichkeiten, die dann auch ausge­schöpft werden sollten.

    Bei der Visualisierung von Print-Inhalten auf dem iPhone muss man bedenken, dass es sich hier um eine Ausgabe der Print-Inhalte handelt. Insofern finde ich immer noch blät­tern… zur Orientierung des Nutzers eine gute Lösung. Es geht ja eher in Richtung Buch als Webseite.

    Gut finde ich auch, wenn man immer beide Lösungen abwägen würde: Natürlich habe ich mir vorge­stellt, wie ein 40 Seiten langer Artikel zu scrollen wäre. Da fällt mir spontan ein:

    – woher weiß man dann am Anfang, wie viele Seiten der Artikel hat? entweder „du, lies mal den zweiten Artikel, der ist inter­es­sant und gar nicht so lang“ oder: „du lies mal den zweiten Artikel, der ist inter­es­sant und nur 14 Seiten lang.“

    – wie sage ich meinem Kumpel auf welcher Seite was ist? „du such mal da wo der Scrollingbalken mittig ist, zwischen den Worten Ökologie und Windrad.“

    – und noch ein paar mehr

    Ich fände es inter­es­sant, was du für pro Argumente für das Scrollen hast (außer das bei Apps die Webinhalte zeigen, dass so üblich ist). Ich lass mich gern über­zeugen. Vielleicht habe ich von der Usability her gesehen noch nicht ganz in die rich­tige gedacht? Wenn ja, würde mich inter­es­sieren warum.

    liebe grüße

  7. sonja

    Clara: good point. finde auch das es besser ist IMMER das für- und wieder abzu­wägen und (wie du es ausdrückst) „mitzu­denken“, dass hier der content eines PRINT-maga­zins opti­miert für das iPHONE darge­stellt wird. wenn’s das ipad wäre, gäbe es viel­leicht noch ganz andere optionen. aber für das iphone ist die app echt elegant: KISS (keep it short and simple) :-)

  8. sir

    Wurde hier einfach so mir nichts dir nichts der Kommentar zu deinen Tippfehlern gelöscht Jürgen?

  9. peter

    Clara, irgendwie seh ich das völlig anders.
    Print-Inhalte? Was soll das sein?

    Der Spiegel hat Inhalte, und die werden einmal gedruckt und einmal auf einem Bildschirm darge­stellt. Nur weil der gedruckte Spiegel Seiten hat, muss doch nicht die iphone Applikation auch Seiten haben. Es geht darum die Inhalte passend zum Medium best­mög­lich aufzu­be­reiten. Ob die Inhalt auch gleich­zeitig in einem Magazin veröf­fent­licht werden, ist doch völlig irrelevant.

    Ein gutes Beispiel für sinn­volles Aufbereiten und Navigieren ist meiner Meinung nach die wiki­pedia app. Vertikales Scrollen ist einfach viel ange­nehmer und gerade auf dem iPhone sehr smooth. Zur Navigation könnte man am Start eines jeden Artikels die Zeichenanzahl angeben + eine Art Inhaltsverzeichnis mit Verlinkungen zu den einzelnen Abschnitten (bei längeren Artikeln).

  10. peter

    @sir: wäre nix neues ;) mal sehen was diesmal dran ›schuld‹ ist/war.

  11. Karen

    peter:

    hier apples erfolgs­re­zept: Wer neue Wege gehen will, muss alte Pfade verlassen. (Manfred Grau)

    stimme clara zu, denn es ist nicht zwin­gend das erfolg­reichste konzpet einfach ideen der wett­be­werber zu adap­tieren. man muss prüfen was passt. und ich finde das passt zum SPIEGEL.

  12. Johannes S.

    @Martin, #4:
    Das liegt nicht daran, dass Redakteure (m/w) die Artikel schreiben, sondern an den Grafikern (m/w). Sieh Dir doch beispiels­weise die Kommentare im Fontblog an, sieh Dir belie­bige Reklame und Prospekte ohne rich­tiges Lektorat an — dann weißt Du, dass «wir» Grafiker keinerlei Ahnung von Grammatik und Rechtschreibung haben.

    @Jürgen und die Anderen, v. a. Pascal, # 12:
    Das ist zu teuer? Die ganze redak­tio­nelle Arbeit, aber nicht durch Reklame finan­ziert — und trotzdem nur 19 Cent mehr! Das ist unglaub­lich, aber wohl keine Modell zum Geldverdienen mit Inhalten für mobile Geräte oder Internet. Genau, der Spiegel muss die Messlatte hoch­legen, auch preislich.

  13. Pascal

    Danke für den Beitrag! Sehr infor­mativ! @Clara: Es gibt keine 40 Seiten langen Artikel-ich finde daher die Darstellung auch ziem­lich daneben. Wo sind die Bilder, wo die „Dramaturgie“? Ich bin eben­falls ein Rückwärtsleser, welche Leseeinstiege werden mir geboten?

    Ich finde das alles halb so wild, wenn der Preis von 3,99 nicht wäre. Und bin daher zu 100% bei Jürgens Meinung, das ist maximal 99 Cent wert. Der Spiegel sollte, gerade als Leitmedium, die Messlatte hier hoch legen, damit man irgend­wann davon träumen darf, dass in dieser Branche auch online rentabel gear­beitet werden kann…

    Schade, schade…ich bin sehr enttäuscht!

  14. Karen

    klaro gibt es 40 seiten lange artikel. sogar noch längere. :) und bilder gibt es auch. leider nicht im text. aber das ist liegt viel­leicht daran, dass das display vom iphone viel­leicht nicht groß genug ist? das ist auf jeden­fall aber defi­nitiv was für größere displays. oder? :) viel­leicht machen die nochwas am preis. 2.99 fände ich okay. schließ­lich werkeln da ja fleis­sige redak­teure dran, die bezahlt werden wollen. :)

  15. Jürgen Siebert

    Karen scheint eine dieser flei­ßigen Redakteur(innen) zu sein. Anders kann ich mir das Beifallklatschen nicht erklären: Ja, man könnte vieles verbes­sern, aber der SPIEGEL hat alles richtig gemacht. Was denn nun?

  16. Yoram Blumenberg

    @ Karen

    »[…] schließ­lich werkeln da ja fleis­sige redakteure […]«

    @ Johannes

    »[…] Das ist zu teuer? Die ganze redak­tio­nelle Arbeit, […]«

    Das kann ich mir beim besten Willen nicht so vorstellen. Die Redakteure, Textarbeiter, Fotografen und Grafiker arbeiten nicht durch die iPhone-App mehr, da der gleiche Inhalt zuvor schon für die Printausgabe erstellt wurde; ihre Inhalte werden aber eindeutig zweit­ver­wertet ohne das sie (wahr­schein­lich) mehr Honorar bekommen. Ich habe mehrere Jahre für einen großen berliner Zeitungsverlag für eine berliner Tageszeitung Infografiken erstellt — damals bekamen wir zusätz­liche Honorare beim Abdruck in anderen Objekten des Verlages … heute ist das wohl nicht mehr so. Ein Verlag = ein Honorar.

    Der Spiegel Verlag wird kaum manuell die Inhalte der iPhone App bauen lassen, daher ist’s wohl mit mehr oder weniger einma­ligen Entwicklungskosten für das Tool zur Aufbereitung der Inhalte für’s iPhone App getan; plus zusätz­li­cher gerin­gerer Wartungskosten.

    Möglicher (verein­fachter) Workflow:

    Inhalt (Redakteur/Fotograf/Grafiker) → Datenbank
    Printausgabe: Datenbank → XML → InDesign
    iPhone: Datenbank → XML → iPhone App
    Online: Datenbank → CMS

    Meine Meinung: Ein Preis von 99 Cent pro Ausgabe für’s iPhone fände ich ange­messen — im Vergleich zur inhalt­lich glei­chen gedruckten Ausgabe.

  17. Christian

    In meiner Ausgabe 08/2010 fehlen „Hohlspiegel“, „Personalien“ und „Register“ ebenso. Außerdem gibt es eine Rubrik „Default“. Das kann doch kaum Absicht sein …

  18. Pascal

    Also es kann doch nicht sein, dass ein kleiner Haufen idea­listen den E-Spiegel abon­niert, weil da flei­ßige Redakteure werkeln und man das anerkennt…

    Niemand bezwei­felt das, aber trotzdem möchte ich doch in der Masse den Kunden begeis­tern, Stichwort: Mehrwert. Bedauerlicherweise kann ich keinen erkennen…ich bin wie sicher­lich viele andere Leser auch jemand, der gerade die Rubriken (Hohlspiegel, Personalien etc pp) gerne liest. Die Mischung zwischen guten Artikeln und kurz­wei­ligen Elemente machen doch ein gutes Magazin erst aus. Wo ist also mein Entertainment als Leser. Ich möchte bitte schön für 3,99 ein wenig Spass beim lesen haben und nicht nur das Gefühl bekommen, man hat mittels einer tech­ni­schen Aufbereitung eine neue Geldquelle dazu gewonnen.

    Das App böte massig Möglichkeiten das starre Printraster zu durch­bre­chen und span­nende Multimediale Elemente einzubinden.siehe Spiegel online, von diesen Möglichkeiten wird aber kaum etwas genutzt, anstatt dessen habe ich eine total lang­wei­lige Adaption des Prints in ein Readerformat und das auch noch für 3,99 also teurer als das „Original“. Das Argument mit der fehlenden Werbung finde ich ungültig, denn auch der Rest ist am Ende nicht quali­ta­tiver als das Printprodukt.

    Fazit für mich ist also, wenn der Spiegel sich an der Stelle ncihts einfallen lässt, sehe ich absolut gark­einen Grund auf mein Printabo zu verzichten, denn wenn ich nichts verpasse im Reader, dann kann ich auch gleich bei meiner Printversion bleiben, die mir haptisch und physisch natür­lich besser gefällt.

    Allerdings könnte man schon fast die Frage stellen, ob genau das die Absicht war…das man eben nichts verpasst-also die Begehrlichkeit des Printobjekts nicht gefährden…Gefährliche Strategie…

  19. Jürgen Siebert


    Das Drunter und Drüber geht weiter, jetzt beim Bezahlen. Ich habe eben mal im Internet unter http://​www​.spiegel​.de die Seite »Mein Spiegel« aufge­rufen, die sich jeder Print-Abonnent (und nun auch iPhone-Abonnent) anlegen kann oder muss. Weil ich den Zugang zu dieser Seite am Samstag – nach Aufforderung – in meiner iPhone-App einge­tragen habe, sind dort alle Aktivitäten regis­triert: um 22:18 Uhr ange­meldet (»Anmeldung 113«), um 22:19 Uhr »1 Artikel, Preis 3.7 Euro mit Abo gekauft« (Wieso Abo? Verstehe ich nicht), um 22:19 Uhr »Bestellung von IPhone E-Paper ab 14.02.2010«, um 22:21 Uhr »Download zum iPhone 8/2010 (DER SPIEGEL«) und wenige Sekunden später »Erfolgreicher Download zum iPhone 8/2010 (DER SPIEGEL)« … ich weiß aller­dings, dass dieser Download nicht erfolg­reich war (siehe oben).
    Nun frag’ ich mich: Wo kommen die 3,60 € auf einmal her. Habe ich etwa zusätz­lich zu den 2,99 € für den iPhone-Download das gestal­tete ePaper gekauft? Wird das eine gegen das andere verrechnet? Fragen über Fragen.

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