Es geht nicht um teuer oder billig

Diese Diskussion führe ich gerne. Die Kommentare zu meinem Beitrag »PAGE-Leser aufge­passt: billige Schriften« konzen­trierten sich bald um das Thema: Wieviel dürfen Schriften kosten. Das ist in meinen Augen die unwich­ti­gere Baustelle. Niemand geht in ein Autohaus und beschwert sich über die Preise von Automobile. Da gibt es auch nicht viel zu disku­tieren. Verkaufspreise ergeben sich in der Wirtschaft aus diversen Parametern: Entwicklungskosten, Gehälter, Materialeinsatz, Verwaltung, Werbung, Marketing, Handelsspannen. Am Ende ergibt sich ein Verkaufspreis, der entweder akzep­tiert wird oder abge­lehnt wird. Im zweiten Fall muss ein Hersteller seine Strategie über­denken, Einsparungen in die Wege leiten und den Verkaufspreis nach unten anpassen.

Worum geht es in der Angelegenheit »billiger Schriften« wirk­lich? Es geht im konkreten Fall (nur ein Beispiel, es gibt viele andere und meine Worte zielen nicht auf Softmaker) … im konkreten Fall geht es um die Haltung. Es geht um die Haltung auf zwei Seiten: die Haltung hinter dem Geschäftsmodell und die Haltung der Kunden, die mit diesem Geschäftsmodell ange­spro­chen werden sollen.

Zum Geschäftsmodell. Da werden also Schriftdaten aus den »70er und 80er Jahren« ange­boten, die sich – jetzt zitiere ich doch mal wört­lich – »amor­ti­siert« hätten. »Amortisierung« ist das Zauberwort, das einen unge­schützten Rechtsraum im Schriftdesign umschreibt. Anders als in der Popmusik oder der Fotografie, ist der krea­tive Wert/Anteil beim Schriftentwerfen kaum urhe­ber­recht­lich schützbar.

(Man stelle sich mal vor, das wäre bei der Unterhaltungsmusik anders … dann würden selbst ernannte »Musikliebhaber« 500 Songs aus den 70er und 80er Jahren, die sich längst »amor­ti­siert« haben, auf DVD für 19,90 Euro bei Ebay anbieten … prak­tisch zum Selbstkostenpreis … in unsere Augen eine Unanständigkeit ersten Ranges, denn niemand von uns käme auf die Idee, selbst gebrannte Musik an Freunde zu verkaufen.)

Was man aller­dings marken­recht­lich schützen kann, sind die Namen der Schriften (siehe auch im Fontblog vom 28. 02. 2006: »Vier Arten, eine Schrift zu schützen«). Unternehmen wie Softmaker kennen den unge­schützten Rechtsraum für Schriften und umgehen ihn bewusst:

  • sie geben ihren Schrift-Klones neue Namen und
  • veröf­fent­li­chen eine Refernztabelle zu den geschützten Originalnamen (infiniType-PDF)

Damit erspart man sich Lizenzkosten an die ehema­ligen Herausgeber der Schriften (die sie entwi­ckelt und bekannt gemacht haben) und Tantiemen für die Entwerfer der Schriften.

Noch mal der Vergleich zum Musikbusiness … Es ist ja nicht so, dass die CDs mit »nicht teuren Schriften« vergleichbar sind mit »selbst­ge­brannte Musik« von Originalkünstlern, sondern mit den Cover-Versionen der Original-Songs, einge­spielt von unbe­kannten Studiomusikern, heraus­ge­geben auf einer Europa-LP mit dem einla­denden Titel »20 Powerhits 1978 – Johnny Popstar & The Comets« zum Preis von 5 Mark. Würdet ihr für diese alten Aufnahmen, neu digi­ta­li­siert und zu hunderten auf DVD gebrannt, auch nur einen Euro zahlen wollen. Nein! Würdet ihr auch nur eine Sekunde dafür verschwendet, sie euch anzu­hören. Noch mal Nein.

Es kommt noch doller. Würdet ihr der Empfehlung des Herausgebers einer solchen DVD folgen und eure Freunde einladen, um eine tolle Party zu feiern. Um Himmels Willen … nein, nein, nein.

Und damit sind wir bei der Haltung der Konsumenten. Ihr seid Designer und stolz auf die eigene schöp­fe­ri­sche Leistung, die ihr Auftraggebern »verkaufen« dürft. Ihr schafft Originale. Ihr kennt den Wert von Originalen. Ihr verwendet Original-Material – Fotos, Texte, Illustrationen und auch Schriften – um neue Originale zu schaffen. Da versteht es sich von selbst, dass ihr nicht mit Kopiene von Schriften der 70er und 80er Jahre arbeitet.

Schaut euch das vorzüg­liche Redesign der Werdener Nachrichten von HD Schellnack an und was er dazu schreibt und warum er welche Schriften einge­setzt hat. HD weiß, was er will und wie er zum Ziel kommt. Das ist die schöp­fe­ri­sche Leistung, für die er lebt und von der er lebt. Da ist kein Platz für den zigmal geklonten Klon einer alten Idee. Das ist die Haltung, die ich meine, die uns zu Originalschriften greifen lässt hinter denen Original-Menschen stehen, nämlich Entwerfer-Kolleginnen und -Kollegen.
Die Geschäftsidee, das krea­tive Werk von Menschen – umge­packt und neu benamt – als Klon auf den Markt zu bringen, ist eine Sackgasse, nicht nur für die Macher sondern für die Branche. Solche Unternehmen bringen die Menschheit nicht weiter und erweisen der Schriftenbranche keinen Dienst. Die Zukunft der Typografie defi­nieren die Designer von OurType, House Industries, Underware, Emigre, FontBureau, FontFonts und vielen anderen, die ich – zum Glück – gar nicht alle aufzählen kann, weil sie weiterhin die Mehrheit auf dem Schriftenmarkt.


33 Kommentare

  1. Nick Blume

    Bravo, Jürgen! Sehr schöner Artikel. Es ging nicht darum, wieviel Schriften kosten dürfen, sondern wieviel Wert man der Arbeit an einer Schrift beimisst. Und 10.000 Fonts für 229 Euro ist wirk­lich nur pille­palle. Und die Wertschätzung ist leider nicht bei jeden Kunden da…

  2. fontbastard | thomas

    so siehts aus. da sprichst du mir aus der seele. es ist, wie ich mit dem beispiel mit dem metzger, dem kleinen aufs geld schie­lenden möch­te­tern-gestalter gemeint habe. wer werte nicht zu schätzen weiss, soll sich von mir aus dort seine ware holen, wo sie am billigsten zu bekommen ist, »fresse voll fürn fünfer«. im prinzip kann man nur warten, bis sie sich selber damit ins aus gestellt haben, denn das ist die unwei­ger­liche folge dieser haltung. stich­wort hier auch die nette firma MEDION, die sich über diese taktik kaputt gemacht hat. kein head­room für die belas­tungen des marktes und schon patsch, im arsch und aus.

    und nochmal, einen kunden, der meint qualität kostet nichts und sich NICHT vom gegen­teil über­zeugen lässt, darf gerne sein glück woan­ders versu­chen. dafür ist mir meine zeit zu schade.

  3. Peter Reichard

    Dieser Artikel müsste noch weiter verbreitet werden! Der Punkt, der darüber hinaus geht aber aus einer ähnli­chen Denkweise bei den Konsumenten herrührt, ist dass Schriften gar nicht mehr lizen­siert werden. Wie oft wurde ich selbst von Kollegen schon seltsam ange­schaut, als sie auf ihre Frage was das für ne tolle Schrift sei und wo ich sie her habe mit »gekauft« geant­wortet habe.

  4. Ivo

    Da werden also Schriftdaten aus den »70er und 80er Jahren« ange­boten, die sich – jetzt zitiere ich doch mal wört­lich – »amor­ti­siert« hätten.

    Das Beste aus den 70ern und 80ern höre ich jeden Tag im Radio und ärger mich immer, dafür GEZ-Gebühren bezahlt zu haben ;)

    Anders als in der Popmusik oder der Fotografie, ist der krea­tive Wert/Anteil beim Schriftentwerfen kaum urhe­ber­recht­lich schützbar.

    Es müsste also doch eine konkrete Möglichkeit geschaffen werden, den krea­tiven Teil des Schriftdesigns zu schützen, anders wird man diesen Geschäftspraktiken (leider) kaum Herr werden.

    Aber du hast voll­kommen Recht, Jürgen. Dieses Geschäftsmodell versucht mit Gewalt zu zerstören, was Idealisten (und das sind die Macher der von dir genannten Schriftdesignfirmen) mit viel Mühe aufge­baut haben und weiterhin mit Enthusiasmus weiter bauen. Da ich dieses Potenzial für deut­lich stärker einschätze, als die »Fresse-voll-fürn-Fünfer«-Mentalität bin ich dennoch guter Dinge, was die Zukunft der Schriftentwicklung angeht.

    Ärgern tu ich mich nur über die offenbar namhaften Kunden, die diese Praktiken unter­stützen. Aber ich habe ja auch schon mal mein Fahrrad im Baumarkt gekauft. Man lernt halt nie aus.

  5. Jürgen Siebert

    Herr Reichard: Diese Einstellung habe auch ich schon gehört, und es wird nächste Woche wieder passieren: auf der Frankfurter Buchmesse. Da bekommt man vom Geschäftsführer eines großen Verlags nach einem kurzen Gespräch offen ins Gesicht gesagt: »Schriften … die liefern uns die Autoren/bringen die Mitarbeiter mit/brauchen wir keine …« Hallo?! Solche Worte aus dem Mund eines Vertreters einer Branche, die seit Jahrhunderten mit Autorenhonorare, Tantiemen und Abdruckrechten handelt.

  6. Maegz

    Ich verstehe die Argumentation und befür­worte eben­falls Originale. Allerdings ist nicht eben leicht mit kleinem Budget bei Satzarbeiten große typo­gra­fi­sche Sprünge zu machen. Und daher habe ich auch eine Discounter-Lösung von Softmaker auf der Festplatte. Damit kann ich eher probieren, welche typo­gra­fi­sche Lösung am besten passt (Ausprobieren vor dem Kauf gibt es in der Form eigent­lich nur bei Underware oder bietet das noch eine Foundry an?). Fast immer komme ich aber dann auch auf Originale (auch klei­nerer Foundries). An Fontshop schätze ich den fundierten Hintergrund, an myfonts​.com den einfa­chen Zugriff, umfang­rei­chen Service per Internet und letz­lich die zuweilen güns­ti­geren Preise. Und Discounter-Schriften nehme ich eben für die schnelle Kontrolle von größeren Textmengen. Alles eine Frage der Mittel & Möglichkeiten.

    Es wird wohl immer so sein, dass die Menschen bei H&M einkaufen werden, obwohl auch hier nicht die Originale der Mode geschaffen werden, sondern nur Kopien davon. Aber wer damit leben kann, dass er für weniger Geld auch manchmal mindere Qualität bekommt, bitte sehr. Jeder Nachfrage sein Angebot.

  7. Maegz

    Auch auf die Gefahr hin, zerfleischt zu werden: Warum kostet eigent­lich z.B. die Linotype Atomatic bei FontShop € 35,— während die gleiche Schrift bei Linotype für € 22,— und bei myfonts für $ 21,95,— zu haben ist?

  8. Nick Blume

    @ Jürgen.

    Da bekommt man vom Geschäftsführer eines großen Verlags nach einem kurzen Gespräch offen ins Gesicht gesagt: »Schriften … die liefern uns die Autoren/bringen die Mitarbeiter mit/brauchen wir keine …« Hallo?! Solche Worte aus dem Mund eines Vertreters einer Branche, die seit Jahrhunderten mit Autorenhonorare, Tantiemen und Abdruckrechten handelt.

    Es klappt! Back to topic: 

    Nun ja, Bücher sind was hapti­sches, die nichts­ah­nenden messen dem hapti­schen mehr Wert zu. Und dem nicht hapti­schen, also einer Datei mit Fonts, gar nicht oder wenig Wert. Deswegen haben sie auch kein Verständnis. Es dürfte einer der vielen nichts­ah­nenden Geschäftsführer sein, die unver­ständ­li­cher­weise keine Ahnung haben. Zum Glück gibt es einige, die sich mit Herzblut um die Typografie kümmern, also auch wissen, was die Schrift wert ist, z. B. Volker Neumann, der früher Schriftsetzer war, vormals Buchmessedirektor, vorvor­mals Hauptgeschäftsführer der Verlagsgruppe Bertelsmann. Nix da mit SPD. ;)

    Meinem Vater, der selbst Geschäftsführer bei einer Verlagsgruppe ist (und bei dieser war), habe ich dies auch beigebracht, und sie kaufen auch mal ab und zu gute Schriften (weiß leider nicht wo ;) ).

    Nun ja, mal sehen…

  9. microboy

    das sind betraege die noch vertraeg­lich sind. 

    die poetica kostet bei lino­type 491 euro und bei bei font­shop 358 euro – gekauft hab ich sie vor zwei jahren bei agfa fuer 240 dollar. der preis­un­ter­schied wurde mir mit verschie­denen lizenz­ver­ein­ba­rungen erklaert. inzwi­schen sind auch bei mono­type die preise ange­passt worden und font­shop duerfte der derzeit guens­ti­geste anbieter sein …

    ich denke solche diffe­renzen sind aber eher die ausnahme.

    zuletzt habe ich eine font bei feli­ciano type foundry gekauft – etwas billiger als bei village ange­boten. hier habe ich aber direkt beim produ­zenten gekauft.

  10. Nick Blume

    Und er war begeis­tert vom Fontbook…

  11. Nick Blume

    Und Indien macht genau die Politik, die wir nicht mögen.

  12. Peter Reichard

    Es macht ja zumin­dest den Eindruck, dass das verwen­dens von Schriftclons oder der Einsatz geklauter Fonts eine Reaktion auf die stän­dige Preisdrückerei und gegen­seitges Dumping bei Designhonoraren ist. 

    Oft höre ich, dass man für ein Logo für 200 Euro doch keine eigene Schrift kaufen kann, sondern man dann eben eein vorhan­dene Systemschrift á la Arial/Helvetica verwendet oder eben sich an einer nicht-lien­sierten Schrift bedient. (Nach dem Motto »Ist ja nicht so schlimm, ich nutze ja nicht die ganze Schrift.« :( )

    Dass aber in einem solchen Falle nicht die Schrift zu teuer ist, sondern die Designleistung zum Spotpreis verscheuert wird, verliert man dabei aus dem Auge.
    Qualität kostet eben Geld das betrifft Schriften und Design im allge­meinen gleichermaßen.

  13. Indra

    Ich kann mich dem ersten Kommentar von Peter Reichard nur anschließen: magst Du Deinen sehr guten Text nicht noch mal in der Page plat­zieren? Die Anzeigen dort gaben ja auch den Anstoß und es könnte gerne eine brei­tere Diskussion und Sensibilisierung für das Thema losge­schubst werden.
    Und sehen wir uns auf der Buchmesse? ((ich do, fr, so))

  14. Peter Reichard

    Aprops Treffpunkt Buchmesse: Unser Büro macht seinen Ausflug am Freitag auf die Buchmesse, viel­leicht gibt es ja die Möglichkeit einen Treffpunkt anzuvisieren.

    Diese Diskussion in die PAGE zutragen kann ich auch nur befürworten.

  15. Markus

    Leider fehlt der Respekt vor schöp­fe­ri­scher Arbeit die in Form von Software verfügbar ist bei der breiten Bevölkerung, ob es sich um Musik, Programme, Spiele oder eben Schriften handelt. Das ist natür­lich bei Grafikern und Werbern die ja selbst mit schöp­fe­ri­scher Leistung ihr Geld verdienen beson­ders traurig (auch wenn vieles geschaffen wird was eigent­lich kein Geld verdiente, höchs­tens Schmerzensgeld).
    Zwei Kommentare haben mich beson­ders angesprochen:
    Es ist für den Gestalter schon ein Problem, dass er eine Schrift kaufen muss bevor er sie seinem Kunden präsen­tieren kann. Und mit einem Muster-PDF-Ausdruck brauche ich beim Kunden nicht mehr ankommen; auch die gutmü­tigsten wollen heute in der Regel sehen was sie bekommen. Mit gefällt da die Idee der Shareware die man vor dem Einkauf auspro­bieren kann sehr gut, auch wenn ich nicht weiss wie sich diese Modelle für die Programmierer rechnen noch ob sie auf Schriften über­tragbar wären.
    Der zweite Kommentar ist die Sache mit dem Preisdruck und dem Verschleudern, was Peter Reichert ange­spro­chen hat. Ich leite Kurse für Software und da jammern auch viele darüber, dass sie ja ihre Software klauen ›müssten‹ weil sie sich doch kein Photoshop für 1000 Euro leisten könnten.
    Das Problem ist sicher­lich, dass die FontBlogleser wohl über­wie­gend zustimmen werden. Aber wie bringe ich das den weit über 99% der rest­li­chen Menschen bei?

  16. HD Schellnack

    Es ist ein Spagat, Leute.
    Als Profi sind Schriften – wie die Hardware und die Software – Arbeitsmaterial, absetzbar und inso­fern kauft man die einfach. nach dem, was richtig und schön ist, nicht nach Preis.
    Als Student hat man den Luxus nicht… und kauft die Schriften dann eben gern nach dem Kilo. Ich hab ja auch mal mit dem duften Corel-Paket ange­fangen :-D.

    Was gut wäre: eine konzer­tierte Aktion für Qualitätsfonts in den Händen von Studenten. Damit die nicht mehr raub­ko­pieren müssen, sondern 1a Fonts kriegen. Ich versuche ja, meine Akademie davon zu über­zeugen, jedem Studenten ein 17″-Powerbooks samt Creative-Suite, Flash-Suite und eine ordent­liche Ladung Fonts von Classics (Lino) bis modern (FSI, Village usw.)
    Ich glaube, dann gehen die Kids auch hinterher als Freelancer oder Agenturworker hin und verlangen nach der echten Qualität, anstatt sich an den Schrott gewöhnt zu haben.

  17. Oliver Adam

    Ich kann alle Argumente nach­voll­ziehen und ihnen aus vollem Herzen zustimmen. Leider hilft aber »Jammern« und der Appell ans (Designer-) Gewissen prak­tisch nie, siehe zum Beispiel bei einer aktu­ellen Frage, Rauchen/Nichtrauchen in Gaststätten ja/nein. Also ist unter­neh­me­ri­sches Handeln gefragt: Warum einigt sich die Schriftenbranche – um Jürgens Hinweis auf die Musikszene aufzu­nehmen – nicht auf ein digi­tales Rechtemanagement (DRM) à la iTunes? Das kommt allen zugute: Den Schriftendesignern, den Vetriebsfirmen und letzt­lich auch den Kunden der Designer. Warum? Durch das gewerbs­mä­ßige, banden­hafte Klonen von Fonts geht deren Einzigartigkeit über kurz oder lang verloren – Unternehmen wollen aber einzig­artig sein. Das errei­chen sie in der Kommunikation auch über (Haus-) Schriften. Wenn nun aber jeder Pinco Pallino die eigent­lich teure Originalschrift unter einem Fantasienamen für Kleingartenfeste verbraten darf bzw. kann, ist das nicht im Sinne der Kunden … Gleichzeitig rege ich, falls es ihn nicht schon gibt, einen Verband für Typografie und Design an, der das Thema Urheberrechte bei Schriften in die poli­ti­sche Diskusson trägt. Beides – DRM und poli­ti­sche Lobbyarbeit – scheinen mir ein Weg zu sein, um para­si­tären Unternehmen einst das Wasser abgraben zu können.

  18. HD Schellnack

    Oh please not. DRM ein Horror. Und Lobbyismus dito. Beides DIE großen Probleme der Zukunft der Musikbranche, wenn ihr mich fragt.
    Die Präkriminalisierung der User ist nie eine Lösung. Und sie hilft auch gar nicht – es beginnt nur den glei­chen Hase-Igel-Wettlauf zwischen Industrie und User, die wir bei Musik und FIlm auch haben. Dafür, finde ich, sind auch die Margen in der Fontbranche zu klein. Hier sollte es eine Lösung zwischen User und Hersteller geben.

  19. Oliver Gibler

    Was ich (für mich) inter­es­sant fände:
    Eine Art Monatsabo für Schriften. Ich bezahle 30,– Euro im Monat, bekomme dafür von Fontshop zum Monatsbeginn ein kleines Päckchen mit Prospekten, Aufklebern und einer CD auf der – sagen wir mal – 3 Fonts drauf sind. Eine schöne, aktu­elle und bunte Mischung, ausge­sucht von Fontshop.
    Das wäre für Leute wie mich inter­es­sant, die a) (noch) nicht viele Schriften haben, b) sich auch nicht täglich auf die Suche nach schönen und inter­es­santen Fonts begeben und sich c) vom aktu­ellen Gesamtangebot »erschlagen« fühlen.
    Zwar müsste ein solches Projekt wohl von Händler und Hersteller subven­tio­niert werden, aber die Chance, dass ich mir von einer dieser Schriften dann weitere Schnitte kaufe ist dann recht hoch.

  20. HD Schellnack

    The Album Club nur mit Fonts.. schöne Idee.
    Wobei es das ja mal gab, diese 99-Mark-Disketten mit thema­tisch ausge­wählten FSI-Fonts.
    Ich würde (persön­lich) heute ja nichts kaufen, wo nur ein Schnitt bei ist.
    Und Fontshop bietet ja von eigenen Neuerscheinungen sogar gratis Einzelschnitte als Test-Download an. 

    Huch ich sehe gerade, dass Jürgen auf den Werdener-Pitch bei uns verlinkt. Deshalb noch mal der Hinweis: Das ist nur ein Rohentwurf und Pitch, nichts ausge­schlif­fenes. Es ist NICHT das Redesign, wir haben den Pitch verloren (2006 ist da anschei­nend irgendwie mein Jahr für, ich hoffe 2007 ändert sich das mal wieder). Das Ganze ist also nur ein Rohentwurf für eine Screen-Präsentation und zwei Pappen :-D. Nicht eine fertig durch­dachte Zeitung, sondern in zwei Tagen erstellte Demo-Seiten. So please, kreu­zigt mich nicht.

  21. Markus

    Monatsabo: das Modell soll ja auch bei Musik kommen. Ich für meinen Teil will aber Musik besitzen und nicht mieten und ich glaube das geht den meisten Hörern denen Musik etwas wert ist (also nicht die Bohlen-Klientell) so.
    Bei den Schriften sehe ich das ähnlich. Ich glaube das Kaufen werden wohl die meisten dem mieten vorziehen.
    Beim DRM bin ich auf Linie mit HD. Ich glaube der größte Fehler den die Musikindustrie gemacht hat, war es Ihre Kunden an die Fessel zu nehmen und jeden mit Einbrechern und Autoknackern in einen Topf zu werfen der einmal eine CD für Freunde zusam­men­brennt oder eine Hand voll Songs aus dem Internet lädt um diese neben seiner Sammlung von hundert, zwei­hun­dert oder mehr gekauften CDs zu hören.
    Das Problem sehe ich vor allem in der Exekutierbarkeit. Jedes DRM-System lässt sich knacken und dann muss gestraft werden. Möchte die Schriftenbranche denn auch dadurch in die Schlagzeilen kommen, dass Studenten zu aben­teu­er­li­chen Geldstrafen verknackt werden?

  22. Jürgen Siebert

    Ich lerne aus den Abwähungen zu DRM, Abo, Knebel-Lizenzen, Kopierschutz: Die Schriften-Industrie bitet die benut­zer­freund­lichsten Lizenz-Spielregeln an, weil sie auf den Geschmack und die Ehrlichkeit ihrer Kunden setzt. Mehr wollte ich doch nicht wissen ;-)

  23. Oliver Gibler

    Markus: Ich schrieb nicht davon, dass nach Kündigung des Abos der FontShop an der Tür klin­gelt und CDs, Aufkleber und Prospekte wieder abholt. Miete hat nichts mit einem Abo zu tun.

  24. franz

    Du predigst hier aber auch zu den bekehrten, jürgen.
    Die Benutzer von Schriften werden sich wohl immer in zwei gruppen teilen:
    a) dieje­nigen, die einen s***ß drauf geben, ob sie eine lizenz haben oder eben nicht; und
    b) dieje­nigen, die, aus prinzip, idea­lismus, einfach einem berufs­ethos heraus ihre schriften bezahlen und anständig lizensieren.
    Die ersteren werden von freien Testschnitten zum Download usw. nicht bekehrt, hier ist aber für die Foundries auch nichts zu verlieren.
    Und letz­tere profi­tieren aber vermut­lich von solchen Maßnahmen. Ich denke sogar, daß sich beispiels­weise Underware, die die Dolly komplett auf CD zum Buch raus­ge­geben haben, nicht unbe­dingt über mangelnde Nachfrage (inkl. Bezahlung!) beschweren konnten/können. Wobei ich nach­voll­ziehen kann, das FSI jetzt nicht seine ganze Bibliothek komplett auf CD unter die Leute schmeißen wird :-)

  25. Peter

    Bei der Diskussion um den Preis für eine Schrift empfehle ich das aktu­elle Heft von McK Wissen mit dem Thema „Pricing“, für 15 € am Kiosk zu haben. Da wird die Frage nach einem „fairen“ Preis aus diversen Perspektiven beleuchtet und viel­leicht bringt das ja hier auch noch den einen oder anderen auf neue Ideen. Ich finde z.B. Preise, die sich unab­hängig vom Aufwand für die Erstellung einer Leistung an ihrem Wert für den Käufer orien­tieren, eine inter­es­sante Idee.

  26. Markus

    Jürgen: Auf die Ehrlichkeit der Kunden zu bauen finde ich den rich­tigen Weg; Vertrauen ist die beste Basis für eine gute Geschäftsbeziehung.
    Oliver: Eh klar. Aber viele Grafikdesigner kaufen auch Schriften aus reiner Sammelleidenschaft. Eine Schrift aus Sammelleidenschaft zu abon­nieren hätte wohl keinen Sinn.
    Franz: Ich stimme dir grund­sätz­lich zu. Allerdings hat es genau mit Idealismus oder Ethos nichts zu tun, wenn ich für die Leistung eines Anderen den Preis bezahle den er dafür verlangt.

  27. klaus

    ein wich­tiges, aber auch viel­schich­tiges und schwie­riges Thema. Ich erin­nerte mich gerade, vor vielen Jahren eine Diskussion mit Herrn Kotulla von Softmaker dazu gelesen zu haben … ich verlinke hier mal auf das entspre­chende Archiv bei Google: http://​tinyurl​.com/​o​2​vnv

  28. robertmichael

    Was ich (für mich) inter­es­sant fände:
    Eine Art Monatsabo für Schriften. Ich bezahle 30,– Euro im Monat, bekomme dafür von Fontshop zum Monatsbeginn ein kleines Päckchen mit Prospekten, Aufklebern und einer CD auf der – sagen wir mal – 3 Fonts drauf sind.

    geniale idee, gerne auch 50 euro.
    jürgen, wäre sowas gene­rell möglich?

  29. Nick Blume

    Das wäre das erste Mal, daß ein Unternehmen die Wünsche seiner blog­genden poten­zi­ellen Kunden erfüllen würde… ;)

  30. Marcus

    Hat der Fontblog nicht schon einige eurer „Wünsche“ erfüllt?

  31. Jürgen Siebert

    Aus der Kommunikation mit den Fontblog-Kommentatoren sind folgende Ideen entstanden (unvoll­ständig):
    • interne Papiere zum Download (z. B. Übersichten neuer FontFonts)
    • gedruckte Mailings auch als PDF (erste FOTOS, dann auch ƒonts)
    • Schriftgeschichten auf Wunsch (z. B. zur Myriad)
    • Fragen beant­wortet, z. B. »Warum heißt es gesetzt in und nicht gesetzt aus?«
    • kosten­lose »WM-Schrift« Trivia
    • Signierstunde mit Judith Schalansky
    • Subskriptionspreis fürs FontBook
    • Signierstunde zum FontBook-Erscheinen
    • Typo-Stammtisch (zusammen mit Ivo)

    Bald werden die beiden folgenden Wünsche erfüllt:
    • TYPO-Tasche zum Kauf anbieten
    • TYPO-Shirts zum Kauf anbieten

  32. k.l.

    Müßte es nicht heißen Typo-Stammtisch(TM), mit link zu TypeOff? Gute idee aber, TYPO schon mal etwas größer zu schreiben und damit ein stück­chen näher an den FontShop heranzurücken. :)

  33. Ivo

    Es heißt (momentan noch) Berliner Typostammtisch, in der Idee dazu wurde bereits aner­ken­nen­der­weise auf die Offenbacher hinge­wiesen. :)

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