Erste neue Schrift des Jahres heißt »Toshna«
Mit einem Marketing-Feuerwerk legt der Cottbuser Schriftentwerfer Andreas Seidel (Astype) die erste neue Fontfamilie des Jahres 2008 auf, seine Werksatzschrift Toshna. Eine schnelle Einführung für Neugierige liefert die eigens eingerichtete Toshna-Webseite, mit Selbstportrait, Musterseiten der drei optischen Größen 9 pt, 12 pt und 24 pt sowie Schriftmuster und Anwendungsbeispielen. Zum Download liegen dort ein druckbares Toshna-Musterblatt (PDF, 27 K) bereit sowie eine 3-seitige Übersicht mit Toshna-OpenType-Funktionen (PDF, 140 K). Wer mehr wissen möchte, sollte sich das limitierte, 30-seitige Toshna-Musterheft im A5-Format bestellen, zweisprachig (deutsch/englisch), gedruckt auf 80 g/m² Schleipen Werkdruckpapier; als Text liegt ihm ein Portrait des Schriftentwerfers Herbert Tannhäuser zugrunde.
Auf der Webseite der von Ingo Preuß gegründeten German Type Foundry (GTF) lassen sich die Toshna-Schnitte ausführlich online probesetzen. Darüber hinaus erfährt man mehr über die Ursprünge der Schrift, die auf einem Entwurf von Hellmuth Tschörtner aus dem Jahr 1955 basiert: »›Ich wollte eine Werkschrift entwerfen, eine Buch-Antiqua auf klassischer Grundlage zwar, doch für unsere Zeit. Nicht modisch, aber mit neuen Elementen und Formen, dabei schön, klar, gut lesbar.‹ Mit diesen Worten beschrieb Hellmuth Tschörtner seine Schrift, die Tschörtner-Antiqua, die 1955 für den Handsatz und für die Linotype-Setzmaschine (Magazinmatrize) erschien. Es sollte leider die einzige Satzschrift des Gebrauchsgrafikers und Buchgestalters bleiben. Neben dem aufwendigen Neuschnitt der allseits gelobten Garamond von Herbert Thannhaeuser, war sie eine der ersten neuen Werkschriften der DDR. Stilistisch beweget sich der Entwurf ganz im Zeitgeist zuvor veröffentlichter Schriften von Hermann Zapf und Georg Trump.« Weitere Informationen …
Toshna Standard wird von Astype vertrieben; die Toshna Pro exklusiv über GTF.
7 Kommentare
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Ivo
Ja, wirklich sehr schön. Ich durfte mich auch über ein tolles Toshna-Heft freuen. Eine wirklich runde Sache hat Andreas da abgeliefert.
Mimo
Schön
thomas
wirkt ein wenig »out of time«, aber das war klar bei der vorlage, trotzdem eine saubere arbeit! glückwunsch.
der einzige, wenn auch persönliche kritikpunkt sind die gerundeten strichabschlüsse. vielleicht hätte man mit ein paar ecken und kanten das ganze etwas zeitgemäßer machen können. aber das ist wirklich nur eine eher persönliche sache, die dem paket hier keinen abbruch tun sollte. ;-)
Sharif
Schön. Endlich wieder mal eine Schrift mit angenehmen Größenverhältnis zwischen Groß- und Kleinbuchstaben.
Vielleicht erscheint sie ja deshalb so «out of time». Mir gefällt das.
Dan Reynolds
Ich denke, dass das «out of time» Gefühl dadurch entsteht, dass die Schrift Ähnlichkeiten mit der Weiß-Antiqua hat, und Weiß stellt eine Richtung dar, die deutsche Schriftgestaltung später verlassen haben (schade eigentlich!). Ich meine Eigenschaften wie die stark-horizontale Betonung (sieht man vor allem ganz oben beim a und unten beim e), und die kalligrafische Erinnerungen, wie beim t unten.
Die Pressearbeit und die Broschüren/Plakate sind sehr fein. Auch etwas «out of time», leider… :( Wenn sich nur mehr Schriftenanbieter heutzutage so viel Mühe geben würden! Ich freue mich über diese Schrift, und wünsche ihr Erfolg.
Michael Bundscherer
Ich hatte das Vergnügen, die Toshna schon vor der Veröffentlichung ausgiebig testen zu dürfen. Inzwischen hat Andreas Seidel die Schrift weiter veredelt: Eine wirklich tolle Arbeit!
Dass die Toshna weiter oben als »nicht zeitgemäß« empfunden wirkt, liegt vermutlich auch daran, dass sie gar kein weiterer »Lifestylefont« sein möchte.
Im Gegenteil: Ihre Wurzeln hat sie in der damals stark von England beeinflussten deutschen Buchkunst ab den 1920ern (siehe u.a. Emil Rudolf Weiß, Walter Tiemann, F.H. Ernst Schneider, Fritz Helmuth Ehmke, Georg Trump bis hin zu Hermann Zapf).
Dass sie auch heute noch gut für die »bürgerliche Buchtypografie« geeignet ist, beweist ihre gute Lesbarkeit – besonders auch in den kleineren Graden –, ihre ökonomische Laufweite, ihr exzellenter Ausbau mit optische Größen, allen relevanten Ziffernarten, historischen Buchstaben, den Kapitälchen und der unaufdringlichen aber eleganten Kursive.
Aber, wie oben erwähnt, ich bin nicht ganz unvoreingenommen.
Die Toshna von Andreas Seidel wird übrigens bereits seit ein paar Ausgaben in der Klassikzeitschrift »cresendo« erfolgreich eingesetzt (siehe Foto ganz oben und hier) und findet sich sogar (ganz versteckt) im aktuellem Halbjahresprogramm der Typographischen Gesellschaft München wieder.
Seducy
Diese Schrift gefällt mir auch sehr gut!
Sag mal, woher bist Du eigentlich so gut über neue Schriftarten informiert? – Ich habe ein Archiv mit Open-Source Schriftarten aufgebaut und würde das immer entsprechend erweitern wollen. Gibt es da irgendwelche speziellen Newsletter?
Danke Dir!