»Erfolg mit Design ist messbar«

Das jeden­falls behaupten Peter Zec und Burkhard Jacob vom Red Dot Institute in ihrem soeben erschie­nenen Buch »Der Designwert – Eine neue Strategie der Unternehmensführung« (Leseprobe, Flash). Ihre Untersuchungen im Rahmen des Red-Dot-Designpreises ermög­liche zum ersten Mal den Wert zu bezif­fern, den Unternehmen mithilfe von Design erzielen. »Damit eröffnet sich eine voll­kommen neue Perspektive für die Betrachtung von Design und Wirtschaft sowie für die stra­te­gi­sche Unternehmensführung.« betonen die Autoren.

Einen tieferen Einblick in dieses Thema gewährt Prof. Dr. Peter Zec im Rahmen einer Vortragsreise, morgen Abend zum Beispiel im Stilwerk, Berlin. Er gibt eine Einführung in die Methode der Designwert-Berechnung und zeigt anhand konkreter Fallstudien, wie Design den Unternehmenswert steigert.

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22 Kommentare

  1. Stefan

    Immer wieder eigen­artig: in Rotis gesetzte Bücher.

  2. HD Schellnack.

    Ach, die Bücher von le otl selbst waren doch super.
    Ich hab letz­tens eine WMF-Broschüre in der Hand gehabt, die bis auf ein Photo auch recht nett gemacht war. Auch Rotis – und irgendwie ist sie schon wieder so out und so nicht mehr verwendet, dass sie auch wieder etwas hat, ich hab sie jeden­falls ne ganze Weile nicht mehr gesehen. Sparsam einge­setzt mag ich sie nach wie vor.

  3. Christian

    Sehr wich­tiges Thema. Leider kann ich den Wert von Design hier messen in der Zeit, die ich beim Lesen durch Rotis länger brauche. Ich hab mir den Text erstmal rauskopiert :)

  4. HD Schellnack.

    Leseprobe liest sich wie Redux von einem alten Buch von Peter Zec – «Mit Design auf Erfolgskurs».

  5. HD Schellnack.

    … gut gesetzt ist die Leseprobe aber mal echt nicht. Schönes visu­elles Oxymoron von Form und Inhalt – Die Typographie kontert sozu­sagen nonverbal die eigent­liche Message des Buches.

  6. Jürgen Siebert

    Wenn es eines (erneuten) Beweises bedurft hätte, dass man mit Rotis keine Bücher setzen darf … hier ist er: http://​de​.red​-dot​.org/​b​o​o​k​s​/​d​e​s​i​g​n​w​e​r​t​/​p​a​g​e​s​/​d​e​s​i​g​n​w​e​r​t​.​pdf

    Ganz im Ernst: Mir wird schwin­delig, wenn ich am Ende eines Arbeitstages eine Seite davon gelesen habe.

    Es ist auch der Grund dafür, warum ich zu Hause zwei unge­le­sene Nick-Hornby-Bücher liegen habe.

  7. Oliver Adam

    Mal die berech­tigte Kritik beseite: inter­es­sante Sache allemal, gerade nach der Debatte um die Crowdsourcing-Portale ;-) . Ich habe mich ange­meldet und bin morgen dabei. Ich bin sehr gespannt …

  8. Marc

    Schade kommt Herr Zec nicht auch in die Schweiz :(

  9. HD Schellnack.

    Es ist ja nicht die rotis an sich – in Aichers Büchern… bei zuge­geben oft eher kurzen Essays… finde ich die lesbar und in der Form, wie der Satz konse­quent gemacht ist, annehmbar. Hier ist nicht nur der Font das Problem, sondern primär der Umgang damit. Es gibt eh lesba­rere Schriften, aber Zeilenlänge usw. sind undenkbar, sieht aus wie mit Word geschrieben. Design ist eben nicht einen «Designerfont» zu nehmen (und dann auch noch den mit bere­chen­barsten schlechthin), sondern die Summe der Details. Naja, beim eBook kann man sich den Text dann ja selbst einstellen (aus den drei vier Fonts, die es da gibt, seufz…)

  10. Florian Pfeffer

    Eine kleine Kritik an den Einträgen in diesem Blog und dann eine Kritik an dem Buch von Peter Zec:

    Es wird hier ständig bemän­gelt, dass Designer zu wenig tun, um den Wert von Design ihren Auftraggebern zu vermit­teln, dass es Studien bräuchte oder eine stär­kere Lobby etc. Wenn eine konkrete Sache auf den Tisch kommt (jenseits der mono­tonen „Bedauerung“ der aktu­ellen Lage), wird das ganze aber ledig­lich auf einer formalen Ebene bespro­chen: Kann man ein Buch in der Rotis lesen: ja oder nein? Dabei hat es die Leseprobe in sich …

    Ich habe die Leseprobe gelesen (trotz Rotis) und möchte folgendes anmerken: Die letzten zwei Jahre haben deut­lich gezeigt, dass wir den Wert von Dingen nicht alleine in Geld messen sollten. Nicht weil es unmo­ra­lisch wäre, sondern weil es unwirt­schaft­lich ist. Das gilt auch für den Wert von Design.

    In der Leseprobe von Peter Zec heisst es über die Automobilindustrie und das Design von Autos: „Das Automobildesign zählt ohne Zweifel zu den Königsdisziplinen des Industriedesigns. Kaum ein Produkt übt sowohl in tech­ni­scher als auch ästhe­ti­scher Hinsicht eine höhere Faszination aus als das Automobil. Und kaum ein Produkt ist komplexer. Diese Komplexität zu verein­fa­chen, sie auf ein Minimum zu redu­zieren, ohne die funk­tio­nalen, emotio­nalen und sozialen Aspekte aus dem Auge zu verlieren, ist nur durch Design möglich. Im Design spie­gelt sich nicht nur das für Konsumenten wich­tige Preis-Leistungs-Verhältnis wider, es bringt insbe­son­dere fort­schritt­liche Technik und emotio­nale Aspekte zum Ausdruck.“

    Ich kann das Buch nur auf der Basis der Leseprobe beur­teilen – und viel­leicht tue ich den Autoren unrecht – aber: Die Rolle von Design bei Automobilen wird hier (und an anderen Stellen der Leseprobe) darauf redu­ziert, Autos besser verkaufbar zu machen und dadurch einen mess­baren Nutzen für den Hersteller zu erzeugen (höhere Absätze, höhere Margen, höhere Gewinne).

    Ich bin der letzte, der ein Problem mit der kommer­zi­ellen Seite von Design hätte – im Gegenteil. Und genau deshalb ist diese Reduzierung falsch und gefährlich.

    Im Gegensatz zu den Autoren ist über das Automobil in meinen Augen folgendes zu sagen: Es gibt kaum ein tech­ni­sches Produkt gibt, das so absolut von gestern ist wie das Automobil. Ein Dinosaurier – zum Aussterben verdammt. Einen einzigen Menschen mit der Energie von mehreren hundert Pferden von A nach B zu beför­dern ist etwas, was wir uns nicht mehr lange leisten können.

    Dass die Automobilindustrie so am Boden liegt, hat nur zum Teil mit der Finanzkrise zu tun. Es hat damit zu tun, dass hier Manager am Ruder sind aus dem letzten Jahrtausend für die Innovation gleich­be­deu­tend ist mit „mehr PS“. Weil die Autoindustrie den Schuss nicht gehört hat, ist sie abge­straft worden und es wird sie noch viel härter treffen, wenn sie sich nur mit den von Zec und Jacobs genannten Dimensionen des Designwertes beschäf­tigen (Designertrag, Designkontinuität, Designstärke und Designeigentum).

    Design muss sich immer und zual­ler­erst mit dem Nutzer eines Produktes, seinen Motivationen, Interessen und Bedürfnissen beschäf­tigen – im Hinblick auf den Einzelnen ebenso wie im Hinblick auf die Gesellschaft als Ganzes; auf kurze Sicht ebenso wie auf lange Sicht. Wenn sich der Mehrwert von Design für ein Produkt nur an den kurz­fris­tigen Absatzzielen seiner Auftraggeber messen lässt, wird der Designer zu einem schlechten Berater. Ein Produkt, das in einem so starken Maße gegen die lang­fris­tigen (Überlebens-)Interessen seiner eigenen Nutzer konzi­piert ist wie das Automobil, kann keine Zukunft haben. Anstatt über neue emotio­nale Formen für Autos nach­zu­denken, muss die Automobilindustrie drin­gend über neue Wege nach­denken, von A nach B zu kommen bzw. wie man es sich ersparen kann, von A nach B zu kommen. Das ist ein Markt mit Zukunft …

    Wir brau­chen noch eine weitere Dimension, um den Wert von Design ermit­teln zu können: Der soziale Nutzen, den Design dadurch erzeugen kann, indem es lang­fris­tige Unternehmensstrategien nicht nur abbildet, sondern mit beein­flusst – zum Wohle des betref­fenden Unternehmens genauso wie zum Wohle der Allgemeinheit.

    Ich bin es leid, dass die Allgemeinheit dauernd die Scherben aufkehren soll, die von Missmanagement und kurz­sich­tigen Entscheidungen aus Unternehmen ange­richtet worden sind. Das gilt für den Bankensektor genauso wie für den Automobilsektor (s. Opel).

    Bitte, liebe Industrie, lasst Euch was Besseres einfallen und lasst Euch von guten Designern dabei helfen auch in 15 Jahren noch ein erfolg­rei­ches Unternehmen zu sein!

  11. till1

    na, marken­be­wer­tung / „brand valua­tion“ hat sich ja auch schon als gold­esel für brand consul­tants erwiesen, dann kann design ja bestimmt auch noch gemolken werden.

    /polemik off

  12. HD Schellnack.

    Es ist schwer, ein Buch anhand einer Leseprobe zu beur­teilen – und Zec’s Richtung ist durchaus auch in anderen Texten sehr auf den reinen Nutzwert bzw. die Verkaufswirkung von Design einge­schossen, was in seiner Rolle als Red-Dot- und Museumsmacher, also an der Schnittstelle, an der er sich hier bewegt, auch sicher okay ist, zumal es in seinem Bereich immer explizit auch um Produktdesign geht und hier ist die Wirkung klarer greifbar.

    Dass es viel zu kurz greift, sich vom schick gestylten Oberflächeneffekt eines BMW/Audi/Whatever als «Design» blenden zu lassen, ist sicher ebenso richtig – du denkst da (ganz richtig) ganz­heit­li­cher und verstehst Design nicht als Package oder Styling, sondern als Gestaltungsprozess, bei dem vom Marketing bis zum Ingenieur alle zusam­men­ar­beiten müssten. Und dabei das eigene Produkt (in diesem Fall recht radikal) umge­dacht werden müsste. Das ist aber undenkbar schwer.

    Verkleinert: Ich versuche seit Jahren, Theater dazu zu bewegen, ihre jähr­liche Saisonvorschau nicht mit Stückankündigungen und Darstellerphotos zu füllen – wofür gibts ein Internet – sondern ein Buchobjekt zu machen, das an sich einfach etwas völlig anderes tut, anders insze­niert ist. Aber selbst hier ist kaum etwas zu wollen, Gewohnheiten nicht zu verlassen… wie dann erst in einer Industrie, die nicht ohne Grund das Fließband zum struk­tu­rellen Symbol hat und die eigene Produktion gar nicht in Frage stellen kann. Hier kann Styling natür­lich nur Steigbügel des Umsatzes sein.

    Dessen unge­achtet gibt es ja reich­lich span­nende Mobilitätsstudien – Auto und Alternativen – an den FHs.

  13. friedlichschriller

    Ich schließe mich dem Vorredner in Sachen Buchbesprechung an und möchte auch gerne einen inhalt­li­chen Beitrag zum Buch liefern. Ich habe es bereits gelesen (weder trotz noch wegen, sondern unab­hängig von der Rotis).

    Die Berechnungsformel, die die Autoren da aufspannen scheint aus meiner Sicht zunächst plau­sibel herge­leitet. Denn Sie berück­sich­tigt neben bere­chen­baren Aspekten wie dem Ertrag auf Designprodukten auch schwie­ri­gere Felder wie Designstärke und Designkontinuität. So ist die Designstärke ein „Maß für inno­va­tive Designprodukte“. Wann ist ein Designprodukt inno­vativ? Wie inno­vativ ist es auf einer Skala von x bis y? Die Interessante Frage ist, wie objek­tive Kriterien zur Festlegung der konkreten Werte aussehen, die für die Formal nötig sind.

    Der Ansatz, Design bere­chenbar zu machen ist aus meiner Sicht ein guter, denn wir haben im Alltag ja oft genug Probleme, einem in Kosten und Ertrag denkenden Menschen die Wichtigkeit von Designleistungen plau­sibel zu machen. Zu den oben genannten Bereichen hätte ich mir mehr Antworten erhofft.

    Aber viel­leicht erzählt Herr Zec ja im Vortrag mehr dazu und ein Kollege berichtet im Anschluss an dieser Stelle ein wenig.

  14. Florian Pfeffer

    @13: nur um nicht miss­ver­standen zu werden: der ansatz, design bere­chenbar zu machen, ist natür­lich richtig (ich hoffe, ich habe das in meinem beitrag zum ausdruck gemacht). es fehlt nur eine wich­tige grösse in der formel … ohne diese grösse ergeben sich rechen­fehler, die wir alle bezahlen werden müssen (beispiels­weise, indem der steu­er­zahler opel retten wird oder irgend­eine andere system­re­le­vante indus­trie auf dem holzweg).

    aus dieser grösse lässt sich für desi­gner im übrigen eine sehr gute wert­schöp­fung erzielen – das weiss ich aus eigener praxis.

  15. Jürgen Siebert

    @ Oliver Adam: Falls ich morgen nicht kommen kann … ich glaube, wir alle würden uns hier über eine kleine Zusammenfassung und/oder Bewertung von Dir freuen … wenn es Deine Zeit erlaubt, natürlich.

  16. Oliver Adam

    Ich werde sehen, was sich machen lässt :-) .

  17. Ole

    … hier werden zwei Dinge – wie immer – durch­ein­ander gebracht: Die Autoren beschäf­tigen sich mit Produktdesign (3D) und nicht mit Kommunikationsdesign. Zwei grund­ver­schie­dene Dinge. Beides ist sicher­lich im Erfolg messbar, der Erfolg hängt – wie immer – nicht unbe­dingt von der tatsäch­li­chen Qualität sondern vor allem von der Kommunikation ab. Nimmt man z.B. das iphone so ist die Qualität sicher nicht schlecht, Marketing und Kommunikation sind top, es gibt bessere Telefone, bessere Systeme und bessere und güns­ti­gere Apps. Soll heissen: Produktdesign kann nicht ohne Kommunikationsdesign und Kommunikation, zusammen wird daraus ein Erfolg.

    PS: Ich weigere mich schlecht lesbare Bücher mit schlecht lesbaren Schrift auch nur ausge­liehen zu lesen – mit den so entstan­denen Bildunglücken kann ich sehr gut leben.

  18. Nils Tißen

    Gut, dass es Bücher und Vorträge zu diesem Thema gibt. Traurig, dass wir Bücher und Vorträge zu diesem Thema brauchen.

    Nicht, weil wir nicht in der Lage sind den Wert von Design zu vermit­teln, sondern mehr, weil die Ohren, in die wir spre­chen, vor lauter lauter ganz taub sind.

  19. Gast

    Gut, dass es Vortäge zu diesem Thema gibt, schade aller­dings, dass diese dann in Eigenwerbung für den Red Dot Award enden.

  20. Oliver Adam

    Den gest­rigen Vortrag im Stilwerk in Berlin fand ich wegwei­send – jedoch mit einem kleinen »Aber«. Prof. Zec (gespro­chen übri­gens »ßeetz«) refe­rierte über den Produktdesign-Wert eines Unternehmens, der sich aus mehreren Komponenten zusam­men­setzt, letzt­lich aber auf der Auszeichnung durch den Red Dot Award beruht. Oder mit anderen Worten: Wer nicht an Designwettbewerben teil­nimmmt, in diesem Fall eben dem Red Dot, und – hypo­the­tisch – dennoch hervor­ra­gendes Design macht, kann per defin­tionem keinen hohen Designwert haben.

    Dieser schein­bare Widerspruch löst sich auf, wenn man unter­stellt, dass desi­gn­af­fine Firmen prak­tisch immer inters­siert sind, mit ihrem Design in den Wettbewerb zu treten und die Auszeichnungen natür­lich als Marketinginstrument einsetzen wollen. Gegenbeispiel ist hier der HiFi-Hersteller Bang & Olufsen: Sie verweigen sich wohl seit Jahren jedem Designwettbewerb und werden laut Prof. Zec träge und selbst­ver­liebt. Folge: B&O steht finan­ziell schlecht da.

    Gut, dass es Vortäge zu diesem Thema gibt, schade aller­dings, dass diese dann in Eigenwerbung für den Red Dot Award enden.

    Der Ansatz von Prof. Zec und seinem Mitarbeiter Burghard Jacob würde mit jedem Wettbewerb funk­tio­nieren. Jedoch ist die Datenbasis beim Red Dot Award einfach am größten, und nach Aussage von Prof. Zec die Bewertung der Einreichungen auch am objek­tivsten. So gesehen, finde ich den Ansatz durchaus in Ordnung.

    DIE »ABERS«

    Die Herleitung und Berechnung des »harten« Designwertes an sich wurde nur kurz und manchmal auch fast schwammig darge­stellt. Das war im Sinne eines kurz­wei­ligen Vortrages sicher in Ordnung: Wer will schon am Abend mit Zahlenkolonnen beläs­tigt werden? Allerdings ist es ja das, worauf es ankommt. Das heißt, ich werde mir das Buch besorgen und versu­chen, die »harten Zahlen« einmal genau nachzuvollziehen.

    Die Kernaussage, dass design­ori­en­tierte börsen­mo­tierte Unternehmen oder auch Firmen aus dem Mittelstand im Laufe der Zeit ihre Gewinne erhöhen können, klingt erst einmal erfreu­lich. Mir fehlte jedoch der Vergleich zwischen Red-Dot-Award-deko­rierten Firmen mit solchen, die es nicht sind, und, jetzt kommt’s, unter ceteris-paribus-Bedingungen. Mit anderen Worten: Es müsste sicher­ge­stellt werden, dass alle anderen Einflussgrößen wie Vertriebsstärke, tech­ni­sche Marktführerschaft etc. statis­tisch heraus­ge­rechnet werden (also paral­le­li­siert werden). Über diesen Punkt ging mir Prof. Zec zu leicht­füßig hinweg. Und nur den Rest könnte man dann dem Designfaktor zuschreiben.

    Denn es könnte ja sein, dass bei einem solchen Vergleich das designo­ri­nerte Unternehmen zwar seine Gewinne erhöhen kann, das nicht design-orien­tierte Unternehmen – eben unter sonst glei­chen Bedingungen – jedoch ein Vielfaches verdient. Dann hieße nämlich die Empfehlung, auf hoch­wer­tiges Design zu verzichten.

    Mein Gegenbeispiel hier wäre Audi. Jeder wird mir zustimmen, dass es ein design­ori­en­tiertes Unternehmen ist. Und doch setzt Audi in den USA relativ wenig Autos ab (Quelle: Merkur Online):

    Mitte der 80er-Jahre kamen nämlich die Ingolstädter in Nordamerika in Verruf – unbe­rech­tigt, wie sich später heraus­stellen sollte. Grund waren zahl­rei­chen Verkehrsunfällen mit dem Audi 5000, einer für die USA ange­passten Version des Audi 200. Insgesamt 175 Verletzte und vier Tote wurden auf eine plötz­liche unge­wollte Beschleunigung der Variante mit Automatikgetriebe zurückgeführt.
    Audi machte zunächst die Kunden für eine falsche Handhabung verant­wort­lich. Sie hätten schlicht und einfach Gas und Bremse verwech­selt. Doch die Erklärung kam in der Öffentlichkeit nicht gut an: Der Absatz der Marke brach ein, das Image lag am Boden. Noch heute leidet Audi in den USA unter den Vorfällen und hängt beim Absatz abge­schlagen hinter den Edel-Wettbewerbern Mercedes-Benz und BMW zurück.

    Hier sieht man, dass eben auch andere Einflussgrößen einen starken Einfluss auf den Gewinn haben, so dass sie bei Vergleichen immer heraus­ge­rechnet werden müssen.

    Fazit: Alles in allem der rich­tige Ansatz, den die Autoren verfolgen. Was die Methodik angeht, will ich die Lektüre des Buches abwarten. Ich finde, das Ergebnis lässt sich schon jetzt bei der Akquise einsetzen.

    Und das Beste: Die Autoren planen ein neues Buch. Thema: Der Kommunikationswert. Hier geht es dann um das für uns inter­es­san­tere Kommunikationsdesign. Man darf gespannt sein …

  21. HD Schellnack.

    Dass PZ die Teilnahme an Designwettbewerben wichtig findet, ist als Chef vom Red Dot Award ja schon nahe­lie­gend :-D – ob eine Korrelation zwischen Awards und Gewinn (nicht Umsatz, Gewinn) tatsäch­lich unter­mau­erbar ist, sei dahin­ge­stellt, ich gehe fast eher davon aus, dass desi­gn­af­fine Firmen, die auto­ma­tisch ihre Produkte in Wettbewerbe schi­cken, eben auch in einem meist erfolg­rei­chen Marktsegment arbeiten.
    B&O hat sicher keine Probleme wegen schlechtem Design oder zu wenig RD oder iD-Signets auf der Produkt-Package, sondern wegen dem gene­rell Wechsel im Unterhaltungselektronikmarkt, eine Entwicklung, die wahr­schein­lich auch Sony&Co spüren, und die sich ande­rer­seits mit posi­tivem Vorzeichen eben seit einigen Jahren auch bei Apple abzeichnet, die von bestimmten tech­no­lo­gi­schen Evolutionen eben eher profitieren.

    Keine Frage, ich halte Design – vor allem als ganz­heit­li­chen Prozess gedacht, nicht als Marketing-Anhängsel und Verpackungsklimbim – für einen essen­ti­ellen Markenwert neben Qualität, Service und Preis, ja sogar für einen Wert, der die drei anderen wich­tigen Säulen abbildet, umman­telt, formu­liert und prägt. Die stra­te­gi­sche Logik von Designprozessen ist für Unternehmen vom ersten Management bis zur Promotion entschei­dend und aus meiner Sich ein ebenso wich­tiger «softer» Faktor wie ein gutes Controlling ein essen­ti­eller «harter» Faktor ist.

    Da es in der Wirtschaft, die ja beileibe nicht so rational ist wie die BWL uns glauben machen möchte, Trends und Wellenbewegungen gibt, darf man hoffen, dass irgend­wann der Trend der kalten Kalkulatoren abnimmt und Design als umfas­sende «Seele» einer Marke wahr­ge­nommen wird. Wobei auch Zec verständ­li­cher­weise und in dem was er konkret als Diplomat zwischen Design und Wirtschaft/Politik zu tun versucht, auch wahr­schein­lich rich­ti­ger­weise, oft bei Design noch an reines Interfacedesign denkt – Produktdesign, Graphik Design – und nicht an die Möglichkeit, Design auch als ganz­heit­li­ches sozio­psy­cho­lo­gi­sches und prozes­suales Werkzeug zu sehen. Ich werde trotzdem den Verdacht nie los, dass es lang­fristig eine Pandora’s Box ist, Design nahtlos als Werkzeug der Effizienzsteigerung zu kommu­ni­zieren und sich den Beckmessern zum Fraß vorzuwerfen.

  22. Oliver Adam

    @HD (erster Absatz)
    Was Du beschreibst, ist letzt­lich, ob es sich um eine Korrelation handelt (Ich finde gutes Design vor und gleich­zeitig gute Gewinne) oder um eine Kausalbeziehung (Gute Gewinne weil, aufgrund guten Designs). Und deshalb müssen eben die Randbedingungen heraus­ge­rechnet werden. Ich weiß nicht, ob dies im Buch beschrieben ist. Mal sehen …

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