Eine tolle Idee der Post …
… aber ist sie erlaubt? Will man sie wirklich zum Erfolg bringen?
Es liest sich ganz toll in dem Heftchen, das ich heute morgen in meinem Briefkasten fand: die Internet-Briefmarke und das Handyporto der Deutschen Post. Endlich kann man Briefmarken zu Hause mit dem eigenen Rechner und dem eigenen Printer selbst drucken (www.porto-direkt.de). Noch raffinierter ist das Handyporto. Du schickst eine SMS mit dem Stichwort »Brief« oder »Karte« an die Nummer 22122, worauf man postwendend eine 12-stellige Ziffer aufs Handy gesendet bekommt, die man – anstelle einer Briefmarke – mit einem Stift rechts oben auf das Briefkuvert oder die Postkarte schreibt.
Da muss es doch einen Haken geben, denke ich mir. Selbstverständlich geht die Gebühr für die Anforderungs-SMS auf meine Kosten. Das kann ich verstehen, als Preis für den Komfort, keine Briefmarken auf Vorrat zu kaufen und lagern zu müssen. Und wenn man eine SMS-Flatrate hat oder ein monatliches Kontingent – geschenkt.
Leider steht im Kleingedruckten die wirklich schlechte Nachricht, dass ein per SMS frankierter Standardbrief 95 statt wie üblich 55 Cent und eine Postkarte 85 statt 45 Cent kostet. Hallo‽ Das entspricht einer Preiserhöhung von 73 % (Brief) bzw. 89 % (Karte). Mal abgesehen davon, ob die Post dies überhaupt darf – eine Preiserhöhung für Brief und Karte durch die Hintertür: Warum denkt man sich in Bonn einen tollen Service aus, der durch absurde Mehrkosten schlicht unattraktiv wird.
Das neue Handyporto beweist erneut, dass Geschäftsmodelle im Handynetz immer noch absurde Nebenkosten mit sich bringen. Die Branche ist schlicht verwöhnt, eine Kette von Providern/Carriern/Dienstleister/Portale hält die Hand auf, bevor das Endprodukt beim Kunden ankommt. Wir kennen das aus der Klingeltonwelt. Da scheinen immer noch jede Menge Handynutzer 3 € und mehr für einen Pop-Song in minderer Qualität auszugeben, der dann auch nur auf ihrem Handy läuft, während sie das ganze auch über die iTunes- oder Musicload-Schiene für 99 Cent lösen könnten – in besserer Qualität und lebenslänglichem Abspielrecht.
17 Kommentare
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thomas | BFA
und schon öffnen sich die münder der vertriebsfirmen zu einem unisono: »Ja, aber …«.
Benjamin Hickethier
Ich finde sowieso tragisch, dass man oldskool Briefmarken nur noch an speziellen Schaltern in Postämtern bekommt [in manchen Postämtern habe ich erlebt, dass sich die Schalterbeamten den Spass machen, immer wieder an unterschiedlichen Schaltern die Briefmarken zu lagern, so dass man im schlimmsten Fall noch einmal extra in der Schlange warten muss, um zum entsprechenden Schalter zu kommen (– a propos, es lebe die skandinavische Wartemarken-Selbstverständlichkeit!)]. Es sei denn man ist Philatelie-Subscriber bei der Post.
Dass die nicht kapieren, was für ein grandioser Werbe- und Kommunikationseffekt und -vorteil Briefmarken gegenüber zeitgeisty elektronischer Textverschickung sind …!
☂
Maik
Das „lebenslängliche Abspielrecht“ ist natürlich hier im DRM-üblichen Sinne als „solange, bis der Anbieter keine Lust mehr hat und die Server abschaltet“ zu verstehen.
Jeder Cent, den man für verseuchte Musik ausgibt, ist rausgeworfenes Geld. Egal, ob bei Jamba oder Apple.
Christian Büning
ist in Münster genau so. Es passiert leider immer wieder, dass auf persönliche Briefe ein Rollendruck als Freimachung herhalten muss. Hässlich und enttäuschend. Benjamin hat recht: Die Briefmarke ist DAS Alleinstellungsmerkmal der Post und wird derzeit nicht sehr liebevoll behandelt. Schade und dumm. Auch vorgedruckte Briefumschläge mit Marke haben nicht den gleichen Reiz wie eine selbst geklebte Marke.
Igor
Interessant, als Sammler habe ich das Handyporto auch direkt mal ausprobiert. Für die eigene Sammlung ein schöner Beleg.
Igor
Christian
Man kann sich mittlerweile auch aus gekauften CDs relativ leicht DRM-freie Klingeltöne basteln. Die Klingeltonportale bezahlt man also für die Bequemlichkeit, nicht für die Exklusivität.
Jonathan (Weg Eins)
Das ist doch traurig, wie die Post sich selbstbewusst ein Eigentor. Auf Kosten der Glaubwürdigkeit und der Kunden.
David
Jürgen, mal off-topic: Hast du seit diesem Post etwas an der Kodierung des Newsfeeds geändert? Deine (natürlich typografisch korrekten) Gedankenstriche, Eurozeichen et cetera werden bei mir nur noch als „???“ angezeigt, dabei lese ich die drei Fragezeichen schon lange nicht mehr.
Liz
Ja, tolle Idee, aber zu unattraktiv verpackt (nicht mal der Preis selbst, sondern die Verheimlichung). Wird Fontblog jetzt interrobangisiert? :)
johannes
ich finde das mit dem pricing für die handybriefmarke aus unternehmenssicht nicht ganz unschlau. ist doch ein einfacher fall von „zahlungsbereitschaft abschöpfen“ – wenn ich schnell eine marke brauche und schon vor dem kasten stehe bezahl ich das auch gerne. wenn ich nachts gerne noch ein bier trinken möchte und der supermarkt hat zu, da kauf ichs mir für den doppelten preis am kiosk. den mehrpreis bezahlt man, wie oben im fall der klingeltonportale bereits erwähnt, für das bequeme handling und für die sofortige verfügbarkeit…
Aeh
Aeh, versteh ich jetzt nicht ganz: Ich dachte, 0,85 Euro sei fuer eine Postkartenflatrate recht guenstig. Oder was haelt mich genau davon ab, eine Nummer mehrfach zu benutzen? Die Post kann doch nicht einfach die Zustellung meiner einen Karte verweigern, weil sich jemand meine Nummer abgeschaut hat!
Wo kann man eigentlich diese SMS Sondernummern reservieren? Fuer eine SMS-Gebuehr von nur 5 Euro wuerde ich naemlich gerne 12-stellige Nummern verteilen, mit denen man einmal ueber eine rote Ampel gehen darf oder sowas. Ablass gibt’s auch grade wieder im Angebot.
Jan
@Benjamin:
Den Philatelie-Service der Post kann man allerdings auch ohne Abonnement nutzen. Wenn man es auf die Spitze treiben will, kann man online lauter einzelne Briefmarken mit unterschiedlichen Motiven bestellen. Ab 20 Euro versandkostenfrei.
der maximilian
Ich war auch zuerst begeistert (auch weil es mal nen anderer Werbeflyer ist). Aber dann: sauteuer und »Service abrufbar [nur] bei T-Mobile, Vodafone und E-Plus« :-(
ihsan
@Christian
Sehr interessant Sichtweise :)
kURT STAMM
WAS IST BEI EINER BESTELLUNG ÜBER DAS INTERNET UND WIE SEHEN DANN DIE KOSTEN AUS;AUCH WIE BEI DER SMS-ANFORDERUNG DER BRIEFMARKEN.ERBITTE EINE ANTWORT!?
Manfred S.
WIrd ja immer besser :)
stefan
Schön zu Wort gebracht.