Eine schlechte Nachricht für Schriftentwerfer/innen

Ich weiß gar nicht, ob ich mich über dieses Umfrageergebnis freuen oder trauern soll. Es ist sicher nicht reprä­sen­tativ, aber einen Trend dürften die Zahlen schon wider­spie­geln. Das US-Designblog Be A Design Group (gegründet 2004) fragt seine Leser in einer Umfrage: »Wie viele deiner Schriften sind bezahlt?«

Ergebnis:

06 %: Alle … außer Systemschriften und einigen Free Fonts
13 %: ein Fünftel … versuche alle zu lizen­zieren, manchmal vergess’ ich es
13 %: über die Hälfte … ich kaufe, wenn ich kann … meist nehme ich Raubkopien
15 %: weniger als die Hälfte … ich bin eigent­lich kein großer Font-Käufer
53 %: keine … ich vermeide das Schriftkaufen wann immer ich kann

Mit anderen Worten: Als FontShop errei­chen wir die beiden letzten Gruppen so gut wie gar nicht (68 %). Großartige Wachstumsaussichten für unser kleines Unternehmen.


32 Kommentare

  1. Ralf Herrmann

    Ich würde das positiv für euch auslegen. Bei 94 Prozent der Schriftnutzer habt ihr noch die Chance etwas zu bewegen! Raubkopierte Musik ist heute auch völlig normal und dennoch schafft es Apple mit einem einfa­chen Konzept Millionen Songs zu verkaufen. 

    Ralf

  2. maik

    Vielleicht ist ja ein Teil des Problems die schlechte Handhabung bei Schriften in der Entwurfsphase? Ich kenne zumin­dest das Problem, das man häufig nur schwer über­zeu­gende Entwürfe mit den Flash-Vorschau-Tools hinbe­kommt um einen Kunden davon zu über­zeugen diese Schrift dann auch zu kaufen.

    Gerade bei Kunden die zum ersten mal mit Grafikern zusam­men­ar­beiten ist es häufig schon sehr schwer die Nutzung, also den Kauf, bestimmter Schriften durch­zu­pauken wenn man nur verpi­xelte oder nach­ge­zeich­nete Schnitte in den Entwurf setzt.

    Gerade für Freelancer ist es nicht wirk­lich finan­ziell sinn­voll eine Schrift zu kaufen die der Kunde dann doch ablehnt. Raubkopieren ist sicher­lich keine Lösung, bei mir bleibt auch immer nur der Griff in den schlichten Schriftbestand.

    Eine Lösung könnte da ein neues Lizenzmodell sein oder die komple­xere Erstellung von Schriftmustern online. So schwer ist es doch nicht einen selbst­de­fi­nierten Text in ein PDF umzu­wan­deln auch wenn er über mehr als eine Zeile läuft.

    Naja. Ich bin ja noch Student und wollte auch nur mal so meine Meinung los werden ;)

    P.S.
    Vielleicht lässt sich über ein solches Umdenken ja auch die immer wieder kriti­sierte Nutzung der glei­chen Schriften bekämpfen … wie gesagt der erste Blick geht immer in den eigenen Bestand. Da kann man probieren, testen und spielen.

  3. Simone

    Hallo? was heißt den hier es ist »für Freelancer nicht sinn­voll…« oder es liegt an der Design-Phase oder ein neues Lizenzmodell muss her. Das ist doch alles nicht relevant …

    Wir reden hier von Moral. Einer hat echt gear­beitet und dafür verdient er eine Entlohnung. Oder studierst Du, um später Deinen Beruf auszu­üben und nicht davon zu leben? Die finan­zi­elle Entlohung spielt doch für jeden eine Rolle. Und gerade im Design/Schrift Bereich eine Besondere.

    Ich habe eine solche Diskussion über Lizenz/Copyright/Intellectual Propoerty und dessen Wichtigkeit es an Unis als Fach einzu­führen gerade hier laufen und ich finde es gehört an die Design-Unis. Es sollte einen Jura Kurs dazu geben und jeder werdende Designer sollte einen Schein dazu machen müssen. Auch um sich später selbst zu schützen. Wenn man nicht alles weiß, weiß man dann wenigs­tens wohin man gehen kann, um sich Hilfe zu holen, wenn übers Ohr gehauen, raub­ko­piert, etc. Piracy ist doch nur mangelnde Kenntnis und zur Folge mangelnde Moral – mitt­ler­weile sogar fast cool, würde ich behaupten.

    Ich hab’ für BWL auch einen Jura Schein machen müssen – war nicht mein Lieblingsfach aber es hilft mir bei meiner Arbeit, ziem­lich sogar.

  4. Ralf Herrmann

    Bei der Moral kann man die Leute aber nicht packen – da hilft auch infor­mieren und predigen an den Unis nicht viel. Das ist genauso sinn­voll wie die »Rauchen ist tödlich«-Aufdrucke auf Zigaretten. Man sollte also ruhig über neue Konzepte nach­denken dürfen. Dazu haben wir ja die FontBlogs und TypoForen. ;-)

    Ralf

  5. Simone

    Das glaub’ ich jetzt wieder nicht – in anderen Ländern werden die Leute in der Werbung allein bei vielen Dingen an der Moral gepackt. Vielleicht sollte der Satz heißen »wir denken immer wir können die Leute nicht bei der Moral packen« – ich denke hier nur über ein neues Konzept nach. Und mal im ernst, Ralf – wen erreichst Du denn mit den Blogs? Hardcore. Du siehst doch selbst, dass das Gros der Leute in den Blogs gleich bleibt.

    Abgesehen davon kann man sagen was gesetz­lich veran­kert ist und Designern beibringen, dass das Knacken von Codes um sich illegal was vom Netz zu saugen nicht cool ist, sondern ’nem Kollegen das Sonntagsmorgen-Brötchen versauert. An Unis genauso wie später bei der Arbeit. Wäre ja auch ein neues Konzept…

  6. Heinrich Lischka

    für die meisten ist es wirk­lich eine geld frage, es gibt viele kleine büros oder einzel­kämpfer die gutes design machen, werden aber nicht gut bezahlt. die sind selbst nicht glück­lich darüber, dass sie ohne lizenzen arbeiten. ich habe keine ahnung ob man es über preis machen kann, wenn es güns­tiger wäre werden es aber bestimmt mehr leute kaufen, für den händler bedeutet es aber mehr arbeit und nicht mehr geld – warum soll er es also tun?
    was anderes fällt mir leider nicht ein.

  7. Jürgen Siebert

    @ Ralf: Der Vergleich mit dem Zigarettenrauchen hinkt arg. Es hat doch nichts mit Moral zu tun, wenn ich rauche oder Warnungen igno­riere. Dafür gibt es nur zwei Gründe: Willensschwäche und Dummheit. Außerdem bezahlt mich niemand dafür, wenn ich rauche …
    Warum in die Ferne schweifen, bleiben wir doch beim Diebstahl. Drucksachen mit geklauten Schriften zu gestalten und sich dafür bezahlen lassen würde ich mal mit einem Gastronom verglei­chen, der sich seine Zutaten auf dem Markt zusam­men­stiehlt … nicht zum persön­li­chen Vorteil (Mundraub) sondern um damit ein leckeres Essen zuzu­be­reiten, für dass er sich dann bezahlen lässt. Zweimal Kasse machen … ist doch prima.

  8. Jürgen Siebert

    @ Heinrich: Ich wider­spreche heftigst Deiner Argumentation. Es gibt kleine Friseure, Imbissbuden und Taxiunternehmen … sie alle müssen ihre Werzeuge (Schere, Pfanne, Auto) und ihre Verbrauchsmaterialien (Haarspray, Soßen, Sprit) ehrlich erwirt­schaften. Wieso soll das für Designer anders sein? Wer nicht in der Lage ist, für seine (gute) Arbeit ordent­liche Rechnungen zu schreiben, er sollte sich mal beraten lassen oder den Beruf wech­seln. Stattdessen Kollegen (Schriftentwerfer) zu betrügen halte ich für das Allerletzte. Entschuldige, dass ich laut werde …

  9. Silke Ploog

    Mich würde mal inter­es­sieren, wie die Antwort-Kategorien mit den Unternehmensgrößen zusammenhängen.

  10. Jürgen Siebert

    Die Größe der Unternehmen wurde nicht abge­fragt, was auch schon The Skinny bedauert hat (» … like to see these results mapped against personal use vs. profes­sional use).

  11. Heinrich

    @ jürgen: du hast natür­lich recht, ich verkaufe selbst fonts und weiss wie schwer es ist. die kleinen imbiss­buden und friseure haben aber die wahl zwischen güns­tigen und hoch­wer­tigen produkten, ich bin nicht der meinung, dass fonts zu teuer sind es war nur eine über­le­gung ob das eine möglich­keit wäre, wenn jetzt ein schnitt, sagen wir mal nur 5 euro kosten würde, hätten bestimmt viele grafiker mehr gekauft, ob das jetzt wirt­schaft­lich möglich ist – lassen wir aussen vor.

  12. Ralf Herrmann

    Simone, Jürgen,
    versteht mich nicht falsch: Ich bin völlig auf eurer Seite. Aber ich habe wie gesagt einfach den Glauben verloren, dass man an der Lage etwas ändern kann, indem man den Leuten die Rechtslage erklärt. Jeder Designer, der raub­ko­pierte Schriften benutzt, weiß doch ganz genau, was er tut. Das passiert doch nur in den seltensten Fällen aus Versehen. Predigen hilft deshalb nichts. (Daher der Zigarettenvergleich: Ich weiß, es ist nicht gut – ich mache es trotzdem.)

    Bei den Studenten ist es zum Beipspiel eine leichte Rechnung. Ein durch­schnitt­li­cher Design-Student wird sich weder die komplette Creative Suite leisten, noch ein übliche 300-EUR-Schriftfamilie, wenn er ab und zu mal Visitenkarten für die Verwandschaft erstellt.
    Adobe hat (endlich) darauf reagiert und bietet Studentenversionen mit dras­tisch redu­zierten Preisen und sehr groß­zü­gigen Nutzungsbedinungen an. (z.B. auch für kommer­zi­elle Anwendung)
    Warum ist das bei Schriften nicht möglich? Da bei Fonts keine Materialkosten anfallen, können theo­re­tisch Rabatte bis zum Abwinken gegeben werden.
    Warum bietet keines der »großen« Schrifthäuser Studentenrabatte? Warum gibt es kein »FontShop Education Package«, mit abge­speckten Schriftpaketen (preis­lich und inhalt­lich) auf den Studenteneinsatz zugeschnitten. 

    Über so etwas kann man doch laut nach­denken, oder? Es würde sicher nicht zu eurem finan­zi­ellen Nachteil sein. Ganz im Gegenteil. (Stichwort: Apple Music Store)

    Ralf

  13. Heinrich

    danke ralf, du konn­test es besser erklären, aller­dings sehe ich das nicht so einfach, die studenten werden irgend­wann »echte« desi­gner müssen sie dann ein update bezahlen?

  14. maik

    @simone

    Ich habe bestimmt nicht zum Diebstahl von geis­tigem Eigentum aufge­rufen. Wie gesagt wenn der Kunde nicht für eine neue Schrift zahlt muss ich eine nutzen die ich schon habe. Egal ob ich diese schon zehnmal einge­setzt habe oder nicht. 

    Der Vergleich zur Musikindustrie ist doch super. Man hat es da nicht durch weitere Restriktionen oder Klagen geschafft gegen die Raubkopierer vorzu­gehen – wurde eine Tauschbörse per gericht­li­cher Verfügung geschlossen entstanden mindes­tens drei neue – sondern wie im Fall Apple durch eine Neudefinition der Lizenzmodelle. Mehrfaches Kopieren ist erlaubt. Viele freie Musik. Bonusmaterial etc.

    Es gibt nunmal, zumin­dest empfinde ich das so, immer mehr klei­nere Designunternehmen oder Freelancer die auf dem Markt aktiv sind. Die versorgen leider nicht ausschließ­lich Unternehmen mit eigener Marketingabteilung und einem Verständnis für Design. Jeder der ein Erfolgsrezept kennt, einem Verein der eine Festschrift, ein Plakat oder einen Flyer braucht klar zu machen das er zwar den Druck dank Online-Druckerei fast geschenkt, das Foto dank Photocase o.ä. kosten­frei aber für die zwei Schnitte der Schrift nochmal das doppelte vom Druckpreis bezahlen muss, soll es Kundtun. 

    Natürlich ist es gegen die Designermoral solche Jobs dann auch noch zu machen wenn man eh kaum Geld bekommt und dann auch noch auf Unverständnis stößt, aber hey, wir können nunmal nicht alle bei Grey, S+V o.ä. arbeiten …

    Ich wollte ledig­lich einen Denkanstoss an einen großen deut­schen Fontdistributor geben. Denke das aus einem so simplen Blogbeitrag eine sehr frucht­bare Diskussion für alle Seiten wachsen kann, zumin­dest wenn man nicht nur schreit: „Haltet den Dieb!“

  15. Dan Reynolds

    >Warum bietet keines der »großen« Schrifthäuser Studentenrabatte?

    Linotype bietet Studenten einen Rebatt von 30 Prozent. Dies steht sogar direkt auf unsere Homepage, und dies schon Zeit Jahren (rechte Spalte „Linotype Supports Education…“).

    30% mag nicht so billig wie das Adobe-Paket sein, aber es bleibt eine tolle Angebot.

  16. Nora Gummert-Hauser

    solche diskus­sionen gehen mir auf die nerven, wenn ich daran denke wieviel geld ich früher bei teuren satz­stu­dios für teil­weise nicht mal so guten satz gelassen habe. warum in aller welt soll es nicht möglich sein, dem kunden den schrift­schnitt, den man für diesen einen auftrag benö­tigt, weiter­zu­be­rechnen? wenn das nicht mehr geht kann ich meine eigene leis­tung auch nicht zu annä­hernd lebens­werten kondi­tionen bezahlen lassen. und wenn ich das nicht mehr kann, dann gehe ich ganz gemüt­lich irgendwo putzen und setze mein denken für andere sachen frei. ich habe auch schon mal ganz kleine aufträge und kunden die kein geld haben, aber dann begnügt man sich eben mal mit schriften, die man schon gekauft hat oder mit free-fonts, die es ja auch gibt und das nicht nur in übelster qualität. ich kalku­liere fonts in kleinem umfang in meine kosten­vor­anschläge mit ein.

  17. Heinrich

    warum nervt die disku­sion? es gibt die probleme, also kann man darüber nach­denken ob es möglich­keiten gibt es zu ändern, was ist daran so schlimm? durch wegku­cken oder» putzen gehen« wird sich nichts ändern.

    ich verkaufe eine schrift (drei schnitte) für 55,- netto.
    einmal habe ich in einem forum eine begrenzte (14 tage) ein aktion gemacht für 19,90 plus ein extra schnitt, es haben sich 120 leute gefunden, vorwie­gend studenten und free­lancer die es genutzt haben, für mich war das auch ok und die meisten hätten es sonst nicht gemacht.

  18. robertmichael

    mir gefällt ja noch immer die idee mit dem schrif­tenabo, welches wir hier vor kurzem mal hatten. eine monats­pau­schale an font­shop zahlen und man erhält dafür ein paar schriften die FS auswählt. es müssen ja keine ganzen fami­lien, somit kauft man dann auch nach wenn man mehrere schnitte der schrift haben möchte. jürgen, wäre sowas theo­re­tisch möglich?

  19. Jürgen Siebert

    @ alle: Die Diskussion nervt nicht, nur manche Argumente.
    Beispiel Musikindustrie. Einen Studentenrabatt habe ich bei iTunes noch nicht gefunden. Dort sind Songs so billig wie seit 45 Jahren nicht (ich bin mit einem Single-VK von 5,00 Mark groß geworden … danach ging es nur bergauf): trotzdem wurde Musik weiterhin getauscht. Erst schär­fere Urheberrechtsgesetze und Strafverfolgung brachten ein Umdenken.

    Studenten: Bei der ganzen Debatte geht es mir nicht um Studierende, sondern um Profis … meine Beispiele Frisör, Imbiss und Taxifahrer sollten das noch mal unterstreichen.

    Dass es bei manchen Schriftenhäusern keine Studentenrabatte gibt, kann FontShop leider nicht ändern. Unsere »eigenen« Schriften (die FontFonts) bekommen Studierende für Diplomarbeiten und Hochschulprojekte (nur darum geht es – nicht für Jobs) im Rahmen einer indi­vi­du­ellen schrift­li­chen Vereinbarung geliehen (kostet sie also keinen Pfenning).

  20. Nora Gummert-Hauser

    sorry, hatte mich im ton und im ausdruck vergriffen – natür­lich nervt nicht die diskus­sion, sonst würde ich mich ja gar nicht dran betei­ligen… danke für die berich­ti­gung jürgen.

  21. Stefan Kalscheid

    Kein Thema: Wer Schriften kommer­ziell nutzt, muss für diese auch zahlen. Wer kommer­zi­elle Schriften durch Kopieren in seinen Besitz bringt, handelt illegal. Als Student macht man sich darüber oft keine Gedanken. Die Professoren wollen keine Entwürfe in Arial und Verdana sehen (verständ­lich), also besorgt man sich Schriften von Komilitonen aus höheren Semestern, oder von einem Schul-Rechner. Und ganz ehrlich: Wenn ein Student für alle Schriften, mit denen er mal expe­ri­men­tieren will zahlen sollte, wäre das ein ganz schöner Brocken.
    Hier geht es aller­dings nicht um Studenten, sondern um berufs­tä­tige Gestalter. Auch hier proble­ma­tisch: Wenn man für seinen Kunden ein paar Schriften auspro­bieren will und die Schriften nicht hat / nicht kaufen will, wird es enorm schwierig. Heute zeichnet keiner mehr ein Schriftmuster für seine Kunden und kein Kunde würde sich mit einem skiz­zierten Schriftmuster zufrieden geben (mein Eindruck). Was tun? Schriften aus Musterbüchern kopieren und zu einem Logo montieren? Willkommen in der Steinzeit.
    Was wir bräuchten ist tatsäch­lich so etwas wie ein Online-Distiller für Schriftmuster. Das fände ich groß­artig. Die entste­henden PDFs müssen ja nicht unbe­dingt hoch­auf­lö­send sein. Aber man hätte die Möglichkeiten die verschie­densten und neusten Schriften mal auszu­pro­bieren. PDFs sind nicht möglich? Wie wäre es dann mit einem Online-Showroom, in dem ich JPGs von meinen Schriftmustern abspei­chern kann, die ich meinem Kunden dann Online zeige?
    Man darf ja träumen.

    Postscriptum

    Das ist genauso sinn­voll wie die »Rauchen ist tödlich«-Aufdrucke auf Zigaretten.

    Ich habe das Rauchen vor einen halben Jahr aufge­geben. Drucken sie diesen Hinweis mitler­weile wirk­lich auch auf die Zigaretten? :-p

    […] und dies schon Zeit Jahren

    Ein köst­li­cher Tippfehler. Toll!

  22. maik

    „Dort sind Songs so billig wie seit 45 Jahren nicht “
    Die Single im iTunes Store verur­sacht ja auch dezent weniger Kosten als die im Laden, auf CD.

    „trotzdem wurde Musik weiterhin getauscht.“
    Wird sie auch bis in alle Ewigkeit. Der neue Player von Microsoft, Zune, erlaubt sogar das tauschen von Musik unter­ein­ander, ohne Internet. Wie will man das auch verbieten? Soll ein Beamter der GEMA jeden Computer auf der Welt kontrollieren?

    „Erst schär­fere Urheberrechtsgesetze und Strafverfolgung brachten ein Umdenken.“
    Welches Umdenken? Im iTunes Store wurde bereits massiv Musikverkauft als die rest­liche Industrie noch gegen einzelne Tauschbörsen geklagt hat. Der Kampf gegen die Nutzer begann erst viel später.

    Direkt nach der Musikindustrie kam die Filmindustrie, auch hier Klagen. Was hat es gebracht? iTunes verkauft nun Filme und Serien und ja, es wird weiterhin illegal aus dem Internet geladen.

    Muss wirk­lich jede Industrie die mit dem geis­tigen Eigentum anderer Geld verdient erstmal klagen?

    Raubkopieren ist absolut keine Lösung, aber wieso fragt man nicht nach den Gründen die Kreative dazu bringen so etwas zu machen? Wieso sofort den Anwalt vorschicken?

    Als Anmerkung zu den Studenten, zu denen ich mich ja selbst auch noch zähle: Ich bin derzeit in zwei Emailverteilern, sowohl von meiner alten Hochschule als auch bei der neuen. Die Emails in denen nach Schriften gefragt wird nehme ich schon gar nicht mehr wahr, eher die Tage an denen nicht gefragt wird, ob mal jemand eben Schrift XY hat.

  23. Simone

    @Maik: Und, gibt’s an einer der beiden Hochschulen – Deiner alten und neuen Kurse zu Intellectual Property/Copyright/Lizenzrecht? Ich wage gar nicht zu fragen, ob’s viel­leicht sogar ein Pflichtschein dazu gäbe…

  24. Thierry Blancpain

    simone: in zürich gibts einen dozenten dafür, ich weiss aller­dings nur dass der im rahmen eines NDK für schrift­ge­stal­tung dabei ist – ob er auch im bachelor-studium der viskom-studenten lektionen hat, weiss ich nicht.

    jürgen: einfach ums gesagt zu haben, deine aussage („Erst schär­fere Urheberrechtsgesetze und Strafverfolgung brachten ein Umdenken.“) ist einfach falsch, es hat aus meiner sicht kein umdenken statt­ge­funden. ich kenne nur wenige, die sich durch die klage­wellen verun­si­chert fühlten und damit aufge­hörten – dem grossen rest ist das egal. die chance, selbst dran zu kommen, ist und bleibt extrem gering.

  25. erik

    Der Vergleich zur Musikindustrie ist doch super.

    Mit verlaub: der vergleich ist bescheuert. Für musik gibt es milli­arden inter­es­senten, da lohnt es sich, riesen­auf­wand zu treiben bei lizenz­mo­dellen und anderem. Da reden riesen­kon­zerne mitein­ander über milli­ar­den­summen. So gesehen sind 99cent für einen song wahn­sinnig viel gegen­über 29 euro für einen schrift­schnitt, für den es welt­weit maximal einige zehn­tau­send inter­es­senten gibt. Schriftfirmen –selbst die ganz grossen wie ITCMONOLINO – machen im jahr soviel umsatz wie iTunes in ein paar stunden.

  26. Markus

    Ich mag den Begriff der Moral nicht. Damit kann man Leute nur abschre­cken, man wird milde belä­chelt und zählt umge­hend zu den ›Gutmenschen‹. Wenn ich in meinen Kursen zu den Seminarteilnehmern von sowas wie Moral spreche, dann ernte ich verzo­gene Gesichter. Ich spreche lieber von Fairness: wir Designer machen einen Job, die Werber machen einen Job, und wir möchte davon leben können. Und es ist nur fair, wenn wir die Leistung eines Schriftdesigners nutzen, dies auch zu vergüten. Das verstehen die Meisten. Ob sie dann eine Schrift auch kaufen ist eine andere Frage.

    Ich denke schon, dass es helfen würde das Thema an den Unis zu thema­ti­sieren. Lasst die Studenten Schriften gestalten, dann sehen sie wie viel Arbeit das ist und bekommen viel­leicht doch einen anderen Bezug dazu. Man darf viel­leicht nur nicht mora­li­sie­rend werden, das mögen wohl vor allem junge Leute (doch irgendwie auch mir Recht) nicht.

    Was Maik ganz zu oberst ange­spro­chen hat, ist aber schon ein Thema. Ich arbeite gerade auch an einem Erscheinungsbild für das ich eine bestimmte Schrift gewählt und vorfi­nan­ziert habe. Wenn der Kunde die Schrift nicht mag, hab ich fehl­in­ves­tiert. Ob ich sie noch in einem anderen Projekt verwenden kann ist frag­lich, dazu ist sie doch zu eigenwillig.

    Das Problem ist doch, dass ich als Designer der seine Software lizen­ziert (und dazu gehören auch die Schriften) mit den 60 bis 90 Prozent Mitbewerbern konkur­rieren muss, die das nicht tun. Das muss der Friseur nicht, denn jeder der einen Frisiersalon aufmacht, muss eine Einrichtung finan­zieren, seine Utensilien, sein Personal. Die Werbeagentur oder das Designstudio saugt sich außer Mac und Personal alles von irgend­wel­chen Servern oder bezieht es von Freunden. Und den meisten Kunden ist schwer plau­sibel zu machen, dass ich zehn oder zwanzig Prozent teurer bin weil ich mein Werkzeug nicht gestohlen habe.

    Da geht’s halt doch irgendwie ums (über)leben können. Vor allem für einen kleinen Grafiker.

    Grüße aus dem sonnigen Vorarlberg. Markus.

  27. simon

    Dass FontShop (FontFont-)Schriften an Studenten verleiht, möchte ich hier auch noch einmal loben. Ich kenne viele, die auf diese Art ihre Diplomarbeit umsetzen konnten! Ich selbst habe mir derzeit von Underware eine Schrift leihen dürfen.
    Ich finde auch, dass die 5-CPU-Lizenz von FF-Schriften sehr korrekt ist. Ich war deut­lich genervt, als ich letz­tens neben der Unit noch eine Schrift von FontBureau gekauft habe und die jetzt nur auf einem Rechner laufen darf, die FF Unit aber auf fünf. (genervt war ich jetzt nicht von der FF Unit, warum bloß? ;-))
    Ich denke, einen einge­setzten Schriftschnitt zu kaufen und dem Kunden weiter zu reichen sollte ganz klar die Regel sein (auch wenn es nicht so ist, ich weiß).
    Aber wie schon ange­spro­chen, was mache ich in der Entwurfsphase? Ich möchte gerne verschie­dene Schriften und Schnitte testen, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie die im Layout aussehen, ich möchte es ausprobieren.
    Software-Hersteller geben meist Demo-Versionen frei, wäre das nicht auch bei Schriften möglich? Keine Ahnung wie, aber es wäre praktisch.
    Über den Preis wird es wohl kaum gehen, denn von irgend­etwas will der Schriftdesigner ja auch leben.
    Was Hochschulen angeht, kenn ich die Situation, dass allein das Geld für Software-Lizenzen fehlt, für Schriften bleibt da schon gar nichts mehr übrig, Moral hin, Moral her, die Hochschulen haben das Geld nicht, Punkt. Wie soll man Typografie unter­richten, wenn die Pools nur Georgia, Arial und Gill Sans haben? Da wäre even­tuell ein Sponsoring inter­es­sant, um schon in der Ausbildung die ›egal-kopiers-dir-doch‹-Mentalität zu unter­binden. Nur so ne Idee.

  28. Buchplus

    Ich glaube weniger, dass es um mangelnde Fairness geht. Eher hat sich wohl die Vorstellung verfes­tigt, dass man alles und jedes, was man aus dem Internet saugen kann, schon mit seiner Providerrechnung irgendwie mitbe­zahlt hat. Oder es ist die bloße Bequemlichkeit.
    Es hilft aber manchmal schon, wenn man hart­nä­ckig bleibt. Ich habe letz­tens ein Layout entworfen, mit nicht ganz alltäg­li­chen Schriften. Zunächst kam die Frage (vom „Setzer“) nach den Fonts. Da habe ich einfach „Nö“ gesagt. Dann kam zwangs­läufig die Frage, ob man das Layout nicht mit irgend­wel­chen anderen Schriften machen könne. Bin ich auch stur gebleiben, alle benö­tigten Fonts waren für insge­samt unter EUR 100,- zu haben. Und am Ende ging’s dann doch.
    Ich persön­lich setze mir ein Jahresbudget für Fonts. Das breche ich dann sozu­sagen auf meinen Stundensatz runter. So kann ich auch mal einen kleinen, aber lust­vollen Job mit der Schrift meiner Wahl machen, die ich viel­leicht noch nicht habe.

  29. Stefan Ramone

    Raub? Diebstahl? Der Vergleich mit dem Koch, der sich auf dem Markt seine Zutaten zusam­men­klaut, hinkt doch sehr: der armen Marktfrau fehlen die Rübe und die Kartoffel ja am Ende des Tages, doch der digi­tale Schriftenhändler kann seine Schrift auch weiterhin verkaufen. Es bricht doch keiner bei FontShop ein und kopiert Schriftdateien, um danach alle Orignale zu löschen und Datenträger zu zerstören (oder?).
    Natürlich müssen der Schriftentwerfer und die Händler für ihre Leistungen über Lizensgebühren entlohnt werden, aber man sollte doch bei der Diskussion etwas sach­li­cher bleiben. Die Filmindustrie bietet hier mit ihrer Kampagne gegen die sog. „Raubkopierer“ ja ein unrühm­li­ches Beispiel, indem sie zahlende Kinobesucher quasi pauschalkriminalisiert.

  30. Jürgen Siebert

    Rüben und Kartoffeln wachsen doch im Garten wieder nach … völlig kostenlos. Software muss program­miert werden … gegen Bezahlung.

  31. Veronika Hübl

    Für Rüben und Kartoffeln braucht’s Wasser, Samen, Zeit, und Grundstück ;). Und man kann sie nicht beliebig verviel­fäl­tigen… wie soll man den Kaufpreis von etwas ermit­teln, das man beliebig verviel­fäl­tigen kann? :-

    Für jemand nicht Design-versierten ist es schon recht happig, wenn er das erste Mal entdeckt, dass eine gute Schriftart nicht selten 300 Euro kostet… und die dann ausschließ­lich, aber ausschließ­lich, er allein benutzen darf.
    Super wären ein paar Mittelklasse-Fonts um z.B. 50 Euro, wo es sich auch für den nicht-Profi oder nicht kommer­zi­ellen Nutzer auszahlen würde, ein paar davon zu kaufen ;-)
    Oder gibt es so etwas schon?

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