Eichborn-Verlag stolpert über Versal-ß
Am 24. Mai 2007 berichtete Fontblog über das mediale Echo auf den Vorschlag der Zeitschrift Signa, ein versales Eszett einzuführen. Dabei wies ich auch auf einen Beitrag von Martin Z. Schröder in der Süddeutschen Zeitung hin: Hilfe! Ein Buchstabe fehlt!
Aus diesem Artikel bediente sich ein Autor des Frankfurter Eichborn Verlags, der am 3. März das Buch »ß. Ein Buchstabe wird vermisst« (Amazon-Link) herausbringen wollte.
Daraus wird nun nichts. Nachdem Schröder die »Abschrift ohne Quellenangabe« entlarvte, nahm Eichborn – »der Verlag mit der Fliege« – das Buch heute vom Markt (Verlagsmitteilung). (Via)
19 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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thomas
na gottseidank. ich dachte schon bei der überschrift, das dieses völlig fruchtlose thema schon wieder aufgewärmt wird.
andreass
Doll ist die Kategorie in die das Buch durch das Amazon System eingeordnet wurde.
Bücher > Fachbücher > Geschichtswissenschaft > Neuzeit > Nationalsozialismus > SS
RamBam
Das mit der Kategorie ist ja wirklich lustig. Sitzen bei Amazon also auch nur die typischen Datenbank-Honks vor dem Rechner…
Jürgen
Ganz im Gegenteil, das macht der Amazon-Datenroboter. Der verwandelt ß in ss. Das Buch heißt ja eigentlich »ß«, als muss es um die »SS« gehen.
microboy
Eine wirklich dreiste Geschichte und ein Armutszeugnis für Autor und Verlag!
robertmichael
hahaha! das mit dem SS ist ja der hammer!
wiedermal ‚ein zeichen‘ dafür, das wir das versal-ß dringend benötigen.
CHR15
eine riesensauerei – ich hoffe sehr, dass die zitierten autoren sich das nicht bieten lassen und entsprechend reagieren.
wie dreist, dass sich der verlag nun auch noch über den wirtschaftlichen schaden zu jammern.
Andreas Stötzner
Wir haben reagiert, wen es interessiert: http://www.signographie.de/cms/front_content.php?idart=261
Allein aus Signa Nr. 9 hat Müller spaltenweise abgeschrieben.
FG
Auch aus »Falsch ist richtig«, einem Buch des Rechtschreibe-Spezialisten Theodor Ickler, wurde offenbar in größerem Stil abgekupfert:
http://www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=news&id=575#6535
Nadine
Mh, komisch. Ich habe das Buch schon vor Wochen vorbestellt, da ich es für meine Diplomarbeit verwenden wollte (da war das ja noch nichts abzusehen) und bin eigentlich davon ausgegangen, dass die Bestellung nun – da das Buch ja nicht erscheint – storniert wurde. Nix da, gerade kam folgende Mail von Amazon:
»unser Logistikzentrum hat den unten stehenden Artikel verschickt!«
Nun, dann bin ich mal gespannt.
robertmichael
man kann es auch noch bei amazon bestellen.
Martin Z. Schröder
@10: Liebe Nadine, wenn Sie das Büchlein tatsächlich von Amazon bekommen sollten, würden sich die SIGNA-Autoren Uta und Andreas Stötzner (siehe Kommentar 8), bestimmt über einen Hinweis von Ihnen freuen, damit sie dem Verlag Honorar in Rechnung stellen können.
Wenn Ihre Diplomarbeit das ß zum Thema macht, würden Sie von der Lektüre nichts gehabt haben, diplomierten Sie über Fälschungen, wäre das Objekt ein Fundus.
Nadine
Hallo Martin,
ich halte euch auf dem Laufenden, morgen müsste es ja dann da sein. Hätte ich gewußt, dass es sich um so eine Mogelpackung handelt, hätte ich es natürlich nicht bestellt. Nun ja, ich schau’s mir mal an.
Arnold
Heute gibts noch einen Artikel „UNVERGEßEN“ von Frank Müller im Süddeutsche Zeitung Magazin. Fußnote: „Vom Autor erscheint am 3. März „ß. Ein Buchstabe wird vermisst“, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 160 Seiten.
Nadine
Okay, also ich habe das Buch tatsächlich von Amazon geliefert bekommen, auch wenn man es jetzt nicht mehr online bestellen kann. Ich werde es mir mal zu Gemüte führen…
Martin Z. Schröder
Na, das Buch hat ja jetzt Seltenheitswert. Gibt’s irgendwo eine Börse für zurückgezogene Bücher, die eigentlich nicht erscheinen durften? Maxim Biller, Havemann junior, die ß-Schwarte, es kommen sicherlich ein paar zusammen.
@ Arnold (#14) In dem SZ-Magazin-Artikel fand Th. Ickler ein kleines Plagiat. Und hier wird in Kommentar 53 ein weiteres angezeigt, aber vorerst nur als Rätsel.
Andreas Stötzner
Der Beitrag »UNVERGEßEN« ist auch bei SZ-Magazin online nachzulesen, ohne irgendeinen Hinweis auf die Ereignisse. Ich habe daher an die Redaktion vorhin folgendes geschrieben:
„Zum Beitrag »UNVERGEßEN« von Frank Müller, 29. 2. 08: Gegen den Autor und sein angekündigtes Buch »ß« werden, wie Ihnen offenbar entgangen ist, seit dem 25. 2. 08 im Internet mehrfach Plagiatsvorwürfe erhoben. Der Eichborn-Verlag mußte daraufhin bereits am Dienstag, 26. 2., das Buch vom Markt nehmen, es wird nicht mehr ausgeliefert. Es wäre angemessen, wenn Sie wenigstens in der Netz-Veröffentlichung des Beitrages (gegen den übrigens auch schon Plagiats-Vorwürfe erhoben wurden) eine Information über den Hergang und die Praktiken dieses »Autors« ergänzen würden. A:S“
Andreas Stötzner
Inzwischen hat mir die Redaktion des Süddeutsche-Zeitung-Magazins mitgeteilt, daß die Ausgabe mit Müllers Artikel »Unvergeßen« am vorigen Dienstag bereits im Druck war. Man sieht sich ebenfalls als Opfer Müllers an, die Online-Version des Beitrages ist allerdings noch immer von Aktualität ungetrübt …
– Wer nochmal eine hübsche Zusammenfassung das Dramas lesen möchte, heute ganz neu: bei SPIEGEL ONLINE, siehe http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,,00.html
A:S