Druckfrisch: die 352-seitige FontFont-Fibel
Ich bin einiges gewohnt auf dem Fachgebiet Schriftmusterbücher. Dieses Werk sprengt meine Erwartungen. Dabei weiß ich nicht, ob meine 15-jährige Tätigkeit als FontFont-Typeboard-Mitglied dieses Gefühl eher verstärkt oder abschwächt. Natürlich bin ich befangen. Ich leben seit Jahren mit diesen Schriften, benutze sie, ich schreibe über sie, entdecke sie im öffentlichen Raum … Kann es angesichts dieser Nähe ein besseres Kompliment für »Made with FontFont« geben, wenn ich hier gestehe:
- Das Buch hat mich überrascht
- es fasziniert mich seit 24 Stunden
- ich muss es immer wieder zur Hand nehmen.
Vielleicht sollte ich auch meine Arbeit als Schriftenwerber teilweise in Frage stellen, denn manche FontFonts habe ich noch nie so attraktiv präsentiert gesehen wie in diesem Buch.Darum spare ich mir weitere Worte und lasse Bilder sprechen. Nur so viel. »Made with FontFont« wurde geschrieben und gestaltet von Jan Middendorp und Erik Spiekermann, kommt erst Mitte November heraus und wird 49,– € kosten (bei FontShop vorbestellen) … (und meine Fotos bringen die Qualität dieses Buches überhaupt nicht ’rüber).
Die Original »Trixie«-Schreibmaschine (eine Triumph) und ein getipptes Muster in Orginalgröße
Geschichte der FF Transit und ihrer Piktogramme … wir sprachen darüber
Ehre wem Ehre gebührt: endlich eine ausführliche Darstellung von Akira Kobayashis Lieblingsschrift FF Clifford
Ergreifend: die Berliner Mauer fiel und es gab zwei Straßenschilder-Schriften, digitalisiert von Verena Gerlach als FF City Street Type East und West
Meine Lieblingsschrift: FF Strada, von Albert Pinggera
Der Stoff, aus dem die FontFonts sind: Schilder, Spielsachen, Etikette, Fundstücke …
Martin Majoor schreibt über sie und inszeniert sie: die umfangreiche FF-Nexus-Familie
Kein Außenseiter, nur neu entdeckt: FF Isonorm als Mono- und zugerichtete Version
Eine der gefragtesten neuen Schriften aus Deutschland: FF Unit von Erik Spiekermann, Mitherausgeber des Buches »Made with FontFont«
12 Kommentare
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Oliver Adam
Bei diesem Werbetext muss einem ja das Wasser im Mund zusammenlaufen: Vorbestellt :-)
Ivo
Dennoch wird nicht mal dieser (selbst für Jürgens Verhältnisse höchst emotionaler) Text dem Buch gerecht. Es liegt gerade drei Meter von mir entfernt und ruft ständig nach mir …
Jan Middendorp
Ich glaube, ich soll mal mein Fahrrad nehmen und Richtung Bergmannstraße fahren. Scheint ja ein tolles Buch zu sein. Ich hab es selbst noch nicht gesehen…
Jürgen Siebert
Tut mir Leid Jan, dass ich so schnell war … Petra sagte mir vorhin, sie würde Dir und Erik eines per Boten schicken.
(Nach Diktat verreist … zum Versandhandelskongress nach Wiesbaden)
Jan Middendorp
Jürgen, es war nur ’n Spass, ich darf doch nicht meckern bei soviel Lob? Danke!
Harki
Als Zaungast: Ich fand Jürgens Beschreibung des Opus herrlich, fast rührend. Selten einen so authentischen (ich mag das Wort ansonsten eigentlich nicht) Werbetext gelesen. Klasse! :)
erik
Trotz des lobes hat Jürgen sich hier geirrt: der artikel handelt von der FF Info, nicht der Transit. Ich muss es wissen, denn ich habe ihn selbst geschrieben und Jan hat ihn ausgegraben.
Jürgen Siebert
Erik hat natürlich recht … ich hatte mich so an den Piktogrammen festgeguckt … sie sind zum großen Teil identisch mit denen von FF Transit … ich muss es wissen, weil ich damals den Schöpfern (Henning Krause, Rayan Abdullah, Brigitte Hartwig, Lucas de Groot, u. v. m.) bei MetaDesign täglich über die Schultern geschaut habe: FontShop und MetaDesign trennte nur eine Stahltür.
Jan Middendorp
Noch kurz etwas über die hier gezeigten Seiten: es handelt sich hier größtenteils um Schriftmuster die speziell für das Buch gestaltet worden sind, teilweise von den FF-Gestalter selbst, aber meistens von ‚Dritten‘ — d.h. Schriftgebraucher statt Schriftdesigner. Martin Majoor z.B. hat zwar über FF Nexus geschrieben (in der Essay-Abteilung des Buches), inszeniert wurde sie hier von einem eminenten Grafikdesigner, dem Engländer Mark Thomson, der als Hauptdesigner des Collins Verlages die Schrift schon für Hunderte von Bücher angewendet hat (sowie fürs neue Logo). Mark war vorher Designer bei Taschen; er war der Typ, der soviele bezahlbare Bücher damals so schön mit Quadraat und Scala ausgerüstet hat.
Nick Blume
Das ist mir neu: MetaDesign und Fontshop Tür an Tür. Stimmt, Herr Spiekermann hatte damals noch beide…
Michi
Das Buch schaut wirklich vielversprechend aus. Jammerschade, dass es erst in einem Monat heraus kommt. Ich freue mich schon darauf!
HD Schellnack
Glückwunsch an Jan und Erik.
Meine immerwährende These, dass FS vielleicht bei allem Pragmatismus als großer Versender ein bisserl zurückgehen könnte zu erotischerer Fontverkaufe, zu diesem 80er/früh90er-Ding, das Schrift und kreativer Ausdruck zusammengehören, finde ich auf vielen der Musterseiten bestätigt. Kann man manchmal overdesigned finden, macht aber trotzdem Spaß, es sich anzusehen. So gut wie gekauft :-D