Die Unhandlichkeit des iPads
Auf meiner Reise durch den Taunus stieß ich gestern auf einen amüsanten Beitrag im Wirtschaftsteil der Frankfurter Rundschau (FR). Er widmet sich dem morgigen US-Verkaufsstart des Apple iPad (Online-Version: »Dreimal werden wir noch wach«). Der Artikel kommt zu diesem originellen Fazit: »Das vielleicht größte Manko aber ist die Unhandlichkeit: Auf den von Apple veröffentlichten Bildern nutzen die Leute häufig ein hochgeschlagenes Bein als Unterlage – irgendwo muss das Ding ja abgelegt werden.«
OK, das iPad ist keine Tageszeitung und längst nicht so handlich wie die FR, die – anders als der große Nachbar FAZ – statt im Nordischen Format als Tabloid erscheint. Sicher wäre es auch toll, wenn man das iPad falten, den Kamin damit anzünden und Fliegen totschlagen könnte. Drückt auch dieser (weit hergeholte) Nachteil des iPads die Angst der Journalisten vor den elektronischen Medien aus?
Zur Entschuldigung der beiden Autoren sei nachgetragen, dass erst die Print-Schlussredaktion dem Fazit die richtige Würze gab. Sie strich aus Platzgründen den nicht unwichtigen Satz »Die Hände braucht man schließlich zur Bedienung«. Die Online-Fassung des Artikel liefert den kompletten Text. Womit wir beim entscheidenden Nachteil von Zeitungen wären: Immer zu wenig Platz für redaktionelle Texte. (Abb. © Apple Inc.; Standbild aus iPad-Werbevideo)
22 Kommentare
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Haha
Ich erahne schon die iPad-Welle an Blogeinträgen, wenn dein Gerät da ist.
Tipp: Es ist nur ein übergroßes iPhone ohne Telefonfunktion.
Götz
@Haha:
Und ein iPhone ist nur ein Telefon ohne Tasten. Und ein Auto ist nur eine Kutsche ohne Pferde. Man kann alles künstlich kaputtkonstruieren, wenn man nur lange genug Details wegläßt.
Christopher
Auch SpOn kommt zu einem ganz ähnlichen Schluß: „Beine hoch, das iPad kommt“ (http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,686475,00.html) und das immerhin schon einen knappen Tag vor der FR.
Markus
Dem Autor geht wahrscheinlich nur wie vielen anderen der unverdiente Hype rund ums iPad auf den Keks. Das iPhone war eine Innovation, dass iPad ist doch einfach nur ein großgezogenes iPhone. Ich hätte mir da deutlich mehr erwartet und war enttäuscht von der Vorstellung.
Janni
Es wird wohl nicht mehr sooo lange dauern, bis die ersten digitalen Folien marktreif sind. Die kann man dann auch zusammenfalten. Wenn man will. Und dann braucht man auch keine iPads mehr. Und schon gar keine FR.
John Inglehoe
Janni: Und woher kommt der Content?
Aber ja, ich warte auch sehnsüchtig auf etwas Zusammenfaltbares. :)
Dann kann ich entscheiden ob ich ein iPhone oder ein iPad oder ein iDesk haben möchte. Je nach Laune.
Stefan
Ja, die _Handlichkeit_
Für das ausschließliche konsumieren im Alltag, finde ich mein MacBook sehr gut. Kleiner oder größer mag ich es nicht. Das Ding liegt auf dem Tisch oder Schoß. Für mich perfekt.
Das iPhone zum sabbeln entdecke ich grad als Spieleplattform – nix besseres im ÖPNV ;-) Ansonsten halte ich den Bildschirm für viel zu klein. WWW Seiten mag ich nicht betrachten … fubar.
Und das iPad? Hmmm. Öhmmmm. Ich weiß nicht wofür ich es verwenden soll.
ganzunten
Wo bitte ist dieser angesprochene Nachteil weit hergeholt? Ich habe zumindest noch niemanden gesehen, der versucht hat auf seiner Zeitung zu Tippen! Der Vergleich hinkt also gewaltig.
Das iPad ist nämlich (Überraschung!) nicht nur ein Display sondern auch das Eingabegerät. Wie bitte soll man denn vernünftig schreiben können, wenn man das iPad dazu flach auf den Schoß legen muss?
Auch um Filme zu schauen darf man brav das Gerät halten, da selbst das 30 Dollar teure Dock nur im Hochformat funktioniert.
Vit
Ich glaube Apple will durch die Hintertür einen neuen Markt für sich aufbauen – demnächst gibts dann die passenden iPad iCouchtisch und ähnliche Bein-Hochlege-Möbel…
robertmichael
muss ich jetzt meine toilettensitzgewohnheiten ändern? mit übereinandergeschlagenen beinen auf dem klo …?
drossmedia.com
Ein Kochbuchhalter oder Notenständer wären sicher sinnvolle Zusatzanschaffungen für zuhause. Pfiffige Industriedesign-Studenten haben sicher auch schon etwas in schwarz-glänzend entworfen.
Jürgen Siebert
@Haha: Ich erwarte leider kein »Gerät«. Kann trotzdem nicht ausschließen, hin und wieder über das iPad zu schreiben.
@robertmichael: Auf dem Klo sitzen … etwa so, wie oben abgebildet :)
robertmichael
ich seh kein bild. :(
Jürgen Siebert
Na so wie das Aufmacherfoto des Beitrags. Du stellst Dir einen Stuhl oder besser einen niedrigen Hocker vors Klo, öffnest Deine Jeans, ziehst sie halb runter, setzt dich aus Klo, legst die Beine angewinkelt auf den Stuhl. Deine Oberschenkel sind dann die Ablage für das iPad.
robertmichael
hmm. ich glaub du hast das bild falsch verlinkt, jürgen. http://1.2.3.13/bmi/www.fontblog.de/wp-content/uploads/2010/04/ipad_standbild.jpg – lösche ich alles vor dem www kann ich das bild aufrufen.
für stehpinkler wäre eine wandhalterung übrigens eine tolles gimmick ;) könnt ich mir gut auf kneipentoiletten vorstellen, anstelle der werbeplakate über den urinal.
Stephan
@Jürgen: es ist wirklich kein Aufmacherfoto von diesem Beitrag zu sehen. im Quelltext steht folgende Ressource: „http://1.2.3.13/bmi/www.fontblog.de/wp-content/uploads/2010/04/ipad_standbild.jpg“
Ich denke „1.2.3.13.bmi „ist keine gültige URL. Ohne dies wird das Bild korrekt angezeigt.
Jürgen Siebert
Danke Robert, danke Stephan, das Bild war wirklich falsch verlinkt. Ich bin urlaubsreif ;-)
Stephan
@robertmichael: da wollte ich vor dem Absenden mal kurz ’n Tee aufgießen :-)
HD Schellnack.
Kein Zweifel – selbst in Apples Videos sieht etwa das Schreiben in iWork mit dem iPad etwas unelegant aus. Mit einer Hand tippt es sich schlecht, mit zweien dürfte sich die abgerundete glatte Alu-Oberfläche auf einem Tisch schnell als frustrierend herausstellen. Wenn Apple beim iPad aber bei der Umlautlösung vom iPhone bleibt, ist ohnehin eine Bluetooth-Tastatur für längere Texte sinnvoll, womit man dann allerdings fast wieder ein Laptop hat.
Ansonsten ist es zum reinen Konsumieren von Medien – und ich denke, das wird ein Hauptschwerpunkt sein – nicht unhandlicher als andere Lösungen. Ein Buch wie Infinite Jest ist ja auch nicht gerade handlicher, oder eine große Zeitung usw. Inwieweit sich das iPad in der Nische zwischen iphone (kleines Display, aber immer dabei) und Laptop (Leistung, Tastatur, aber unhandlich) einnisten kann, bleibt abzuwarten und hängt auch extrem davon ab, inwieweit Apple Schnittstellen öffnet bzw. clevere App-Programmierer smarte Lösungen erfinden. Die Möglichkeiten sind relativ unendlich – und wie beim iPhone wird sich erst herauskristallisieren müssen, was wirklich ankommt.
Zentral wären zwei kleine Dinge: Stifteingabe mit Handschrift (auf dem iPhone witzlos, auf dem Pad genial) und/oder eine volle Tastatur mit äöü und so weiter. Dann kann das bei Meetings mehr als spannend werden, oder im Unterricht, weil nicht so aufdringlich wie ein Laptop, das aufgeklappt immer eine Mauer bildet. Einfach mitschreiben, wie im Notizbuch, und dann digital haben – das wär’s. Und zugleich eben skizzieren, zeigen, möglichst direkt mit WLAN-Anbindung an Beamer. Auch wichtig: 720p-Output via HDMI, besser noch, eventuell mit einem Receiver, via WLAN. Apps wie iDisplay zeigen, wie groß mittelfristig die Lösungsmöglichkeiten sein werden, wenn Hersteller und Programmierer mit den üblichen Umwegen das beste aus dem Gerät rauskitzeln.
Der Rest ergibt sich, wie beim iPhone – bei der Typo 2011 werden schon zig Leute damit rumlaufen, da sieht es ja branchenüblich immer ein wenig nach einem Apple-Werbespot aus.
suess
Für mich wäre es eigentlich erst ein Kaufargument, wenn man mit dem iPad noch telefonieren und Schnappschüsse machen kann. Das Ganze dann mit einem abnehmbaren Headset, was sich in irgendeine Nische am Gerät beim Nichttelefonieren einfügen lässt und genauso ein ausziehbares Kamera-modul. So bräuchte man nicht beide Geräte (iPad und iPhone), könnte telefonieren und gleichzeitig (auf den Schenkeln…) Notizen machen/surfen/etc. Vielleicht dann auch in Kombination mit Videotelefonie, wo man auf dem großen iPad-Display auch das Gegenüber erkennen kann. Eine entsprechend große Tasche hat eigentlich jeder dabei… Und mit den von HDSchellnack angesprochenen Stifteingabe-/WLAN-/usw.-Möglichkeiten wäre es DAS ultimative All-in-One-Gerät… Nunja, mal abwarten, was die nächsten Jahre so bringen…
gecko
@suess: soweit ich weiss, kann man mit dem ipad durchaus telefonieren, nämlich über skype. allerdings empfiehlt sich ein headset, da es wohl ziemlich lächerlich aussieht, sich das ipad ans ohr zu halten…
HD Schellnack.
Das hätte so ein bisschen was von Smack The Pony.