Die neue FF Yoga: eine Schrift für Mädchen? Interview!
Interview mit dem Schriftentwerfer Xavier Dupré
Die neue Schriftfamilie FF Yoga von Xavier Dupré wurde schon bejubelt, bevor sie erschienen war. Einige vorab veröffentlichte Buchstaben und Mustersätze reichten aus, um Schriftexpert(inn)en in Entzücken zu versetzen. Zum Beispiel Indra Kupferschmid: »Heute habe ich meine neue typografische Liebe gefunden – eine Schrift für Mädchen?«.
FF Yoga ist eine Schriftsippe, bestehend aus je 4 Schnitten Sans und 4 analogen Schnitten Serif. Interessant ist ihre Entstehungsgeschichte. Während vergleichbare Konzepte meist mit einer fertigen Serif-Familie beginnen, aus der eine Sans abgeleitet wird (z. B. FF Scala, FF Quadraat, …), entwickelte Dupré beide Varianten parallel. Warum diese Vorgehensweise für ihn besser funktioniert und wieso das Endergebnis anders wird, erklärte mir Xavier Dupré in einem Interview, das ich für das Magazin Design Made in Germany führt. Dort liegt das Interview auch in gestalteter Form als PDF (10 S., 1,5 MB) laden, natürlich gesezt aus FF Yoga.
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„Der Körper eines Buchstabens ist mit dem eines Menschens vergleichbar — und beide interessieren mich brennend.“ (Xavier Dupré)
Fontblog: Wann und mit welcher Intention hast du die Schrift Yoga entworfen?
Xavier Dupré: Meine Arbeit an Yoga begann vor rund zwei Jahren mit dem Ziel, eine nüchterne und vielseitige Schriftfamilie zu entwerfen, die Originalität und Balance verbindet. Sie sollte noch besser für Mengentexte geeignet sein als meine Malaga, jedoch gleichermaßen ausdrucksstark, dank kräftiger Serifen und raffiniertem Kontrast.
Was inspirierte dich zu Yoga?
Mein gesamtes Schaffen ist vom humanistischen Stil beeinflusst, also vor allem vom holländischen und zeitgenössischen amerikanischen Typedesign. Und natürlich schwingt immer meine Leidenschaft für die Kalligrafie mit. Bei FF Yoga haben mich wahrscheinlich Gerard Ungers und Fred Smeijers’ Arbeiten am meisten beeinflusst.
Was bedeutet es, eine Sans und eine Serif parallel zu entwickeln?
Für mich ist es einfacher und interessanter, beide gemeinsam zu entwerfen, weil ich ständig umschalten kann zwischen Sans und Serif. Wenn ein Baustein im einen oder anderen Fall nicht funktioniert, kann ich ihn gleich über Bord werfen. So habe ich immer einen Überblick über das gesamte Werk.
Worin siehst du die Stärke der FF-Yoga-Familie?
Die Stärke der Familie ist ihre ausgezeichnete Lesbarkeit, gepaart mit kuriosen Details, die ihr Persönlichkeit geben. Die Sans hat ein recht lineares Design, vergleichbar einer Gill Sans. Doch in Kombination mit der Serif ergibt sich ein Spannungsbogen zwischen neutral und persönlich. Die kräftigen Serifen helfen beim Lesen kleinerer Texte und verleihen dem Schriftbild einen Bleisatzeffekt.
Planst du Erweiterungen für die Sippe?
Ja. Meine ursprüngliche Idee war die Ent- wicklung eines Schriftsystems für alle Anfor- derungen. Ich habe bereits mit dem Entwerfen optischer Größenvarianten für die Yoga Serif begonnen und mit Display-Fassungen der Yoga Sans. Aber ich brauche noch Zeit. Außer- dem arbeite ich parallel an zu vielen anderen Schriftfamilien.
Warum hast du die Schrift Yoga genannt?
Ich kam auf den Namen, weil ich vor einem Jahr das Yoga in Indien kennengelernt habe und es noch heute jeden Morgen nach dem Aufstehen praktiziere. Yoga hilft, dem Körper Elastizität, Balance und Spannung zu geben, Eigenschaften, die ich auch beim Schriftdesign als wichtig erachte. Der Körper eines Buchstabens ist durchaus mit dem eines Menschens vergleichbar – und beide interessieren mich brennend.
Vielen Dank.
FF Yoga Pro auf fontshop.de …
Der Yoga-Steckbrief (PDF; klicken zur Vergrößerung): Schriftmuster, Familienübersicht, OpenType-Feature-Übersicht und Klassifizierung
8 Kommentare
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R::bert
Bin immer erfreut wenn eine neue Familie in Serif und Sans erscheint.
Für eine Mädchenschrift ist mir die »Yoga« aber zu »kantig«. Die Formensprache ist für mich leider auch nichts neues, erscheint eher als ein aufgewärmter Mix von FF Scala und Gill Sans. Kann die Begeisterung für diesen handwerklich sicherlich sauberen Font nicht so teilen. Finde auch den Namen unpassend zum Font, da dieser nicht wirklich harmonisch beruhigend gestaltet ist sondern eher »aufgeregt« und auch etwas grob.
Sorry Xavier
Pascal
hab sie neulich schon gesehen und mir gedacht: was für eine geile schrift! richtig gut gelungen – CHAPEAU!!!
Thomas
Entschuldigung, wenn ich mich als ahnungslos oute, aber wo ist mir der Name Xavier Dupré schon untergekommen?
Lausbub
„Der Körper eines Buchstabens ist mit dem eines Menschens vergleichbar — und beide interessieren mich brennend.“
Ich bin ja kein Schrift EXPERTE – sondern ein Laie, der das eine oder andere mal aufschnappt. Ich war echt baff – als ich vor Jahren mal einen Artikel drüber las – wie die Buchstaben in einem Logo interpretierte werden können. Dünn, lang – dick, etc .. die tiefe Psychologie der Buchstaben.
@bejubelte Schrift: Sans Bold Sieht ganz cool aus – erinnert mich ein wenig an Franklin gothic ..
Jürgen Siebert
@ Thomas: Xavier Dupré wurde 1977 in Frankreich geboren. Er studierte Kunst und Design in Paris. Zwei Jahre nach seinem Studium ging er ins Scriptorium zu Toulouse, um bei Bernard Arin und Rodolphe Giuglardo Kalligrafie and Typografie zu studieren. Ab 1999 arbeitete Dupré in einem Büro für Verpackungsdesign in Paris, wo er auch Ladislas Mandel begegnete, bekannt für seine Telefonbuchschriften. Von 2001 – 2004 lebte Xavier Dupré in Kambodscha, wo er auch Schriften entwarf.
Duprés Werke erschienen bei FontFont (FF Absara, FF Absara Sans, FF Angkoon, FF Jambono, FF Megano, FF Parango, FF Reminga, FF Sanuk und FF Tartine), bei Emigre (Malaga, Vista, Vista Sans, Vista Slab), T.26 (Meteor, Spotka) und The Font Bureau (Zingha).
timeout
Die Headline trifft es ganz gut – die Yoga wirkt wirklich wie eine Mädchen Schrift. Ich finde die Absara um Längen besser und eleganter. Allerdings ist die für Mengensatz nicht wirklich geeignet.
Andreas
und noch ein Link zum Design Made In Germany Magazin
http://www.designmadeingermany.de/magazin/3/
Christian
Die Glyphen gefallen mir sehr, mir fehlt dennoch der eindeutige Abstand zur Gill und zur Scala. Ich finde auch den Eindruck als Familie nicht sehr harmonisch. Vista Sans gefiel mir um Längen besser.