Deutscher Designpreis 2011 für Erik Spiekermann
Wie das Manager Magazin heute berichtet, geht der Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2011, der am 11. Februar 2011 vom Rat für Formgebung in Frankfurt am Main überreicht wird, an unseren Firmengründer Erik Spiekermann. Wir gratulieren!
Wie misst man den Einfluss oder den Rang eines Grafikdesigners? Er hat keine Einschaltquoten, wie eine Fernsehshow, er hat keine Auflage, wie eine Zeitschrift oder ein Buch, es gibt keine wöchentliche Design-Hitparade. Statistische Erhebungen oder Befragungen helfen sicherlich bei der Beurteilung. Wer 10 Vorträge im Jahr hält, könnte eine gefragte Person sein. Die gesammelten Flugmeilen sagen etwas über die internationale Strahlkraft eines Kreativen aus. Andere zählen Fachartikel oder Bücher. Ganz bestimmt ist auch der Umsatz eines Designbüros ein Gradmesser für seine Qualität. Selbst wenn man solche Fakten in ausreichender Menge hätte, muss eine Beurteilung keineswegs objektiv ausfallen. Preisjurys können sich stundenlang darüber streiten, ob ein Werk, ein Auftritt oder die Qualifikation einer Person von Bedeutung sind.
Dank Internet haben wir in den letzten 10 Jahren feinere Messmethoden zur Hand, um den Einfluss einer Person oder eines Unternehmens zu ermitteln. Statistische Größen wie Page-Impressions, das Google-Ranking oder RSS-Abonnenten irren nie, sind supergenau und tagesaktuell abzufragen. Gleichwohl sind es nur quantitative Belege, die nichts über die Qualität der Webseiten-Besucher aussagen, über deren Beweggründe, Herkunft und ihr Urteil.
Ganz anders dagegen das Web 2.0, genauer: Twitter, das viele Berufstätige als Werbemittel in eigener Sache einsetzen. Wie funktioniert das? Man sendet eine Art SMS mit maximal 140 Zeichen in die Welt, die jeder empfangen kann, der dem Versender auf Twitter folgt. Barack Obama hat mit dieser Art Kommunikation einen Wahlkampf gewonnen. Inzwischen folgen ihm 5,7 Millionen Menschen, die 10 bis 12 Mal pro Woche eine Botschaft des Präsidenten direkt empfangen.
Na schön … der US-Präsident ist täglich in den Nachrichten und der mächtigste Mann der Welt. Auch Lady Gaga folgen Millionen, weil sie einem publikumswirksamen Beruf nachgeht. Warum sollte jemand einem Designer auf Twitter folgen? Gibt es überhaupt Designer auf Twitter? Antwort: Es gibt dort Hunderte, darunter so bedeutende Büros wie Interbrand oder Pentagram, maßgebliche Designmagazine, Museen und mehrere Dutzend Design-Koryphäen. Darunter einer, dem heute 78.500 Interessierte folgen, zum Jahresende sicherlich 100.000. Sein Twittername: @espiekermann.
Ganz ohne Fernsehunterstützung, Plattenverkäufe und Hollywood erreicht Erik Spiekermann eine Einschaltquote von 100.000 – weil er Design verständlich macht, weil er Design lebt, weil er Design vom Sockel holt. Das ist Einfluss.
11 Kommentare
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R::bert
… alles wirklich sehr schön und gut, aber kann so eine News nicht warten, bis es tatsächlich soweit ist. Oder macht Ihr Eure Weihnachtsgeschenke auch morgen schon auf? Trotzdem: höre ihn auch gern über Design etc. philosophieren – deshalb »herzlichen Glückwunsch!« auch von mir.
Nadine
Ich habe Erik dazu schon gratuliert (per Twitter natürlich). Absolut gute Wahl und wenn man mich fragt, längst überfällig :-)
Ich würde aber diese Gelegenheit gerne mal nutzen, um generell nochmal eine Diskussion über den Designpreis anzustoßen. Ich habe den als sehr verrufen in Erinnerung (siehe „Juli Gudehus: Offener Brief an Minister Glos“ https://www.fontblog.de/files/offener_brief_gudehus.html) und in letzter Zeit sieht man sehr oft, dass Leute sich das Siegel „Nominiert für den Deutschen Designpreis“ auf Arbeiten und Websites schreiben.
Ich habe die Entwicklung nicht verfolgt, aber tat sich denn an den Ausschreibungsregeln seit damals etwas geändert?
Stefan
Einen Satz mit einer Spekulation beenden – und dies im (über-)nächsten Satz bereits als Faktum behaupten …
Die Glückwünsche gibts erst zur Auszeichnung im Februar 2011.
anderer tom
Die Designs von Erik Spiekermann kenne ich zwar nicht, aber alleine schon wegen der typografischen Handschrift, die das öffentliche Bild in Deutschland und anderswo maßgeblich mitbestimmt und geprägt hat, ist der Preis wohl absolut am richtigen Ort gelandet. Respekt vor dieser Arbeit und herzlichen Glückwunsch!
Markus Hanzer
Herzliche Gratulation! Für mich hat Erik einen solchen Preis aus vielen Gründen verdient. Aber vor allem eines rechne ich ihm sehr hoch an. Er hat sich, wie kaum jemand sonst, für das Ansehen eines ganzen Berufsstands eingesetzt und mit einem Lebenswerk untermauert, dass alle seinen Thesen und Argumenten auch jenes Gewicht und jene Glaubwürdigkeit verliehen hat, die ein solcher Feldzug für die Bedeutung von Gestaltungsarbeit in unserem Leben erfordert. Somit nicht nur Gratulation, sondern auch DANKE!
Michael Bundscherer
Für sein Lebenswerk? Armer Erik, hoffentlich verkraftet er das!
Und jetzt setze ich noch eins drauf: Erik, Du hast es Dir verdient.
R::bert
@ Jürgen Siebert
Wie wäre es, die Gelegenheit zu nutzen, um zum gegebenen Anlass (also nach der Verleihung ; ) mal ein Interview zu machen, bei dem Fontblog-Leser ihre Fragen mit einbringen dürfen (siehe Adrian Frutiger im Radio)? Ich hätte jedenfalls schon mal 3, welche mir spontan eingefallen sind … . Naja, hast Du ja sicher sowieso vorgehabt ; )
R::bert
… noch ein kleiner »Appetizer« ganz frisch, aber in englisch von designchat.info: We were lucky enough to catch Erik Spiekermann, German typographer and designer, while he was on a trip to San Francisco. He talks about his role in the digital type revolution with FontShop and shares his opinions on a number of issues facing designers including specialization, perfectionism and procrastination. (Klick to view.)
R::bert
@ Jürgen Siebert
Sorry, noch mal ich: hast Du die Twitterausgabe in deren Blog gesehen (http://designchat.info/)? Nur so als »Inspiration« ; )
Jürgen Siebert
Danke für den Hinweis, R::bert. DesignChat ist eine wunderbare Idee und zu Recht schon sehr bekannt. Ich habe das einstündige Interview mal gleich hier eingebettet. Es ist sehenswert, wie Brian McGovern Textfragen und Video-Fragen zu einem interessanten Format mixt:
Jan
Herzlichen Glückwunsch Erik!