Design-Crowdsourcing: Schaden für die Volkswirtschaft?

volkssport_stapelkamp

Auf der Veranstaltung Volkssport Design (Berlin, Ende Oktober 2009, Fontblog berich­tete) rech­nete der Kölner Designexperte Prof. Torsten Stapelkamp dem Publikum vor, was es volks­wirt­schaft­lich bedeutet, wenn sich mehrere Dutzend Designer auf Dienstleistungsportalen (z. B. desi​gnen​lassen​.de) »um einen Auftrag prügeln«.

In einem Kommentar zu Teil 2 Meiner Berichterstattung erläu­tert Prof. Stapelkamp die Kalkulation noch­mals detail­liert. Da ich das Rechenmodell für wichtig und diskus­si­ons­würdig halte, bestelle ich seinen Kommentar einfach mal in den Designdiskurs.

Dies ist Stapelkamps Berechnung zu einem durch­schnitt­li­chen Design-Crowdsourcing-Projekt, mit realis­ti­schen Vergütungszahlen, also Listenpreise statt Selbstausbeutung (70 €/h):

Aufwand für jeden betei­ligten Kreativen: mind. 10 h
Erforderlicher Stundensatz zur Deckung aller Kosten: 70 €

Durchschnittliche Teilnehmerzahl/Projekt: 119
Durchschnitt. Umsatz/Projekt: 347 € (desi​gnen​lassen​.de: »Preisgeld«)
Gewinn nach Abzug aller Kosten: 0 €
Verlust pro Teilnahme: ca. 700 € (10 h x 70 €)
Anzahl derer mit Totalverlust: 118 Teilnehmer
Anzahl der ausge­wählten Teilnehmer: 1 Teilnehmer
Verlust pro ausge­wähltem Projekt: 353 € (= 700 € – 347 €)
Bei mehr als 10 h entspre­chend höher.

Kalkulatorische kollek­tive Arbeitsleistung: 10 x 70 € x 119 = 83.300 €.
Volkswirtschaftlicher Schaden: 82.953 € (83.300 € – 347 €)

Um volks­wirt­schaft­lich korrekt zu kalku­lieren, sind zu den 82.953 € Schaden noch der Energieverbrauch/-verschwen­dung (Computer, Fahrzeuge, Büroheizung etc.) addieren.

Stapelkamps Fazit: »Durch desi​gnen​lassen​.de werden pro Projekt 119 Personen akti­viert, um Zeit, Energie und Ideenpotenzial für einen einzigen ›fiesen Möpp‹ zu vergeuden, der sich ein Logo, ein Corporate oder einen Internetseitenentwurf für durch­schnitt­lich 347 € erschnorren möchte. Dabei entsteht ein volks­wirt­schaft­li­cher Schaden von rund 83.000 €, zuzüg­lich der Energieverschwendung von 119 Personen/Computern/Fahrzeugen/Büros.«


55 Kommentare

  1. Pascal

    Grundsätzlich absolut richtig, wobei mir die Zahlen etwas pole­misch klingen. Ist es erwiesen, dass tatsäch­lich 119 Teilnehmer durch­schnitt­lich mitma­chen? Sind diese alle quali­fi­ziert genug um 70 € Stdsatz kalku­lieren zu können?

    Trotzdem gebe ich Hr. Stapelkamp voll­kommen recht, das ist ein volks­wirt­schaft­li­cher Schaden, aber bitte liebe Designer, macht doch einfach bei so etwas nicht mit!

  2. Christian | BDG

    Danke für die Übersicht. Ich denke, dass es mit den 10 Stunden nicht getan ist, da noch mindes­tens zwei für Korrespondenz etc. drauf gehen. Neben dem Kaufmännischen wird bei desi­gnen­lassen auch noch etwas anderes igno­riert: Designer werden für ihre Ideen bezahlt, nicht für das Ausmalen. Wenn Designer hier mal eben so ein paar Ideen in den Raum werfen, verschleu­dern sie damit ihre wich­tigste Ressource mit einem nicht vertret­baren Risiko. Kein Anwalt würde mal eben so eine juris­ti­sche Strategie anreißen, in der Hoffnung, dass ein Mandant zu ihm kommt. Die »Ware«, die Designer anbieten, sind Konzepte und Ideen, nicht druck­fä­hige pdfs.

    Eine Ursache dafür, dass die Designer nicht rechnen können, sind ganz klar die Hochschulen. In einer BDG-Umfrage haben über 90% der Befragten ange­geben, mit der kauf­män­ni­schen Ausbildung an der Hochschule nicht zufrieden zu sein. Gestalterisch werden die Designer fit entlassen, aber kauf­män­nisch voll­kommen ahnungslos.

  3. Benjamin Mueller

    Das spricht mir aus der Seele!
    In einer Zeit in der wir bei »gescheiten« Jobs über Mindestlöhne debat­tieren frage ich mich wie man selbst auf die Idee kommen kann an solchem Ideenraub teil­nehmen zu wollen. Natürlich muss man das ganze diffe­ren­ziert betrachten. Es mag Gebiete geben, in denen »Crowdsourcing« durchaus sinn­voll und auch machbar ist. Beispielsweise mag im Charity-/Kultursektor ein solcher Weg durchaus möglich und auch gewünscht sein.
    Doch in der Realwirtschaft muss man diese Rechnung durchaus für bare Münze nehmen. Erschreckend und damit alar­mie­rend sind die Zahlen allemal…

  4. HD Schellnack.

    Ich finde das fast noch zu vorsichtig gerechnet, ehrlich gesagt. Wobei der nied­rige Stundensatz, gar nicht einbe­rech­nete even­tu­elle Nutzungslizenzen (aus meinem Munde, huch) und so weiter ande­rer­seits dadurch ausge­gli­chen sind, das – den Ergebnissen nach – die Leute bei diesen Crowdsource-Portalen zum Teil ganz sicher keine 10 Stunden an ihren Stockimage-artigen Logos sitzen, die zum Teil sicher oft zweit­ver­wertbar sind (was ja okay ist).

    Und trotzdem machen Leute mit, und trotzdem funk­tio­niert das Modell in den USA scheinbar erfolg­reich. Weil sich Angebot und Nachfrage in den letzten 20 Jahren – digi­tale Revolution olé – total umge­kehrt haben. Da gehts uns nicht GANZ so schlimm wie den Photographen und nur fast so schlimm wie den Webdesignern, aber dennoch: es gibt anschei­nend viele Leute, die mal aus Daffke ein Logo machen und damit leben, es sozu­sagen in eine Art Lotterie zu werfen, weil sie offenbar nicht davon leben müssen :-D. Oder aus Verzweiflung handeln.

  5. HD Schellnack.

    Den Reiz für den Kunden kann ich aber absolut entscheiden. Die Sache ist schnell, anonym und billig. Und natür­lich schlecht und mit selt­samen Nachgeschmack – aber die Welt ist voller Kunden für genau dieses Level.

  6. julia

    Ich halte es für einen sehr wesent­li­chen Aspekt, dass die Leute, die dort ihre Entwürfe einrei­chen, ganz einfach nicht davon leben müssen (aus welchen Gründen auch immer).

  7. Christian | BDG

    @ Julia: also nicht profes­sio­nell arbeiten.

  8. Simon Wehr

    Hm, naja, wie hoch ist denn der Volkswirtschaftliche Schaden bei ehren­amt­li­cher Tätigkeit?
    So sehr ich diese Rechnung ja eigent­lich unter­stütze – es wurde bisher meines Wissens nach noch kein Designer gezwungen, dabei mitzumachen.

  9. thomas junold

    simon. natür­lich nicht, aber es ist auch keine kunde gezwungen zu DIR zu kommen, bei deinen horrenden preisen im vergleich zu den crowd­sour­cing-portalen. das dir über kurz oder lang solche »dienst­leister« die butter vom brot nehmen ist dir nicht bewusst? das würde mich aber schwer wundern.

    ehren­amt­liche tätig­keit ist etwas völlig anderes!!! niemand kommt auf die idee eine einrei­chung einer arbeit dort als ehren­amt­liche tätig­keit aufzufassen …

  10. Gerd

    Die Frage, die nicht beant­wortet wird ist aber doch. Warum machen die Designer da mit?

  11. Christian | BDG

    @ Gerd: Weil sie nicht rechnen können. :-)

  12. Philipp Schilling

    Das ist ein Service, bei dem Leute, die offenbar nicht bereit sind, in ihren geschäft­li­chen Erfolg zu inves­tieren, Leute beauf­trage, die offenbar nicht von dieser Arbeit leben müssen (Schüler, Studenten?). Aus diesem Grund kann ich den entstan­denen volks­wirt­schaft­li­chen Schaden nicht ganz nach­voll­ziehen, denn wenn es diese Art von Service nicht gäbe, würden sie bestimmt trotzdem keinen Designer damit beauftragen.

    Trotz allem geht mir diese Art von Designportal natür­lich auch ziem­lich auf den Geist. Das hat aber eher damit zu tun, dass dort so getan wird, als wäre es das einfachst Ding der Welt, mal eben mit Corel Draw ein profes­sio­nelles Logo zu entwerfen. Und dass dies nicht der Fall ist, darüber müssen wir uns glück­li­cher­weise nicht streiten.

  13. stk

    Tschuldigung, aber wem ist das denn nun anzu­lasten? Dem crowd­sour­cenden Unternehmen, oder den Teilnehmern? Ist Threadless (als klas­si­sches Crowdsourcing-Unternehmen im Sinne des begriffs­bil­denden Wired-Artikel von Howe) damit ein Volkswirtschaftsschaedling?

  14. Dominik

    Ohje, und wer rechnet den volks­wirt­schaft­li­chen Schaden aus, der entsteht, weil Designer in Blogposts und auf Kongressen über Crowdsourcing jammern anstatt zu arbeiten?

  15. Malte

    Ich finde die Rechnung ansich inter­es­sant. Ich denke der Schaden ist jedoch viel größer, der von Namenhaften Agenturen, Architekturbüros usw. seit JAHREN verur­sacht wird, indem sie voll ausge­bil­dete Gestalter (Ausbildung / Studium) als Praktikanten anstellen – vor dem Kunden aller­dings voll­wertig abrechnen.

    Die Crowedsourcing-Plattformen werden grad sehr einseitig von vielen Designern zum Sündenbock für die schlechte finan­zi­elle Situation gemacht – ich begreife sie als logi­sche Entwicklung des Berufs über Jahre hinweg. Anfangs war ich auch eher Kontra einge­stellt – durch Diskussionen und auch Veranstaltungen wie Volkssport Design hat sich mein Bild dies­be­züg­lich verändert.

    Crowedsourcing ansich ist auch nichts schlechtes. Die Unternehmen, die auf Web-Plattformen Unternehmes-Dekoration ‚einkaufen‘ haben den Mehrwert von Design evtl. noch nicht verstanden.

    Ich hatte nie vor mein ‚Lebenswerk‘ als Unternehmens-Dekorateur auszu­leben. Ich sehe die Plattformen als Chance mich in meinem Handeln und der Ausübung meiner Berufung als Designer von den Dekorateuren klar zu unterscheiden.

    Schuld an der wirt­schaft­li­chen Lage im Bereich Design sind die Crowedsourcing-Plattformen aus meiner Sicht aller­dings nicht …

  16. HD Schellnack.

    Man darf das mit dem Schaden an der Volkswirtschaft auch nicht zu hoch hängen – die Rechnung hat die gleiche irrtüm­liche Axiomatik wie die Rechnungen der Plattenindustrie, wenn sie ihre Umsatzeinbrüche mit MP3-Verkauf erklären will. Dort wird davon ausge­gangen, dass sich jeder Raubkopierer die gleiche Menge an Musik auch legal kaufen würde (was sicher nicht der Fall ist), hier davon, dass die auf CS-Plattformen statt­fin­dende Arbeit ansonsten bei «normalen» Designern landen würde und – noch härter -, dass die tausende von Gratis-Teilnehmern ihre Zeit auch nach Stundensatz verrechnen KÖNNTEN (dafür müssten aber viel viel viel mehr Auftraggeber her, right?).

    Mit der Volkswirtschaft muss man auch vorsichtig sein, wenn Kriege und Autounfälle ein posi­tives BSP-Vorzeichen aufweisen ;-D.

    Was wir hier haben ist ein Beispiel, von dem wir in anderen Bereichen ja selbst zu profi­tieren versu­chen. Wenn zig Autohersteller Wagen anbieten, die Nachfrage aber schlecht wird, kommt es zu Niedrigangeboten und Rabattschlacht. Und genau in der Situation ist der Designmarkt auch – zur Freude der Kunden und zum Nachteil der Freelancer und Büros, die sehen müssen, wie sie ihre Kosten einspielen.

  17. yep

    Während einiger Workshops an Hochschulen ist mir in den letzten Jahren folgendes aufge­fallen: Immer mehr Studenten haben keine Lust auf grosse Agenturen – diese haben, ob zu Recht oder Unrecht, unglaub­lich an Markenwert bei jungen Designern verloren. Alle wollen für kultu­relle Einrichtungen arbeiten, am besten in kleinen, bekannten Büros. Das diese, und AUCH die ganz bekannten, so gut wie über­haupt kein Geld (und wir spre­chen hier von Geld im unter­neh­me­ri­schen Sinne)verdienen, und viele ausge­zeich­nete, bekannte Arbeiten aus den letzten Jahren von ange­stellten Designern kommen, die im Monat ca. 1000 € verdienen, wird von vielen leider ausge­blendet. Es geht vielen Designern heute eher um gute, intel­li­gente Arbeit – und viele scheinen den Eindruck zu haben, dass dies bei grossen Agenturen nicht möglich ist, zumin­dest nicht in den ersten 5 Jahren nach dem Studium. Ich kenne soviele junge Designer, die ebenso wie viele Künstlern, auf der einen Seite Awards bekommen, auf der anderen Seite am Wochenende bei Umzügen helfen. Und dann kann es auch gut passieren, dass man auf der einen Seite die DUMMY gestaltet, und für die komplette Ausgabe 1500 € bekommt, und am Wochenende Sachen bei Jovoto reinstellt.

  18. Jan Middendorp

    HD und yep: right, endlich mal realistisch.
    Ein Studensatz von 70€ für einen jungen selb­stän­digen Designer ist aber nicht realis­tisch, und kann als Voraussetzung bei dieser Berechnung sogar schäd­lich sein, weil a. sie bei jungen Designern falschen Ertwartungen und viel­leicht Frust auslöst und b. bei mögli­chen (kleinen) Kunden, die gerne mal was schönes gestalten lassen möchten und ein beschränktes Budget zu Verfüngung haben, den Eindruck entsteht, dass man für das Geld über­haupt keine erwach­sene, profes­sio­nelle Designer anstellen kann und deshalb auto­ma­tisch auf crowd­sour­cing-sites ange­wiesen ist.

  19. dirk weber

    Wenn die Zahlen so stimmen muss man sich ja keine Sorgen machen, sondern das Problem nur eine Weile aussitzen. Schließlich müssten nach der Logik des Marktes die meisten Teilnehmer auf derar­tigen Plattformen in kürze insol­vent sein. Preisfrage: warum werden wir das nicht erleben? Antwort: weil die diesen Zahlen zugrun­de­lie­genden Annahmen unzu­tref­fend sind.

  20. Nadine

    Ich schließe mich Jan da völlig an, ich halte 70 Euro auch für wenig realis­tisch. Ich glaube auch, dass es bei solchen Plattformen weniger um komplexe Design-Konzepte als um hübsch deko­rieren geht. Und so sehen die Ergebnisse eben oft aus. Wer will schon viel Zeit in einen Auftrag inves­tieren, den er nur viel­leicht bezahlt bekommt.
    Ich möchte auch noch eine Lanze für meine Hochschule (HTW Berlin) brechen. In unserem KD-Grund- und Hauptstudium standen Pflichkurse wie BWL, Marketing und Recht im Design auf dem Stundenplan. Die habe ich während des Studiums zwar als viel zu lern­in­tensiv verflucht, aber heute bin ich sehr dankbar dafür. Außerdem gibt es viele freie Seminar-Angebote für Unternehmensgründer. Es ist also nicht zwangs­weise so, dass das Thema an den Hochschulen komplett ausge­spart wird.

  21. Christian | BDG

    Also werden auf desi­gnen­lassen etc. die Leistungen von Mediengestaltern ange­boten, die anders zu kalku­lieren sind.

    Sonst gerne die Herleitung für die 70 €:

    Lebenshaltungskosten pro Monat: 2000 €
    (Mittelwert, Schwankungen möglich)
    Arbeitsstunden pro Monat: 180
    minus Buchhaltung etc.: -60
    bleiben 120 Stunden

    Ein vertret­bares kauf­män­ni­sches Risiko sieht vor, dass mit einem Drittel der verkauften Stunden alle Lebenshaltungskosten erzielt werden:

    120 : 3 = 40
    2000 € : 40 Stunden = 50 €/Stunde
    plus 40 % Absicherungen für Krankheit, Unfall, Urlaub, Altersvorsorge etc
    70 €.
    Das ist keine Luxuskalkulation, sondern eine für einen über­schau­baren Lebensstandard.

  22. yep

    ist ja schön und gut, und sollte auch so sein, und es lohnt sich darüber nach­zu­denken, wie wir dorthin kommen. ist aber, zumin­dest in berlin, nur selten möglich. ich kenne KEINE agentur, auch nicht meta, die einem freien (sagen wir mit 5 jahren erfah­rung) einen tages­satz von 560 € zahlt. auch wenn du als kleines büro für grosse kunden arbei­test, kannst du dir dein geld über tricks rein­holen, aber du bekommst leider 70 € schlecht verkauft. das ist sehr blöd, aber es ist so in sehr vielen fällen. was nicht bedeuten soll, dass dies irgendwie all die platt­formen wie jovoto recht­fer­tigt, im gegen­teil, sie machen alles nur noch schlimmer. aber fakt ist, dass mit design für viele die nun aus dem studium kommen nur schwer wirk­lich geld zu verdienen ist.

  23. ole

    … 70 Euro/Stunde ist für den Profi zu wenig, bei dem ange­spro­chenen Geschäftsmodell völlig zu hoch – wer aller­dings für 300 Euro Dinge gestaltet die das 4 fache wert sind oder wie ange­spro­chen 1500 für eine Zeitschriftengestaltung bekommt, der arbeitet nicht «kultu­rell» sondern selbst­aus­beu­te­risch, aber maso­chis­ti­sche Züge mit Selbstbeweihräucherung sind bei Gestaltern ja verbreitet.

    Andere volks­wirt­schaft­liche Schäden sind auch nicht zu verachten: Steuerverschwendung, Betäubungsmittel, Prostitution, Parteien, Lobbyverbände um nur wenige zu nenne …

  24. Mario Körösi

    Hallo an alle,
    ich möchte mich gern erst­mals zu Wort melden im Namen von netz​schaf​fende​.de. Wir sind gerade frisch gestartet und unter­scheiden uns von den bishe­rigen Verdächtigen u.a. dahin­ge­hend, dass wir Wettbewerbe / Crowd-sourcing nicht als ulti­ma­tive „Waffe“ der Auftraggeber sehen, sondern es sich für einige Vorhaben einfach als bestes Mittel darstellt, einen passenden Freischaffenden zu finden.
    Es gibt eine ganze Reihe von kleinen Unternehmen und Gründern, die über­haupt kein Netzwerk in die Freelancer-Gemeinde besitzen und sich an Portale wie netz​schaf​fende​.de wenden müssen, damit diese über­haupt Kontakt zu z.B. Grafikern bekommen. Ich habe vorhin mit einem Malermeister tele­fo­niert, der gern ein Logo haben wollte. Er hat es bei myhammer versucht und natür­lich einen Berg von Preisangeboten erhalten, mit denen er über­haupt nichts anfangen konnte. Er hatte Angst den „Falschen“ zu erwi­schen und zuviel für für zuwenig zu bezahlen. Mit Recht, denn es gibt auch unter den Freischaffenden Schwarze Schafe und Wenigkönner. Hinzu kommt noch das Problem des persön­li­chen Geschmacks bei Designs.
    Überleitung zum Thema Volkswirtschaftlicher Schaden:
    1. Ohne Wettbewerbe wie bei netz​schaf​fende​.de würde der Malermeister X kein Logo oder mglw ein schlechtes Logo bekommen. Es entstehen also viele Aufträge, wo sonst keine wären.
    2. An Wettbewerben nehmen i.d.R keine 100 Designer teil. Im Gegenteil. Meist sind es ja immer die selben 15-20 Designer, welche verschie­dene Logos liefern – was ja bei einem „echten Job“ auch so wäre. Es gibt halt immer verschie­dene Abwandlungen eines Entwurfes, so dass der Kunde am Ende doch eine kleine Auswahl hat.

    Der Schaden ist somit meiner Ansicht nach wesent­lich geringer als ange­nommen… ich gehe sogar soweit zu sagen, dass gar kein Schaden entsteht (v.a. wegen Punkt 1).
    Gut, es gibt einige Auftraggeber, die das Prinzip Design-wett­be­werb miss­brau­chen, aber das sind dieje­nigen, die auch sonst ein Logo selbst nach­zeichnen, stehlen, nicht bezahlen.
    Wichtig ist es für Freischaffende nicht an solche Auftraggeber zu geraten und nicht durch die eigene Sippschaft ausge­nutzt werden.

    netz​schaf​fende​.de will hierbei helfen :
    – Bilder sind nicht sichtbar in der Entwurfsphase: Ideenklau durch andere Designer wird vermieden und Massenausbeutung durch Auftraggeber mit immer wieder neuen Anpassungen werden verhin­dert. Das gehört in die indi­vi­du­elle Nachbearbeitung.
    – Bezahlung sichern: Projekte mit Treuhandkonto bringen mehr Sicherheit
    – Weitere folgen (;

  25. Alexander

    Desiger auf desi­gnen­lassen, steu­er­ver­schwen­dende Kokser die als Nutten in Parteien Lobbyverbände gründen. Ein schönes Bild.

  26. Jan Middendorp

    Danke, Christian!

    Das ist keine Luxuskalkulation, sondern eine für einen über­schau­baren Lebensstandard.

    Das kann wahr sein, aber es ist trotzdem idea­lis­tisch. Dieser Lebensstandard is für viele nicht (mehr?) zu errei­chen, und viele Kunden können es sich nicht leisten, so einen Lebensstandard zu finanzieren.
    Ich möchte gerne mal eine Umfrage machen: Wieviel kann und darf man über­haupt als selb­stän­diger Grafiker in Deutschland verdienen, und ist das in Berlin anders als in Hamburg oder Düsseldorf?

    Einige Daten:
    Ein Freund von mir hat die letzten Jahren zweimal einige Zeit als Redakteur/Gestalter für Berliner Büros gear­beitet, und zweimal fand man ca. 35 €/St. (nicht voll­zeit, keine garan­tierte Arbeit) ange­messen. Ich weiss, dass jüngere (schein­selb­stän­dige) Designer oft für weniger in Berliner Büros arbeiten.
    Selbst gestalte ich regel­mäßig Buchumschläge für einen grossen belgi­schen Verlag. Dort zahlt man pauschal 400-500 € pro Cover-Entwurf, egal wieviele Vorschläge man machen muß, ob noch Bildbearbeitung dazu kommt, usw. Man verdient das Geld also manchmal in 3, manchmal in 20+, meis­tens in 6–8 Stunden.
    Ich freue mich auf eure Zahlen!

  27. de_signer

    Der Werbemarkt ist wie der Automarkt geworden.
    Zu viele Anbieter die sich gegen­seitig unter­bieten und selbst aus beuten. Eine Bereinigung des Automarktes gibt es leider nicht, es kam die Abwrackprämie und schiebt nur die Probleme auf. Im Werbemarkt schauts kaum besser aus, da spriessen Designerschulen wie Pilze aus dem Boden und vermit­teln den Eindruck das es einen Markt gäbe für Designer. die Folge: Lohndumping wärend der Handwerker den ich vor paar Monaten brauchte mehr Stundenlohn verlangte als ich bekomme. Es fehlt leider an Interessensvertreter die uns humane Arbeitsbedingungen geben. Dieses Thema hat sich leider vor einiger Zeit hier und bei HD Schellnack total verlaufen. Es wäre wirk­lich an der Zeit das die Regierung in Berlin beim Milliardenmarkt Werbung reagiert. Leider ist es aber poli­tisch nicht gewollt das wir wieder mehr verdienen. Nicht mal bei dem Praktikantendilemma wurde was geän­dert. Irgendwann ebbt die Debatte wieder ab und taucht irgend­wann mal wieder im RSS Reder auf. Nichts wird sich ändern.
    Einen Rat an alle die „irgendwas mit Medien machen wollen”: Lernts was gescheites und geht nicht in die Medienbranche, die goldenen Zeiten sind vorbei.

  28. HD Schellnack.

    >Es geht vielen Designern heute eher um gute, intel­li­gente Arbeit – und >viele scheinen den Eindruck zu haben, dass dies bei grossen Agenturen >nicht möglich ist

    Wobei (Klagelied-Modus akti­viert) aber das Problem ist, dass die KUNDEN das anders sehen.
    Wir haben in den letzten Jahren immer wieder trotz massiver Pitch-Anstrengungen, die ein kleines 4-6-Mann-Büro echt an die Grenze des finan­ziell Schaffbaren manö­vrieren, an Pitches teil­ge­nommen und die dann gegen die großen Namen verloren, die sich deut­lich weniger anstrengen müssen, weil sie den Marken-Bonus haben. Die Kunden wollen sich halt mit dem großen Namen schmü­cken. Ich nenne das inzwi­schen den Foster-Effekt (denn Sir Norman fasst im Zweifelsfall das Haus, das von seiner 450 Mann großen Firma kommt, ja auch nie an). Und solche Entscheidungen betreffen durchaus auch Kulturkunden mit einem 3-4-köpfigen Entscheiderteam oder Kunden mit einem Jahresbudget unter 200.000, die mit einem klei­neren Büro aus meiner Sicht deut­lich besser fahren würden und besseren Service kriegen würde (wenn auch natür­lich weniger Tamtam und weniger vorge­ge­bene Strukturen). Ich würde Kunden lieber an Factor oder double­stan­dards verlieren als an JungvonMatt, ehrlich gesagt.

    Die Designer wollen in kleine Strukturen – mag sein. Aber die Kunden, selbst die, die es nicht brau­chen (und es gibt durchaus Konzerne, die brau­chen einen großen Gegenpart), wollen große Agenturen.

    Die Folge ist, dass der Markt sich immer mehr in Wolff-Olins-große Monster-Corporate-Agenturen und in ganz ganz kleine, am Existenzminimum entlang­schrap­pende Kreativagenturen oder Freelancer aufteilt (wobei erstere letz­tere dann auch gern mal am Ende der Nahrungskette beauf­tragen mit der tatsäch­li­chen Umsetzung).

    Irgendwann wird mir auch noch einmal jemand strin­gent erklären, warum ich als Kunde mit eigener Marketingabteilung einen Berater brauche, der von der Kreation losge­kop­pelt ist, anstatt direkt und koope­rativ an einem Tisch mit Designern zu arbeiten.

    Nicht falsch verstehen: große Agenturen haben Sinn und Berechtigung und ganz klar auch Vorteile. Aber nicht für alle Kunden, auch wenn diese sich anschei­nend mit Mega-Agenturen selbst ein Stück «größer» fühlen.

    PS zum Stundensatz:
    Haben wir auch, sogar einen recht fairen für unsere Struktur – aber wir wissen auch immer, ob ein Partner den leisten kann oder nicht. Ein Design, das ohne endlose Gremiumssitzungen und gemeinsam entwi­ckelt wird, muss einfach nicht teuer sein. Ist aber immer noch besser als ein Logo-Quickie bei http://​www​.blablabla​.de. Denn die visu­elle Form ist ja immer nur Ausfluss eines Dialoges. Designer sind auch Unternehmensberater, so ganz beiläufig. Und manchmal auch Psychologen :-D

  29. Kux

    als lang­jäh­riger font­blog leser, mische ich mich jetzt auch noch ein.

    ich bin erstaunt über einige stun­den­satz­bei­spiele. 35 euro pro stunde? das reicht nichtmal für das exis­tenz­mi­nimum. 70 euro finde ich dann schon passender.

    jemand sagte: die wirt­schaft möchte nicht soviel für design bezahlen.
    ich möchte darauf antworten, mit einem beispiel.

    vor einiger zeit habe ich ein konzept für eine bar/cafe offe­riert. diese bar ist mitten in zürich, gut gelegen und mit viel poten­tial aber auch sehr grosser konkurrenz.

    logo, visi­te­karte + brief, geträn­ke­karte, event­flyer (konzept), webseite: total (immer noch viel zu güns­tige) 14’000 CHF (ca. 9000 euro)

    der zukünf­tige wirt lehnte ab und lies die arbeit von einem anderen erle­digen, der um die hälfte gnstiger war.

    mein güns­tiger konkur­rent hat ein total unpas­sendes konzept gelie­fert basie­rend auf einen free­font (der nicht mal sonder­zei­chen besitzt) und einem für 30 euro gekauften vector swirl.

    die bar läuft nicht sehr gut obwohl der wirt sich sehr viel mühe gibt. das logo passt weder zur innen­ein­rich­tung noch zum preis­seg­ment der bar. das erschei­nungs­bild ist eine katastrophe.

    die bar 2 blöcke weiter läuft sehr gut (gehört dem gleiche wirt und hat eine passende corpo­rate design) hat einen tägli­chen umsatz von 4000 euro. am wochen­ende sind es 6000-9000. im sommer bis über 12000.

    wenn die wirt­schaft soviel umsatz macht (auch dank einer guten gestal­tung), dann darf design auch 70 euro/stunde kosten.

    hätte der wirt nur 2 tages­um­sätze für design inves­tiert, dann hätte er womög­lich mehr erfolg gehabt. man vergisst, dass ein unter­nehmen die gestal­tung für die nächsten 5 -10 jahre beibehält.

    ich bin weder der beste noch der schlech­teste desi­gner, aber ich habe einen stun­den­an­satz von 120 euro (180 CHF). nur so kann ich überleben.

    es wird immer leute geben, die keinen wert auf passendes design legen. das ist ok so. jeder bekommt nur das was er verdient. so hat der wirt schluss­end­lich für nicht funk­tio­nierte scheisse 4000 euro + umsatz­ein­bussen bezahlt.

  30. segelbrot

    uh, das ist ja unge­fähr die gleiche rech­nung, die die musik­in­dus­trie aufstellt, wenn sie jedem illegal herun­ter­ge­la­denen mp3 den wert einer verkauften single zuordnet.

    ich halt nichts von den crowd­sour­cing-teilen, aber man sollte schon halb­wegs glaub­würdig rechnen, wenn man seine eigene posi­tion nicht der lächer­lich­keit preis­geben will.

  31. Jan Middendorp

    ich habe einen stun­den­an­satz von 120 euro (180 CHF). nur so kann ich überleben.

    Alle in die Schweiz!

  32. ber

    @ Jan #26:
    Ich befürchte Du wirst wenig Antworten bekommen. Über Geld spricht man eben auch in der Designbranche nicht. Bzw. nur in nebu­lösen Andeutungen. Addiere deine Kosten und leg das auf die vorhan­dene Arbeitszeit um – fertig.

    @de_signer #227:
    Warum sollte es Designern besser ergehen als dem Rest der arbei­tenden Bevölkerung?

  33. ber

    Ha! Danke Kux :)

  34. thomas junold

    mario (netz­schaf­fende):
    ein kluger gestalter würde anhand der kommen­tare zu den entwürfen der anderen erkennen, woran es hapert und direkt nach­bes­sern. zum zweiten, wenn ich mir die mitma­chenden bisher anschaue, so muss ich gestehen, dass es genau die leute sind, die man da gestal­tend vermutet.

    es ist nicht im ansatz »wohl­tätig« das unwissen dieser leute auf euren platt­formen auszu­nutzen, anstatt ihnen selbst­be­wusst­sein zu geben, auch in finan­zi­eller hinsicht.

    der von dir ange­spro­chene maler­meister steckt leider schon knie­tief in der scheisse, die diese portale so abson­dern. ganz offen­sicht­lich hat ihn noch niemand darüber aufge­klärt, was er wirk­lich braucht, das ist mit sicher­heit KEIN logo.

    ärger­li­cher­weise ist das diese furcht­bare »second-hand« und »billiger geht immer«-denke, die immer mehr unser leben beherrscht. das funk­tio­niert so nicht oder zumin­dest nicht lange.

    ich verweise hier gerne nochmal auf den typo-beitrag von clemens schedler.
    ist zwar schon ein bissel älter, aber immer noch aktuell, weil er von selbst­ach­tung redet.

    ihr nutzt mehr oder weniger notsituationen/unwissenheiten aus.

    ganz ohne witz: ich wünsche euch, dass ihr schei­tert mit eurer webseite und euch endlich mal ernst­haft einen kopf macht, wie ihr euer geld verdient!

  35. HD Schellnack.

    Kux‘ Beispiel bringt es auf den Punkt. Gutes Design IST ein Wirtschaftsfaktor. Und ich verstehe bis heute nicht, wieso ich einem Kunden erklären muss, warum 400 Euro für eine Handvoll CD-konformer Schriften für 25 Rechner eine wich­tige und rich­tige Investition sind und gar nicht statt­finden gemessen an anderen Kostenfaktoren, die weniger bringen.

    Gutes Design ist lang­fristig, bera­tend, koope­rativ, auch mal strei­tend, auch mal schmerz­haft – es ist eher eine Beziehung als ein One-Night-Stand, bei dem man sich ein mehr oder minder passendes Logo einkauft. Ein Logo ist KEIN Auftritt. Und als Büro, das viel CD und auch CMS macht – im Grunde ist es eine perma­nente Beratung, in jeder Hinsicht. Selbst ein kompletes CD-System braucht perma­nente Feedbackschleifen, um lang­fristig erfolg­reich zu sein.

    Und IST es erfolg­reich, wirkt es weit über mess­bare Faktoren hinaus in alle Bereiche des Unternehmens. Design ist Identität und Kommunikation – wer hier spart, hat doch ehrlich gesagt, ein ganz massives Problem. Der kann auch in Badelatschen und mit dem Tretroller bei seinen Kunden vorfahren.

    Und ja, das gilt auch für Tante Lieschen. Auch ein kleiner Laden profi­tiert von einem ange­mes­senen Design, das perfekt zu ihm passt. Und ich kenne keinen Designer, der Tante Liese das gleiche Honorar abnähme wie der Deutschen Bank, sowas ist doch beknackt. Im Gegensatz zu Elektrikern sind wir Designer meist nämlich in der Lage, zu verstehen, dass bei kleinen Firmen die Dinge schneller und deshalb preis­werter durch/umsetzbar sind.

    Und dass in der Branche niemand über Geld redet, ist ein gera­dezu perverses Problem, Freunde. Ein nicht trans­pa­renter Markt geht IMMER zum Vorteil des Kunden, der die Firmen gegen­ein­ander ausspielen kann.

  36. zuwortmelder

    @ Jan Middendorp // Umfrage

    35 Euro sind glaube ich ganz normal wenn nicht schon gut bezahlt nicht nur in Berlin sondern auch in Süddeutschland. Als ich mit meinem Studium fertig war und als Freelancer (selb­ständig, oder wie man es auch immer nennen mag) gear­beitet habe, wollte keine Agentur mehr wie 30 Euro die Stunde zahlen (nicht Vollzeit, keine garan­tierte Arbeit). Verglichen mit meinen Mitstudenten war das noch gut, die meisten bekamen weit weniger, bzw. haben als Trainee für 1000 Euro im Monat gearbeitet.

    Da wundert es mich nicht dass es zu solchen Auswüchsen wie »desi​gnen​lassen​.de« kommt. Für viele ist es die einzige Möglichkeit sich nach einem Studium die Trainee, Praktikum, Freelancer – Gehälter aufzu­bes­sern ohne am Wochenende Kisten zu schleppen.

    Aber viel­leicht kann man wirk­lich mal eine Umfrage starten. Vielleicht waren wir nur schlecht im Verhandeln – würde mich wirk­lich interessieren.

  37. Kux

    @jan

    denk dran. das leben in der schweiz ist auch teurer. meine 120 euro entspre­chen in etwa 80 euro in DE.

  38. Jan Middendorp

    Danke, zuwort­melder (?) ! Gerne mehr davon.
    Und danke, Christian, sehr sinn­voll. Ich frage mich aber wirk­lich, ob es bei den Stundensätzen um (Wünsch-)Tarife oder tatsäch­lich empfan­gene Beträge geht. Wenn ich den (konser­vativ bere­chenden) Durchschnitt-Stundensatz der Mittelschicht mal schnell hoch­rechne, kom ich auf einen respek­ta­belen Umsatz, der nur bei kata­stro­falen Betriebskosten zum Durschnitts-Jahreseinkommen der Mittelschicht führen kann. Hypothese: der genannte Stundensatz wird nur im Bestfall tatsäch­lich bezahlt.
    (Übrigens: tapfer, die fast design­freie typo­gra­fisch-mini­ma­lis­ti­sche Lösung der Infographics!)

  39. Mario Körösi

    @Thomas:
    das Problem ist für den Maler noch immer nicht gelöst. Der Markt ist intrans­pa­rent (hdschell­nack) und mit Aussagen wie deinen kann der Maler nichts anfangen: „Gib mehr Geld aus und alles wird gut“. Einen vier­stel­ligen Betrag in CI zu inves­tieren ist sicher­lich keine Pauschallösung für jeder­mann, zumal das vermut­lich das verfüg­bare Budget bei weitem überschreitet.

    Weiterhin bleibt die Frage: wie soll der Maler den guten von dem schlechten Designer unterscheiden?

    Wir nutzen nicht aus, wir versu­chen zu lösen und ein biss­chen auf beide Seiten zu hören. Das zumin­dest haben wir uns vorgenommen.

    beste Grüße und alles Gute!

  40. till1

    der maler unter­scheidet den guten von schlechten desi­gner, indem er sich umhört, wer jemanden empfehlen kann; indem er sich die selbst­dar­stel­lung der desi­gner in der region anschaut; genau so, wie der maler auch selbst an seine kunden kommt, läufts auch beim designer.
    der maler braucht auch nicht unbe­dingt ein logo, aber er braucht etwas, um kunden zu finden. also aufmerk­sam­keit errei­chen, einen seriösen eindruck machen, aussagen klar kommu­ni­zieren, miss­ver­hält­nisse zwischen wort und tat vermeiden.

    entschul­dige meinen zynismus, aber wenn das unter­nehmen nicht verstanden hat, dass nicht nur saubere buch­füh­rung lang­fristig über­le­bens­wichtig ist, dann kann das unter­nehmen meiner meinung ruhig schiff­bruch erleiden. das ist dann die selek­tion aus unfä­hig­keit. und je weniger man selbst davon versteht, desto mehr ist der rat eines profes­sio­nellen ratge­bers wert.

    man wird diese ganzen ramsch­por­tale nicht aufhalten können (wartet mal, bis china ein entspre­chendes ausbil­dungs­ni­veau erreicht hat), man kann sich nur von billig­gra­fi­kern abheben, indem man besser und profes­sio­neller wird.

    desi­gner müssen zuhören, verstehen und reden lernen. vergli­chen mit anderen diszi­plinen ist unser beruf doch noch gar nicht beson­ders weit entwi­ckelt, was methoden, tools, hilfs­mittel, syste­ma­ti­sche ansätze angeht – was zum teil in der natur des design­pro­zesses liegt, aber auch zum teil an der intel­lek­tu­ellen bequem­lich­keit von uns visuell geprägten menschen.

  41. thomas junold

    »“Gib mehr Geld aus und alles wird gut« dieser satz und geschweige der inhalt ist so nicht von mir gesagt oder gemeint worden. ;)
    das ist genau der knack­punkt! nicht fragen, was es kostet, erst klären, was man braucht.

    ich beginne nicht damit dem kunden zu sagen, was es kostet, weil ich gar nicht, was ES ist, was er braucht. erst­einmal redet der kunde, dann ich.

    bei allem respekt, natür­lich hat der maler immer noch das gleiche problem, weil ihr weder das wissen habt, als platt­form­be­treiber, noch die gestalter, die sich bei euch aktuell betei­ligen. woher sollen denn da bitte die antworten kommen?

    und genau, weil diese portale das immer und immer wieder den leuten angst­ma­chend vorkauen, dass grafik­de­sign das teurerste der welt ist, kommt es zu dieser völlig unsin­nigen verzer­rung und fehlinformation.

    ich verstehe, dass du der über­zeu­gung bist, euer portal ist anders, besser, ich bleibe aber dabei. versucht anständig geld zu verdienen und nicht mit so merk­wür­digen geschäften, wo alle betei­ligten nicht das bekommen, was sie verdienen … bisher seid ihr die einzigen gewinner in diesem spiel und DAS ist defi­nitiv der falsche ansatz.

  42. flxb

    Gerade zum Thema Maler fällt mir eine kleine Geschichte ein:
    Ich bin vor fast 3 Jahren nach Heidelberg gezogen und fahre seit 3 Jahren mit den Öffentlichen ins Büro. Auf meinem Weg zur Bushaltestelle komme ich regel­mässig an Bannern, Firmenfahrzeugen und Handwerkern vorbei die in der Altstadt zu tun haben. Auch ein Haufen Maler sind dabei. Und von diesen ganzen Handwerkern hat nur einer ein Corporate Design. Das zieht der durch Alles durch. Firmenkleidung (weiß mit Logo), Firmenwagen (egal welche Automarke erkennt man die sofort, Farben- und Formensprache + Typografie (TheSerif) sind eindeutig zuzu­ordnen) und Häuserbanner spre­chen eine gemein­same Sprache. Und das Ende vom Lied ist das ich nur diesen einen Maler mit Namen nennen kann und ich ihn blind aus hunderten heraus­pi­cken könnte, obwohl ich noch nie ein Wort mit einem der Angestellten gewech­selt geschweige denn seine Dienste in Anspruch genommen habe. Der Typ wäre der erste den ich anrufen würde. Und das alles ist nicht reis­se­risch oder die ich-bin-billiger-als-alle-anderen-Nummer sondern einfach nur gestalterisch/handwerklich gut gelöst, so dass es neugierig macht.

  43. thomas junold

    … und vermut­lich das ergebnis eines prozesses in dem kommu­ni­ka­tion statt gefunden hat. nur so gewinnt man.

  44. flxb

    Was ich damit sagen will ist, der Maler wurde gut beraten und hat ein einwand­freies Produkt dafür bekommen was ihm einen Wettbewerbsvorteil bietet. Aber mit einer Agentur in der Nähe und konsis­tenz. Ich kenne den Preis nicht, würde aber mal mutmaßen das er das nicht 2,50 Dm bekommen hat.

  45. flxb

    richtig thomas

  46. Jan Middendorp

    @thomas, @till1:
    Versucht euch doch bitte mal in der Position eines ü-ber-haupt-nichts-von-der-grafik-szene-wissenden kleinen Geschäftsführer hinein­zu­ver­setzen. Es hört sich an als ob er selber Schuld ist wenn er euch (profes­sio­nelle, einfalls­reiche, kunden­freund­liche, genau rich­tige) Grafiker nicht findet. Das — sorry, dass ich es sage — ist arro­gant. Um unter 3000 Anbieter in einer Stadt den rich­tigen Grafiker zu finden muß man irgendwie einen Eingang haben. zB: Thomas, ohne deine aggres­sive Post hätte ich dein Büro für Aufmerksamkeit weder gesucht, noch gefunden (die Arbeit sieht gar nicht so schlecht aus, aber ob du wirk­lich bescheiden und geduldig genug bist um meinem Geschäftsführer zu helfen, bleibt abzuwarten :-).
    Kurzum, normale Menschen brau­chen Vermittlung. Früher nahmen sie die Gelben Seiten (und wurden oft enttäuscht). Jetzt suchen sie verzwei­felt ins Internet, finden 1500 Anbieter (die ander Hälfte hatte noch keine Zeit, eine Website zu bauen) und sehen über­haupt nichts, das zu ihnen gehört. Was wäre dann besser, als eine gute Website die die Gafiker bei den normalen Menschen vertretet, ihnen die Möglichkeit bietet, zu verglei­chen, und ausserdem das Vertrauen gibt, es wird nicht zuviel bezahlt? Wenn jemand so eine Website entwi­ckelt und gewis­sen­haft betreut, ist es über­haupt keine Schande, dass er damit Geld verdient. Im Gegenteil, gute Vermittlung darf etwas kosten, darüber waren wir uns doch einig?

  47. thomas junold

    http://​www​.buero​fuer​auf​merk​sam​keit​.de/ed

    sorry jan. der musste jetzt mal sein. ;)
    du hast ja recht. mein ton mag etwas gereizt klingen, aber ich habe defi­nitiv weder mitleid noch verständnis für die meisten crowd­sour­cing­por­tale und wenn jemand hier auch noch damit meint werbung zu machen, braucht er sich nicht wundern, wenn der wind etwas rauer weht.

    ich weiss ja auch nicht, welcher maler/fußbodenverleger etc. der beste ist.
    ich muss da auch erst­einmal suchen. hier haben also beide die glei­chen vorraussetzungen.

    das man über das internet in unserer branche nicht wirk­lich die passende agentur, das passende büro findet, ist auch so eine sache. zumin­dest bis zu einer gewissen größe sind das doch nur finger­prints und weniger werbe­fä­hige seiten, meine inklu­sive. das beginnt bei namen für büros bis hin zu wenig google­freund­li­chen inhalten. der reine eintrag in die gelben seiten ist auch nicht das wahre. leider … ich weiss, dass hier schon wieder einige aufschreien werden, aber eine kenn­zeich­nung, welcher art auch immer, für qualität der geleis­teten arbeit um unter dieser bezeich­nung zu werben wäre wirk­lich gut. ich nehme den begriff des namens­schutzes für den beruf des grafik­de­si­gners jetzt mal nicht zu laut in den mund, aber auch die jetzt schon weit fort­ge­schrit­tene verwäs­se­rung des begriffes »design(er)« trägt sicher dazu bei, dass der »kleine geschäfts­führer« nicht weiss, was er machen soll.

    ob sich grafiker bei ausrei­chender quali­fi­zie­rung bei den hand­wer­ker­kam­mern etc. eintragen sollten oder dieses wiederum auf ihren seiten (regio­nale) agen­turen vorstellen sollten … ich weiss es nicht.

    der kleine geschäfts­führer, wobei ich kleines geschäft nicht mit schlechtem geschäft verbunden sehen möchte, wird sich rumhören. das es leute gibt, die logos, brief­pa­piere etc. machen, gibt, wird er sicher wissen. das ist denke ich schon allge­mein­wissen. jeder, der schonmal einen copy-shop von innen gesehen hat, weiss, dass sowas jemand erstellt.

    die selek­tion, die jetzt folgt, ist aller­dings entschei­dend für das, was er am ende bekommen wird.

    grund­sätz­lich versuche ich natür­lich dem inter­es­senten zuzu­hören, ein heiliger bin ich aller­dings nicht. ;)

  48. till1

    jan: ich sehe keinen wider­spruch zu dem, was ich gesagt habe (oder zumin­dest zu dem was ich sagen wollte). meine arro­ganz bezieht sich eher darauf, dass komm­de­sign als so wenig wert­ge­nommen wird.

    klar muss man auch als desi­gner den wert erklären können, da hast du schon recht – das ist ein nicht zu leug­nendes selbstdarstellungsproblem.

  49. Jan Middendorp

    Ach ja, und das gibt es natür­lich auch noch:
    http://​bit​.ly/​m​3​23K (via twitter #calli­loopy, #type­girl)
    :-/

  50. Christian | BDG

    Ohne das Fontblog für den Berufsverband über­stra­pa­zieren zu wollen, möchte ich auf drei Vorträge hinweisen, bei denen es um Kalkulation von Designleistungen geht.
    Am 3.12.2009 in Aachen und Dortmund und am 9.12. in München.
    http://www.christianbuening.de/blog/2009/10/vortrag-%C2%BBich-weis-nicht-%E2%80%93-50-euro%C2%AB/

  51. sascha

    Echte Designer würden dort nicht mitma­chen. Die Teilnehmer machen den Markt kaputt und schau­feln ihr eigenes Grab. Zu blöd…..

  52. Uwe Borchert

    Hallo Herr Siebert,

    etwas spät, aber viel­leicht erhalten Sie diese Nachricht und können was damit anfangen. Aus dem Bereich Fotografie passend zur Problematik:

    http://​www​.free​lens​.com/​b​i​t​t​e​-​n​i​c​h​t​-​l​a​e​c​h​eln

    Crowd-Sourcing mal vom Staat ausge­lobt … Fotos von Denkmälern für lau (2000 Euro) bei vollem Risiko für den Fotografen für die Rechte Dritter. Das ist doch auch was für Ihre Rechnung?

    MfG

  53. K. E.

    Alle bekommen ihre Kohle ab, nicht aber die Designer. So wird das Web uns alle killen.
    ++ :>=(

  54. E.Richter

    Nachdem ich mir nun fast alles durch­ge­lesen habe, möchte ich nun auch meinen Beitrag leisten.

    Ich bin Mediengestalter für Print- und Digitalmedien der ersten Generation. Nach erfolg­rei­chem Abschluss wurde ich über­nommen und durfte als Facharbeiter für 3,80 € netto/h meinen Dienst antreten…

    Mit der folgenden Selbstständigkeit lernte ich, dass schon Kalkulationen von 35 €/h zwar ange­nommen, aber nicht bezahlt werden.

    Werbung ist zumeist das Letzte, was auf dem Tisch der zu zahlenden Rechnungen vieler Klein- und Mittelstandsbetriebe … begli­chen wird.

    Auch den Kraft- und Ressourcenraubenden Krieg in „Designenlassen“, „12Designer“, „Twago“, etc. habe ich lange mitge­führt, in der Hoffnung begeh­bare Arbeitsfundamente für mich, Mitarbeiter und Familie zu finden.

    Nun nach 12 Jahren bin ich als junger Mensch „beruf­li­cher Rentner“, denn privat kann ich mir die entspre­chenden Programme (je 1500 € bis 4000 € und mehr) nicht weiter leisten um mich fort­zu­bilden. Denn sowas frisst auch die Ressourcen der Familie und das Wort volks­wirt­schaft­li­cher Schaden zieht sich wie ein roter Faden um einiges, was man im Web berührt…

    Mit den besten Grüßen

    PS.: Wenn man einmal versucht, jeden Tag auf einem Block 50 verschie­dene Motive zu zeichnen und das über Jahre, oder stets neue Slogans zu finden, bekommt man einen Einblick in die Schwierigkeit des Berufs eines Designers…

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