★ der Woche: FF Beosans, 20 Fonts, 79 49,– € ¹
Als Erik van Blokland und Just van Rossum 1990 und 1991 die Schriftfamilien Beowolf und Beosans bei FontShop herausbrachten, war das eine typografisch-technische Sensation. Mittels einer Zufallsfunktion der Seitenbeschreibungssprache PostScript gelang es ihnen, die Stützpunkte ihrer Buchstabenkonturen ›floaten‹ zu lassen. Das Ergebnis waren digitale Prints, bei denen jeder Buchstabe immer wieder neu berechnet wurde, so dass er nie gleich aussah. Besonders spannend waren die Offsett-Druckergebnisse von farbig gesetzte Wörtern, weil jeder Farbauszug andere Buchstabenumrisse aufwies, so dass die Konturen der Schriftzeichen lebhafte Farbblitzer aufwiesen (siehe Abbildung oben).
LettError: Erik van Blokland und Just van Rossum (Fotos: Marc Eckardt)
Die Zufallsschriftfamilien FF Beowolf und FF Beosans lagen in zwei Geschmacksrichtungen vor, als Hard– und als Soft-Version. Bei der ersten setzten Just und Erik ihre Glyphen aus Eckpunkten zusammen, was im Druck spitze Zufallskonturen ergab, die Soft-Version arbeitete mit Kurvenpunkten, die den Umrissen der Lettern eine ›Wellenschliff‹ verliehen. Zusätzlich boten sie dem Random-Effekt in 3 Graden an, von schwach bis stark. Auf diese Art entstanden 6 Fonts mit Bezeichnungen wie R21, R22 oder R13, wobei die erste Ziffer den Random-Typ bezeichnete (1 = Soft, 2 = Hard) und die zweite Ziffer das Ausmaß des Random-Effekts, von 1 = leicht bis 3 = stark.
Mit dem Aussterben der programmierbaren PostScript-Typ-3-Schriften verschwand Ende der 1990er Jahre leider auch der Random-Effekt. Erst 2007 kündigten LettError das Revival ihrer Randon-Fonts an, diesmal auf Basis der OpenType-Fonttechnik. Sie schrieben damals auf ihrer Website: »Wir haben soeben die Beowolf- und Beosans-Daten zum Mastering an FontShop International geschickt. Die neuen Versionen werden keine echten Zufallschriften mehr sein wie ihre Type-3-Vorfahren. Sicher bedeutet das für manchen Fan eine konzeptionelle Enttäuschung. Aber wir müssen mit dem leben, was uns die Technik zur Verfügung stellt. OpenType erlaubt es nicht, Kurvenpunkte nach Lust und Laune hin- und herzuschieben. Und eine Random-Funktion gibt es ebenso wenig.«
Aufgepasst, kein Buchstabe wiederholt sich: Typografie aus dem Computer mit dem Human-Touch
Stattdessen hatte Just van Rossum ein Produktionssystem entwickelt, das Zufallsvarianten aller Buchstaben erzeugte, sowie die dazugehörigen Austauschregeln und Unterschneidungen. Erik van Blokland brauchte nur ein paar fehlende Zeichen zu entwerfen und letzte Hand anzulegen, um Beowolf und Beosans zu neuem Leben zu erwecken. Weiter schrieben sie dazu: »Jeder Beo-Font enthält jetzt 10 Versionen von jedem Schriftzeichen und genügend Austauschkleister, der euch den Kopf verdrehen wird. Insgesamt sind über 85.000 Glyphen im Einsatz … das Ergebnis eines 10-stündigen Produktionskreislaufs. Das Tolle unter OpenType: Die Random-Font-Ästhetik lässt sich erstmals live und in Farbe am Bildschirm verfolgen. Wir können gar nicht glauben, das es kein Zufallseffekt ist.«
Als Stern der Woche gibt es die komplette Beosans-Familie bis nächsten Montag für nur 49,– € (statt 79,– €). Die Schrift besteht weiterhin aus einer Hard- und einer Soft-Version, beide als Regular und Bold, und erstmals mit 5 statt wie damals nur mit 3 Random-Stufen. Das macht insgesamt 20 Fonts. Hier geht es zur Bestellung (bitte beim Bezahlen den Promocode DE_star_2013_36 verwenden …
__________________________
¹ alle Preise zzgl. MwSt.
Ein Kommentar
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Eric Eggert
Erik van Blokland hat darüber, nämlich über Responsive Fonts, übrigens einen Vortrag (Video bei Vimeo) bei der BeyondTellerrand 2013 gehalten.