Der FontFont-Katalog 2009 ist da

Der letzte FontFont-Katalog erschien übri­gens Anfang Dezember 2006 (Fontblog berich­tete) … nur mal so als Vorgeplänkel …

Was ist neu, was ist anders, was ist besser? Manchmal fehlt wir wirk­lich der Abstand, um solch einfache Fragen zu beant­worten. Seit dem Sommer 1991 darf ich die Geschicke der FontFont-Bibliothek mitlenken … im Typeboard, im Dialog mit der Katalog-Redaktion bei FSI FontShop International. Die Bibliothek ist in dieser Zeit auf über 4000 Schriften ange­wachsen, wobei mir gerade wieder mal entfallen ist, was wir da eigent­lich zählen: Font-Dateien, Schnitte, Stile, OpenType-Features …?

Eben, beim Durchblättern des neuen FontFont-Katalogs, konzen­triere ich mich auf die schwarzen ange­schnit­tenen Registermarken. Sie bezeichnen die verschie­denen Stile der Library, die wir uns mal ausge­dacht haben: Typographic, Conceptual, Handwritten, Amorphous, Historic und Pi & Symbols. Früher gab es noch Ironic (z. B. FF Trixie) und Intelligent (z. B. FF Beowolf), zwei Charaktereigenschaften, mit denen FontFont welt­be­rühmt wurde.

PDF-Musterseiten-Link und Bestell-Link für den FontFont-Katalog 2009

Trotzdem kämpfen wir seit über 10 Jahren gegen dieses frühe Image der Bibliothek, das sie zwar sympa­thisch machte, jedoch den vielen nütz­li­chen, wegwei­senden Schriften nicht gerecht wurde. Leider denken immer noch viele Typografinnen und Typografen beim Stichwort FontFont an die »verrückten Schriften aus Berlin«, prima geeignet für Plakate, Buchcover und Verpackungen.

Ich konzen­triere mich also auf die Registermarken und sehe, dass die Rubrik »Typographic« so viel Raum einnimmt wie alle rest­li­chen Schriftklassen zusammen. Das nichts­sa­gende »Typographic« als Schriftstilbezeichnung wurde mal von uns einge­führt als eine Art Umschreibung für »die Schriften, die alle haben wollen«, während die verblei­benden Stilarten »die Schriften für den Rest von uns« waren. Ich erschrecke. Ist FontFont jetzt Mainstream geworden? Traben wir auf der Stelle? Zu 1: Jein. Zu 2: klares Nein!

Natürlich ist die FontFont-Bibliothek nicht (mehr) die kleine, freche Schriftenquelle, mit deren Neuerscheinungen man eben mal einen konser­va­tiven Typografie-Professor in Ohnmacht versetzen kann. Es war jedoch nie das Anliegen von FontFont, Neues um jeden Preis in die Welt zu setzen. Stattdessen bemühen wir uns seit Jahren darum, entweder Lücken im Angebot zu schließen oder aber Lösungen für typo­gra­fi­sche Herausforderungen anzu­bieten, die bis dato unge­löst waren.

Die FontFont-Bibliothek hatte nie ein scharfes Profil, sie wie es zum Beispiel Emigre, Font Bureau oder House Industries auszeichnet. Diese Bibliotheken sind geprägt vom Stilgefühl ihrer Gründer, die meist den Grundstock gelegt haben und noch heute ihre Schriftentwürfe beisteuern. FontFont dagegen war das erste Schriftenhaus »von Designern für Designer«. Dieser plura­lis­ti­sche Ansatz sorgte für eine unglaub­liche stilis­ti­sche Vielfalt und einen Reichtum, den ich nicht mehr missen möchte. Schon aus diesem Grund werde ich weiterhin Vorurteilen der Art »verrückte Schriften aus Berlin« entgegentreten.

Die Vielfalt der Schriftentwürfe sowie ihre tech­ni­schen Möglichkeiten machen es aber auch immer schwerer, einen nütz­li­chen (gedruckten) FontFont-Katalog auf die Beine zu stellen. Die meisten FontFonts lassen sich schon lange nicht mehr mit einer Musterzeile à la »The quick brown fox ..…« abfeiern. Dass fast alle FontFonts mit Leckerbissen wie Kapitälchen, Ligaturen und Mediävalziffern glänzen hat sich herum­ge­spro­chen. Die OpenType-Technik hat manche Raffinesse verfei­nert, weil sie nun auto­ma­tisch ausge­führt wird: verbun­dene Handschriften (FF Schulschrift OT), Flipper-Effekt (FF Kosmik OT), Random-Effekt (FF Beowolf OT) oder der Grundlinientanz einer FF Trixie Pro. Das Positive an OpenType – alle Formvarianten in einem Font – verschleiert gleich­zeitig die Funktionsvielfalt, die sich unter PostScript per Expert-, TF- oder Small-Caps-Font äußerte. Darum ist der neue FontFont-Katalog etwas aufge­räumter und kompakter, wobei neue Icons und Fußnoten auf die versteckten Qualitäten der OpenType-Schriften hinweisen.

Zwei neue Tabellen im FontFont-Katalog 2009 helfen bei der Orientierung. Die OpenType-Tabelle bietet einen Überblick zum Ausbau der Schriftfamilien. Die FontFont-Collection-Tabelle hilft bei der Investition in Großfamilien: mehr Familie = mehr sparen.

Neben den Schriftmustern aller FontFonts bietet der neue Katalog jede Menge Hintergrundinformationen: den Neu-Button, die Sprachleiste, die OT- und Pro-Icons, Designername und Entwurfsjahr.

Wer den neuen FontFont-Katalog 2009 (von Deutschland aus) bestellen möchte, besuche bitte die Katalog-Seite bei FontShop-Deutschland. Als Vorgeschmack dient unser FF-Katalog-2009-Preview-PDF mit den redak­tio­nellen Seiten und einigen Musterseiten.


10 Kommentare

  1. Pomeranz

    Das Positive an OpenType – alle Formvarianten in einem Font – verschleiert gleich­zeitig die Funktionsvielfalt, die sich unter PostScript per Expert-, TF- oder Small-Caps-Font äußerte.

    Gerade deswegen ist es wichtig, dass ihr online zeigt, was wirk­lich alles in einem Font steckt, so wie es eure Kollegen in San Francisco auch machen. Wann können wir denn mit der über­ar­bei­teten Netzseite rechnen?

  2. Nina Stössinger

    Kann man den Katalog nur in Deutschland bestellen? Das scheint schon auf dem Registrierungsformular so vorge­geben zu sein. Wenn ja, ist das seltsam und sehr schade (das biss­chen Porto würd ich ja auch bezahlen, wenns darum geht).

  3. Simon Wehr

    Wann können wir denn mit der über­ar­bei­teten Netzseite rechnen?

    Huahhh, ganz heißes Thema, das wird hier seit gefühlt 2 Jahren gefragt …

    Äh, was isses denn soweit? *duckundweg*

  4. Jürgen

    @ Nina: Bitte maile Deine Lieferadresse an info@fontshop.de, dann senden wir Dir den Katalog gerne zu

  5. Nina Stössinger

    Danke, Jürgen! Hab ich gemacht :-)

  6. Jürgen

    Gerade deswegen ist es wichtig, dass ihr online zeigt, was wirk­lich alles in einem Font steckt, so wie es eure Kollegen in San Francisco auch machen. 

    Sehen wir genauso.

  7. Der Sven

    … wenn ich mich recht erin­nere, kommt die neue Fontshop-Website ja Ende des 3. Quartals 2008 … also … heute!? Oder?

  8. Mart

    Schwer off-topic, aber: gibt es im neuen Katalog endlich eine größere Auswahl an Handwriting-Fonts? *kannEriclefthandnichtmehrsehen*

  9. Benjamin Hickethier

    Die größte Auswahl an ›Handwriting‹-Fonts liegt in Deiner Hand, Mart. Auf die Gefahr hin dass das off-topic und verkaufsschädigend/›nestbeschmutzend‹ ist (letz­teres wie Jürgen formu­liert). Stop typing Handwriting, start handwriting!

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