Das Haus: Operation am offenen Herzen
Die Berliner Kongresshalle 1957, kurz vor dem Richtfest (Foto anonym, Sammlung HKW)
Das Berliner Haus der Kulturen der Welt will sich umbenennen in »das Haus«. Darüber reden möchte es nicht. Es macht das Publikum zwar neugierig, mit Plakaten und Sprüchen auf der Webseite … wenn wir jedoch fragen »Warum?« (wie in über 100 Kommentaren hier im Fontblog), herrscht schweigen im Walde … genauer: im Tiergarten. Allein die Designer verteidigen sich pikiert und verkünden geheimnisvoll »Es wird sich weisen was draus wird.«
Unterdessen wird an der Internet-Seite des Haus kontinuierlich gewerkelt. Der quadratische Splash-Screen »Das Haus heißt jetzt das Haus« verschwand Mitte dieser Woche für ein paar Tage. Seit heute ist er wieder online, mit der Botschaft »Das Haus ist wieder da«. Darunter erfahren wir erstmals, wer für das Werbekonzept verantwortlich ist, nämlich M&C Saatchi stammt. Das Werbeagentur-Network macht mit 850 Mitarbeitern in 16 Filialen von New York bis Bangalore einen Honorarumsatz von 131 Millionen Euro. Dem Berliner Ableger verdanken wir die launige Coca-Cola-Fassaden-Kampagne während der Fußball-WM 2006. (Und wären ich dies schreibe, wurde der »Konzeption«-Hinweis schon wieder entfernt … es bleib der Design-Credit)
Die farblich wechselnden Keyvisuals der Haus-Webseiten-Kapitel sind inzwischen stumm geworden. Bis zuletzt stand in den Felden noch »das Haus«. Wird die Umbenennung etwa zur Disposition gestellt? Wir fragen weiter, wir bleiben am Ball!
9 Kommentare
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Oliver Adam
Das wäre ein souveräner Akt, sich einzugestehen, dass man noch nicht die optimale Lösung gefunden hat. Ich empfand auch die Diskussion im Fontblog dazu bis auf wenige unsachliche Ausrutscher (»hat’s verbrochen«, »angepisst») auf hohem Niveau: Sowohl was die Analyse angeht als auch konstruktive Vorschläge …
Jürgen
Danke Oliver, mich hat die Diskussion auch sehr begeistert. Die »Ausrutscher« sind verkraftbar … zum Glück sind wir im Fontblog weit entfernt vom heise-Niveau.
Hans
Ist doch bisher gut gelaufen für die Kampagne – die Erwartungen an die Auflösung des schwer verklausulierten typografischen Rätsels sind nun natürlich hoch, Tip: Die nächste Plakatierung zeigt in Quadratfelder eingepasst ein Foto der Kongresshalle/des HadeKadeWe, natürlich ohne typografische Beigaben. Die gelungene Aktion könnte Folgen haben: demnächst das alte Museum als „das Alte“, Fontblog als „das Blog“ usw.
Jürgen
Das ist ein beliebtes Berliner Rezept: »der Frisör«, »der Fahrradladen«, »das Zelt«, »das Haus« (1), »der Laden«, »die Küche«, …
Hans
Lustig, das nächste Thema heißt „abgelehnte Architektur …“ passt auch zur Haltung von DAS HAUS zur eigenen, traditionsreichen und nicht gewöhnlichen Hülle (herausragender Bau der Nachkriegsmoderne … von der website des hkw) Es muss ja nicht gleich nach dem Muster des Jüdischen Museums gehen, wo sich die Architektur sogar im Logo wiederfindet (gar nicht schön), aber komplett verleugnen? Vielleicht sogar negieren? Arme Auster.
Hans
Beliebte Berliner Rezepte, siehe auch hier: DAS SCHLOSS (http://www.das-schloss-steglitz.de/) Hier hatten die CD-Designer sichtlich kein Problem mit der Architektur, leider. Eine von vorn bis hinten schlüssige Arbeit.
Hans
(Oh, bitte diesen Link versuchen, der geht direkt zu Das Schloss)
http://www.das-schloss-steglitz.de/index.php?id=intro
Georg / »der Grafiker« ;)
Das ist ein seltsamer Wandel auf der Webseite – auf der Vorschaltseite wird jetzt Double Standards genannt und auf den Folgeseiten »nur« noch die farbigen Kistchen – hmm – ich bin gespannt, was als nächstes kommt – vielleicht ja auch hier wechselnde Fotos in die Quadrate eingepasst wie Hans tippt? Wobei das ja (soweit ich und waybackmachine sich erinnern können) eine Wiederannäherung an das »alte« Design wäre. Und ist das eine Reaktion auf die Kritik an der Gestaltung oder so geplant gewesen (»Es wird sich weisen was draus wird.«)?
Viktor
Das eine öffentliche Diskussion durchaus etwas bewirken kann, hat man gerade am neuen Entwurf für das Eingangsgebäude auf der Museumsinsel gesehen.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Museumsinsel-Chipperfield-Museumsinsel;art1047,2329361
Und ob in Mitte auf dem Platz des ehemaligen Palastes der Republik wirklich das Alte Stadtschloss (»Das Alte Schloss«!?) neu entsteht, darauf bin ich auch mal gespannt.
Es wäre schon toll wenn das HKW sich an der Diskussion noch beteiligen würde (noch vor der nächsten TYPO)…