Cottbus-Logo, zweiter Versuch

Im Januar 2009 versuchte die Stadt Cottbus, mit einer neuen Bildmarke auf sich aufmerksam zu machen. Schon die Ausschreibung ließ Schlimmes befürchten, doch das Ergebnis über­traf alle Erwartungen. Fontblog berich­tete mehrfach:

»Der Entwurf schei­terte am Protest von Bürgern und Fachleuten.« schreibt die Lausitzer Rundschau heute abend auf ihrer Webseite. Und: »Jetzt stellt Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) fünf neue Entwürfe zur Debatte.« Diesmal dürfen die Cottbuser mitentscheiden.

»Obwohl wir keinerlei Vorgaben gemacht haben, spielen viele Entwürfe mit dem Motiv der Pyramiden«, zitiert die Tageszeitung Szymanski aus der Präsentation. Neben der Pücklerschen Gartenkunst hätten die Designer das Theater als Wahrzeichen der Stadt hervor­ge­hoben. Ein anderer Entwurf spiele mit der Idee, »die Stadt der Lausitz« als Kern einer viel­fäl­tigen Region darzu­stellen. Alle fünf Bildmarken könnten, so die Zeitung, je nach Nutzungszusammenhang mit Ergänzungen wie »Stadt der Wissenschaft«, »Drehscheibe zwischen Ost und West« oder »Universitätsstadt« genutzt werden.

Details zur geplanten Marketingstrategie, den einzelnen Entwürfen und Variationen wird die Lausitzer Rundschau in den kommenden Tagen auf ihrer Internetseite vorstellen.

(Abbildungen: Lausitzer Rundschau, Montage: Fontblog)


95 Kommentare

  1. Sebastian

    Ich muss immer an Camping-Ausstatter denken, kann mir nicht helfen.

  2. Ben

    Autsch… Autsch… Die Funktion „Bilder ausblenden“ sollte man in diesem Blog mal andenken ;)

  3. Serben

    Grundgütiger

  4. Narretz

    Schlimmer als beim ersten Mal. Das rote oben in der Mitte gefällt mir noch am besten, und kann auch gestal­te­risch das meiste.
    Die Aussage ist ja meis­tens gar nicht so wichtig, weil ein Logo allein sie gar nicht kommu­ni­zieren kann. Warum aber die Stadt die Leute ins Blaue desi­gnen lässt und offenbar das Konzept auf dem Logo wachsen soll, ist mir schleierhaft.

  5. Thomas Maier

    Wenn ich mir die Alternativen so ansehe, denke ich mir: Cottbus wäre die perfekte Stadt um mal auf eine Bildmarke zu verzichten und eine reine Wortmarke zu werden. :P

  6. sunny

    Hm, Cottbus scheint wohl starke Assoziationen zu den 90ern hervorzurufen …

  7. tom

    Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass es nur wenige gelun­gene Arbeiten gibt, die das Erscheinungsbild einer Stadt kommu­ni­zieren. Das liegt wohl daran, dass es eigent­lich nichts zu verbes­sern gibt, außer man hat eine wirk­lich gute Grundidee. Bevor man irgend­etwas unaus­ge­go­renes und unüber­legtes tut, sollte man besser sein tradi­tio­nelles, histo­ri­sches Stadtwappen pflegen.

  8. tom

    @Sebastian

    Da fehlt nur noch der Wolf, der sich in der Lausitz sehr wohl zu fühlen scheint. Vielleicht als Silhouette vor einem Vollmond und dem Slogan: „Cottbus – das Abenteuer ruft!“ :-)

  9. Rafael

    @tom

    da geb ich dir Recht! An dem tradi­tio­nellen Wappen fest zu halten, funk­tio­niert ja z.B. auch bei Fussballvereinen sehr gut. Allerdings ist das von Cottbus (mit nem Krebs drin) auch nicht so der Hammer.

  10. TM

    Also wenn dann eines der beiden links oben. Aber am passendsten finde ich das erste links. Das aller schlech­teste ist rechts unten in der Ecke. Zweit schlech­testes darüber. Danach das große links unten. Insgesamt zeugt keines von nach­voll­zieh­barer Assoziation zu Cottbus.

  11. Lugosi

    Gruslig.

  12. Martin John

    ich finde das Logo mit dem über­schwemmten Campingplatz am passendsten. Harr.

  13. Manni

    Vielleicht sollte man es mal damit versu­chen: eine Website, die nach Eingabe eines Namens auto­ma­tisch verschie­dene Logos gene­riert – schlimmer kann’s ja nimmer kommen; wäre dann wenigs­tens konsequent: :-)
    http://​www​.logo​-de​-ville​.fr/

  14. CB

    Kosten bisher für das neue Logo vom Stadtmarketing:
    vier­stellig

    Schaden durch ausblei­bende Investitionen in die Stadt durch das unpro­fes­sio­nelle Prozedere:
    sechs­stellig

    Dauer, bis externe Investoren dem Stadtmarketing wieder etwas zutrauen:
    fünf bis acht Jahre

  15. Heinrich

    das in der mitte oben wird doch adobe abmahnen.

  16. Jürgen Siebert

    Falls sich der ein oder andere gebil­dete Designlaie hierher verirrt, könnte er zu der Auffassung kommen: Wir streiten um Kaisers Bart oder um den eigenen Bauchnabel. Darum möchte ich versu­chen, mal wieder eine Linie in die Diskussion zu bringen. Mit folgenden 3 Thesen und einem Positivbeispiel:

    1. Ja, auch die jetzt gefun­denen Logos sind dilet­tan­tisch, was weniger mit den Entwerferinnen und Entwerfern zu tun haben scheint als mit der Art der Ausschreibung (siehe 2).
    2. Wenn ein Auftraggeber (in diesem Fall die Stadt Cottbus) nicht an sein Produkt glaubt/keine Phantasie rund um sein Produkt entfa­chen kann/beratungsresistent ist bzw. keine Beratung zulässt – dann werden die Ergebnisse eines Marken-Wettbwerbs entspre­chend beliebig aussehen.
    3. Ja, es gibt einen Bedarf für Stadt- bzw. Standortmarketing und auch posi­tive Beispiele. Es erfor­dert eine erfah­rene Agentur, die diese Beispiele kennt, sie analy­siert und daraus die Schlüsse für Cottbus zieht. Solche Agenturen gibt es – auch in Deutschland.

    Ein Positivbeispiel ist für mich der Vorschlag von Martin Jordan aus dem Jahr 2008, für Cottbus (Abb. oben). Er schlägt alles, was wir oben sehen um Längen – selbst wenn man das ausge­klü­gelte Konzept »zerschlagen« würde, was Politiker gerne tun, und ein einzelnes Element auf den Sockel hebt. Mehr dazu auf dieser Seite von Martin Jordan: http://​www​.mart​in​jordan​.de/​p​o​r​t​f​o​l​i​o​2​0​0​8​/​w​o​r​k​/​c​o​t​t​b​u​s​.​h​tml

  17. tom

    @ Rafael

    Besser als das krampf­hafte Bemühen um eine „origi­nelle“ Bild/Wortmarke, ist ein gutes modernes Redesign des Wappens in Verbindung mit einem frischem Corporate Design.
    Dabei bleibt die Identität gewahrt und krea­tive Lösungen sind auch möglich.

  18. chzi

    der vorschlag von martin jordan ist ganz hervorragend.

  19. Jürgen Siebert

    Danke an Manni für den Link zum fran­zö­si­schen Städte-Logo-Generator. Er liefert zur aktu­ellen Auswahl vergleich­bare Ergebnisse:

  20. Oliver Adam

    Besser als das krampf­hafte Bemühen um eine „origi­nelle“ Bild/Wortmarke, ist ein gutes modernes Redesign des Wappens in Verbindung mit einem frischem Corporate Design. Dabei bleibt die Identität gewahrt und krea­tive Lösungen sind auch möglich.

    Sehe ich ganz genauso, und so würde auch ich vorgehen. So lässt sich hervor­ra­gend die Brücke schlagen von Vergangenheit (Tradition) zur Moderne. Gerade Wappen sind doch schon an sich gestal­te­ri­sche Alleinstellungsmerkmale von Städten – darauf zu verzichten, finde ich höchst unklug. Als eine klasse Umsetzung empfand ich immer das moder­ni­sierte Halle-Saale-Wappen.

    Aus diesem Grund muss ich auch Jürgen wider­spre­chen: Ich finde den Ansatz von Jordan an sich auch gut durch­dacht – eben nur nicht für eine Stadt …

  21. Martin John

    wenn schon, denn schon:

  22. dante

    Hallo…

    ich bin ein Cottbuser Grafiker, ich habe Erfahrung mit unserem hiesigem Kundenstamm. Umso mehr verwun­dert es mich was man hier so zum Besten gibt, erstaun­lich wie viel hier wirk­lich Bescheid wissen.

    Ich (bzw. unsere Firma) hat sich entschlossen am 1. sowie auch am 2. »Wettbewerb/Ausschreibung« nicht teil­zu­nehmen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

    Viele Grafiker/Designer denken doch allen Eernstes, dass sie mit Ihrer Wortwahl und Kompetenz alles errei­chen können. Sicherlich gilt dies für Kunden, die sich dahin­ge­hend schon mal übern Tisch ziehen lassen haben. Wer so spricht darf gerne mal bei mir Probearbeiten. Wenn man die Menschen hier kennt, dann weiß man, das man sich hier schon Mühe geben muss, da geht’s insbe­son­dere um das Zwischenmenschliche, die Qualität unserer Arbeit ist zweit­rangig, das muss man wissen!

    Der allge­meine Cottbuser (der hier wohl en Detail bekannt ist) braucht viel mehr Unterstützung und Führung. Man hat unsere Landschaft syste­ma­tisch 70 Jahre lang umge­graben … die Menschen hier mussten Ihre Dörfer räumen, Ihre Bräuche und Traditionen vergessen. Investoren kamen und gingen, wenig blieb – viel wurde genommen.

    Diese Stadt in der ich mein Leben lang wohne hat niemals den Weg zu sich selbst gefunden, und dann wird erwartet das in einem Bild auszu­drü­cken, nach diesem Gesichtspunkt war das erste Logo ein voller Erfolg.

    Man kann hier nicht einfach ein paar Striche ziehen und unseren Stadtnamen schneiden und sagen das ist Cottbus. Wohlgemerkt sind wir die einzige Stadt Deutschlands mit einem Krebs als Wappentier, auch dazu gab es hier groß­ar­tige Entwürfe (komisch, dass die niemals online zu sehen waren). Ehrlich gesagt wäre der Krebs auch die einzige Identifikationsfigur zum groben Lausitzer Bürger.

    Ich vermisse irgendwie die Beiträge die hilf­reich sind bzw. sich mit der Problematik ausein­an­der­setzen, aber war ja schon immer so: »Wer den Schaden hat – braucht für den Spott nicht sorgen«.

    Wer Großes leisten will, hat hier die Chance dies zu tun, es wird national so schnell keine vergleich­bare Situation geben, schliess­lich disku­tiert man das Thema ja schon seit längerem.

    Grüße aus Cottbus

    dante

  23. Wilhelm Opatz

    sorry, aber „wer Großes leisten will“ sollte Cottbus meiden

  24. CB

    Lieber Dante,

    danke für deine Innenansicht. Das, was du im Hinterkopf hast mit der Geschichte von Cottbus und der Mentalität der Bewohner ist ein wesent­li­cher Teil des Briefings und die wich­tigste Voraussetzung für einen gelun­genen visu­ellen Auftritt. Gerade wegen der Geschichte wäre eine Anknüpfung an Traditionen, die älter sind als 70 Jahre, kein schlechter Weg. Leider sahen die bishe­rigen Briefings anders aus und boten Strukturen an, die abschre­cken. Ich denke nicht, dass hier Stadtmarketing an sich zur Diskussion steht, sondern eher ein stüm­per­hafter Umgang mit Designern.
    Den Designern dann Arroganz vorzu­werfen, wenn sie sich nicht frei­willig an schlecht vorbe­rei­teten, undurch­sichtig bewer­teten und dazu auch noch mies budge­tierten Projekte ranschmeißen, ist leider etwas zu kurz gedacht (nicht von dir, Dante, sondern im Laufe der ersten Diskussionen). Dass bei einer solchen Arbeitsweise keine Glanzstücke heraus­kommen, ist für Designer klar, aber nicht für viele andere.

  25. Uwe Borchert

    Hallo,

    Wenn ich es mir genauer über­lege würde dies so ziem­lich in jeder anderen Stadt ähnlich ablaufen. So sind zumin­des­tens meine Erfahrungen mit den diversen Stadt-Marketingern. Da dient das Design idR nur als Feigenblatt und Daseinsberechtigung für wirt­schaft­liche Interessen (Vetterleswirtschaft und Postengeschacher).

    MfG

  26. Vroni

    Lieber Dante,
    habe verstanden, was Sie ausdrü­cken wollen.

    Das Problem dieser Cottbus-Chose ist in meinen Augen das fehlende konzep­tu­elle Briefing der Verantwortlichen. Da gilt, das was IT-ler und Programmierer so brutal ausdrü­cken: Garbage In – Garbage Out! (Garbage = Müll). Das tut weh.

    Ist die Vorgabe ein Null-Briefing oder Briefing sehr lapidar, einfallslos, dann kommt auch nichts Besonderes dabei raus. Es kommt etwas sehr Einfallsloses, Austauschbares dabei raus. Dass das wirk­lich so ist, dürfen wir gerade wieder am erneuten Opfer Cottbus-Logo bewundern.

    Problem Nummero 2 sind aber tasäch­lich die Designer, die brav nach Garbage-Vorgaben ablie­fern. Diese haben, so wie es ausschaut, etwas Wichtiges versäumt zu tun: das enga­gierte Re-Brief! (Machen viele Grafiker im Westen aber genauso, zu Ihrem schwa­chen Trost.). Die meisten Einreicher haben dümm­liche, sorry, Clipart-Vorlagen mit Cottbus-Unterschrift gelie­fert, aber doch keine Logos.

    Sie suchen nach konstruk­tiven Vorschlägen? Das ist einer, und war der wichtigste:

    A. Wer da ernst­haft als Designer ohne Blamage mitma­chen will, muss als Designer auch zwin­gend ernst­haft quali­täts­vollen Konzept-Senf abgeben. Vorher. Nicht schomma am Rechner mit netten Cliparts loslegen. Ich kenne einige Grafiker, die das so grot­ten­falsch machen, was habe ich mit denen schon gestritten.

    B. Den Ausschreiber dieses erstellte Re-Brief, das richtig Gedankenmühe machte, wissen lassen und mit ihm in Dialog treten. Wenn der Ausschreiber diesen Dialog dann nicht will, ist das ein ernst­haftes Zeichen, dass die Chose sowieso schief­gehen wird. Dann nicht mitmachen.

    Besser wäre also für (jegliche) Stadtverantwortlichen, in die Ausschreibung zwin­gend MIT hinein­zu­nehmen: a) Zuvor Erarbeiten des inhalt­li­chen und Marketing-Konzeptes. Dann b) das Logo-Design als Teil dieses Konzeptes c) Textarbeit: Claim-Fomulierung als Teil dieses Konzeptes.

    Dann können auch nur Designbüros teil­nehmen, die diese Probleme („Stadt hat nie zu sich gefunden“) aber auch die Möglichkeiten der Stadt zur besseren zukünf­tigen gemein­samen Identifizierung wirk­lich verstehen, ein in sich rundes Stadtmarketing-Konzept erstellen können (die Stadt selber kann es ja anschei­nend nicht und sollte dies endlich zugeben) und den Dialog-Prozess des Designs ernst nehmen und dieses alles auch KÖNNEN.

    Stellt zwar eine gnaden­lose Filterung dar, aber sie wird Cottbus und vielen anderen Städten gut bekommen. Solche Designbüros müssen das in der ersten Ausschreibungsstufe durch ihr Profil, ihre Referenzen und einen Auszug über ihre Arbeitsweise belegen können. Bei so etwas darf eben dann kein Wald-, Feld- und Wiesengrafiker, der schon in seinen Referenzen erwie­se­ner­maßen mit Clipart-Optik und -Gedankengut hantierte, mitma­chen. So traurig unde­mo­kra­tisch, aber so richtig. Design ist keine Demokratie-Veranstaltung.

    Dann erst gbt es die zweite Ausschreibungsstufe: Design.

    Dante, du schreibst weiter:
    „Wenn man die Menschen hier kennt, dann weiß man, das man sich hier schon Mühe geben muss, da geht’s insbe­son­dere um das Zwischenmenschliche, die Qualität unserer Arbeit ist zweit­rangig, das muss man wissen!“

    Nein. Beides ist gleich wichtig: das Zwischenmenschliche wie auch das Fachliche.

    Wenn die Qualität jegli­cher Arbeiten und Produkte aus Cottbus/Lausitz zweit­rangig sein dürfte, wie soll dann diese Gegend von sich reden machen? Sehen Sie, was ich meine? Funktioniert nicht.
    Da haben Sie dann wieder das intro­ver­tierte Cottbuser Problem, nie zu sich selbst gefunden zu haben. Aber der gemein­same Stolz auf gemein­same Spitzenarbeit ist enorm iden­ti­täts­stif­tend! Und trägt nach außen!

    Daher sollte Sie Ihre Aussage, Qualität sei weniger wichtig, stark überdenken.
    Sie ist genau DER Identitätstreiber.

    Und zwar für alle, für Designer, für Stadtverantwortliche, für die Bürger dort.

    ______________________________
    „If I were a tailor I’d make it my pride
    The best of all tailors to be
    And if I were a tinker, no tinker beside
    Should mend an old kettle like me.“
    ______________________________

  27. mattes

    @Wilhelm Opatz

    „sorry, aber „wer Großes leisten will“ sollte Cottbus meiden“

    solch igno­rante und arro­gante aussagen machen mich echt traurig… sprachlos!

  28. Florian Pfeffer

    Ich bezweifle den Sinn von Stadtmarketing über­haupt – zumin­dest die Art und Weise, wie das bisher betrieben wurde. Mehr noch: Ich bin dagegen. Ich wäre sogar dagegen, wenn es einen Effekt haben würde (was ich bezweilfle).

    Es ist naiv (und auch in gewissem Sinne unde­mo­kra­tisch) zu glauben, dass man die Art und Weise, wie Menschen eine Stadt sehen, mit den klas­si­schen MItteln der Unternehmenskommunikation fassen könnte. Eine Stadt ist kein Unternehmen. Sie hat keine einheit­liche Botschaft – sondern viele Botschaften. Bei einer Stadt sind Brüche und Widersprüche in der Kommunikation kein Unfall (wie bei einem Konzern), sondern wichtig und gewollt. Man nennt das Demokratie. Jeder Bürger einer Stadt formt das Bild der Stadt nach aussen mit. Wie soll das zusammen gehen mit einem klas­si­schen Verständnis von Corporate Design, das auf Selbsähnlichkeit abzielt? Da hilft auch kein Wappen und andere Fluchten in eine nost­al­gi­sche Vergangenheit oder vermeint­liche Tradition.

    Die einzigen zwei mir bekannten Ansätze, die hier halb­wegs Sinn machen sind New York »I ❤ New York« und Amsterdam »I AMsterdam«.

    Es gab schon Weltstädte, Kleinode in der Provinz und lebens­werte Unterzentren, bevor jede Stadt meinte einen Slogan haben zu müssen, und damit alles kaputt zu machen (Ich bin in Würzburg aufge­wachsen – dem »Weinfass an der Autobahn« … )

    Ich habe letzte Woche einen Film gesehen über ein kleines Dorf im Friesischen, wo jedes Jahr ein Rocker-Festival statt­findet. Die Dorfbewohner lieben das Festival und bereiten den »Kutten« einen herz­li­chen Empfang. Hier werden Rocker noch mit selbst­ge­ba­ckenem Kuchen empfangen und die Dorfbewohner machen ein Blasmusik-Medley mit Speed-Metal-Bands. Dort sollten mal alle Stadtmarketing-Menschen mal hinfahren: Nach Ost-Friesland. Die wissen nämlich wie Stadtmarketing geht.

  29. Jürgen Weltin

    @Florian Pfeffer: Die Gemeinden klagen alle immer über zu wenig Geld in der Stadtkasse. Anstatt Corporate Design und Logo Krimskrams besser seine Bewohner mit dem Geld unter­stützen. Da fehlt es genug an wirk­lich wich­tigen Stellen: KiTas, Senioren, Verkehrsplanung undundund …

  30. Timo

    Das Erscheinungsbild einer Stadt zu ändern, ist sicher eine der komple­xesten Aufgaben, weil es kein Unternehmen ist, das seine Philosophie im Businessplan nieder geschrieben hat.
    Jeder hat eigene Erfahrungen, Vorstellungen und Interessen. Das muss alles unter einen Hut gebracht werden: Heimeligkeit, finan­zi­elle Interessen, Tourismus, den Stadtoberen muss es gefallen, Politik, …
    Meiner Meinung ist es dabei wichtig, die Betroffenen mit ins Boot zu nehmen, aber nicht im Entscheidungsprozess sondern eher infor­mie­rend. Sozusagen die Kommunikation des Prozesses. Wenn alle das Gefühl haben, dass die Entscheider und Entwickler des neuen Logos richtig hart dafür arbeiten, ist mögli­cher­weise das Ergebnis am Ende nicht so ausschlag­ge­bend. Vor einiger Zeit wurde auf einem Vortrag die Fusion zweier Städte gezeigt. Dort haben sie einfach den Entstehungsprozess nach außen getragen. Skizzen, Entwürfe wurden an Pinwänden an verschie­denen Plätzen aufge­stellt. Da bekommt man das Gefühl, dass daran gear­beitet wird und Profis sich Gedanken machen. Dann kann ein Vertrauen wachsen, dass das rich­tige dabei raus­kommen wird. Schön war auch, dass der Ort schöne Müllsäcke gestaltet hat.

  31. Florian Pfeffer

    @ Timo: ich glaube, das Erscheinungsbild einer Stadt ändern zu wollen ist nicht komplex – es ist arro­gant. Meine Frage ist: Mit welchem Recht macht man das? Unternehmen sind anders verfasst als Städte. Ein Unternehmen ist keine Demokratie. Eine Stadt schon. Wer also hat das Recht die Identität zu defi­nieren? Eine Agentur zusammen mit einer Marketing-Abteilung? Der Bürgermeister? Die Profis? Ändert sich das Logo, wenn eine Regierung abge­wählt wird? Man muss in diesem Fall nicht alle Interessen unter einen Hut bringen, weil schon die Idee von dem Hut falsch ist.

  32. Ahmad Humeid

    Pretty bad. I am surprised at how outdated and cheap these logos look. But I would be inte­rested to see what non desi­gner Citizen think of such work when asked. That always a dilemma.

  33. dante

    Wer hat das Recht Identitäten zu defi­nieren? WOW, ja wer eigent­lich! Die freie Presse präsen­tiert Cottbus in den letzten 5 Jahren wie folgt:

    „Besoffene Penner bela­gern Stadthallenvorplatz“
    „Tiefgefrorene Kinderleiche in Tiefkühltruhe entdeckt“ (mehr­mals)
    „Cottbus ist No-Go-Area für die WM2006“
    „Cottbus – Die Stadt mit dem Logo“

    Um das Kind beim Namen zu nennen, es waren „Die Zeit“, „Die Welt“ sowie „Der Spiegel“, wieviel Negativwerbung sollen wir noch hinnehmen, den Menschen hier ist es doch viel wich­tiger ernst genommen zu werden – besser wäre noch man könnte auf etwas stolz sein. Ich glaube das dieses Ziel erst erreicht werden kann, wenn die alten Seilschaften hier gelöst werden, wenn die Generation die eigent­lich noch andere Abläufe gewohnt ist, endlich abdankt. Ich habe die Geduld und auch den Willen diesen Moment abzu­passen, dann wird ange­griffen… momentan läuft hier zum Teil groß­ar­tige Pionierarbeit, laßt uns das doch nicht immer im Ansatz einreißen… man kann nur daraus lernen und später gewinnen.

  34. Oliver Adam

    @ Florian Pfeffer (31)

    Da stimme ich nicht zu. Sicher ist eine Stadt kein Unternehmen. Das Erscheinungsbild macht man ja auch nicht für die Bewohner, sondern für die, die kommen sollen: Touristen, Unternehmen etc. Ich denke, Du vermixt zwei Dinge: die Innen- und die Außensicht. Natürlich ist klar, dass ein Erscheinungsbild eine komplexe Organisation nicht in all seinen Facetten darstellen kann – das schafft ja nicht mal ein CD für Unternehmen. Nach außen soll aber ein bestimmtes Bild vermit­telt werden: Paris – Stadt der Liebe; Rom – die Ewige Stadt; New York – die Stadt, die niemals schläft usw.

    Das immer gern gebrachte Argument, das Geld solle man lieber für Kitas etc. ausgeben, mag zwar poli­tisch »irgendwie« korrekt sein, ist aber doch nur opportun. Zumindest dann, wenn das Stadtmarketing richtig gemacht wird: nämlich um andere anzu­lo­cken (eben Touristen, Unternehmer etc.) und dann höhere Steuern einzu­nehmen. Und mit denen könnte man dann … Du weißt, worauf ich hinauswill.

    Darum meine Empfehlung: Zuerst müssen sich die Verantwortlichen fest­legen, wofür Cottbus steht oder in 5, 10, 15 Jahren stehen soll. Dann kann man, wenn es unbe­dingt sein muss, einen entspre­chenden Claim entwi­ckeln lassen, sozu­sagen als Kondensat dessen, als was man Cottbus sehen soll. Und dann kann man das Logo im letzten Schritt in Auftrag geben …

  35. Zilly

    @Florian Pfeffer: Hmm, ich verstehe was Du meinst, aber arro­gant finde ich trifft es nicht. Dafür verän­dert das Stadtmarketing im Normalfall zu wenig am Alltag und der Identität einer Stadt. Derjenige, der über die Gestaltung von Bushaltestellen o.ä. bestimmt würde sich dann auch arro­gant verhalten, weil er gravie­rend in die opti­sche Gestaltung der Stadt eingreift.

    Mir persön­lich ist es lieber, wenn jemand ein Ziel hat und dann auch den Weg dahin geht. Wenn ein Bürgermeister eine entspre­chende Vision hat und für diese Vision auch gewählt wurde, muss er auch (mit-)entscheiden können. Er gestaltet und entwi­ckelt ja schließ­lich im Idealfall die Zukunft der Stadt. Ob er jetzt in Detailfragen wie einem Logo das letzte Wort haben will oder meint Kompetenz in solchen Dingen zu besitzen, ist eine andere Frage. Der ideale Regierende (egal ob Bürgermeister oder Bundeskanzler) sollte sich dann dann auf seine Experten, Gremien oder Minister verlassen. Egal ob es dann um ein neues Logo, eine neue Brücke oder ein neues Kraftwerk geht. Ok, das war jetzt naiv ; )

    Was bei Cottbus zu fehlen scheint, ist doch – neben der gestal­te­ri­schen Qualität – das Ziel bzw. der Gesamtzusammenhang: ich habe das Gefühl, dass sie meinen sich jetzt präsen­tieren zu müssen. Sich ohne Gesamtkonzept zu präsen­tieren bedeutet aber, das man nur präsen­tiert, dass man kein Konzept hat. Das Gegenbeispiel mit dem Dorf Wacken finde ich da im Übrigen sehr gut und passend!

  36. Daniel

    @Florian Pfeffer

    Nun ja, Du willst also die visu­elle Kommunikation einer Stadt dem Zufall über­lassen? Du wirst wohl kaum bezwei­feln können, dass eine Stadt Kommunikationsmittel braucht, die wieder­erkennbar gestaltet sein sollten und das sollten Leute über­nehmen, die etwas davon entstehen.
    Das größte Missverständnis der Verantwortlichen in Cottbus ist doch, dass sie denken, mit einem Logo sei alles getan.

  37. Florian Pfeffer

    @ Oliver Adam (34): Dass diese Erscheinungsbilder für Tourismus und Standortmarketing gemacht werden, ist mir schon klar. Ich vermixe das auch nicht. Nebenbei: Ein Markenkonzept, in dem es eine große Lücke zwischen Innen- und Aussensicht gibt, ist zum Misserfolg verdammt. Ich sehe in der ober­fläch­li­chen Orientierung auf Tourismus viel­mehr das Problem: Wir versu­chen Räume, die von Spannungen leben glatt zu polieren und poli­tisch korrekt zu machen. Und damit wird das Gegenteil von dem bewirkt, was man will. Für die Stadt, die niemals schläft ist die Subkultur in New York (auch die nega­tiven Seiten davon) von großer Bedeutung; für die „ewige Stadt“ ist die Sturheit der katho­li­schen Kirche und eine tausend­jäh­rige Tradition von Imperialismus in Europa von großer Bedeutung; … das ist so gut, dass sich das kein Marketingchef auf der Welt ausdenken kann. Ich vermisse in der ganzen Stadtmarketing-Kiste den Mut, das Eigene tatsäch­lich zuzu­lassen. Wer würde noch nach New York gehen wollen, wenn die Stadtmarketeers damit fertig wären …?

  38. HD Schellnack.

    Eine Stadt ist kein Unternehmen. Eine Stadt KANN eine Marke haben, kann diese entwi­ckeln, aber dieser Prozess kann nicht von der Stadtverwaltung und braven Marketingleuten ange­schoben werden, die zahl­losen mise­ra­blen Ergebnisse spre­chen doch für dich. Leute, die schon Spaßbädern lustige Namen verleihen, sollten keine Identität für komplexe urbane Gebilde mit all ihren Widersprüchen anpacken.

    Es ist zudem, und das ist ein Kern des Problems, EINE Sache, für Städte wie Wien, Rom, Paris oder NYC eine Identität aufzu­bauen, ganz anders aber bei Städten wie Gelsenkirchen oder Nürnberg oder Marsberg. Es ist das falsche Werkzeug, ange­wendet von naiven Stadtvätern und B-Agenturen, das zu den immer glei­chen schön­fär­be­ri­schen, aalglatten und eben­drum verges­sens­werten Ergebnissen führt.

    Eine Stadt HAT Identität (und der kannst du dann sicher eine kommu­ni­kativ multi­pli­zier­bare Form geben) oder nicht (und dann kannst du tun, was du willst, aus Nichts wird Nichts). Und Citymarketing-Leute, die in einer deut­schen Kleinstadt ihr Geschäft machen, würden in Paris oder New York gar nicht an glei­cher Stelle besetzt werden.

    Was nicht heißt, dass eine der Aufgaben von Design, Ideen zu proji­zieren, Träume zu einem erreich­baren Ziel zu formu­lieren, nicht auch für Städte gehen kann. Natürlich geht das – aber es ist ein Prozess, der lang­fristig ist und den man sehr inte­grativ, als Projekt, denken muss. Nicht als Ausschreibung und ein dufte buntes Logo, dass man auf ein paar Umschläge druckt. Es muss eine Idee, ein (Um)Denken her, eine – sorry Herr Schmidt – «Vision» von Stadt, die bitte auch mehr ist als nur «den Tourismus ankur­beln». Eine Firma, die ihr Logo entwi­ckelt, weil sie mehr Produkt verkaufen will, hat auch ein Problem… weil die «Gestalt», die über­ge­ord­nete Idee fehlt. Ohne Leitplanken wird so ein Ding dann eben zum Unfall.

    Ich fände ja tatsäch­lich lustig, wenn man es bei Städten machen würde wie bei Theatern. Jeder neue Bürgermeister ist ein Intendant, zieht mit seinem neuen Team ins Rathaus und hat für seine «Saison» eine Botschaft – ergo gibt es wie in Theatern neues Logo, neuen Spruch, neues Denken, neue Bildwelt, neue Typo, neue Broschüren uswpp. Schafft zum einen direkt unmit­telbar Arbeitsplätze (was denn, wir bauen aus dem Grund auch sinnlos an Autobahnen herum, oder?), würde Spaß machen, würde die «Idee» einer neuen Stadtregierung (so es sie gibt, haha) gleich visuell verpa­cken, würde fast erfor­dern, dass die Politik bei der Entwicklung auch konkrete inhalt­liche Ideen anbietet, die in einem Auftritt nun mal zentral sind…….

    … aber dafür müsste Politik natür­lich erst einmal visuell so frei sein, wie die Kultur es ist. Und dann sähen auch Wahlkämpfe schon ganz anders aus. In Wirklichkeit ist’s ja eher genau umge­kehrt, so dass man sich eher wünschen möchte, Wahlkämpfe und Stadtidentitäten würden nur aus weißem Papier bestehen, so dass Form und Inhalt fein zusammenpassen.

  39. Vroni

    Die meisten Stadtlogoi haben das Ziel, entweder Tourismus oder Wirtschaft oder Kultur anzu­spre­chen und anziehen zu wollen.

    Man kann dabei leider nie alles gleich­zeitig mit einem Logo kommu­ni­zieren. Das ist Überstrapazierung, Überforderung eines einzigen Mittels von vielen Mitteln und ein großer Irrtum.*
    (Segel drauf UND den alten Fürst drauf UND die tollen Menschen drauf.)
    Solche Wollmilschschweinschafe, die alles auf einmal abde­cken sollen, funk­tio­nieren nicht.

    Außer man schafft ein Vielfalts-Logo (ein Logo, das abstrakt Vielfalt ankündet), so wie das Ruhr-Logo.

    *Ein ebenso großer Irrtum ist aber auch, dass man es deswegen gleich komplett lassen soll. Was ist falsch dran, eben einen Punkt aus den tollen Eigenschaften der Region heraus­zu­nehmen und den zu forcieren?
    Tja, man muss lernen, sich für einen Schwerpukt zu entscheiden. Geht nicht anders. Das ist Marketing- und Konzeptsache. Und zwar VOR dem großen Design-Ausschreibungs-Gedöns. Sonst kriegt man altmo­di­sche Clipart-Wollmilchschafschweine, eierlegende.

    Ich weiß, sich zu entscheiden ist schwer: Jede Entscheidung für die eine Sache/Eigenschaft bedeutet den Verlust der anderen Sachen. Alle Eigenschaften jedoch gleich­zeitig haben und darstellen zu wollen, bedeutet in der kommu­ni­ka­tiven Darstellung unsichtbar zu werden. Das ist das Dilemma der intel­lek­tuell etwas einfäl­tigen, sorry (aber oft bauern­schlauen), noch­mals sorry, Stadtmarketingtrupps, die zudem mit Design noch poli­ti­sche Gefälligkeiten abde­cken wollen. Mission Impossible!

    Jeder Designer muss selber wissen, ob er sich solches Stadtmarketing antut.

    Eine Diskussion darüber ist aber wichtig, viel­leicht ist ja der eine andere im Stadtmarketing jedweder Stadt lern­fähig und in der Lage, für seine Stadt einen Auftritt voran­zu­treiben, der mehr ist als nur pein­lich. Das mit der Darstellung des Prozesses gefällt mir da übri­gens recht gut. Das kann ein guter Weg sein.

    Eine kleine Hoffnung haben darf man ja, die stirbt bekannt­lich zuallerletzt.

  40. Oliver Adam

    @ Vroni (39)

    Klasse, hier stimme ich komplett zu! Wenn gutes Kommunikationsdesign letzt­lich Reduktion ist, so ist dies bei Städten in der Kommunikation nach außen genauso: Entscheide Dich für ein Thema, für das die Stadt stehen soll, und pene­triere es. Es geht auch über­haupt nicht darum, »komplexe urbane Gebilde mit all ihren Widersprüchen anzu­pa­cken« – pure Innensicht. Es geht darum, EIN einziges Wort in die Köpfe der Leute zu brennen ( Rom = Ewigkeit, Paris = Liebe etc.). Und das dauert Jahre. Darum: Thema wählen -> Reduktion, Reduktion, Reduktion -> einfach bleiben.

    Unter diesem Aspekt stimmt zwar, dass eine Stadt kein Unternehmen ist. Aber auch, dass die Prinzipien der Kommunikation gleich sind. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass Cottbus eine Riesenchance hätte. Denn bisher steht die Stadt für: was eigent­lich? Jetzt könnten es die Verantwortlichen bestimmen. Die entspre­chenden Marketingtools sind doch alle vorhanden, mit denen man das erar­beitet: Sematisches Differenzial, SWOT und viele mehr …

  41. HD Schellnack.

    >dass die Prinzipien der Kommunikation gleich sind
    Nur, dass Sie es nicht sind.

    Ein Unternehmen hat eine über­schau­ba­rere Zahl von Mitarbeitern (Foxconn mal ausge­nommen) und in aller Regel eine zumin­dest grob erfass­bare Zielgruppe
    Eine Stadt ist ein wimmelndes Gebilde unter­schied­lichster Menschen, die sich kaum auf einen kleinen gemein­samen Nenner bringen lassen.

    Ein Unternehmen verkauft tatsäch­lich etwas, Produkt oder Dienstleistung, und die Gewinnmaximierung ist der primäre Existenzgrund des Unternehmens.
    Städte möchten manchmal gern so denken, aber die Übertragung neoli­be­ralen Denkens auf urbane Gebilde ist selbst bei Städten, die sich hierfür ansatz­weise anbieten, schon gefähr­lich – bei Städten, die keine große Markenkraft haben nahezu selbst­mör­de­risch. Städte verkaufen nichts, sie sind ein Lebensort. Hier wachsen Kinder auf und sterben Kranke, hier muss Müll entsorgt werden und Ampeln gewartet, hier müssen Arbeitsplätze erhalten werden und Hausbauregeln aufge­stellt sein. In nahezu keiner Hinsicht operiert eine Stadt wie ein Unternehmen, auch wenn die City-Controller dies manchmal anders aussehen lassen. In Städten entscheiden nicht halb­wegs profes­sio­nelle Manager in halb­wegs klaren Teamstrukturen, die bei ausblei­bendem Erfolg in aller Regel schnell arbeitslos sind, sondern Politiker mit Metainteressen der poli­ti­schen Ökonomie (Wiederwahl, Lobby, Zeit nach der Politik…), deren Qualifikation oft aus einem Beruf, der wenig mit Politik zu tun hat (Lehrer, Jurist, Beamter) und jeder Menge Zeit in den Schleifanlagen der jewei­ligen Partei besteht. Das sind gravie­rende Unterschiede. Es gibt TOLLE Leute in der Politik, und es gibt TOLLE Manager – aber die Leute ticken unglaub­lich verschieden, selbst wenn sie ähnliche Anzüge/Kostüme tragen.

    Und Tourismus ist für eine Identität ein zu schwa­ches Motiv, eine zu schwache Schiene. Da brauchste Anzeigen, kein «CD.» Es ist einfach komplett falscher Ansatz, sich billig ein Logo einzu­kaufen, um den Tourismus anzu­schieben. iden­tität kann man sich nicht billig machen lassen, die muss wachsen.

    //////////

    >Denn bisher steht die Stadt für: was eigentlich?
    Das Ding ist: Wofür stehen Städte denn? Städte sind Aggregate zusam­men­le­bender Menschen mit etwas Verwaltung drum­her­um­ge­wi­ckelt. Sie stehen nicht für etwas, sie SIND. Jede Stadt möchte wohl gerne glauben, irgendwas beson­deres zu haben («Damals, 1815, als Großherzog von Müller die Oper grün­dete… wir sind Kulturstadt…»), aber das ist doch Kokolores.

    Städte unter­scheiden sich durch ihre Einwohner, ihre kultu­rellen und sozialen Möglichkeiten usw. Es gibt heraus­ra­gende Großstädte, denen man – for better or worse – klare Eigenschaften grob verein­fa­chend zuspre­chen kann. In Deutschland sind das viel­leicht zwei, drei Städte, global eine Handvoll. Und selbst da wird schwierig, NYC und London super­klar abzu­grenzen… oder Wien und Prag. Paris ist Liebe, sagst du – für mich ist Paris was ganz anderes.

    Aber «normale» Städte, egal ob nun Cottbuss oder Essen, Düsseldorf oder Bremen, die mit viel Suchen sicher iiiiii­ir­gend­einen Aufhänger finden, der aber total wurst ist, weil’s ihm am inneren Format fehlt … die sollten keine Identität herbei­zwingen und auf New York machen wollen. Das ist in etwa so, als würde sich Tante Kawuttke in ein zu enges Dior-Kleid pressen.

    Am Ende sind solche Identitäten – ganz unab­hängig von der Frage nach der rein grafi­schen «Gelungenheit» – dann meist deshalb schlecht, kurz­lebig und pein­lich, weil ihnen die Ehrlichkeit fehlt. Die Aufgabe von Design ist nicht, etwas herbei­zu­flun­kern, wo nichts ist. Design muss innere, echte, authen­ti­sche Werte hervor­treten lassen. Sind die da, haben wir ein leichtes Spiel – sind die nicht da, ist ein Logo nun echt das letzte, was man als Stadt braucht. Erst die Substanz, dann die Oberfläche. Alles andere ist Styling, und das ist meist so pein­lich wie ein (zudem stüm­per­haft) verspoi­lerter 75-PS-Golf, der auf Porsche macht :-D.

  42. Jürgen Siebert

    > dass die Prinzipien der Kommunikation gleich sind
    Nur, dass Sie es nicht sind. 

    Sie sind gleich, aber Du willst es nicht sehen oder akzep­tieren, HD. Viele Unternehmen haben mehr Mitarbeiter als Cottbus Einwohner hat, und wenn sie inter­na­tional operieren, kommen diverse Kulturen hinzu … trotzdem schaffen es Großunternehmen, mit starker Stimme unver­wech­selbar aufzutreten.
    Auch Städte haben – wie Unternehmen – etwas zu verkaufen (zum Beispiel um Steuereinnahmen zu gene­rieren), und genau aus diesem Grund suchen sie einen Markenauftritt.

    In nahezu keiner Hinsicht operiert eine Stadt wie ein Unternehmen, …

    Wenn sie poli­tisch gut geführt wird, kann eine Stadt wie ein Unternehmen funk­tio­nieren. Leider gibt es nur wenige posi­tive Beispiele. Unsere Politik orien­tiert sich nicht an Erfolgen, sondern an Proporz, Machterhalt und Parteidenke – wie man an der Bundespräsidentenwahl wieder mal sehen kann: Es geht nicht darum, den besten zu finden und zu wählen, sondern ein Machtverhältnis zu erhalten.

    Aber «normale» Städte, egal ob nun Cottbuss oder Essen, Düsseldorf oder Bremen, die mit viel Suchen sicher iiiiii­ir­gend­einen Aufhänger finden, der aber total wurst ist, weil’s ihm am inneren Format fehlt 

    Empfinde ich als eine herab­las­sende Sichtweise. So wie jeder Mensch irgend­etwas gut kann, was er fördern sollte, hat auch eine Stadt irgend­etwas, was sie auszeichnet und zu dem gemacht hat, was sie ist. Auch Cottbus, da bin ich dermaßen sicher, ohne mit seine Geschichte tief vertraut zu sein.

  43. Florian Pfeffer

    „Wenn sie poli­tisch gut geführt wird, kann eine Stadt wie ein Unternehmen funk­tio­nieren. “ „… trotzdem schaffen es Großunternehmen, mit starker Stimme unver­wech­selbar aufzutreten.“ 

    Ist das denn wirk­lich wünschens­wert? Ich will nicht in einem Gemeinwesen leben, das wie ein Unternehmen geführt wird.

    Das sage ich als über­zeugter Unternehmer. Ich würde auch ungerne ein Unternehmen leiten, das geführt ist, wie eine Stadt.

    Die Gleichsetzung von „poli­tisch (!) gut geführt“ und „wie ein Unternehmen“ ist in meinen Augen unzu­lässig. Unternehmen haben (zu Recht) ein ganz einfa­ches Ziel: Gewinn machen. Für eine Stadt gilt das nicht. „Solidarität“ beispiels­weise ist für ein Gemeinwesen ein essen­ti­eller Wert, der dem fiska­li­schen Aspekt diame­tral gegen­über stehen kann – ohne den die Stadt aber ausein­an­der­fallen würde. Mitarbeiter kann man entlassen – Bürger nicht. Diese Unterschiede und der Unterschied in der Verfasstheit von Städten und Unternehmen haben natür­lich Folgen für die Führung …

    Aussderdem: Das Attribut „wie ein Unternehmen funk­tio­nieren“ gleich­zu­setzen wäre mit „Erfolg“ und „Effizienz“ ist ein Mythos. Ich arbeiten nun seit 13 Jahren für Unternehmen in Europa und im Mittleren Osten; für Konzerne und Familienunternehmen … dass dort nicht nach Machterhalt, Proporz und Vetternwirtschaft Entscheidungen fallen würden, stimmt natür­lich nicht. Da könnte ich so einiges berichten …

    P.S: Das hier ist seit langem eine der inter­es­san­testen Diskussionen auf Fontblog … Danke, Cottbus.

  44. Jürgen Siebert

    Mitarbeiter kann man entlassen – Bürger nicht.

    Bürgen können die Stadt wech­seln oder in den Speckgürtel ziehen … zum Beispiel weil die Mieten zu hoch sind oder die Bildungspolitik nicht zusagt. Das ist in meinen Augen durchaus vergleichbar mit einem Unternehmen, dem (gute, enga­gierte) Mitarbeiter weglaufen. Ich glaube auch in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem Solidarität einen ähnlich hohen Stellenwert hat … viel­leicht sogar einen höheren … als in manchem Gemeinwesen. Wie auch immer: Ich sehe mehr Parallelität zwischen Unternehmen und Gemeinwesen als manch anderer Kommentator, aber natür­lich auch die Unterschiede. Wahrscheinlich eine Glas-halb-voll/halb-leer-Situation.

  45. HD Schellnack.

    >Du willst es nicht sehen oder akzeptieren
    Ich hoffe, du meinst das nicht so – denn wenn ich es nicht sehen will, bin ich in Deinen Augen anschei­nend ein Ignorant, will ich es nicht akzep­tieren, ein Fanatiker – beides fände ich schade.
    Tatsächlich habe ich schlicht und ergrei­fend eine Meinung – eine nicht mal sonder­lich feste, also nennen wir es lieber eine These, eine Ansicht. Ich nehme an einem Diskurs wie diesem Teil, um im Austausch mit anderen Menschen zu sehen, ob diese These steht oder ob jemand sie plau­sibel aushe­beln kann. Anders als von dir ange­nommen, würde ich also gern «sehen». Ansonsten würde ich gerade bei einer vola­tilen und in letzter Zeit von echten Querschüssen geplagten Plattform wie dieser meine Zeit nicht vergeuden.
    Wenn du die Meinung hast, eine Stadt sei gleich­zu­setzen mit einem Unternehmen, also einer profit­ori­en­tierten Einrichtung mit Angestellten und Kunden, dann akzep­tiere ich diese Meinung – und sehe sie weder als igno­rant noch als fana­tisch an -, auch wenn sie mit meiner nicht kongruent geht. Und freue mich auf Argumente, die meine eigene Ansicht unter­mi­nieren, hinter­fragen, mich zwingen, meine Thesen neu aufzu­stellen, dazu­zu­lernen, entweder indem ich für meine Meinung bessere Gründe finde – oder eine neue Meinung annehme. Was oft genug passiert, nebenbei – ich hab zum Thema Abtreibung sicher 2 oder 3x meine Meinung gravie­rend geän­dert und hab inzwi­schen eigent­lich keine mehr :-D.
    Wenn es dir lieber wäre, wenn ich hier nicht störe, wäre ich für eine kleine Mail dies­be­züg­lich dankbar und halte dann mein Maul, keine große Sache. Ich will beileibe nicht nerven.

    Ich kann gut verstehen, dass du als unter­neh­me­risch aktiver und poli­tisch wacher Mensch wünschst, dass Städte wie Unternehmen geführt sind. Aber Städte haben einen ganz anderen Existenzgrund, eine andere Genese, andere Geschichte – und ich bin zumin­dest der Meinung, dass es auch einfach falsch ist, obwohl ich nun beileibe kein Antikapitalist bin, an alles und jedes den Maßstab des «Business», der Effizenz, der Leistung und des Wachstums zu hängen. Zum einen, weil Schulen, Universitäten, Krankenhäuser und Sozialverbunde wie Städte eben nicht nach diesen Maximen operieren (sollten), zum anderen, weil in dieser Sicht immer eine hohe Chance, zu schei­tern und zu frus­trieren, inne­wohnt. Eine Stadt wie Duisburg schrumpft. Nimmt man ein Unternehmen als Maßstab, ist dies ein Mißerfolg, denn Wachstum is ever­y­thing. Nimmt man aber – ganz beliebig gegriffen – eine Metapher des Organismus als Vergleich (und man braucht keinen Vergleich, eine Stadt ist einfach eine Stadt), dann kann das ganz anders aussehen – schrumpfen kann auch gut sein. Und so weiter. Warum muss alles «ein Unternehmen» sein? Warum darf eine Stadt nicht eine Stadt sein? Eine gute Strategie, eine gute Kommunikation, Ziele und so weiter kann sie trotzdem brau­chen – aber sie ist in all diesen Dingen eben nicht eine Aktiengesellschaft, eben­so­wenig wie sie ein Hasenzüchterverein ist. Und das ist auch ganz cool so, finde ich. Die andere Denke führt zu Schwachsinn wie der Elbphilharmonie (die ich an sich gut finde, aber nicht den dahin­ter­ste­ckenden Konkurrenzkampfgedanken zu anderen Städten… Kultur ist kein Krieg).

    >Empfinde ich als eine herab­las­sende Sichtweise
    Und die zweite Breitseite, die ich aber gerne entkräften möchte: Es ist keines­wegs herab­las­send gemeint. Aber nun ist nicht jede Stadt New York oder Berlin oder Shanghai. Und gott sei dank! Es gibt einfach Städte, die SIND nur. Da leben und arbeiten die Leute, gehen mal ins Kino, hängen auf ihren Balkonen. Und irgendwie ist in diesen Städten nichts «beson­deres». Die sind einfach nur. Die wett­be­werben viel­leicht auch gar nicht (oder sollten es nicht), die sind einfach völlig normal durchschnittlich.

    Ich halte es für einen unglaub­li­chen Irrglauben, dass jeder und alles «beson­ders» sein müssen – irgendwie hat das irgendwo was mit unserer Casting-Gesellschaft zu tun, denke ich manchmal –, dieses univer­selle Glücksversprechen, nach dem jeder studieren darf, jeder ein Top-Abi haben sollte, jeder einen Job kriegt. Hey, Reichtum für alle.

    Nur ist dem ja gar nicht so. Auch wenn mediale Aufsteigergeschichten es gerne verbrämen, es gibt in unserer Gesellschaft auch (und gott­sei­dank) ganz durch­schnitt­liche Menschen. Die mode­rieren nix im TV, die singen keinen Grand Prix, die haben keinen Nobelpreis, die gehen nur morgens zur Arbeit, ziehen ihre Kinder groß und leben etwas unsichtbar (aber hoffent­lich durchaus glück­lich) vor sich hin. Das muss auch so sein – die Vorstellung, dass jeder und alles «beson­ders» ist, würde unwei­ger­lich bedeuten, dass NIEMAND beson­ders ist, weil ja alle gleich beson­ders sind. Hamburg wäre dann genauso «beson­ders» wie Gelsenkirchen oder Mainz. Dem ist aber nicht so. Es gibt durch­schnitt­liche Menschen, es gibt durch­schnitt­liche Städte. Die müssen deswegen so gar nicht schlechter sein, sie sind nur anders. Und wenn man sucht, findet man IMMER etwas beson­deres, sicher – aber die Ergebnisse sind meist etwas bedrü­ckend, weil sie herbei­ge­zerrt, erzwungen sind. Und unnötig. Eine gute Stadt muss lebens­wert sein, nicht beson­ders. Sie muss eine gute Stadtplanung, einen guten Mix, Kultur, Diversifikation, ein gewisses Maß an Gentrifizierung, ein gewisses Maß an Unberechenbarkeit, Infratstruktur und und und haben… aber sie muss eigent­lich gar nicht «beson­ders» sein.

    Das ist inso­fern keines­wegs herab­las­send gemeint, sondern BESCHEIDEN. Wir Designer denken immer, wir müssen uns um alles kümmern und gleich die ganze Welt retten. Durch ein Logo und einen Claim. Was, muß man doch mal sagen, etwas bizarr ist. Sicher, eine gute Kommunikation kann unend­lich viel bewirken und ich bin der erste, der an die unter­neh­mens­be­ra­te­ri­sche aber auch kultu­relle Kraft von Design glaubt. Aber Design ist nicht dazu da, die Welt rosa anzu­pin­seln und alles ist prima. Das ist nicht unsere Aufgabe. Zu denken, dass Designer eine Stadt «beson­ders» machen können – mit einer Kampagne, einem Logo, whatever, ist mir etwas zu hoch gegriffen. Mit viel Zeit, mit tollen Partnern, mit vielen Fronten, viel­leicht (und ich mag ja zB Savilles Design für Manchester, gran­dios!), aber eine Stadt ist zu fraktal, zu komplex, zu holo­gra­phisch in so mannig­fal­tiger Weise, die ein Unternehmen nicht ansatz­weise erreicht, dass es vermessen wäre, auch nur zu denken, dass man hier so durch­ge­stalten kann wie etwa bei Nike oder Apple. Und wozu auch?

    Und natür­lich klappt das manchmal trotzdem – ich finde, NYC hat für mich einen klaren Designstil, wenn ich an die Stadt denke (Vignelli halt), London ansatz­weise auch. Aber das lässt sich nicht endlos multi­pli­zieren, und das zu wollen hat auch einen design­fa­schis­to­iden Beigeschmack.

    Denn manchmal ist es ja auch toll, wenn eine Stadt so ein richtig häßli­ches Logo hat – sonst würden wir die schönen Sachen doch gar nicht mehr zu schätzen wissen.

    Peace!

  46. Jürgen Siebert

    … bin ich in Deinen Augen anschei­nend ein Ignorant, will ich es nicht akzep­tieren, ein Fanatiker … 

    Also den ›Ignorant‹ habe ich über­hört, aber den ›Fanatiker‹ … den unter­schreibe ich sofort ;-) (siehe Kommentarlänge). Und ich empfinde das nicht als negativ, sondern als Deine Stärke …
    Gleichwohl bin ich nicht in der Lage zu antworten, was ich nicht öffent­lich begründen möchte.

    Peace – ist doch selbstverständlich!

  47. Immer noch die gleiche Vroni

    Es geht doch nur darum, ein kleines Zeichen zu setzen für Sympathie.

    Es geht doch nicht um pein­li­ches Reklamegebrüll einge­bil­de­teter Großartigkeit oder pseudo Premium-Lifestyle-Gedöns, in dem sich der einfache Bürger nicht wieder­findet, sondern qual­voll windet.

    Fangen wir doch beim Text an.
    Wie wäre es mit dem Stilmittel der sympa­thi­schen Untertreibung.

    Fürs ewig unter­drückte und fremd­ge­steu­erte Cottbus:
    „Rummel ist überschätzt“
    „Wenigstens keine Haie“

    Anstatt des ewig über­schätzten Designs und seiner edlen Pseudo-Großartigkeit:

    ____________________Ein Stab für die Dichter:
    „Du hast gelogen!“ – „Ja ja, ich habe gelogen. Ich bin Dichter. Ich gebe der Wahrheit Spielraum.“ („Ritter aus Leidenschaft“)

  48. Martin Jordan

    Wie ähnlich oder unähn­lich die Kommunikationprinzipien von Städten und Unternehmen auch sein mögen: beide spre­chen eine hete­ro­gene Menge von Stakeholdern an — seien es Bürger, Touristen, Beamte oder eben Kunden, Zulieferer und Großhändler — durch eine hete­ro­gene Gruppe von Absendern. Obwohl weder Medien noch Inhalte sich glei­chen können, sollen oder dürfen — der Baudezernat spricht mit dem beauf­tragten Architekten auf andere Art sowie über andere Dinge als die Politesse mit dem regel­brü­chigen Radfahrer — ist im Idealfall jedes Kommunikationsartefakt einander selbst­ähn­lich. Eine kommu­ni­ka­tive Einzigartigkeit könnte man dies nennen — oder wie Armin Reins sagen würde: Corporate Language.

    In einem letzt­jäh­rigen Projekt fragten wir uns wie eine Stadt eine eigene Identität ausleben statt aufkleben kann. Im Fall der säch­si­schen Stadt Wurzen, 17.000 Einwohner und nord-östlich von Leipzig gelegen, konnten wir die Antwort mit Hilfe ihres berühm­testen Stadtkindes, dem Dichter Joachim Ringelnatz, geben. Sowohl in touris­ti­scher Kommunikation außer­halb der Stadt als auch an diversen Punkten in der Stadt sollte Ringelnatz seinen lyri­schen Schabernack treiben — und Wurzen dadurch eine origi­nelle wie origi­nale Identität erhalten. Die schel­misch-kauzige Lyrik möge einem in Zeitungsannouncen und wohl plat­zierter Online-Werbung ebenso begegnen wie auf Heckscheiben Wurzener Autos, Streichholzschachteln in örtli­chen Cafés oder erzäh­le­ri­schen Pflastersteinen auf dem Marktplatz, so das Konzept. Eine Fortführung dieser Linie in der Kommunikation mit den Bürgern auf dem Standesamt oder in der Schule hielten wir denk- und realisierbar.

    Leider blieb es eine Studie, die hier einsehbar ist, doch sich vermut­lich nicht unend­lich skalieren ließe:

    http://​www​.mart​in​jordan​.de/​w​u​r​z​en/

  49. Stephan

    Zur Identität einer unde­fi­nierten Stadt:

    Als gebür­tiger Cottbuser und nunmehr seit einigen Jahren in Niedersachsen lebender kann ich mit etwas Abstand zu meiner Heimatstadt sagen, dass es mir schwer fällt Cottbus ein Gesicht zu geben oder eine Identität. Cottbus ist stark vom Tagebau als Wohnstätte der Arbeiter und Ingenieure geprägt worden. Um den histo­ri­schen Stadtkern, welcher durch Fehler der 70er Jahre Architektur als solcher nicht beson­ders erkennbar erhalten ist, stehen Plattenbausiedlungen ohne Charme und ohne nennens­werte Kultur. Es sind Schlafstätten mit den Annehmlichkeiten der 80er Jahre gewesen.

    Man gräbt und sucht seit Jahren nach promi­nenten Aufhängern wie dem Fürsten Pückler oder den wirk­lich schönen Wasserpyramiden, welche selbst Einheimischen oft unbe­kannt sind. Das ist ange­sichts der Gesichtslosigkeit meiner Heimat der Griff nach dem Stohhalm, ange­trieben von dem Wunsch sich für Touristen attraktiv zu machen. Klappt aber nicht, weil Cottbus nicht das ist was es gerne sein möchte. Die sorbi­sche Kultur, welche Identität stif­tend wirken könnte, wurde auf totes Brauchtum redu­ziert und mit der Nähe zum Spreewald hat die Stadt einfach nur Glück gehabt. Mit knapp 100.000 Einwohnern mag Cottbus ein Zentrum darstellen in der Lausitz aber das ist ein Glas Wasser in der Wüste auch.

    Cottbus ist viel­mehr ein Zentrum für Naturwissenschaften mit seiner BTU und FH, es ist eine Drehscheibe im Handel mit Polen, Dresden, Leipzig, Berlin, Frankfurt Main. Die stadt trägt großen Anteil an der bundes­deut­schen Energieerzeugung. Cottbus kann Ausgangspunkt für Spreewald-Touristen sein, aber da haben Burg oder Lübbenau bessere Karten. Mir ist auch keine über­re­gional bedeu­tende Attraktion oder Kunst- und Musikszene bekannt.

    Wenn ich also so zurück denke gibt es kaum ein beson­deres Merkmal außer dem seltenen Wappentier Krebs und dennoch kann ich mich mit Cottbus voller Heimatliebe iden­ti­fi­zieren. Für eine Identität als Marke ist die Stadt zu sehr Patchwork.

    Für mich sind die Logoansätze auch alle nicht tragbar. Und das nicht nur aus gestal­te­ri­scher Sicht. Konzeptionell sind sie alle noch vom letzten Wettbewerb durch­drungen. Daran zu erkennen, dass der über­wie­gende Teil wieder die für die Stadt unbe­deu­tenden Pyramiden verwendet.

    Vielleicht wäre eine reine Wortmarke wirk­lich besser.
    „COTTBUS – Stadt ohne Logo“ :-D

  50. tom

    @ martin jordan

    Schöne Idee mit der Stadt Wurzen. Jedoch lässt sich eine Stadt auch nicht auf ihren größten Dichter redu­zieren. Das wäre etwas zu wenig. Aber als erwei­tertes Kommunikationskonzept, in ein größeres Ganzes einge­bunden, ist es eine schöne Idee die gut funk­tio­nieren und viele tolle Möglichkeiten bieten würde.

  51. katinka*

    @ Jürgen
    Du soll­test ein Buch aus den Beiträgen und Kommentaren machen. Titel: „Cottbus – wie ein Logo die Gemüter bewegt“ oder „Cottbus – Ein Signet spaltet die Designgemeinde“

    @Stephan
    „Cottbus – Stadt ohne Logo“ fänd ich auch super

  52. tom

    “Cottbus – Wir sparen sogar am Logo”

    Würde voll im Trend liegen. Und dann in Courier gesetzt.

  53. Oliver Adam

    @ Stephan (49)

    Danke für Deine Hintergrundinfos. Besonders den dritt­letzten Absatz finde ich äußerst hilf­reich, denn da steckt doch alles für die Positionierung drin! Ich nehme das mal als Briefing. Dann ist doch die Sache klar: Wenn Paris = Liebe und Rom = Ewigkeit (warum nicht von der Großen lernen?!), dann ist Cottbus = Energie. Das also ist mein Claim, der zusam­men­fasst, wofür Cottbus steht:

    COTTBUS – voller Energie

    Dieses Thema im Sinne der Positionierung lässt sich wunderbar ausfalten:

    – voller Energie im Sinne echter Energieerzeugung
    – voller Energie im Sinne von Tatenkraft und Bildung, siehe Unis
    – voller Energie im Sinne eines florie­renden Handels (Tor zum Osten)
    – voller Energie im Sinne von neuen und alten Unternehmen
    – voller Energie im Sinne von Innovationen
    – voller Energie im Sinne von Dynamik
    – voller Energie im Sinne von Sport (Energie Cottbus)
    – voller Energie im Sinne von Nachtleben (viel­leicht später mal?)
    – voller Energie als Versprechen für Touristen
    – etc. pp.

    Ich bin sicher, die Mehrheit der Cottbusser würden diesen Claim mögen. Zudem lässt er viele krea­tive Spielmöglichkeiten zu, so dass auch eine gewisse Komplexität, die manche Kommentatoren einfor­dern, abge­deckt werden kann.

    Dann würde ich eine »lebende Logosystematik« im Gegensatz zu einem starren Logo-Bildchen entwi­ckeln. Und das Ergebnis würde sicher alles Bisherige toppen.

  54. Stephan

    @ Jürgen: warum eigent­lich wieder Cottbus? Haben andere Städte in den letzten Jahren keine Marketing-Logos hervor­ge­bracht? Vermutlich nicht so dilet­tan­tisch. Vielleicht auch mal als Positivbeispiel.

  55. Stephan

    @ Oliver Adam: da gebe ich dir Recht, dass dein Ansatz vermut­lich bei den meisten Cottbussern auf Zustimmung treffen würde. Der beruf­liche und gesell­schaft­liche Hintergrund der meisten Einwohner ist der Energiesektor.

  56. Jürgen Siebert

    Warum wieder Cottbus? 

    Weil die Diskussion hier vor andert­halb Jahren mit großem Engagement begann und nun in die zweite Runde geht. Da kann ich doch nicht einfach zusehen … so gesehen wird auch Fontblog von Cottbus ange­trieben. Es enga­gieren sich auch wieder die glei­chen Fontblog-Leser in Kommentaren.

    Haben andere Städte in den letzten Jahren keine Marketing-Logos hervorgebracht?

    Andere Städte haben auch Marketing betrieben, Fontblog hat oft darüber berichtet und dies mit seinen Lesern disku­tiert. Eine (unvoll­stän­dige) Auswahl:

    Städtemarketing in der Sackgasse?
    Be Berlin (mehr­fach)
    Ruhrstadt
    Halle-Saale
    Belfast
    Ruhr hoch n
    New York City
    30 Jahre »I ♥ NY«
    Oberes Mittelrheintal
    Dessau
    Klagenfurt (Österreich)
    Gera
    London
    Den Haag
    Chicago

  57. Stephan

    @ Jürgen: danke für die Liste der Beiträge. Interessant, das alles so gebün­delt noch mal nachzulesen :-)

  58. Immer noch die gleiche Vroni

    Ah, wir texten jetzt alle :-)

    Finde ich prima.
    Möchte jedoch, ohne einem Cottbusser zu sehr auf die Füße zu treten, vermerken, dass das Ding mit der ENERGIE ein aufge­setztes Ding zu sein scheint (kommt nur vom Namen des Fussballclubs und von der dortigen Art der Industrie her).

    Der Cottbusser an sich ist vermut­lich ruhiger, nach­hal­tiger und hat es vermut­lich eher nicht so mit dem ener­gi­schen Rumgewirbel. Wie Frankfurt oder das hekti­sche Berlin. Seine Bedindlichkeit scheint mir woan­ders zu liegen.

    Grüße und fröh­li­ches Weiterdichten

  59. Oliver Adam

    Um den »Cottbusser an sich« gehts auch nicht (Innensicht). Für den braucht es kein Stadtmarketing. Marketing ist ein Hilfsmittel für den Verkauf. Ergo richtet sich das Stadtmarketing an »alle da draußen«. Wenn mir zudem noch ein Cottbusser sagt:

    @ Oliver Adam: da gebe ich dir Recht, dass dein Ansatz vermut­lich bei den meisten Cottbussern auf Zustimmung treffen würde. Der beruf­liche und gesell­schaft­liche Hintergrund der meisten Einwohner ist der Energiesektor.

    dann scheint das Energie-Dynamik-Thema sogar beim »Cottbusser an sich« konsens­fähig zu sein.

    Für alle da draußen gilt aber auch:

    kommt nur vom Namen des Fussballclubs und von der dortigen Art der Industrie her

    Da ist schon viel. Gerade deswegen ist ja das Thema Energie gerade nicht aufgesetzt:

    – Der Unternehmer will nicht in die Ödnis. Er will in eine Stadt voller Energie.
    – Der Student will nicht in eine verschnarchte Uni. Er will in eine voller Energie.
    – Der Tourist will was erleben. Er will in eine Stadt voller Energie.
    – Der Bürger wohnt: in einer Stadt voller Energie (Das ist nicht aufge­setzt, denn: »Der beruf­liche und gesell­schaft­liche Hintergrund der meisten Einwohner ist der Energiesektor.«)

    Also: passt!

  60. Zilly

    Eine Stadt Cottbus darf durchaus auch nur „Stadt Cottbus“ heißen. Zum Thema „Energie“: da geht es mir wie Vroni, da fehlt mir auch der Hintergrund, vor allem weil Du nur von einem Claim und einem Logo schreibst. Das klingt dann sehr nach reiner Fassade und ist der der Grund, wieso hier so lange disku­tiert wird. Statt Energie könnte da auch „Fantasie“, „Spaß“ oder „Emotion“ stehen. Liefert die Stadt Energie: ja, aber nur in Sachen Strom und Elektrizität, eher nicht im Sinne von Lebensfreude und Erlebnis. Im Moment sieht es da noch nicht so gut auf der Ist/Soll-Achse aus.

    Es ist wich­tiger, erst die Grundlagen zu schaffen, damit die Stadt auch in allen Belangen diesen Claim erfüllen kann/ könnte. Dann darf man sich’s auch auf die Fahnen schreiben und verbreiten. Wenn man es umge­kehrt durch­führt, entäuscht man doch nur drei Deiner vier Zielgruppen.

  61. Immer noch die gleiche Vroni

    @Oliver Adam

    Mit allem einverstanden.

    Sorry dennoch:
    Eine Corporate Identity kümmert sich sehr wohl auch um die Wirkung nach Innen.
    Nicht nur um die nach außen.

  62. kristin

    Ich verfolge die Cottbus-Logo-Debatte schon seit dem letzten Jahr und habe mich über vieles geär­gert, aber auch gelacht. Um mit zu reden fehlte mir bisher der Mut. Jetzt muss ich es einfach los werden. Ich glaube, beim Wettbewerb sind sogar viele gute Logoentwürfe einge­gangen, nur, dass diese niemand zu Gesicht bekommt, weil sie aussor­tiert worden sind. Dilettantismus und Geschmacksverwirrung im Rathaus scheinen der Grund dafür. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso mein Logo nicht mal in die engere Wahl gekommen ist. Ja, es stimmt, ich habe beim Wettbewerb mitge­macht. Naiv wie ich war, dachte ich mit einem soliden, grafi­schen Entwurf einen konstruk­tiven Beitrag zu leisten können. Leider bin ich eines besseren belehrt worden – Cottbus kann man nicht helfen.
    Ich beschäf­tige mich jetzt wieder sinn­vol­leren Dingen…
    ………Unkraut zupfen.

  63. Oliver Adam

    Auf beide Kommentare habe ich nur gelauert:

    Liefert die Stadt Energie: ja, aber nur in Sachen Strom und Elektrizität, eher nicht im Sinne von Lebensfreude und Erlebnis. Im Moment sieht es da noch nicht so gut auf der Ist/Soll-Achse aus.

    oder anders:

    Liefert die Stadt Energie: ja, aber nur in Sachen Strom und Elektrizität, eher nicht im Sinne von Lebensfreude und Erlebnis. Im Moment sieht es da noch nicht so gut auf der Ist/Soll-Achse aus.

    und:

    Eine Corporate Identity kümmert sich sehr wohl auch um die Wirkung nach Innen.

    Ich stimme dem voll zu. Und jetzt kommts: Wenn man andockt an das, was man hat (Energie), dann bestimmt dieses Thema sozu­sagen als »Entscheidungs- und Ideenkorridor« alle poli­ti­schen Entscheidungen der Stadt. Die Entscheider müssen sich fragen: Was fehlt, um den Touristen eine »Stadt voller Energie« anzu­bieten. Ist das Projekt X kompa­tibel mit dem Positionierungsmerkmal »voller Energie«? Was könnte das für unsere Stadt heißen? Welche Barrieren müssen besei­tigt werden, um Studenten eine Stadt/Uni voller Energie anzu­bieten? Insofern wirkt das Thema Energie auch nach innen, damit die damit – auch zukünf­tigen – kompa­ti­blen Projekte der Stadt den Claim »voller Energie« auch beweisen.

    Nach innen könnte auch heißen, dass Hemmnisse aller Art für die Bürger besei­tigt oder verein­facht werden. Die Abläufe der Behörden könnten zum Beispiel zu einem Muster in Deutschland werden: »Wir haben die Warteschlagen beim Bürgeramt nicht verklei­nert. Sondern besei­tigt. Cottbus – voller Energie«. Oder: »Unsere Behördenbriefe versteht nicht nur der Akademiker. Sondern jedes Kind. Cottbus – voller Energie«. Und plötz­lich kommen ARD, ZDF, n-tv usw …

    Ihr seht, die Konzentration auf ein Thema, konse­quent durch­de­kli­niert und ange­wandt nach außen und nach innen wirkt äußerst kraft­voll und aktivierend.

  64. Immer noch die gleiche Vroni

    @ Oliver Adam

    So argu­men­tiere ich auch Auftraggebern gegen­über immer. Hach. :-)

    Jetzt kommts:
    Aber grade DIESES neoli­be­rale Gedöns, dieses ener­gie­reiche Work-Work-Balance-Geschwurbel möchat ich als Designer net den Cottbussern andienen.
    Nicht dafür.

    Wie wärs mit Nachhaltigkeit und Green-Washing? (Jetzt bin ich pöse). Ist grade der Mode-Hit. Das mit dem Power-Gedöns und der Energie bis zum Umfallen ist doch ISNM-Geschwätz von gestern: arbeitet, um zu arbeiten?

    Krich ja immer schon die Krise, wenn man mich als Powerfrau beti­telt undver­mute ärgste Manipul…, halt Dingsda und Nachtigalltrapps, damit ich noch mehr schufte, grrr. :-) Genauso wirds den Bürgern gehen, die sind doch nicht doof.

  65. Oliver Adam

    Einspruch! Ich mag ja provo­kante Stellungnahmen, leider haste mein Posting nicht voll­ständig gelesen ;-) . Wenn die Stadt etwas für den Bürger leistet, damit Dinge einfa­cher werden, bequemer, so hat das so gar nichts mit »neo-liberal« (was ist das?!) zu tun. Wenn die Stadt was für Studenten tut, damit die ihr Studium besser hinbe­kommen, hat das nicht mit neoli­beral zu tun. Wenn die Stadt Touristen und Unternehmen anlockt, hat das nix mit neoli­beral zu tun, sondern damit, dass eine Stadt seinen Bürgern eine lebens­werte Heimat bietet: Wollte hier nicht ein Kommentator lieber Kita-Gebühren bezahlen? Bitte schön, so geht’s!

  66. Zilly

    @ Oliver Adam 64:
    Naja, du hast ja auch diese Kommentare provo­ziert ;-). So macht dein Claim auch mehr Sinn. Das einzig zu lesende Konzept war bisher das hier (klar, Du willst ja auch keine Ideen verschenken):

    53 | Oliver Adam
    Dann würde ich eine »lebende Logosystematik« im Gegensatz zu einem starren Logo-Bildchen entwi­ckeln. Und das Ergebnis würde sicher alles Bisherige toppen. 

    Ob man jetzt einen Entscheidungskorridor, eine Ist-Soll-Achse oder eine Werte-Themen-Matrix verwendet ist ein Detail. Das ist jeden­falls das was ich mit „Grundlagen schaffen“ gemeint habe.

    Trotzdem bleibt für mich doch der Begriff „Energie“ austauschbar: »Wir haben die Warteschlagen beim Bürgeramt nicht verklei­nert. Sondern besei­tigt. Cottbus – mehr Freude am Leben«. Du formst und verpackst damit ja quasi eine Stadt, die sie so nie war.

    Das Prinzip „Tue Gutes und Rede darüber“ zur Positionierung finde ich sympa­thisch, baut aber sehr stark darauf, die bisher mangelnde Eigeninitiative durch den Schlachtruf „voller Energie“ umdrehen zu können. Ob aber eine Einrichtung wie das Stadtmarketing ausreicht, die Probleme einer Stadt zu lösen? Wie ich oben geschrieben habe, ist es aber auch eine Frage der Reihenfolge: Erst etwas aufbauen, dann verbreiten.

    Nur das wir uns nicht falsch verstehen: Auf was Du hinaus­willst und so wie du es jetzt schreibst finde ich es auch ambi­tio­niert und inter­es­sant – dass das Thema Energie jetzt nur ein mögli­ches Beispiel ist, ist mir auch klar. Neoliberal find ich’s jeden­falls nicht ;-)

  67. dante

    Wir sind hier ganz über­rascht – diese Diskussion hat Potential!

    Zwei Fragen sollten mir aber gestattet sein:

    1. Was wird aus dem Konzept »Energie« wenn die Kohle alle ist – Braunkohle hat jetzt auch nicht unbe­dingt den Besten Ruf als Energieträger? CO2-armes Kraftwerk und Biomasse-Anlagen sind auch keine Alternativen auf welche die Menschheit bauen kann (beides sind Projekte der BTU Cottbus).

    Aus allge­mein ökolo­gi­schen Aspekten würde ich (egal ob Cottbuser oder nicht) vorsichtig mit dem Thema Energie umgehen, erst Recht wenn diese Stadt dazu gemacht wurde. Wir haben hier zwei riesige Stadtteile die nur gebaut wurden um den Arbeitern der Kraftwerksanlagen ein zu Hause zu geben. Diese Stadtteile baut man seit Jahren massiv zurück.

    2. Es ist schwer zu vermit­teln wie der Kleingeist hier die Oberhand innehat, wenn man dies nicht selbst erlebt hat. Wie bekommt man eine Verwaltung dazu einen Glauben zu vermit­teln, welche selbst nicht in der Lage ist zu glauben? Diverse Konzeptionen lagen doch schon auf deren Tisch.

    PS an Vroni: Die Qualität steht bei uns nach wie vor auf einer Stufe mit dem Zwischenmenschlichen, nur halt beim Kunden nicht, habe mich wohl etwas schus­selig ausgedrückt.

  68. Oliver Adam

    @ Zilly (66)

    Du formst und verpackst damit ja quasi eine Stadt, die sie so nie war.

    Das stimmt! Aber …

    … baut aber sehr stark darauf, die bisher mangelnde Eigeninitiative durch den Schlachtruf “voller Energie” umdrehen zu können.

    Was wäre eigent­lich das Gegenteil? Mangelnde Eigeninitiative konser­vieren und alles Pink anmalen? Lamoryanz? Resignation? Was ich eigent­lich sagen will: Alles lassen, wie es ist, und dann ein lustiges Logo dazu, passt nicht. Erst das Konzept (»Wo stehen wir und wo wollen wir hin?«), dann die rich­tigen Leute und Entscheidungen – und erst dann kann man sich an die Gestaltung machen.

    Und eins stimmt doch auch: »eine Stadt, die sie so nie war.« heißt ja nicht, dass sie nicht so eine werden könnte. Das hat mit Aufbruch, eben Energie, zu tun. Wenn die Entscheider den nicht mitbringen, ist eh alles für die Katz …

  69. Oliver Adam

    @ dante (67)

    Guter Einwurf: Doch Energie ist ewig. Wenn nicht Kohle, dann Solar, Wind, Biomasse und Co.: »Wir decken 35% unseres Stroms aus alter­na­tiven Quellen. Cottbus – voller Energie«. Hier sehe eben­falls einen mögli­chen Aufbruch in eine lebens­werte Zukunft.

    Wie bekommt man eine Verwaltung dazu einen Glauben zu vermit­teln, welche selbst nicht in der Lage ist zu glauben?

    Sicher, eine schwie­rige Sache, für die es kaum eine befrie­di­gende Lösung gibt :-( . Entweder selbst poli­tisch mitmi­schen – oder auf einen güns­tigen Moment warten … Oder diese Leute dazu bewegen, gute externe Fachleute als Berater zu engagieren ;-).

  70. dante

    @Oliver Adam

    Meine Zeilen aus Beitrag (33) würden hier aber­mals gut passen. Ob Externe Berater mehr Vertrauen einfahren können als ein grober Cottbuser ist auch etwas, was es gilt zu testen.

    Eigentlich können wir nur noch einen Witz vermarkten, einen sympa­thi­schen Witz über uns selbst, alles Andere glaubt uns doch keiner mehr.

  71. Zilly

    Erst das Konzept (»Wo stehen wir und wo wollen wir hin?«), dann die rich­tigen Leute und Entscheidungen – und erst dann kann man sich an die Gestaltung machen. 

    Dann wären wir uns ja jetzt über die Reihenfolge einig. ; )

    Was wäre eigent­lich das Gegenteil? Mangelnde Eigeninitiative konser­vieren und alles Pink anmalen? Lamoryanz? Resignation? 

    Um das Gegenteil ging es nicht. Ich bin Optimist, wirk­lich, durch und durch: Aber ich bin skep­tisch, dass das Stadtmarketing mehr als nur ein Strohfeuer anzünden kann, vor allem weil die Feuerstelle ja erst noch geschaffen werden muss. Eine bestehende Flamme anfä­chern, ja das ginge. Ein Leuchtfeuer zu schaffen, das auch noch aus der Ferne zu sehen ist, während der Baum für das Holz erst noch gepflanzt werden muss und sich dann „Stadt des Feuers“ zu nennen, ist doch eher idealistisch.

  72. Oliver Adam

    alles Andere glaubt uns doch keiner mehr.

    Da kann ich Dich beru­higen: Ich selbst bin Berliner und habe außer dem Logo-Desaster nix mitbekommen ;-) .

    Eine bestehende Flamme anfä­chern, ja das ginge.

    Ok, das wäre schon mal ein Anfang! Und wer weiß, welche Energien das dann frei­werden lässt … :-))

  73. Immer noch die gleiche Vroni

    „Was wäre eigent­lich das Gegenteil? Mangelnde Eigeninitiative konser­vieren und alles Pink anmalen? Lamoryanz? Resignation? “

    Ne. Selbstbewusstsein.
    Das fehlt denen.
    Das Gegenteil von Energie ist doch nicht mangelnde Eigeninitiative, sondern in sich ruhen. :-)

    Wie war das nochmal in Physik 11. Klasse?
    Kinetische Energie – Potenzielle Energie. E-kin – E-pot
    Während die kine­ti­sche sich verpul­vert, ist die andere noch da.
    (Manchmal mag ich die Physiker…)

  74. Zilly

    @dante 70
    So à la „Wir können alles außer schwäbi… äh – Logos“? ;-)

    @Vroni 73

    Das Gegenteil von Energie ist doch nicht mangelnde Eigeninitiative, sondern in sich ruhen. 

    Hut ab. Sehr gut gekontert!

    P.S.
    Wat? Jetzt bin ich extra Designer geworden und muss mir trotzdem noch Physik antun?

  75. Oliver Adam

    Na ja, jetzt wird’s spitz­findig, fast schon ins leicht Nonsensehafte. Aber prüfen wir mal die Argumentation:

    Das Gegenteil von Energie ist doch nicht mangelnde Eigeninitiative, sondern in sich ruhen. 

    Das stimmt nur logisch leider nicht. Das Gegenteil von Energie ist: keine Energie. Etwas, das keine Energie hat, ist tot, schlimmer noch: nicht da. Wenn der Motor keine Energie erzeugt, fährt der Wagen nicht. Selbst Menschen, die in sich ruhen, brau­chen, um diesen Zustand aufrecht zu erhalten, Energie dazu. In sich ruhen kann nur, wer diesen Zustand aktiv herbei­ge­führt hat. Analog, Zilly, konsta­tier­test Du ja »mangelnde Eigeninitiative«, also das Fehlen von Eigeninitiative – etwas, das »nicht da« ist, also »tot« ist: keine Energie. Das Gegenteil ist: Eigeninitiative, also Leben – Leben im Sinne von Aktivität, die man als »voller Tatenkraft«, eben »voller Energie« beschreiben kann.

    Und sorry, Vroni, Physik war nicht Dein Leistungskurs ;-), stimmts? Sonst würdest Du das mit der poten­zi­ellen Energie nicht so milch­mäd­chen­mäßig-falsch beschreiben. Du wüss­test dann nämlich, dass ein Körper, der sich auf Bezugsniveau befindet, eine poten­zi­elle Energie von: Null hat, also analog abso­lute Passivität. Auf diesem Niveau scheint mir Cottbus kommu­ni­ka­ti­ons­tech­nisch offenbar zu sein. Du wüssest dann auch, dass von diesem Niveau aus der Körper Arbeit aufwenden muss, eine Form der aktiven Energie. Wie das funk­tio­nieren kann, habe ich beschrieben.

  76. till1

    @HD: »Ich halte es für einen unglaub­li­chen Irrglauben, dass jeder und alles «beson­ders» sein müssen«

    danke, danke, danke, danke für diesen satz! dieses einzig­ar­tig­keits-gelaber ist doch nonsens. klar ist jeder einzig­artig, aber seine wünsche, vorstel­lungen, hobbies, musik­ge­schmä­cker (auch wenn man sich anstrengen mag) sinds einfach nicht.
    man arbeitet als desi­gner nicht das „einzig­ar­tige“ an einer sache heraus, sondern dass, was der auftrag­geber sagen möchte. und das weiß er zumeist nicht.

    @all – danke für eine der besten font­blog-diskus­sionen seit längerem

    zur energie: „energie“ ist genauso wie „i am sterdam“ oder „i (heart) new york“ doch nur platz­halter, ein kleinster gemein­samer nenner – auf die sich jeder einigen kann – w.a.s. a.b.e.r. a.u.c.h. i.n. o.r.d.n.u.n.g. i.s.t.!
    aber die akzep­tanz zu solchen sachen ist auto­ma­tisch höher, als wenn man sich versu­chen würde, in solch einer viel­schich­tigen iden­ti­täts­menge wie einer stadt ein einziges spezi­fikum zu suchen und alle mit einer nich­tig­keit zu erschlagen.

    bei einem produkt hingegen gibt es in der regel tatsäch­lich nur sehr sehr wenige eigen­schaften und mini­malste unter­schiede zur konkur­renz, sonst ist alles statisch – also sollte man hier auch möglichst scharf, spitz, kontras­tie­rend, spezi­fisch arbeiten.

  77. Zilly

    Na, vor lauter Zitaten von Zitaten blickt man ja langsam nicht mehr durch. Also der Reihe nach, ich hab das Gefühl, das gerade anein­ander vorbei disku­tiert wird und wir uns vom Thema entfernt haben. So hab ich’s verstanden:

    Z. (66): Das Prinzip “Tue Gutes und Rede darüber” zur Positionierung finde ich sympa­thisch, baut aber sehr stark darauf, die bisher mangelnde Eigeninitiative durch den Schlachtruf “voller Energie” umdrehen zu können. „Eigeninitiative fehlt“

    O.A. (68): Was wäre eigent­lich das Gegenteil? Mangelnde Eigeninitiative konser­vieren und alles Pink anmalen? Lamoryanz? Resignation? Was ich eigent­lich sagen will: Alles lassen, wie es ist, und dann ein lustiges Logo dazu, passt nicht. „Eigeninitiative ≠ Resignation“ 

    V (73):Ne. Selbstbewusstsein. Das fehlt denen. Das Gegenteil von Energie ist doch nicht mangelnde Eigeninitiative, sondern in sich ruhen. :-) „Energie (im Sinne von Energie verbrau­chen) ≠ in sich ruhen“ 

    O.A.(75): Das stimmt nur logisch leider nicht. Das Gegenteil von Energie ist: keine Energie. Etwas, das keine Energie hat, ist tot, schlimmer noch: nicht da. „Energie (im physi­ka­li­schen Sinn) ≠ keine Energie“

    sowie

    O.A.: Analog, Zilly, konsta­tier­test Du ja »mangelnde Eigeninitiative«, also das Fehlen von Eigeninitiative – etwas, das »nicht da« ist, also »tot« ist: keine Energie.„mangelnde Eigenititiative = tot = keine Energie“

    Beim letzten Zitat habe ich leider nicht verstanden, auf was du hinaus willst. Ja, das mag sein, habe ich etwas anderes behauptet?

    Fleißpunkte für die Bonusfrage: Wenn wir schon physi­ka­lisch dilet­tieren, schauen wir uns dann auch noch gleich den ersten ther­mo­dy­na­mi­schen Satz an? Der würde da doch ganz gut passen, soweit ich mich erin­nern kann. Wie ging der nochmal? Energie kann weder erzeugt noch vernichtet, sondern nur in andere Energiearten umge­wan­delt werden. Wie lässt sich das auf Cottbus über­tragen? Also muss Energie bereits vorhanden sein, um Energie umzu­wan­deln. Ist sie das? 

  78. Zilly

    Ich denke, das ist vielen hier durchaus bewusst. War das nicht sogar eine Bedingung für den ersten Claim, die Energie irgendwie unter­zu­bringen? „Fürstliches Cottbuss- Stadt der Energien“?

  79. robertmichael

    möchte mich meinem vorredner till1 anschließen, auch wenn ich es in letzter zeit selten schaffe mitzu­dis­ku­tieren, so lese ich trotzdem noch immer gern den font­blog und endlich gabs mal wieder eine loben­werte diskussion.
    ich möchte nochmal ein zitat von HD anführen:

    »Wir Designer denken immer, wir müssen uns um alles kümmern und gleich die ganze Welt retten. Durch ein Logo und einen Claim. « 

    nicht nur wir desi­gner – auch unsere kunden. genau das versucht hier cottbus von ‚uns‘ zu verlangen. wir können cottbus nur helfen, den rest muss cottbus selbst erkennen und ggf. wie oliver adam es vorschlug mehr ‚ener­gien‘ in die stadt stecken.
    danke auch für den fran­zö­si­schen logo­ge­nerator, den werde ich dem ein oder anderem kunden gern weiterempfehlen ;)

  80. Oliver Adam

    Mit Blick auf die voran­ge­gan­genen Argumente will ich meinen Ansatz nochmal zusam­men­fassen. Und dann scheint mir von meiner Seite aus alles gesagt. Zuvor ein Sorry an Vroni und Zilly: Ich möchte Euch nicht herab­wür­digen, aber ich finde, Physik bringt uns nicht weiter. Physik beschäf­tigt sich mit Theorien und dem »was ist«. Verkopfung eben. Marketing und Kommunikation hingegen mit Wahrnehmung. Der Himmel »ist« ja nicht blau; wir nehmen ihn aufgrund der Konstruktion unserer Augen nur so wahr.

    COTTBUS – voller Energie

    »voller Energie« ist für mich eine Istbeschreibung und eine Vision: Es beant­wortet die Frage, wie Cottbus wahr­ge­nommen werden soll – vor allem von außen. Spitz argu­men­tiert ist das Thema nicht »Energie«, sondern eben »voller Energie« – im Sinne von voller Leben, voller Tatkraft, voller Perpektiven, voller Aufbruch – als Vision. Voller Sport, voller (echter) Energie – als Basis und Istbeschreibung.

    Wie das nun über­setzt wird in konkrete Projekte, da haben robert­mi­chael und andere Recht, das können die Cottbusser nur selbst entscheiden und entwi­ckeln. Selbst kleine Jugendprojekte auf Bezirksebene könnten eben »voller Energie« sein.

    Das Gegenteil ist:

    COTTBUS – voller Nicht-Energie

    Das ist die scho­nungs­lose Beschreibung eines aktu­ellen Zustandes, die Zilly und andere vortrugen: keine Eigeninitiative, alte Seilschaften, Wegzug junger Leute, Resignation, Nihilismus, Alkoholismus etc.

    Natürlich wollen und können wir die HD’sche Welt nicht retten. Aber einen Kommunikationsrahmen für eine Stadt bieten – das können wir schon. Und wenn uns das hier gelingt:

    “energie” ist genauso wie “i am sterdam” oder “i (heart) new york” doch nur platz­halter, ein kleinster gemein­samer nenner – auf die sich jeder einigen kann – w.a.s. a.b.e.r. a.u.c.h. i.n. o.r.d.n.u.n.g. i.s.t.!

    dann ist das schon viel. Denn den Platzhalter ausfüllen müssen die Cottbusser selbst, keine Frage. Und ehrlich, das können die auch!

  81. Zilly

    Na, der Himmel ist für mich blau und mein Malkasten zum Glück nicht nur schwarz-weiss. Deine Zusammenfassung sehe ich zum Beispiel im tief­roten Bereich.

    Das wich­tigste wurde gesagt. Da mir hier ein absurdes Fazit unter­ge­schoben wurde, schreib ich nochmal mein eigenes: Jede Stadt kann sich vermarkten, aber keine Stadt muss. Eine Stadt darf auch nur eine Stadt sein.

    Stadtmarketing macht nur dann Sinn, wenn entweder ein Ansatzpunkt dafür exis­tiert oder Strukturen sich bereits im Aufbau befinden oder eine Vision/ ein Visionär vorhanden ist.

    ab hier zum Vorschlag von O.Adam:Austauschbare Claims sind weder Strukturen und noch Visionen. Sie helfen keiner Stadt, erst recht nicht wenn sie noch reine Luftnummern sind – dann schaden sie durch enttäuschte Erwartungen. Ein Lada ist kein Mercedes. Ein Lada ist ein Lada und darf auch so auftreten, er hat seine eigenen Vorteile.

    Optimismus und visio­näres Denken sind wunder­bare Eigenschaften. Stadtmarketing als Problemlöser großer Alltagsprobleme zu sehen ist aber nicht opti­mis­tisch sondern wirklichkeitsfern.

    P.S.
    @Oliver Adam: Besonders schmun­zeln musste ich über den Absatz mit „herab­wür­digen“ – von wem kam das mit der potentiellen Energie? Zur Thermodynamik, Bonusfrage: leider null Punkte für Dich wg. über­se­hener Ironie

  82. Immer noch die gleiche Vroni

    Stadtmarketing als Problemlöser großer Alltagsprobleme zu sehen ist aber nicht opti­mis­tisch sondern wirklichkeitsfern.

    Untersteiche das dick in 3 Punkt.

    Und ein Logo ist nicht der Weltenretter, etwas kleiner: der Problemlöser des Stadtmarketings, das keinen Plan hat.

    Bürgern und Externen einen erstre­bens­werten (oder auch nicht erstre­bens­werten) ener­ge­ti­schen Zustand wie Energie! vor die Nase zu setzen, kann nicht glaub­haft funk­tio­ren­ieren, wenn dort oben in Cottbus
    – abge­baut wird
    – die Leute hohe Arbeitslosigkeit haben
    – keine Perspektive haben.

    Da wird Energie! zum Potemkinschen Dorf. Das Logo dazu zu einer lächer­li­chen Hülle, denn der Abstand zwischen Realität und Wunschvorstellung ist dann zu groß.

  83. Stephan

    @ Zilly: deine Zusammenfassung finde ich gut bis auf dein P.S. so etwas ist spitz­findig und muss in einer Diskussion nicht sein. Auch der Ansatz von Oliver Adam mit der Thematik „Energie“ zu spielen ist gut. Besonders in einer Region in der es vielen an eben dieser Energie in Form von Initiative fehlt, wo Mutlosigkeit und poli­ti­sche Resignation herrschen.

    Richtig finde ich auch wie du sagst: „Eine Stadt darf auch nur eine Stadt sein.“ Sollte Sie in erster Linie auch. Marketing ist ja kein Heilmittel. Denn eines ist auch klar, irgend­wann ist es vorbei mit der Braunkohle und Tourismus allein hält keine Stadt am laufen. Da fehlen zur Zeit wirk­lich Alternativen, wirt­schaft­liche Visionen, das Licht am Ende des Tunnels.

    Ich habe fast den Eindruck als versuche man sich mit dem finden eines Logo-Bildchens ein wenig zu betäuben: „seht her wir tun doch was für unsere Stadt. wir haben ein buntes Logo gestalten lassen“, um über die Realität hinweg zu täuschen.

  84. Andrzej

    Wir dürfen Cottbus jetzt nicht alleine lassen. Sie Stadt braucht ihr Logo, ganz einfach, weil sie eins haben will, und nach dem ganzen Terz hier bitte ein gutes…. Aber wo ist Logo-Superman?

  85. Volker

    Hallo, Lachen u. Weinen liegen nah beiein­ander, wenn man als Cottbuser diese Beiträge liest … genau wie vor gut einem Jahr schon.
    Scheinbar haben die Stadtoberen nichts gelernt, so dass die pein­liche Stümperhaftigkeit in weiteren, unbrauch­baren Ergebnissen endete.
    Das Dilemma ist hier genau auf den Punkt gebracht worden: wie soll ein Logo in der Außendarstellung all die Facetten dieser “gepatch­workten” Stadt ausdrü­cken? Die notwen­dige Reduktion des Logos redu­ziert das Logo am Ende vor allem auf eins: Beliebigkeit / Austauschbarkeit, halt wie von dem fr. Logogenerator gemacht. Die Fehler liegen aber nur in der dilet­tan­ti­schen Herangehensweise der Verantwortlichen der Stadt Cottbus.
    Die Wortmarke “Cottbus – voller Energien” passt evtl. noch am ehesten, obwohl auch diese nicht allen Belangen gerecht werden kann. Aber hier werden zumin­dest je nach Erwartungshaltung noch Assoziationen geweckt und sei es auch nur der leider nur noch zweit­klas­sige FC Energie.
    Angesichts der Borniertheit der Entscheider fällt mein Resümee wie folgt aus: „Cottbus – unverbesserlich!“

  86. Sebastian

    Die Logo-Vorschläge sind meines Erachtens alle nicht tragbar und nicht zu verwenden. Warum wird denn soviel Wert auf die Pücklerschen Pyramiden gelegt. Cottbus ist nicht Pückler. Pückler ist ein Teil von Cottbuser Kultur. In Verbindung mit Cottbus stehen sicher­lich noch weitere Aspekte wie Bildung (u.a. BTU und FH), der Sport, u.a. Energie Cottbus, die Braunkohlewirtschaft, etc. Das alles in einem Logo unter­zu­bringen, wird nicht funk­tio­nieren. Der dritte Vorschlag bietet Ansätze wie man abstrakt den Krebs oder die Pyramide darstellen kann. Die dritte Abbildung kann ich bei bestem Wille nicht erkennen. Letztenendes wird sich nie ein gut gestal­tetes und konzep­tio­niertes Logo durch­setzen, so lange es im Oberhaus von der jetzigen Marketingabteilung (wenn es über­haupt eine gibt) ausge­wählt werden soll. Ergo wird es wieder einmal beim alten Logo bleiben oder eine für mich fassungslos schlechte Variante der oben gezeigten wird auf sämt­li­chen Printprodukten und Plattformen seinen Platz finden. Der visu­elle Würgereiz lässt grüßen.

  87. tom

    Man muss, denke ich bei Cottbus ganz unten an der Wurzel ansetzen. Kein abge­ho­benes „Möchtegern-Marketing“ und kein „pädago­gi­sches Schönreden“. Die Wurzel ist „Heimat“ und damit stellt sich doch die Frage, was die Heimat lebens­wert und einzig­artig macht. Dann kann heraus­ge­ar­beitet werden welche Vorzüge und Vorteile heraus­ge­stellt werden können. Man muss die Bevölkerung mitnehmen, bevor man ein über­zeu­gendes Konzept für Außenstehende gestalten kann. Der beste Weg dorthin ist wohl, mit einer Cottbusser Heimathirsch-Agentur zusam­men­zu­ar­beiten, die ihre Heimat versteht und das kommu­ni­zieren kann. Dann wird es viel­leicht auch inter­es­sant für andere. Nur ein Logo und ein Sprüchle bringen nichts. Das erfor­dert schon etwas mehr Arbeit und Einsatz. Und vor allem auch Kommunikation. Denn wenn die intern nicht stimmt, wird sie extern auch nicht funk­tio­nieren. Binsenweisheit.

  88. Immer noch die gleiche Vroni

    @ tom

    Man muss die Bevölkerung mitnehmen, …

    Sie dachten das wohl auch. Insofern war das richtig gedacht. Nur falsch umgesetzt.
    Die Bevölkerung mitnehmen heißt nicht, diese hirnlos über derartig passierte undurch­dachte konzept­lose Unfälle (Rüschen und Deko, ähm Campinglogos) abstimmen zulassen. Das ist Pseudo-Demokratie: Lassen wir sie doch über unwich­tige Deko abstimmen, das wird sie eine Zeitlang beschäftigen. …

  89. dante

    Was denkt der Nicht-Cottbuser über Cottbus? Kommen wir mit der Innensicht wirk­lich weiter? Kennt über­haupt einer Cottbus? Was wäre wenn wir keine Bundesligamannschaft hätten? Was wäre wenn wir nie einen Logocontest gestartet hätten? Vielleicht sind wir auch nur das „Tor zum Osten“? Zu irgendwas müssen doch die 33km zur Grenze gut sein.

    „Cottbus – Jetze kommen och wir“

  90. Oliver Adam

    Na ja, zumin­dest passt die »Präsentation« in der Lausitzer Rundschau mit verpi­xeltem Bildchen wie die Faust aufs Auge. Schön auch der Satz: »Als Grundlage sollten Marketingkonzepte erar­beitet werden. « So muss es sein: Erst Logo. Dann Marketingkonzept.

  91. ein cottbuser

    Es schaut auch so aus, dass nicht nur in der Stadtverwaltung Cottbus Fachkräftemangel herrscht. Selbst bei der Lausitzer Rundschau ist der Kompetenzrückgang sichtbar. Diese beschä­mende teil­weise laien­hafte Präsentation macht’s noch schlimmer. Im Osten geht neuer­dings die Sonne unter; zumin­dest in Cottbus.

    Guten Abend.

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