Computer Arts verzapft Unsinn
Das Ressort auf der Webseite des britischen Design-Magazins Computer Arts heißt »In Depth« und gibt vor, vertiefende Beiträge zu veröffentlichen. Der Report »Type of our times« über neue Schriften-Trends enthält, neben Banalitäten, echten Unsinn. Wörtlich steht dort unter der Überschrift »Enduring identities«.
»In 1956, the Haas Type Foundry commissioned Max Meidinger to redesign Akzidenz-Grotesk, to make it more legible to modern applications. The result was Haas Neue Grotesk, which the foundry’s owner renamed Helvetica in 1960. This was followed shortly thereafter by Meidinger’s Univers. Helvetica went on to become the most in-demand font for near 20 years.«
Erik Spiekermann las das und stellt in gewohnt direkter, unterhaltsamer Form richtig:
»Who wrote that crap – sorry, badly researched piece of opinion? Meidinger (sic) designed Univers? Helvetica a redesigned Akzidenz? Foundry owner named it? Three major blunders in one para?
- The man was called Miedinger; he may only have been a foreigner, but we also like our names spelled properly.
- Neue Haas Grotesk was a redesign of (surprise!) Haas Grotesk, which in turn was partly based on Scheltersche Grotesk from Schelter & Giesecke – in those days, type was also quickly assimilated, copied, emulated, ripped-off; the success of Akzidenz Grotesk had alerted Haas to the fact that they were missing sales because all the Swiss designers were specifying AG from Germany.
- The name Helvetica was coined by a salesman – Heinz Eul – at D. Stempel AG, a foundry in Frankfurt who didn’t want to market a typeface with a name like Neue Haasche Grotesk. Credit for the invention of the name later went to Eul’s boss, Schultz-Anker, the MD of Stempel (in case you wondered: i have the original correspondence about the name)
- Univers was designed in 1957 by Adrian Frutiger, while working for Deberny & Peignot in Paris.
All this information is readily available, even for a writer whose only reference tool is Google.
Annoyed in Berlin, e.«
Und damit auch Google bald die richtigen Informationen über Miedinger & Helvetica findet, habe ich dies Richtigstellung in den Fontblog gesetzt.
6 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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Christoph Koeberlin
Jürgen, Ivo, tut unseren Augen einen Gefallen und ändert die Formatierung von Zitaten!
fontbastard | thomas
aber der asterisk bleibt, der ist fein. ;-)
ich finde die schrift immer noch zu klein … bin doch keine 20 mehr! oder liegts an meinem browser?
HD Schellnack
Ihr klingt wie Rentner, Leute, ich kann das super lesen. Aber bekanntermaßen LESE ich ja nichts.
HD Schellnack
Ich finde das übrigens irgendwie schwierig mit Erik. Immer mit diesen Fakten, nie einfach mal aufs Bauchgefühl vertrauen. Der Mann liest bestimmt auch Bücher. Verdächtig.
Erik, hör auf deinen Bauch: NA-TÜR-LICH stammt die Frutiger von Moitz Meidinger. Hör doch mal in dich hinein.
In diesem Sinne:
http://video.google.com/videoplay?docid=-869183917758574879&q=stephen+colbert
Und ich sollte meinen Insulinspiegel heute mal senken, ich bin zu albern, sorry
fontbastard | thomas
boahh HD, bei dem wetter hat der mann so eine gute laune ist ja eklig. ;-)
Florian
In jedem modernen Browser lässt sich neben der persönlichen Standard-Schriftgröße auch eine Minimal-Größe festlegen – bei Safari z.B. unter Erweitert>Bedienungshilfen, bei Firefox etwas versteckt unter Inhalt>Schriftarten & Farben>Erweitert.
Wer da alles bei den default-Werten belässt und dann nix lesen kann, lebt verkehrt. Klar, mit einer Minimal-Schriftgröße von 12 oder gar 14pt wird auf manchen Seiten das Layout gesprengt, zugleich aber auch deren Macher der Ignoranz überführt.
Aktuell ist die Schriftgröße des Fontblog vom Gestalter folgendermaßen definiert: allgemein 62,5% von der Standardgröße, davon dann beispielsweise das 1,2-fache für den »Content«-Bereich. Ergibt bei eingestellten 14pt also 10,5pt. Das sagt aber noch gar nichts über die physische Größe auf dem Monitor aus, da spielt die Auflösung eine entscheidende Rolle, und schnell wird es sehr, sehr klein.
Es gibt Usability-Leute, die sich dafür aussprechen, die allgemeine Schriftgröße nicht derart (Reduktion auf unter ⅔!) anzutasten und stattdessen den Benutzer entscheiden zu lassen: Bojan Mihelac, Jakob Nielsen.