TYPO Day Tagesseminare 2014: Auftakt in Nürnberg
Im letzten Jahr gastierte das TYPO Day Kompakt-Seminar in Stuttgart, Hannover, Mainz, Essen und Hamburg. Besucher erschienen zahlreich. Wir freuen uns, die Veranstaltungsreihe fortzusetzen. Auch in diesem Jahr bieten wir professionellen Designern, Markenbetreuern und Publishing-Experten an, Ihre typografischen Kenntnisse aufzufrischen:
Vom raffinierten Einsatz von Schriften in der Markenkommunikation über Auswahlkriterien für Schriften und Lesbarkeit bis Medientauglichkeit, Unicode und OpenType-Features. Unsere Referenten genießen Anerkennung bei Auftraggebern, auf Kongressen und an Hochschulen.
Erste Station in diesem Jahr ist die Frankenmetropole Nürnberg, Termin ist
Freitag, der 21. März, 9:00 bis 17:00 Uhr.
TYPO Day Nürnberg: Typografisches Know-how und geballte Projekterfahrung teilen unsere Referenten auf dem Font-Tagesseminar im Albrecht Dürer Saal (Foto: Le Méridien Grand Hotel Nürnberg)
Ira Glass: Über die »kreative Kluft …«
Designer in aller Welt erfreuen sich seit 48 Stunden an einem Video (siehe oben), das der Frankfurter Fotograf und Filmkünstler Daniel Sax ins Netz gestellt hat. Wie kam es zu der fotografischen Untermalung eines Interviewtexts, der 2009 aufgezeichnet wurde? Im Frühjahr 2012 stolperte Sax über eine typografische Animation des Filmstudenten David Shiyang Liu auf Vimeo: Ira Glass on Storytelling. Im Stil der Präsentationssoftware Prezi visualisierte Liu als erster die Textpassage* aus dem Interview mit dem amerikanischen Radiomoderator Ira Glass, Produzent der vielfach ausgezeichneten Hörfunksendung This American Life. Bis heute wurde der Originalbeitrag auf Vimeo fast eine Million mal angesehen.
»Es war das anregendste und motivierendste Video, das ich je in meinem Leben gesehen habe.« erinnert sich Daniel Sax heute an diesen Moment. Er sah es sich immer und immer wieder an und war davon überzeugt, dass er nicht der einzige Kreative auf der Welt sei, der unter der Kluft zwischen dem eigenen Geschmack und den tatsächlichen Fähigkeiten leide. »Ende 2012 beschloss ich, die Worte von Ira Glass mit eigenen Bildern zu animieren. Ich brauchte rund ein Jahr vom Konzept bis zum Upload.«
Eigentlich produzierte Daniel Sax das Video nur für sich selbst und für alle, die mit ihrer kreativen Karriere auf der Stelle treten. Inzwischen ist er jedoch der Ansicht, dass die Worte von Ira Glass auf für viele andere Berufsgruppen eine Hilfe sein können.
This American Life (TAL) ist eine einstündige, wöchentlich übertragene Hörfunksendung, die vom US-amerikanischen Chicago Public Radio produziert wird und weltweit als Podcast erhältlich ist. Seit 1995 moderiert und produziert Ira Glass die vielfach ausgezeichnete Hörfunksendung. Sie erreicht fast 2 Millionen Hörer über mehr als 500 Sender. Im Mittelpunkt der Sendung stehen Reportagen, die sich einem spezifischen Thema widmen und teilweise durch Essays oder Kurzgeschichten ergänzt werden.
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*Die Worte von Ira Glass zum Mitlesen: “Nobody tells this to people who are beginners, I wish someone told me. All of us who do creative work, we get into it because we have good taste. But there is this gap. For the first couple years you make stuff, it’s just not that good. It’s trying to be good, it has potential, but it’s not. But your taste, the thing that got you into the game, is still killer. And your taste is why your work disappoints you. A lot of people never get past this phase, they quit. Most people I know who do interesting, creative work went through years of this. We know our work doesn’t have this special thing that we want it to have. We all go through this. And if you are just starting out or you are still in this phase, you gotta know its normal and the most important thing you can do is do a lot of work. Put yourself on a deadline so that every week you will finish one story. It is only by going through a volume of work that you will close that gap, and your work will be as good as your ambitions. And I took longer to figure out how to do this than anyone I’ve ever met. It’s gonna take awhile. It’s normal to take awhile. You’ve just gotta fight your way through.”
Editorial-Design-Konferenz in München
Unter dem Motto Quo Vadis Editorial Design (QVED) nimmt Ende Februar die zweite Münchner Editorial-Design-Konferenz in der Alten Kongresshalle aktuelle Trends in der Zeitungs- und Zeitschriften-Gestaltung unter die Lupe. International angesehen Grafikdesigner, Journalisten und Verleger berichten über ihre aktuelle Arbeit, geben Einblick in gelungene und gescheiterte Projekte und zeigen Beispiele von anderen, die sie begeistern. »Am Scheideweg crossmedialer Gestaltung bringen sie zusammen, was heute Alltag ist: Bild und Schrift, App und Print, Lust und Leidenschaft.« heißt es auf der Website der Veranstaltung.
Die Referenten: Johannes Erler (Stern), Stefan Kiefer (Spiegel), Mike Meiré (Meiré & Meiré), Raban Ruddigkeit (Freistil – Best Of German Commercial Illustration), Ahmed und Rashid Bin Shabib (Brownbook), Patrick Waterhouse (Colors), Pekka Toivonen (Kasino A4/FAT), Alex Breuer (Guardian), Will Hudson (It’s nice that), David Moretti (Wired Italia) und Wilhelm Vossenkuhl im Gespräch mit Rolf Müller. Kuratiert und moderiert von Boris Kochan, Mike Koedinger, Jeremy Leslie und Horst Moser. Die gesamte Konferenz wird sowohl Deutsch-Englisch als auch Englisch-Deutsch simultan übersetzt.
Den Schlusspunkt bildet die bereits legendäre Designers’ Battle: Johannes Erler moderiert den kreativen Schlagabtausch zwischen Mirko Borsche, Lars Harmsen und Mario Lombardo.
Veranstalter ist die Typographische Gesellschaft München (tgm), unterstützt von und gefördert durch Bayern Design und das Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie. Noch bis zum 27. Januar winken Early-Bird-Preise, das sind 150,– € für tgm-Mitglieder und 180,– € für Nichtmitglieder.
Trojanischer Text: Stellenanzeige im Free Font
Die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt macht mit einer ungewöhnlichen Recruiting-Aktion auf sich aufmerksam: Eine Stellenanzeige für Art-Direktoren versteckten die Kreativen in einer Schrift-Datei. Damit die Ausschreibung lesbar wird, haben ihre Urheber einfach die Zeichenbelegung verändert. In der Vorschau des Macintosh-Font-Installationsprobramms Schriftsammlung erscheint anstelle der Standardvorschau die Stellenanzeige, mit dem Wortlaut »Jung von Matt is looking for Art Directors with passion for typography«.
Die »anarchistische« Schriftart Troja Script wurde eigens für die Aktion entworfen und an Free-Font-Seiten und Designer-Portale verschickt, wo sie nun kostenlos heruntergeladen werden kann … zum Beispiel hier bei Designer in Action … Neben der Anzeigen-Version enthält die Schrift auch einen Schnitt mit normaler Zeichenbelegung.
Grafische Trends 2014, ermittelt von Shutterstock
Zum dritten Mal veröffentlicht die Online-Bildagentur Shutterstock ihre jährliche, globale Trendanalyse … als Orientierung für die Kreativen der Welt. Hierzu hat die New Yorker Zentrale 350 Millionen Downloads ausgewertet.
Die augenfälligsten Trends:
- Kein Land gestaltet wie das andere. Von Pastellfarben in China zu lebendigen Texturen in den Niederlanden und globalen Bildelementen in Deutschland. Länderspezifische Themen sind stark im Kommen.
- Flache, minimalistische Designs ersetzen Skeuomorphismus. Angetrieben durch Veränderungen in der App- und Software-Gestaltung, sind die Downloads von Flat Designs um 200 Prozent gestiegen.
- Instagram-inspirierte Bilder sind visuelles Top-Thema. Mit der zunehmenden Beliebtheit von Retro-Filtern und mobilen Foto-Apps stieg die Suchanfrage nach Bildern mit Filterlook um 661 Prozent. Diese Entwicklung setzt sich weiter fort.
- Gatsby, 3D Druck und BYOD (Bring Your Own Device) sind die Suchbegriffe mit den im Jahresvergleich höchsten Zuwachsraten von 625, 583 und 407 Prozent.
- Video ist ein immer beliebteres Medium für visuelle Storyteller, und neue Auflösungsstandards wie 4k stehen zunehmend zur Verfügung. Beliebte Videokategorien sind aktuell Bildung, 3D-Renderings, Verkehr und Stadtansichten.
Die kompletten Designtrends sind im deutschsprachigen Shutterstock-Blog zu finden, wo man sich auch die nachfolgende Infografik ausleihen kann:
Brillen für typografische Entscheider
Mit Brillengestellen, deren Form an zwei Schriftenklassiker erinnern soll, will der japanische Brillenhersteller Oh my Glasses seinen »typografisch gebildeten« Kunden die Entscheidung für eine Designrichtung erleichtern. Die Serie Type bietet im Moment zwei Linien an, Helvetica und Garamond, jeweils in Light, Regular und Back sowie in den Ausführungen schwarz, braunmeliert und kristallklar. Eine nette Idee, wobei die Schriftmerkmale Abstrich, Serifenform und Bogen bei der Gestaltung der Gestelle sehr frei interpretiert wurden … da wäre mehr drin gewesen.
Für Farbfans: kostenloses HKS Colourmatch
Mit dem Periodikum »Colourmatch« bewirbt der Offset-Druckfarben-Standard HKS regelmäßig eine kleine Auswahl aus seinem ca. 3000 Farbtöne umfassenden Farbsystem. Die Ausgaben greifen unterschiedliche Themen auf und inszenieren sie typografisch. Eingesetzt werden besondere Schriften meist von kleineren Foundries, die durch den Einsatz von Sonderfarbe besonders zur Geltung kommen. HKS verzichtet seit Einführung des Colourmatch völlig auf herkömmliche, in Prozessfarben gedruckte Produktwerbung und hat mit dem Colourmatch ein sammelwürdiges und inspirierendes Medium geschaffen. Jede Ausgabe ist aufwändig in fünf Sonderfarben gedruckt und kostenlos auf der Website www.hks-farben.de zu abonnieren. Gestaltet wird das Colourmatch von CLMNZ/Clemens Hartmann aus Karlsruhe. Im aktuellen Ausgabe werde die Schriften »Bloo« und »Caporal« von Damien Gautier vorgestellt.
Morgen: Buchstabenmuseum am neuen Standort
Mit dem Umzug zum neuen Standort im HO|Berlin, früher eine DDR-Kaufhalle, hat sich das Berliner Buchstabenmuseum neu erfunden und erstmals thematisch geordnet. Auf über 350 Quadratmetern sind die Exponate ab morgen zu besichtigen. Ein Berlin-Bereich zeigt alte und neue Wahrzeichen der sich ständig wandelnden Hauptstadt, darunter Neuzugänge wie die fragilen Fragmente des Stadtbad Oderberger Straße … Lichtspiele und Konditorei werden erstmals präsentiert. Auch die legendären Zierfische erleuchten wieder in ganzer Pracht. Weitere stadtbekannte Schriftzüge der Sammlung sind Teile des Berliner Ostbahnhofes, als er noch Hauptbahnhof sein durfte, sowie ein kleines Stück Berlin-Geschichte, eine der Typo-Kacheln vom U-Bahnhof Alexanderplatz.
Technikbegeisterte können in einem eigenen Materialraum tief in das Innenleben der Buchstaben schauen. Es werden typografische Eigenheiten, verschiedene Stile und Herstellungsprozesse vorgestellt: selten-werdende Neonröhren, hochwertig verchromte Buchstaben oder aufwendig aus Steingut gebrannte Objekte sind nur einige Glanzlichter der Ausstellung.
Eröffnung: 6. Dezember 2013, 19 bis 22 Uhr
(Einlass ab 18 Uhr)
Es sprechen:
– Barbara Dechant und Anja Schulze, Vorstand Buchstabenmuseum
– Dirk Bücker, HO|Berlin
– Marcus Hahn, Leitung Ausstellungsbau und Planung Buchstabenmuseum
– Dr. Peter Funken, Kunstjournalist
Musik: DJ A.P.P. and live The Great Apes
Kulinarisch unterstützt durch: Roberta kocht
Beschriftet und Beleuchtet durch: hruby werbetechnik GmbH