Bundesregierung und BDG: Design stärkt den Mittelstand

Im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung hat die iDD Initiative Deutscher Designverbände gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie am 24. März 2009 die Veranstaltung »Design stärkt den Mittelstand« durch­ge­führt. Vor 200 Teilnehmern zeigten vier Unternehmer verschie­dener Wirtschaftsbereiche anhand von Beispielen, wie Design als ganz­heit­li­cher Teil der Strategie ihre Unternehmensentwicklung voran­treibt. Der BDG zieht in einer Pressemitteilung das folgende Resümee:

»Dagmar G. Wöhrl, MdB und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, betonte in Ihrer Eröffnungsrede: ›Design kann eine wert­volle Investition in die Zukunft sein. Es kann die Wertschöpfung kleiner und mitt­lerer Unternehmen erheb­lich stei­gern.‹ (siehe auch Pressemitteilung des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie)

Podiumsdiskussion mit den Referenten v. l. n. r.: Thomas Trenkamp (Carpet Concept), Tim Wichmann (Dominic Schindler Creations), Reinhold Seitz (Gildemeister ), Erik Spiekermann (edenspie­ker­mann), Götz Esslinger (Stefanie Hering), Cornelia Horsch (IDZ Berlin), Bernd-Wolfgang Wissmann (BMWI), Susanne Lengyel  (Sprecherin iDD, Präsidentin VDID)

Henning Krause unter­strich für die iDD als Präsident des Bundes Deutscher Grafik-Designer und Vizepräsident des Deutschen Designertages in seiner Keynote, dass Design als stra­te­gisch-gestal­te­ri­sches Instrument für Unternehmen erheb­liche Potentiale im Wettbewerb eröffnet.

Gleich der erste Redner, Andreas Dornbracht, Geschäftsführer der Aloys F. Dornbracht GmbH & Co KG, stellte klar, dass Designorientierung eine Managementaufgabe sei und lang­fris­tige Orientierung brauche. Am Beispiel seines Unternehmens konnte er anhand der histo­ri­schen Entwicklung klar die Wirkung von Design als Erfolgsfaktor herausarbeiten.

Auch Thomas Trenkamp, geschäfts­füh­render Gesellschafter der Carpet Concept GmbH, zeigte im Anschluss, wie er mit konse­quenter Designorientierung sein 1993 gegrün­detes Unternehmen zu einem enormen Erfolg geführt hat – über 60 Designpreise spre­chen eine deut­liche Sprache.

Im Anschluss stellten Götz Esslinger, Geschäftsführer von Hering Berlin und Erik Spiekermann von edenspie­ker­mann dar, wie Produkt- und Kommunikationsdesign Hand in Hand bei der schlüs­sigen Positionierung der hoch­wer­tigen Porzellankollektion von Hering Berlin wirken.

Reinhold Seitz von der Gildemeister AG erläu­terte abschlie­ßend, gemeinsam mit Produktdesigner Tim Wichmann, wie Engineering und Design die Gestaltung von Investitionsgütern gleich­be­rech­tigt voran­treiben. Die vorge­stellte neue Produktreihe spanender Werkzeugmaschinen besticht durch sehr hohe Wertstabilität und eine Fülle funk­tio­neller Problemlösungen.

In Ihrer Schlussnote wies Cornelia Horsch vom IDZ Internationales Design Zentrum Berlin auf die Bedeutung des Designmanagements hin und griff die von Henning Krause in seiner Keynote aufge­stellte Forderung nach einer deut­schen Studie zu Designeffizienz auf.

Die Veranstaltung wurde allge­mein als großer Erfolg gewertet. Im anschlie­ßenden Get-toge­ther wurden neue Kontakte geknüpft. Vertreter der deut­schen Industrie zeigten Interesse an einer weiteren Verstetigung des Designdialoges.«


32 Kommentare

  1. Ole Schäfer

    Mal im Ernst, was daran ist neu und erwäh­nens­wert? Bundesregierung? Wir sind im Wahlkampf …

  2. Florian 2

    Carpet Concept: Designpreise sind schön, aber der Erfolg eines Bodenbelagunternehmens bemißt sich doch wohl eher am verkauften Bodenbelag, nicht daran, ob da jetzt Kommunikationswissenschaftler drauf mastur­bieren. Wo ist jetzt der konkrete Nachweis, daß Design ihn da erfolg­reich werden ließ? Es ist ja schon glaub­haft, daß Design zum Erfolg beiträgt (bei solch einem „Lifestyle-Produkt“), aber wie genau? In welchem Umfang? Wie belegt?

    Dornbracht: Ebenso. Wie hat er denn die Wirkung von Design auf seinen Erfolg herausgearbeitet?

    Die wich­tigen und inter­es­santen Punkte fehlen in diesem Posting leider komplett.

    Anstelle einer reinen Aufzählung der tollen Leute, die dort teil­ge­nommen haben, wären kurze inhalt­liche Zusammenfassungen schön gewesen.

  3. Vroni

    Spannende Werkzeugmaschinen…
    :.)

    (Eine Geschichte kann span­nend sein, eine Werkzeugmaschine kann nur zerspanen…)

  4. thomas junold

    gibts das logo denn jetzt als möglich­keit es sich auf die eigene kleine firmen­web­seite zu basteln? sonst weiss es ja mal wieder keiner.

    florian2: dorn­bracht IST design IST kultur IST wirt­schaft und zwar so dicht verwoben, dass alles miteinder muss. und das ist gut so!

  5. Henning

    Ole, mag sein, dass Du das nicht neu findest – dass die Designwirtschaft vom Wirtschaftsministerium wahr­ge­nommen wird, ist aller­dings völlig neu. Nicht nur die Größe der Designwirtschaft und ihre in den vergan­genen Jahren vorge­legte Wachstumsrate hat uns in den Fokus des BMWI gerückt, sondern auch die Einsicht, dass die Arbeit von Designern den Erfolg von Unternehmern stärkt. Und mit der Rückendeckung des BMWI öffnen sich ganz neue Türen für uns. Das ist Lobbyismus par excel­lence. Mal ganz im Ernst.

    Florian2: Die Vorträge haben wir nicht komplett mitge­schrieben. Wozu auch. Das Design nicht Masturbation ist, sondern dem Erfolg des Unternehmens dient, ist für uns Designer eben keine Nachricht wert. In dieser Meldung geht es darum, dass wir mitt­ler­weile auf hoher poli­ti­scher Ebene ange­kommen sind und dort ernst genommen werden.
    Natürlich muss es spanend heißen, Vroni :-)

  6. Matthias

    Man kann sich ja jetzt darüber aufregen wie wenig messbar der Erfolg von Design oder man kann sich freuen, dass dem Mittelstand die Existenz von Design in Erinnerung gerufen wird. Und dass man damit seine Gewinne stei­gern, seine Marktposition stärken kann.

    Ist vieler­orts nicht so bekannt.

  7. Oliver Adam

    Henning: Eine tolle Veranstaltung war das, die Ihr orga­ni­siert habt!

  8. Henning

    Richtiger Punkt, Matthias, genau darum geht es. Doch eine kleine Korrektur von meiner Seite: Der Erfolg von Design ist durchaus messbar und wurde in Studien in verschie­denen euro­päi­schen Ländern belegt. Nur in Deutschland wurde noch keine Studie vorge­legt. Die Erstellung einer solchen Studie haben wir auf der Veranstaltung ange­mahnt. Das BMWI sehe ich da in der Pflicht.

    Danke, Oliver *rotwerd*.

  9. Dietmar

    Das ist Lobbyismus par excel­lence. Mal ganz im Ernst.

    Die ganze Politik wird doch in D von den Scheiß-Lobbyisten versaut. Und das ist jetzt auf einmal ertre­bens­wert für euch? Mit mir jeden­falls nicht.

  10. Jürgen

    Danke für den »spanenden« Hinweis: Habe ich falsch aus der Pressemitteilung zitiert – dort stand es richtig. Ist jetzt im obigen Artikel korrigiert.

  11. Oliver Adam

    Henning:

    Der Erfolg von Design ist durchaus messbar und wurde in Studien in verschie­denen euro­päi­schen Ländern belegt. Nur in Deutschland wurde noch keine Studie vorge­legt. Die Erstellung einer solchen Studie haben wir auf der Veranstaltung ange­mahnt. Das BMWI sehe ich da in der Pflicht.

    Ich kenne die Studien nicht im Original, jedoch habt Ihr starke Hürden vor Euch, den von uns gewünschten Beleg zu erbringen. Denn eine – empi­ri­sche (!) – Studie muss mehreren Gütekriterien entspre­chen, damit die Aussagen niet- und nagel­fest sind:

    1) Validität
    2) Reliabilität
    3) Objektivität

    Das Problem sah man schon bei den Infografiken bei Cornelia Horsch. Auf den ersten Blick über­zeu­gend, bildeten sie letzt­lich doch nur eine Art Meinungsbild ab. Ihr begebt Euch zumin­dest auf dünnes Eis mit Eurem Ziel, »Effizienz von Design« nach­haltig zu belegen.

    Es beginnt schon mit den Definitionen: Was exakt ist »Effizienz« – hier sehe ich viele Variablen auf Euch zukommen: welche auswählen und messen? Und: wie opera­tio­na­li­sieren? Was exakt ist »Design«? Wie opera­tio­na­li­sieren? Welches Design: Produktdesign, Grafikdesign? Hier auf »Ästhetik« und die Design-Leiter zu verweisen, reicht für eine Studie noch nicht aus. Da fehlen noch zwei Aspekte …

    Wie soll das Versuchssetting aussehen? Normalerweise will man eine isolierte Variable X (»Effizienz von Design«) unter­su­chen. Das geht nur ceteris paribus, unter der Bedingung, dass alle anderen (Stör-) Variablen gleich sind: wie das opera­tio­na­li­sieren? Welche Stichproben ziehen?

    Um eine wirk­lich aussa­ge­kräf­tige und belast­bare Studie zu entwerfen und durch­zu­führen, muss man sie im Karl-Popper’schen Sinne versu­chen zu wider­legen. Es ist doch klar, dass ansonsten jeder sagen wird: »Klar, wenn IDD X unter­sucht, kommt doch das gewün­sche Ergebnis Y heraus …«.

    Fazit: Eine aussa­ge­kräf­tige, »harte« Studie ist alles andere als trivial. Die Alternative wäre eine Umfrage. Und das sind nur Meinungen ;-)

  12. Jürgen

    Die ganze Politik wird doch in D von den Scheiß-Lobbyisten versaut. 

    Halte ich für ein zu simples Weltbild. Ich glaube, dass im Moment der Parteienstaat das eigent­lich Übel unserer Politik ist. Hierzu hatte ich jüngst auf Twitter schon mal diesen bemer­kens­werten Beitrag aus dem SPIEGEL empfohlen: »Land stiller Abschiede« (http://​is​.gd/​m​y3p).
    Verantwortungsvoller Lobbyismus trägt Know-how und indus­tri­elle Praxisdenke in die Politik. Das ist mir lieber als eine welt­fremde Parteipappnase, deren einziger Verdienst es ist, sich über die Jahre von der hintersten Reihe in die vorderste durch­ge­sessen zu haben.

  13. Oliver Adam

    Dietmar (#9)

    Lobbyismus ist per se nichts Schlechtes, sondern, im Gegenteil, ein Bestandteil von Demokratie. Zum Problem wird Lobbyismus erst, wenn der Politiker nicht möglichst objektiv abwägt, sondern wider besseren Wissens zum Vorteil einer Interessengruppe entscheidet.

  14. Oliver Adam

    @ Jürgen (#12)

    Wunderbar!

  15. Vroni

    Ich warte jetzt einfach nur noch auf die Studie. Bis dahin ist alles schöner Schein, leucht!

    Lobbyismus

    Superwichtig, man kommt nicht drum rum. Selbst wenn Missbräuche passieren.

    Parteienstaat

    Diese Antihaltung gibt es, seitdem Weimar aus dem Kaiserreich entstanden ist und seitdem es die damals junge BRD gibt. Der Wunsch nach „fester Führung“ und „gegen Gezänke“ ist nichts Neues seit Wilhelm II. (Obacht, wer jetzt da mit mir über die echt uralte deut­sche Parteienverdrossenheit debat­tieren will :-), muss sich klar sein, dass ich an der Hochschule in Politik und Geschichte mühelos meine Einser einge­fahren habe).

    Deutsche tun sich noch immer schwer, a) poli­ti­sche Debatten nicht dauernd nur als „unan­ge­nehmen Streit“ zu empfinden, b) Politikern zuzu­ge­stehen, dass sie auch nur Menschen sind.

    Daher haben wir ja eine unse­lige Konsenskultur und duck­sende Politiker. Das kommt von das, Henne-Ei. Die Politiker tun im Grunde nur das, was der Wähler will: Harmonie-Salbader ablie­fern, so tun, als sie sich nicht „streiten“ würden, Harmonie vorgau­keln und dann eben heim­lich in den Hinterzimmern die Pöstchen verteilen. Es liegt schon stark am deut­schen Wähler auch, wir haben uns den Merkelianismus und den Kohlismus gut verdient :-)

  16. Dietmar

    wer die teuersten = besten Anwälte hat, der gewinnt in der Regel den Prozeß. Wer das meiste Geld hat, stellt seit jeher die mäch­tigsten Lobbyisten.

    Allen voran die Autoindustrie, Banken, Pharma usw. Das hat mit Demokratie nix mehr zu tun, sondern hier regiert alleine das Geld und damit den Staat.

  17. Henning

    Saugute Wortmeldungen, (Vroni, Jürgen, Oliver) danke!
    Oliver, Dich hätte ich gerne mit in einem Board, dass die Konzeption einer solchen Studie über­wacht. „Machen“ tut die iDD das ohnehin nicht, genau­so­wenig wie das BMWI. So eine Studie wird beauf­tragt. Mit ceteris paribus kommt man logi­scher­weise nicht weit, weil das zu unter­su­chende Wirtschaftsgeschehen nicht im Labor statt­findet. Doch mit statis­ti­schen Testmethoden kann man Hypothesen prüfen. Beispielsweise kann man mit Chi-Quadrat testen, ob Variable unab­hängig sind oder nicht (Der Normalbürger kennt diesen Test even­tuell daher, dass er zur Glaubwürdigkeitsprüfung von Fahrtenbüchern beim Finanzamt verwendet wird). Na ja, das driftet jetzt ein biss­chen tief ins Feld der Statistik. Bei Interesse:

    http://​de​.wiki​pedia​.org/​w​i​k​i​/​S​t​a​t​i​s​t​i​s​c​h​e​r​_​T​est

  18. Oliver Adam

    @Henning:

    Mit ceteris paribus kommt man logi­scher­weise nicht weit, weil das zu unter­su­chende Wirtschaftsgeschehen nicht im Labor stattfindet.

    Es gibt auch noch Feldversuche ;-). Na jeden­falls müsst Ihr/müssen wir so oder so homo­gene Gruppen schaffen, die abhän­gigen Kriterien prüfen etc. Hier gibt es schon ange­messe Versuchsdesigns jenseits des Labors (schon wieder ein »-design«).

    Das »Labor« können wir aber dennoch gebrau­chen, um zum Beispiel einen »Designfaktor« zu bestimmen. Sprich, wir lassen von einer Stichprobe einschätzen, welchen Designanteil z. B. 5 Fräsmaschinen verschie­dener Hersteller haben. Die Begründung »dahinter« läge dabei bei den »Familienähnlichkeiten«, die ich beim Kunst-Thema hier im Fontblog schon mal abge­han­delt hatte. Alternativ oder ergän­zend ließe man den jewei­ligen »Designfaktor« von Experten einschätzen.

    Ich bin gerne dabei. Ich habe eben mal mit meinem »alten« Methoden-Prof vom Institut für Psychologie (Wirtschaftspsychologie) an der FU gespro­chen. Hier wäre das Thema sicher genau richtig ange­sie­delt. Mehr viel­leicht am Telefon :-)

  19. Henning

    Feldversuche ist gut … ;-)

    Wir sollten mal einen Blick auf das Material der anderen Studien werfen – die Spanier haben, glaube ich, auch schon was verglei­chendes gemacht. Ich ruf Dich Montag an (muss jetzt los).

  20. Vroni

    Noch was: Mir kommt das Ding (Veranstaltung »Design stärkt den Mittelstand« jetzt) sehr produkt­de­sign­lastig vor. Oder irre ich mich?

    Nix gegen Produktdesign. Aber auf die Studie bin man sehr gespan(n)t, wie sie Produktdesign und Kommuikationsdesign ausein­ander- und wieder zusam­men­kla­mü­sern wollen. Produktdesign hat eine viel direk­tere und sicht­ba­rere Wertschöpfung als Kommunikationsdesign. Ersteres ist dem tech­ni­schen und form­ge­bend unter­wegs­ernen Mittelstand auch sehr gut verkaufbar, sieht man doch sofort, dass sich die sorg­fältig designte Kaffemaschine besser verkauft (oder waren es Werkzeugmaschinen…? wurscht. Wurscht?)

    Begreift sogar ein unde­si­gniger knar­zender Ingenieur alter Schule mit Pilotenbrille halb­wegs, dass flott wirkende Werkzeugmaschinen eine feine Sache sind. (Weil seine Frau zuhause auch so ein Colani-Kaffeeding wollte, nicht die eckige, komi­sche, die ihm gefallen hätte..)

    Fein. Nur, ich bin gespannt, wie man die „Effizienz“ von Kommunikations_design berechnen will. Das steht aus.

    Vergleicht man dazu die Jahresgewinne gleich­ar­tiger Unternehmen? Innerhalb welchen Zeitraums? 3 Jahre? 5 Jahre? Die einen mit Schrottgestaltung (schlechte Typo, was ist schlechte Typo, verschie­dene und verschieden schlechte Logos, mal auf lila, mal auf gequetscht, „Innovation aus Tradition“- und „Herzlich willkommen“-Schwurbeltexte?) Die anderen mit gutem Auftritt (was ist guter Auftritt, gute Typo, ange­mes­sener, inter­es­santer Text?)

    Die Neugierde bringt mich fast um^^.

  21. Henning

    Kommt einem so vor, ist nach Umsatz- und Beschäftigungsanteilen gewichtet auch so (danach hätte Kommunikationsdesign über 80% der Veranstaltung bekommen müssen) – geht jedoch nach dem Dreisprung Produktdesign-Textildesign-Kommunikationsdesign, wobei Gildemeister auf dem wirt­schafts­nahen Sonderticket „Investitionsgüter“ einreisen durfte. War aber jedem klar, dass Kommunikationsdesign immer mit im Boot ist und war auch jedem klar, dass hier nach Branchen und nach Empfängeröhrchen gewichtet wird. Das geht durchaus in Ordnung so.

    Generell geht es bei der Effizienz um das Verhältnis von (finan­zi­ellem) Nutzen im Verhältnis zum vorhe­rigen (finan­zi­ellen) Mitteleinsatz, wenn in Design inves­tiert wird. Es geht um die Frage: Zahlt sich für Unternehmer eine Investition in Design aus? Wenn ja, wann, wie schnell, wie dauer­haft, und wie über­haupt? Durch gestei­gerte Rendite, erhöhten Umsatz?

    Letztlich will und kann so eine Untersuchung nicht gute und schlechte Typo unter­scheiden, oder Schwurbeltexte und Klassetexte. Mal abge­sehen davon, dass aus der Grundlagenforschung dazu schon gute Untersuchungen vorliegen: auf kultu­reller Ebene ist die Beurteilung dieser Dinge stets im Fluß. Die Pilotenbrille, die der beschrie­bene »knar­zende Ingenieur« trägt, ist doch mitt­ler­weile so weit hinten, dass sie wieder vorn ist, oder?

    Es geht also um die Korrelation von Unternehmenskennzahlen und einem bestimmten Maß an Integration von Designprozessen in das Unternehmensmanagement. Wenn sich beispiels­weise nach­weisen lässt, dass ein signi­fi­kanter Zusammenhang zwischen Eigenkapitalrendite und hoher Designintegration besteht, dann ist viel gewonnen. Und genau in diese Richtung gehen die Zahlen aus den anderen euro­päi­schen Ländern.

  22. Vroni

    Um die vielen Abstrakta (stören mich etwas) runter­zu­bre­chen: Bleibt die Frage, wie man „Designmanagement“ klas­si­fi­ziert. Was ist es, was machen Firmen, die welches haben anders, was ist keins. Gibt es Zertifizierungen.

    Natürlich weiß ich, was Unternehmenskennzahlen sind. Bei börsen­no­tie­reten Unternehmen kein Problem. Aber nicht der ganze Mittelstand.

  23. Henning

    Hm, Designmanagement ist auch erstmal nur ein popu­lärer, jedoch dehn­barer Begriff. So grob­rhe­to­risch lässt sich das nicht packen.

    Ich bin daher ziem­lich sicher, dass man die ganzen Abstrakta braucht, um wissen­schaft­lich eini­ger­massen brauch­bare Ergebnisse abzu­lie­fern. Die Quintessenz darf dann auch wieder populär einge­dampft sein, muss sie sogar, damit eine Botschaft raus­kommt, die verstanden wird.

    Jedes eini­ger­massen ernst­hafte Unternehmen hat eine ganze Anzahl an Zahlen vorrätig, auch im Mittelstand.

  24. HD Schellnack

    Seit IBM-Chef Thomas Watson Jr. wissen wir doch schon: Good Design is good busi­ness. Und das ist nicht neu, das ist 1950 und ist heute wahrer denn je. Jedes Unternehmen muss heute wissen, dass es nicht NICHT kommun­zieren kann, also kommun­ziert es sich gut – erfolg­reich als Marke und entspre­chend einer kongru­enten Strategie für eigene Ziele, inhä­rente Qualitäten und externem Auftritt – … oder… eben… nicht.

    Ich weiß aus Erfahrung, das gutes Kommunikationsdesign viel mehr ist als Broschürenlayout und funky­gra­phic-o-mat. Es ist das gemein­same Finden von Wegen zum Erfolg. Dornbracht/Meiré ist da ein exzel­lentes Beispiel – nicht wegen der gestal­te­ri­schen Qualität per se (auch die :-D), sondern wegen dem Mut, der die Marke defi­niert. Zumtobel fällt ein. Auf der anderen, ruhi­geren Seite: Erco, Apple, Vira, Bulthaup, BMW.

    Ich finde toll, dass darüber endlich geredet wird und zugleich verzwei­fele ich daran, dass wir noch darüber reden müssen, oder? It’s a fucking no-brainer my dear friends in marke­ting: beau­tiful design sells products.

  25. HD Schellnack

    Designmanagement verstehe ich gern absicht­lich etwas falsch. Nicht als Management von Design (GÄHN), sondern als Design von Management bzw als Management im Sinne ganz­heit­li­cher Designprozesse – Führung von Unternehmen orien­tiert an den Strukturen, die im Produktdesign und Komdesign gang und gäbe sind bzw auch das Verstehen von einem Unternehmen in toto als DESIGNOBJEKT. Kom-Design ist nicht die schicke Broschüre, sondern der (mal mehr mal weniger efolg­reiche) Versuch des Designers-als-Berater, das Unternehmen als ganzes qua der Gestaltung von sicht­baren und unsicht­baren Kommunikationsstrukturen und -akten zu refor­mieren. Change-Manegement im besten Sinne also.

  26. Sanddorn

    Reinhold Seitz? Und ich dachte schon Colani hat den Jungbrunnen gefunden.

  27. Oliver Adam

    Klare Sache: Henning ist auf der rich­tigen Spur, wenn es darum geht, den Nutzen von Design in objek­tive Zahlen zu fassen. Das ist das, was unsere Auftraggeber auch verstehen ;-). Denn die sind nunmal nicht an Meinungen inter­es­siert, sondern an harten Fakten.

    ABER:

    Ich habe mir mal die öster­rei­chi­sche »Studie« mal näher ange­schaut. Diese kann man hier herun­ter­laden. Die ganze Misere lässt sich hier gut ablesen: Leider, leider hat diese Untersuchung keinerlei Aussagewert. Stattdessen krasse metho­di­sche Fehler und fatale Missinterpretationen der Daten. Und für das Informationsdesign – das Aufbereiten der Charts – kann man auch nur eine 6 vergeben.

    Ich konzen­triere mich der Kürze wegen nur auf drei, vier Apsekte:

    1. Missinterpretation der Daten

    Sicher eines der wich­tigsten Ergebnisse steht auf Seite 27. Die These ist: Je höher die Firmen auf der Designleiter steht, desto profi­ta­bler sind sie.

    Falsch.

    Betrachtet mal den Balken »Styling«. Ich lese ihn so, dass 86% ein posi­tives oder ausge­gli­chenes Ergebnis hatten, 3% ein nega­tives. Der Rest – 11% – hat offenbar nicht die Frage beant­wortet? Aha!

    Dann ist die Aufbereitung des Charts falsch, denn das Weiß signa­li­siert optisch: »zu nega­tivem Geschäftsergebnis gehörig«. Das sieht zwar in der Abfolge der vier Balken gut und passend zur Theorie aus. Sie stimmt nur nicht, und sie ist mani­pu­lativ. Denn über die Gruppe der Nicht-Antwortenden wissen wir nichts, sie müsste, wenn über­haupt, zum Beispiel separat und schraf­fiert darge­stellt werden. Dann sieht erstens das Balkendiagramm schon ganz anders aus und es verdeckt zwei­tens einen krassen Fehler nicht mehr:

    Angenommen, auf der Frage-Liste standen je 100 Firmen pro Designleiter-Stufe. Bei »Styling« haben 11 nicht geant­wortet. Heißt, 89 haben geant­wortet und bilden die 100%. 74 Firmen sind dann – auf Basis von 89 bzw. 100% – 83%. Und nicht 74%!

    Die Reihe für »Non-Design« (Basis: 91) wäre also:
    Negativ: 17,48%
    Ausgeglichen: 23,08%
    Positiv: 60,44%

    Die Reihe für »Styling« (Basis: 89) wäre also:
    Negativ: 3,37%
    Ausgeglichen: 13,48%
    Positiv: 83,15%

    Die Reihe für »Prozess« (Basis: 94) wäre also:
    Negativ: 6,38%
    Ausgeglichen: 18,09%
    Positiv: 75,53%

    Für »Strategie« (Basis: 99) wäre die Reihe:
    Negativ: 5,05%
    Ausgeglichen: 25,84%
    Positiv: 71,72%

    Ergebnis:
    Betrachtet man die posi­tiven Ergebnisse, dann liegt »Styling« klar vorn. Betrachtet man posi­tives und ausge­gli­chenes Ergebnis, liegen beide – Styling und Strategie – etwa gleich auf. Bei nega­tivem Ergebnis liegt Styling wieder leicht vorn.

    Interpretation der Daten:
    Es ist besser, nur auf Zuckerguss-Design im Sinne von Styling zu setzen, als auf Design-Strategie. Denn die Wahrscheinlichkeit ist höher, ein posi­tives Ergebnis zu errei­chen, und das Risiko, ein nega­tives Ergebnis zu erlangen, geringer. Genau das sagen die Daten (mal ganz abge­sehen davon, ob die Ergebnisse signi­fi­kant sind) – und sie wider­spre­chen der Aussage auf Seite 13, nach der »Styling keine gestei­gerte Wertschöpfung biete«. Die Zahlen spre­chen eine andere Sprache. Es erschließt sich mir auch nicht, warum Firmen, die in der Designleiter höher stehen, angeb­lich »unter­neh­me­risch besser organ­siert« seien (Seite 27). Hä?

    2. Methodische Fehler

    Keine homo­gegen Gruppen

    Sind denn nun die Ergebnisse aussa­ge­kräftig? Natürlich nicht! Denn man kann nur Gleiches mit Gleichem verglei­chen. Heißt, zum Beispiel nach Branchen. Wer sagt mir, dass unter Non-Design nicht die Schlachtabfall-Beseitiger, Fensterputzer und Schott-Händler fallen, bei Strategie dagegen die Modelabels, Design-Büros und Schmuckhersteller? Man kann nur zu halb­wegs brauch­baren Aussagen kommen, wenn man die Stichproben homo­ge­ni­siert bzw. paral­le­li­siert (»Matching«): also nach glei­cher Branche nach glei­cher Größe etc. Nur dann lassen sich die Störeffekte mini­mieren und sich die (even­tuell) posi­tiven betriebs­wirt­schaft­li­chen Effekte auf den Faktor Design zurückführen.

    Mangelhafte Defintionen und fehlende Daten
    Um nur ein Beispiel zu nennen: Was heißt eigent­lich »posi­tives Geschäftsergebnis« (Seite 27): 100 Euro? 10.000 Euro? 10.000.000 Euro? Angenommen, die 60,44% (und nicht 55%!) unter Non-Design haben im Durchschnitt 10.000.000 Euro verdient, die 71,72% unter Strategie nur 1.000 Euro – wäre Non-Design nicht viel­leicht sogar die bessere Wahl?! Keine Ahnung, wissen wir doch nicht, was »posi­tives Geschäftsergebnis« hier genau bedeutet.

    Korrelation vs. Kausalität
    Wie wichtig eine Homogenisierung der Stichproben ist, zeigt folgendes Gedankenexperiment: Angenommen, die Ergebnisse wären gewesen, dass je höher in der Designleiter, desto mehr Gewinn. Das hieße nichts anderes, dass man eine Korrelation entdeckt hätte, also einen Zusammenhang. Der Zusammenhang kann auch völlig unsin­ning sein:

    Im Frühling kommen sehr viele Babys auf die Welt. Im Frühling kommen auch sehr viele Störche nach Deutschland. Das ist ein – unsin­niger – Zusammenhang. Es stimmt nun eher nicht, dass viele Babys auf die Welt kommen, weil viele Störche sie bringen. Übertragen heißt dies: Man kann nicht sagen, dass Firmen mit hoher Position auf der Designleiter mehr Profit machen, weil sie design­ori­en­tiert sind – es könnte auch ganz andere Ursachen haben, zum Beispiel ein agres­siver Vertrieb.

    3) Fazit
    Die Studie sagt nichts aus. Ich finde sie eher kontra­pro­duktiv, zeigt sie doch offenbar, dass Designer nichts von Wirtschaft verstehen. Dann können wir uns nicht beklagen, wenn der Wert unserer Arbeit nicht gewür­digt wird (Cottbus lässt grüßen).

    Daher meine Empfehlung: eine wasser­dichte, metho­disch saubere deut­sche Studie, die uns die Unterneher nicht um die Ohren hauen können.

  28. Henning

    Daher meine Empfehlung: eine wasser­dichte, metho­disch saubere deut­sche Studie, die uns die Unternehmer nicht um die Ohren hauen können.

    So stelle ich mir das auch vor.

    Prima Kurzkritik, Oliver, ich seh schon, wir werden viel Spaß haben (ich war ja etwas unlustig zur öster­rei­chi­schen Studie was zu schreiben) … :-)

  29. Vroni

    @ Oliver
    Genau solche Sachen habe ich befürchtet.
    Vor allem Korrelationen, die mögli­cher­weise gar keine sind: Nicht wer gut aussieht, wird Geld (Umsatz, „posi­tive Geschäftsergebnisse“) haben, sondern wer Geld hat, kann es sich leisten, gut auszu­sehen. Geht doch so rum und geht so rum. Oder Henne-Ei. Oder gar: Störche-Babies. Was auch immer.

    Nicht ohne Grund geht der Schnack: Glaube nur der Studie, die du selber gefälscht hast.

  30. Oliver Adam

    @Vroni

    Deine/meine/unsere Befürchtungen sind sehr wichtig. Die gute Nachricht: Durch einen vernünftig aufge­baute und durch­ge­führte Studie kommt man schon zu aussa­ge­kräf­tigen Ergebnissen. Nun macht keinem von uns Methodenlehre wirk­lich Spaß. Aber hier muss sie einfach sein. Denn sonst bleibt alles nur wieder bei »Meinungen« stecken …

  31. Oliver Adam

    Nicht ohne Grund geht der Schnack: Glaube nur der Studie, die du selber gefälscht hast.

    Das Schöne an empir­scher Forschung ist jedoch, dass man seine Methoden offen­legen muss. Damit sind die Ergebnisse nach­voll­ziehbar – und prin­zi­piell wieder­holbar – für andere. Das ist der Sinn des Gütekriteriums »Objektivität«, dem natür­lich die deut­sche Design-Studie entspre­chen muss. Fälschen gilt also nicht.

  32. Vroni

    @ Oliver

    Spaß- nicht Spaß. Methodenlehre ist doch in Ordnung. Man kann sich mit allem anfreunden, Statistik (richtig gemachte) ist gar nicht so dröge. Zumindest für mich nicht.

    Ich fände es halt schade, wenn es nur eine Blahblah-Statistik würde. Damit tut man den Designern und Grafikdesignern keinen Gefallen, sondern einen Schaden.

    Wertsteigerung messen durch Design geht nur so:

    Methodisch UND empi­risch am saubersten wäre tatsäch­lich, sich jeweils immer 2 in ihren Kennzahlen absolut vergleich­bare Firmen aus der glei­chen Branche zu schnappen, die eine macht Designmanagement wie es im Lehrbuch steht, die andere nicht. Und hinterher nach einem gewissen zeit­raum (5 Jahre Z.B.) vergleicht man, ob der Marktwert* der jewei­ligen Unternehmen unter­schied­lich gestiegen ist. Oder ob nicht. Dasselbe wieder­holt man in anderen Branchen (ich bin sicher, dass es bran­chen­ver­schie­dene Werte geben wird, aber hallo…).

    * Was sie kosten würden, resp. auf dem Markt wert wären, wollte man sie dann kaufen.

    Alles andere ist Humbug.

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