bukowskigutentag 8/12: Wasser jetzt noch nasser!
Für gewöhnlich zieht Satire ihr Futter aus der Realität. Diesmal drehen wir den Spieß um und lassen eine Satire wahr werden. (Dafür brauchen wir übrigens Design-Unterstützung, siehe Ende des Beitrags.)
Vorgeschichte: die pure Nassness von Wasser
Im Sommer 2011 erschien hier im fontblog ein Beitrag, der sich parodierend mit dem partiell absurden Markt für Mineralwasser beschäftigt. Hier die Zusammenfassung:
Vor dem Hintergrund des anhaltenden Mineralwasser-Booms kreierten wir eine Produktneuheit namens »Wasser«. Dabei handelt es sich um reines, in Flaschen abgefülltes Berliner Leitungswasser, das in den Geschmacksrichtungen »Wasser nass«, »Wasser flüssig« und »Wasser überflüssig« erhältlich ist. Ein geschmacklicher Unterschied zwischen den drei Sorten ist nicht vorgesehen. Auf den Etiketten wird ganz offen ausgeführt, dass es sich bei Wasser um nichts anderes handelt als reines Berliner Leitungswasser. Entscheidend ist schließlich der Markenkern von Wasser, nämlich die pure Nassness.
Der durchaus ernste Hintergrund dieser Satire liegt im seit Jahren boomenden Markt für Mineralwasser. Transport und Vertrieb, teilweise aus aller Welt, verschlingen erhebliche Mengen Energie, bzw. setzen entsprechende Mengen an umweltbelastenden Schadstoffen frei und kosten den Verbraucher auch noch überflüssig viel Geld – obwohl man doch qualitativ hochwertiges Wasser fast umsonst aus dem eigenen Hahn beziehen kann. (Wie ich in Gesprächen erfahren habe, schmeckt vielen Leuten das Leitungswasser nicht. Aber auch dafür gibt es Lösungen; nämlich Filter-Apparaturen etc.)
Um die Sache noch auf die satirische Spitze zu treiben, versah ich Wasser noch mit einer Besonderheit bei der Herstellung. Leere Flaschen und Wasser würden nämlich, behauptete ich, separat per Schiff nach Chile transportiert. Dort würde ein Partner die Abfüllung vornehmen, wonach das fertige Wasser wieder zurück nach Deutschland verfrachtet wird – mit dem Resultat einer verheerenden Umweltbilanz durch den sinnlosen Verbrauch von besonders klimaschädlichem Schiffstreibstoff. Deswegen erhält Wasser zusätzlich einen »Denk mal drüber nach«-Effekt mit eigenem Aufkleber auf der Flasche. Der krasse CO2-Fußabdruck von Wasser wird auf den Flaschen-Etiketten nämlich explizit beschrieben. Und fertig ist der neue Szene-Drink »Berliner Wasser aus Chile«.
Kongress-Sponsoring: Wasser wird wahr
So weit, so Satire as usual. Vor kurzem aber erhielt ich eine Anfrage per Email, ob wir mit unserem »Denk mal drüber nach«-Wasser als Sponsor bei einem Kongress einsteigen möchten. »Wie bitte?«, dachte ich gackernd. Mein erster Gedanke war, dass man mich veralbern will. Aber alle angegebenen Daten, Web-Adressen etc. schienen nach kurzer Recherche glaubwürdig. Also dachte ich im zweiten Schritt, den Spaß auszubauen und eine vorgetäuscht seriöse Korrespondenz zu führen. Das tat ich auch mittels einer Email, in der ich unser großes Interesse am Sponsoring bekundete etc.
Wiederum eine Email-Antwort später schien mir die Sache aber doch etwas fad zu werden. Wozu sollte ich die Frau eigentlich weiter hinhalten? Ist das wirklich noch lustig? Letztlich würde nur Zeit bei ihrer Sponsoren-Suche ins Land gehen, die, wenn ich dann die Hosen herunterlasse, sie in Terminnot bringen würde. Das ist nicht witzig, sondern einfach nur destruktiv und ziemlich uncharmant. Also rief ich die Frau an, erklärte ihr, dass es dieses Produkt eigentlich gar nicht gibt. Macht aber nichts, denn ich möchte ihre Anfrage gerne als Anregung nutzen, das ganze wahr werden zu lassen. Und das tun wir jetzt auch. Anfang dieser Woche erhielt ich die Bestätigung vom Kongress-Team, wo das in großer Runde besprochen wurde, und schon kann’s losgehen!
Ende April wird Wasser in den Geschmacksrichtungen »nass«, »flüssig« und »überflüssig« auf dem internationalen Kongress der Adoptions-Agenturen in Berlin im Französischen Dom am Gendarmenmarkt erhältlich sein und dort Referenten aus aller Welt und Vertretern des Bundesministeriums für Justiz munden. Natürlich werden auch wir mit Kamera vor Ort sein, um Stimmungen und Interviews zu Wasser einzufangen. Danach werden wir das ganze in allen möglichen Kanälen betrommeln, um eine gute Grundlage für die folgende Vermarktung zu schaffen. Ich sehe da perspektivisch zwei Möglichkeiten.
a) Wir finden einen Hersteller, der Wasser produziert, woraufhin wir ein neues Trend-Getränk à la Bionade etablieren.
b) Oder eben nicht. Dann hatten wir trotzdem Spaß, eine schöne Aktion und vielleicht sogar etwas Aufmerksamkeit in den überregionalen Medien.
Stellenausschreibung: Wasser-Grafik
Jetzt zum Tagesgeschäft. Wir brauchen Grafik! Die Wort-Bild-Marke Wasser mit Etiketten, Flyern u.a. muss gestaltet und eine einfache WordPress-Seite aufgelegt werden. Die Flaschen-Etiketten vom Beitrag aus dem letzten Sommer waren natürlich nur ein grober Anriss. Jetzt wollen wir das etwas professioneller anlegen. Dafür suchen wir eine/n Grafiker/in oder auch eine Agentur. Selbstverständlich können wir an Honorar garantiert gar nichts in Aussicht stellen, da es sich hier um eine absolute No-Budget-Aktion handelt. Was wir bieten können, sind Credits im ersten Schritt und eine potentielle, von der weiteren Entwicklung des Projekts abhängige Entlohnung. Wer Interesse hat, bitte einfach kurz per Kommentar melden oder direkt eine Email an mail – ät – bukowski-berlin.de senden. Hat jemand Lust? Würde uns sehr freuen!
Bald heißt es Wasser marsch! Wir berichten weiter.
P.S.: Sehe ich das richtig, dass ich mich demnächst mit 120 Flaschen Wasser in der Badewanne vergnügen werde, um deren Etiketten abzulösen und die Flaschen dann neu zu bekleben? Ja, sieht so aus. Na muss ja auch mal!
P.P.S.: Parallel arbeiten wir an einem neuen Spin-Off für die »Wasser«-Welt: die Manufactum-Edition. Dafür lassen wir Wasser fünf Jahre lang in Eichenfässern reifen, wonach das Barrique-Aroma behutsam wieder herausgefiltert wird, damit der ursprüngliche Leitungswassergeschmack von Wasser erhalten bleibt. Kostet dann wahrscheinlich rund 54 Euro 80 die Flasche. (Nee … im Gegensatz zu obigem Plan nur ein Späßchen.)
9 Kommentare
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Simon Wehr
Euradopt? Wäre das nicht eher was für die BioFach oder die KarmaKonsum? Da passt das Produkt thematisch doch viel besser hin. Kein zielgruppenfernes Sponsoring betreiben, Bukowski müsste das doch wissen …
mbukowski
Die Zielgruppe vor Ort auf dem Kongress spielt überhaupt keine Rolle, weil es nicht die Zielgruppe der Aktion ist. Der Kongress-Auftritt dient dazu, dass wir dort Film und Ton einsammeln, was wir online publizieren können. Dort sitzt die Zielgruppe.
Vincent
Schicke Flasche.
Stephan
Das besondere an Wasser ist ja, man kann es trinken oder auch lassen.
Simon Wehr
Das passt ja ganz genau in das Thema:
http://www.designmadeingermany.de/2011/34338/
Twix Raider
„Kühlwasser“ gibt es auch mit Kirschgeschmack: