Bernd Kreutz wieder in Hochform

Im Reklamehimmel wackelt er am Sockel des pensio­nierten Werbeheiligen Bernd M. Michael (ehemals Grey), der Seifenblasen über den Erfolg der Marke Apple in die Welt haucht, die von der FAZ unge­prüft zitiert werden. Michael glaubt sinn­gemäß, dass das iPhone eine kalku­lierte »Spreizung der Marke« Apple sei, die – gemäß alten Markenführungsregeln – eigent­lich die Kernkompetenz des Hersteller in Frage stellen sollte, dies aber revo­lu­tio­nä­rer­weise nicht tue. Möglicherweise, und jetzt kommen meine eigenen Worte, ist das iPhone für die seit Jahren orien­tie­rungslos vor sich hin geld­ver­die­nende Handy-Industrie eine Revolution … für die Marke Apple ist es schlicht eine Evolution, was frei­lich nur jene wissen, die sich mit den Entwicklungsstufen iMac, iBook, »digital Hub«, iPod und nun das iPhone schon mal ernst­haft beschäf­tigt haben. Bernd M. Michael scheint nicht dazuzugehören.


11 Kommentare

  1. JackJohnJameson

    Als wenn ein billiges Pamphlet (neudeutsch: Flame) irgend­etwas, geschweige denn einen Sockel, bewegen würde. Mir gefällt dieser iKult nicht.

  2. Karsten

    Ich kann Jürgen nur zustimmen.

    Menschen aus der Werbung glauben gerne, dass der Erfolg eines Produktes nur vom Marketing und der Inszenierung alleine abhängt. In Wirklichkeit seien alle Produkte gleich, lautet ja eine gängige Weißheit. Und so oft diese Aussage auch stimmt, sollte sie nie unge­prüft stehen gelassen werden. Abgesehen davon ist diese Aussage ein Schlag ins Gesicht für jeden Produktdesigner, Ingenieur und Programmierer. Deren krea­tive Leistung steht der eines Werbefachmanns in keiner Weise nach. Ich bin jetzt Kommunikations-Designer aber habe in meiner Jugend viel und gerne program­miert. Kreativität erfor­dert beides im glei­chen Maße.
    Macbooks z.B. verkaufen sich wie geschnitten Brot, obwohl keine oder kaum dirkte Werbung für sie gemacht wird. Wenn jemand nach nem Jahr Nutzung, solch ein Gerät weiter empfiehlt, dann ist das zu 99% dem Produkt und nicht dem Marketing zu verdanken. Ich habe nie einen Bekannten über­redet einen Mac zu kaufen (oder bekehrt wie es „Apple-Jünger“ nennen), das hat mein Powerbook von ganz allein geschafft, wenn Leute mir zuschauten, wie ich iPhoto nutze oder eine Keynote-Präsentation zusammenklicke.
    Jeder Handy-Hersteller erzählt, sein neustes Modell sei eine Revolution, aber eine Reaktion gibt es darauf nie. Nur bei Apple ist das anders. Glauben die Menschen, wenn es einer kann, dann viel­leicht Apple? Hoffentlich gibt es bald mehr Hersteller die »Kultur« in ihre Produkte bringen, wie Herr Jobs es sagen würde, denn eigent­lich ist Apple nur ein ganz normaler Hersteller für Soft- und Hardware – eigentlich.

  3. Jürgen

    Danke, Karsten: Ich hätte es nicht sach­li­cher formu­lieren können.

  4. Thomas

    Karsten: Prima! Merci!
    Spare mir jede inhalt­liche Wiederholung. Bin ganz Deiner Meinung.

  5. Jörn

    Karsten, hast mir die Worte aus dem Mund genommen. Gutes Produkt macht ne gute Marke. So einfach kanns manchmal sein.

  6. JackJohnJameson

    Wie naiv.

  7. Valentin Beyer

    Danke, JackJohnJameson: Ich hätte es nicht sach­li­cher formu­lieren können.

  8. HD Schellnack

    Es ist in der Tat eine Korrektur der Marke Apple, die Jobs bereits in den 80ers – wenn auch damals als Flop – vorweg­ge­nommen hat. Das iPhone, wiewohl tech­nisch noch in den Kinderschuhen, zeigt, das Apple den globalen Trend zum Ubiquitous Computing – den die Marke nun wahr­lich lange genug verschlafen hat – nun mitnimmt. Die Marketingpower und enorme Multiplikationsmacht von Apple dürfte für den Rest sorgen. Der Trick, qua PR vom Trendverschlafer zum Trendsetter zu mutieren, hat ja schon beim iPod geklappt, wo Apple ein tech­nisch der Konkurrenz kaum gewach­senes Produkt über ein vorzüg­li­ches Interface plus reich­lich Werbung zur Gadget-Ikone verwan­delt hat. Das iPhone dürfte, wie der iPod, wie der Mini (bei dem BMW die Logik des iPod gut auf den Automarkt trans­fe­riert hat), extrem gut laufen. Rein optisch sehen alle anderen Marken bereits jetzt dagegen ange­staubt aus, und würde das Ding tech­nisch halb­wegs auf der Höhe der Zeit sein (und wäre die Firmenpolitik von Apple mal etwas libe­raler, hust), würde ich mir auch eins holen :-D.

  9. Jürgen

    HD, es ist immer wieder amüsant für mich zu lesen, wie Du en Apple-Produkten bzw. der Apple–Strategie so ganz und gar nicht folgen kannst. Dass Du den iPod bis heute nicht verstanden hast, wundert mich inzwi­schen, weil ich Dir schon vor zwei Jahren versucht habe zu erklären, dass man ihn mit dem eleganten iTunes füttert und nicht versu­chen sollte, verstockte MP3-Windows-Verzeichnisbäume im Festplattenmodus auf das Gerät zu laden. Der iPod wurde vom ersten Tag an nicht als isoliertes Gerät einge­führt, sondern als Komponente einer Infrastruktur. Seine Stärke ist die Software, nicht die Hardware.
    De logi­sche Folge: je konse­quenter ich den iPod in dieser Infrastruktur nutze, umso bedeu­tungs­loser macht sich das Gerät. Was ist das Geniale am Duo iPod/iTunes? Die Idee der gespie­gelten Daten ist es. Und das wirk­lich Wertvolle ist meine Musiksammlung. Das sind die 9000 Songs, die ich mir dank wochen-, monate-, jahre­langer »Datenpflege« so zugäng­lich wie nur irgend möglich gemacht habe. Ein Fingerschnips, und mein Lieblingssong aus dem Jahr 1972 erklingt, oder der Soundtrack von »The Royal Tenenbaums« ist auf CD gebrannt oder der Mix für meinen Geburtstagsempfang ist zusam­men­ge­stellt. Ich kann meinen iPod morgen verlieren, und fühle mich wie ein Formel-1-Fahrer, der nach einem Totalschaden unver­letzt aus seinem Wrack kriecht und sich auf den Ersatzwagen freut, der an den Boxen wartet.
    Apple kann den Trend zum allge­gen­wär­tigen Computing gar nicht verschlafen haben, weil es nie sein Anspruch war. Jahrelang hieß es »The computer for the rest of us«, danach »The power to be your best«. Das sind nun wirk­lich keine Claims mit Allmachtsanspruch.

  10. till

    ich will ja gar nicht gegen das prinzip des ipods argu­men­tieren, aber wenn man wie ich in jahre­langer daten­pflege seine mp3-samm­lung (die auch aus vielen einzel­tracks besteht) mühsam in eine persön­liche ordner­struktur gebracht hat und die stan­dard­ein­stel­lung von itunes diese sortie­rung auto­ma­tisch in die eigene umbricht, könnte ich dem entwickler, der diese vorein­stel­lung gesetzt hat, spontan eins auf die fresse geben. entschul­di­gung für die ausdrucks­weise, aber das ist ein sehr emotio­nales thema :)

  11. Jürgen

    Sag mir, bei welchem Datenbank-Import man sich auf die (manuell ange­legte) Ordnerstruktur verlassen kann? Was zählt sind die in die Dateien einge­tra­genen Meta-Daten. Und die alleine sind es, die ich pflege und per intel­li­gente Playlisten auswerte. Jede manu­elle Sortierung vermeide ich.

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