Beowolf OT kommt: mit 85.000 Zeichen

LettError kündigen auf Ihrer Webseite die OpenType-Versionen der Random-Klassiker Beowolf und BeoSans an. Erik van Blokland schreibt: »Wir haben soeben die Daten zum Mastering an FSI FontShop International geschickt, jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit. Achtung: Diese Schriften werden keine echten Zufallschriften sein wie ihre Type-3-Vorfahren. Sicher wird dies für manche eine konzep­tio­nelle Enttäuschung sein. Aber wir müssen mit dem leben, was uns zur Verfügung steht. OpenType erlaubt es nicht, Kurvenpunkte nach Lust und Laune hin- und herzu­schieben. Und eine Random-Funktion gibt es ebenso wenig.

Stattdessen hat Just van Rossum ein Produktionssystem entwi­ckelt, das Zufallsvarianten erzeugt, die dazu­ge­hö­rigen Austauschregeln und die Unterschneidungen. Ich brauchte nur ein paar fehlende Zeichen zu entwerfen und letzte Hand anzu­legen. Jeder »Beo-«-Font enthält 10 Varianten für jedes Schriftzeichen und genü­gend Austauschkleister, dass er euch den Kopf verdrehen wird. Insgesamt macht das über 85.000 Glyphen … das Ergebnis eines 10-stün­digen Produktionskreislaufs.

Das Tolle unter OpenType: Die Random-Font-Ästhetik lässt sich erst­mals live und in Farbe am Bildschirm verfolgen. Ich kann gar nicht glauben, das es kein Zufallseffekt ist.«


12 Kommentare

  1. HD Schellnack

    Schade. Die Beowolf war von der Idee her die reine Magie. Die passende Schrift zur Chaostheorie, die damals so en vogue war. Insofern nicht als Schrift wichtig, als Font-for-Design (obwohl sie so genutzt wurde), sondern als Experiment, als Reaktion auf Wirklichkeit, als – vorsicht vorsicht – so etwas wie Kunst. 

    Jetzt bleibt davon nur noch die Simulation. Nicht zu ändern, aber weniger wunderbar.

  2. Jürgen Siebert

    @ Bernd: »halb­wegs« viel­leicht … ist bei ehren­senf bestens aufgehoben.

  3. Benjamin Hickethier

    …viel­leicht ist es ja genau der ›Aufstand der Zeichen‹, der uns hierher geführt hat – und Baudrillards Begriff der Simulation; der Schein der 85.000 Zeichen der neuen BeoFonts lässt ohne Zweifel an die Vorstellung/Vorführung von ›Zufall‹ glauben – gar die Meister selbst: »Ich kann gar nicht glauben, das es kein Zufallseffekt ist.«
    (Und Baudrillard: »Dies ist das Zeitalter der Individuen mit varia­bler Geometrie. Die Geometrie des Codes jedoch, sie bleibt fix und zentra­li­siert. Das Monopol dieses überall im urbanen Gewebe zerstreuten Codes ist die wirk­liche Form des gesell­schaft­li­chen Verhältnisses.« Kool Killer, Merve 1978)

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