Alles richtig gemacht, SZ-Magazin fürs iPad
Bis vor fünf Wochen war das SZ-Magazin bei und in der Familie eine unregelmäßige Lektüre, obwohl wir es alle mögen. Der gedrosselte Konsum lag meistens daran, dass uns beim Samstageinkauf einfiel: »Oh, gestern erschien wieder das SZ-Magazin«. Für alle Leser, die nicht so vertraut sind mit den Printobjekten des Süddeutschen Verlag: Das Süddeutsche-Zeitung-Magazin ist die vierfarbige Beilage, ein sogenanntes Supplement, in der Freitagsausgabe der SZ und mit 430.000 Auflage eines der größten deutschen Zeitschriften.
Gestern Abend erschien zum 6. Mal die digitale Ausgabe des Magazins. Wir haben sie alle gekauft (für je 79 Cent) und erfreuen uns seit der ersten digitalen Ausgabe jede Woche über:
- das Erscheinen am Donnerstagabend
- die zeitlich unbegrenzte Lieferbarkeit
- den günstigen Preis
- den Mehrwert im Vergleich zur Print-Version
- die selbstbewusste, konsequente Inszenierung
Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Vor allem den letzten Punkt möchte ich ausdrücklich hervorheben und vergleichbaren Verlagsprojekten zwecks Überprüfung ans Herz legen. Dem SZ-Magazin für das iPad merkt man auf jeder Seite an, dass es – unter dem Ex-Jetzt-Redaktionsleiter und Ex-Neon-Chefredakteur Timm Klotzek – mit »Liebe zum Gerät« gemacht ist (anstatt mit »Liebe zum Papier, aber weil das ja bald ausstirbt, müssen wir das gezwungenermaßen jetzt aufs iPad bringen«). Die Liebe fürs Detail zeigt sich nicht nur im digitalen Heft selbst, sondern sogar an der Metadaten-Pflege im App-Store, wo aktuelle ScreenShots für die App werben … eigentlich ein Kinderspiel, man muss es nur verstehen und wollen, Woche für Woche.
Ein Beispiel für den Mehrwert der digitalen Ausgabe ist die aktuelle Titelgeschichte: Vor sieben Jahren hat das SZ-Magazin ein Heft über Dreizehnjährige gemacht. Nun haben Fotograf und Redaktion sie alle noch mal getroffen, »für ein Heft über die Zwanzigjährigen von heute«. Ein 5-minütiger Film dokumentiert die Erinnerungen und Gedanken des Fotografen. Und weil es in digitalen Magazinen keine Platzprobleme gibt, werden nicht nur alle alten und neuen Fotos der Jugendlichen ganzseitig inszeniert, man bekommt sogar noch mal die Texte von damals geliefert. Ähnlich geht die Redaktion mit Rezepten um (groß bebildert), der Kolumne von Axel Hacke (inkl. Audio-File, vom Autor gelesen) und den beliebten Kolumnen »Sagen Sie jetzt nichts« oder dem verzwickten Kreuzworträtsel, das selbstverständlich auch mit der iPad-Tastatur gelöst werden kann. So macht man iPad-Magazine.
Zum selben Thema auch meine aktuelle Kolumne in PAGE: Warum e-Books nur ein Zwischending sind
7 Kommentare
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Katarina
Echt interessant. :) nur weiter so.
Kadir
Irgendwie macht das Lust, sich vielleicht doch mal irgendwann ein iPad zu zulegen!
Nichtleser
Horst Schlemmer im Urlaub?
Jürgen Siebert
Falls du Horst Schlämmer meinst, den gibt’s hier: http://www.horstschlaemmer.tv/
Nichtleser
Ach nee Schätzelein! Wie hieß der nochmal … Grabotschow? Nee! Gorbinski, Grabschowski?
SH
großartiger artikel. danke.
ich habe mir exakt das selbe gedacht, als ich mir vor fünf wochen die erste ausgabe geladen habe – und seitdem die nachfolgenden selbstverständlich auch.
überhaupt macht die SZ gerade wieder sehr viel gut bei mir.
der website relaunch ist gelungen. die mobile-website ist großartig. und jetzt auch noch die iPad edition des magazins.
ENDLICH bekommt das iPad inhalte die es verdient.
Protopixel
Die medialen Ergänzungen sind gelungen, die Gestaltung an sich ist aber ein wenig fad, die Titelseite hat(te?) keine eigene Querformatansicht. Die UX ist tw. inkonsistent und hakt hier und da. Schließlich ist die Ladezeit vergleichsweise lang, gerade innerhalb einer Ausgabe. Alles verglichen mit WIRED.
Und trotzdem bin ich SZ-MagApp-Leser.
(übrigens: Nur die letzten 7 zurückliegenden Ausgaben sind verfügbar, ältere werden nicht mehr angeboten)