24-Stunden-Logo: Schlecker erfindet sich neu
Schlecker, der Marktführer für Drogeriediscount in Deutschland und Europa, wird sich in den kommenden 18 Monaten neu aufstellen. Ziel ist ein neuer, einheitlicher Marktauftritt mit mehr Einkaufsatmosphäre. Zu diesem Zweck investiert das Unternehmen rund 230 Millionen Euro in die Optimierung seines Geschäfts und einen neuen Markenauftritt.
Auch in der Kommunikation mit Kunden, Öffentlichkeit und Mitarbeitern möchte Schlecker künftig deutlich transparenter agieren. Meike Schlecker, die ab sofort gemeinsam mit ihrem Bruder Lars Schlecker die Kommunikation verantwortet, sagt dazu in einer Pressemitteilung: »Hier sind wir in der Vergangenheit sicher sehr zurückhaltend gewesen, worunter unsere Reputation gelitten hat.« Inzwischen verstehe sich Schlecker als konstruktiver Dialogpartner und habe mit dem Abschluss des weitestgehenden Tarifvertrags im deutschen Einzelhandel eine klare Vorreiterrolle übernommen.
Verantwortlich für das Corporate Design von Schlecker ist seit einigen Wochen KW43 in Düsseldorf, eine Tochter von Grey Worldwide. Wie das Branchenorgan Der Handel heute berichtet, staunten die Düsseldorfer Werber nicht schlecht über das Tempo, das der lange so verschlossene Drogeriehändler vorlegt. »So benötigte Schlecker gerade einmal 24 Stunden, um sich für das neue Logo zu entscheiden, das nicht mehr in klotziger Versalschrift, sondern etwas dezenter daherkommt«. Ziel sei gewesen, die gemeinsam mit dem Kunden erarbeiteten Markenwerte Sympathie, Nähe und Zugänglichkeit widerzuspiegeln.
W&V weiß über den neue Schlecker-Auftritt zu berichten: »Die Umstellung auf das neue Branding, zu dem auch eine veränderte Bildsprache, Farbgebung und Hausschrift gehören, soll sukzessive von Februar oder März 2011 an erfolgen.« (Abb: Wikipedia, Schlecker)
26 Kommentare
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Philipp Schilling
Schlecker ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass zu einer Marke mehr gehört als ein hübscher Schriftzug, eine charakterstarke Unternehmensschrift und eine emotionale Bildsprache: Die Reputation von Schlecker hat nicht unbedingt wegen zurückhaltender Kommunikation gelitten.
Wer bei Google „Schlecker Mitarbeiter“ eingibt, kann ganz schnell selbst herausfinden, weshalb man einfach lieber zu dm oder Rossmann geht. Ich bin erst mal skeptisch, was es beispielsweise mit dem neuen Tarifvertrag auf sich hat und ob die Zeitarbeits-Geschichte nicht einfach weiter geht.
Und weil es hier ja um Typo geht: Für die schrägen Querstriche bei den e hätte man bestimmt auch eine im Wortsinne rundere Lösung gefunden, wenn man sich ein bisschen mehr von Papa Frutiger gelöst hätte.
CB
in der FAS kündigte ein Interview mit den beiden neuen Geschäftsführern schon den gewollten Image-Wandel an (Gedächtniszitat: Unser Vater ist kein Krimineller, sondern Kaufmann). Die meinen es ernst, zumindest werden Fakten geschaffen. Der Staub soll rausgeklopft werden, die Kittel geweißt und gestärkt und die Wortmarke – äh, die soll nett und lieb und ein bisschen Kulleräugig sein, oder so. Im Ernst: Die c und e sind handwerklich dürftig angepasst, stehen zu hoch, sind etwas zu leicht und die Harmonie innerhalb des Wortes will einfach nicht entstehen. Die Rundungen und die Gerade wollen keine Einheit bilden. Ob man mit billigem Flitter eine neue Ära einleiten kann?
Stephan
Drogeriediscount und Einkaufsatmosphäre … dit passt irgendwie ünerhaupt nicht zusammen. Ich verstehe auch nicht warum nur c und e in Verbindung mit dem nächsten Buchstaben stehen. Irgendwie zerfällt beim Betrachten das Wort in Einer-, Zweier- und Dreiergruppen von Buchstaben. Der alte Kontrast Blau auf weiß ist auch klarer als der neue NIVEA Look.
R::bert
Wenn ich mich nur auf die Gestaltung, das Redesign konzentriere, muss ich auf den ersten Blick gestehen, dass ich es tatsächlich sympathisch finde. Beim zweiten Blick bin ich mir allerdings nicht sicher, ob es handwerklich gut ist. Solche Kombinationen sind eher ungewohnt. Aber vielleicht bringt gerade das ein gewisses Potential mit sich … ein wenig Feintuning könnte evtl. schon helfen.
Sven
Ach, so sieht das original Schlecker Logo aus. Bin gespannt ob das Neue auch wieder so verzerrt und gestaucht wird wie es den Mitarbeitern gerade gefällt. Aber selbst wenn die sich mal an so etwas wie ein Corporate Design halten sollten würde ich da nicht freiwillig rein gehen.
B_o
das ist einfach nur furchtbar, wie sich e und c unter schmerzen winden als wären sie gerade vom bus überfahren worden.
in sagenhaften 24h haben sich die schleckers entschieden, entworfen wurde es in 24 minuten.
Jürgen Siebert
Sven meint so was hier:
2 Buchstabenbreiten (Verzerrungen), keine Spur vom Original
Janni
Das Positive, das man aus der Aktion herauslesen kann, ist die Tatsache, dass Schlecker offenbar mit seiner bisherigen Strategie nicht mehr gut fährt – und die lautete ja insbesondere Kostenreduktion und Mitarbeiterausbeutung. Insofern war das alte Logo und dessen lieblose Anwendung auch absolut konsequent: Ein Unternehmen, das billig denkt, sollte auch billig aussehen (Das funktioniert z.B. bei Aldi sehr gut).
Jetzt solls halt ein wenig aufgehübscht werden, um dem schlechten Image entgegenzusteuern und Kunden zurückzugewinnen. Mal ganz unabhängig von der gestalterischen Frage, ob das mit diesem Logo gelungen ist, denke ich mal, dass das so heutzutage einfach nicht mehr funktioniert: Das schlechte Image hat Schlecker sich über Jahre durch seine Firmenpolitik erarbeitet. Mit ein paar putzigen „e“s wird man das nicht korrigieren können.
CL
…ich finde das ein wenig erschleckend .
Beim „c“ paßt die Bewegung gut. Das „e“ ist meiner Meinung nach too much.
sebastian nagel
ch- und ck-Ligaturen … die Fraktur-Ligatur-Fetischisten wirds freuen.
aber ec und er auch noch … das zerstückelt das kurze wort doch schon ziemlich.
Christoph Päper
Tatsächlich mag ich die ‹c›-Ligaturen, aber die Ausschwünge der ‹e›s hätte man kürzer sein lassen können, da das Wort so (noch verstärkt durch das Strich-‹l›) in unpassende Einheiten gegliedert wird (»Sch|l|eck|er«). Apropros Ligaturen: guckt euch mal die URL dieses Blogbeitrags an.
Die Abkehr von der Majuskelschreibung macht es übrigens den Vandalen schwerer, passend »AR« davorzumalen.
mätt
Wirkt durchaus frischer und sympatischer. Auf den zweiten Blick offenbaren sich jedoch sehr schnell die zu Genüge genannten handwerklichen Schwächen. Da hat man wohl nach 50 Metern schlapp gemacht und einfach 100 Meter draus gemacht. Diese Schwächen bleiben dem Nichtdesigner vermutlich aber verborgen und haben somit für genannte neue Markenwerte meiner Meinung nach keine Auswirkungen. Weniger unansehnlicher wird es damit für Fachleute aber nicht.
Hoffen wir nur, dass die Firmenpolitik sich substanzieller und mit mehr Sorgfalt ändert, denn mag das Schaf auch noch so flauschig aussehen, wenn der Wolf drin bleibt, wird es dennoch nicht zum neuen Freund.
sebastian nagel
ja oder der wolf investiert in ein besonders gutes schaf-ffell, damit die anderen schafe und sogar der hirte es nicht bemerken.
Nora
Stephan muss ich zustimmen…. mir gefällt es jetzt mal rein unter gestalterischen Gesichtspunkten besser als vorher, aber es liest sich dennoch S ch l eck er.
ich glaube ich hab das alte nie in blau auf weiß gesehen ehrlich gesagt….
Lutz
Na toll, entstanden ist (in Rekordzeit – was in diesem Zusammenhang auch keine Auszeichnung ist) ein neues Logo. Entstanden ohne typografischen Sachverstand. Warum werden die Buchstaben zusammengezogen? Ligaturen? Nun, dann wurden immerhin zwei neue erfunden.
Schaut Euch das neue Logo noch einmal genau an: da lecken (oder besser schlecken) sich die Buchstaben doch gegenseitig ab. Ist diese Assoziation erst einmal im Kopf, wird man das Bild bei jeder neuen Betrachtung nicht mehr los. Oder meint Schlecker damit etwa, dass die Kritiker Schlecker mal am …
Ich glaube in diesem Fall hat der Auftraggeber schneller entschieden als die Agentur eine gute Lösung vorlegen konnte.
Alexander Rutz
Beim »c« in »ec« sehe ich auch immer eine Pobacke …
Immer noch die gleiche Vroni
Erstaunlich, was man hier oder auf dem Designtagebuch alles in den Buchstaben sehen kann… :-)
Der neue Schlecker-Schriftzug: ein ausgefuchster Rorschachtest.
Quadflieg
Immer noch die gleiche Vroni
„Das Logo ändert man lieber nicht.“
Interview mit einem – zugegeben etwas konservativeren – Markenspezialisten:
http://www.haufe.de/acquisa/specialContentDetail?id=1292419068.03
till1
randbemerkung: dass heutzutage immer noch der begriff „markentechnik“ benutzt wird, wie bei herrn brandmeyer – wo doch langsam jedem klar sein müsste, dass marke ein kulturelles phänomen ist, zumindest sich nicht nach ingenieurart einfach zusammenschrauben lässt … die thesen von domizlaff sind ja inzwischen doch etwas verfeinert worden.
Wilhelm E.
Meike & Lars Sch. haben ein weit ernsthafteres Problem, als sich über Ligaturen Gedanken zu machen.
daniel perraudin
über die soziale resonanz der marke schlecker, insbesondere im umgang mit ihren mitarbeitern möchte ich keine weiteren worte verlieren. erstens habe ich dafür zu wenig verlässliches wissen und zweitens kann sich jeder interessierte selbst die mediatheken der frontal 21/zdf reporter/spiegel tv etc. durchforsten.
aber was das ziemlich verunglückte logo bzw. den schriftzug angeht.. tut mir leid, da passt so gut wie nichts zusammen. die oberlängen (und das versal-/s/) sind dermaßen minimiert, dass man sie sich auch gleich hätte schenken können. die /e/- und /c/-ligaturen sehen aus wie vom jeweils rechten buchstaben, einem zusammengerollten teppich gleich ausgerollt, das /e/ hat leider ein zu ausladendes auge als dass die ligatur noch elegant funktionieren könnte usw.
und durch die wahl der ausgangsschrift stellt sich – subjektiv – auch das gefühl ein, dass die krampfhaft sympathisch aussehen wollenden »ligaturen« der altbackenheit nur kosmetisch etwas gegenarbeiten sollen.
erik spiekermann
ch, ck und sogar sch Ligaturen gab es im Bleisatz bei vielen Schriften, vor allem bei gebrochenen, denn diese Verbindungen werden im Deutschen wie ein Buchstabe ausgesprochen und sind eigentlich nicht trennbar (die Ausnahme k-k für ck ist schon sehr merkwürdig und vermeidbar). In den meisten Schriften heute stehen diese Verbindungen für unser Empfinden etwas zu weit auseinander. Da sie aber auch besonders häufig vorkommen, war es im Handsatz eine Zeitersparnis, eine Ligatur aus dem Kasten zu nehmen anstatt nach den getrennten Zeichen zu suchen.
Wenn man nun diese über die deutsche Sprache gewohnten Verbindungen auf solche ausweitet, die keine sprachliche Entsprechung haben, muss man sich nicht wundern, wenn das Wort ganz fremd zurückschaut auf den Betrachter. Dieser rein formale Eingriff wirkt dann gewollt, unharmonisch und aufgesetzt. Insofern passt der neue Schriftzug prima zu einer Firma, die meint, sich mit etwas Kosmetik eine menschenverachtende Vergangenheit abzuschminken. Jeder Auftraggeber hat eben die Gestaltung, die er verdient.
mätt
Sehr trefflich formuliert und so schließt sich der Kreis.
christoph z
auch die halbherzigkeit des versuches spiegelt das logo erfrischend ehrlich wieder. bei dem versuch, humaner zu wirken, will man gleich übertreiben, buchstäblich zu dick auftragen und direkt die anmutung einer fetten script haben. weil man sich das letzten endes doch nicht traut, wird die grotesk in einer art buchstaben-travestie partiell verkleidet und geschminkt. dabei gibt es doch eine ganze bandbreite von schriften, die in unterschiedlicher deutlichkeit einen menschlichen, warmen charakter auf subtilere und damit glaubwürdigere weise vermitteln.
Twix Raider
Die 230 Millionen waren wirklich für den Katz, das hätte man auch billiger haben können: