Neuerscheinung: »100 Jahre Kommunikationsdesign«
Kommunikationsdesign ist überall, und trotzdem schwer zu definieren. Angesiedelt zwischen angewandter Kunst und Dienstleistung, Handwerk und Beratung, Avantgarde und Mainstream hat sich diese Sparte des Designs erst in den letzten 20 Jahren zu einem stabilen Industriezweig entwickelt, der endlich auch in den Statistiken von Wirtschaftsverbänden und -ministerien Einzug gehalten hat.
Die neue BDG-Publikation »Avantgarde und Mainstream: 100 Jahre Kommunikationsdesign in Deutschland« beleuchtet die große Erfolgsgeschichte der Disziplin von den Anfängen der Gebrauchsgrafik zu Beginn des letzten Jahrhunderts bis zum UX-Design von heute. Zum 100. Geburtstag des BDG, der die Designerinnen und Designer auf diesem Weg begleitet, widmen sich 16 Fachautorinnen und -autoren dem gesellschaftlichen Kontext und den Wechselwirkung zwischen Entwerfen und Nutzbarmachen von Kommunikationsdesign. Darüber hinaus bieten sie auch einen Ausblick auf den Designberuf der Zukunft.
Avantgarde und Mainstream: 100 Jahre Kommunikationsdesign in Deutschland, Hrsg. von Rainer Funke, Marion Godau, Christa Stammnitz, Stuttgart 2019, 240 Seiten, ISBN 9783899863185, 34 €. Mit Beiträgen von: Wolfgang Baum, Matthias Beyrow, Petra Eisele, Sabine Foraita, Rainer Funke, Marion Godau, Michael Hardt, Boris Kochan, Anita Kühnel, Jakob Maser, Julia Meer, Jens Müller, Florentine Nadolni, Oliver Ruf, Erik Spiekermann und Christa Stammnitz.
Reformierte »DIN 16507-2 Schriftgrößen« kann kommentiert werden
Dass sich das Deutsche Institut für Normung mit Schrift und Typografie beschäftig, wissen wir spätestens seit April 2013, als die reformierte DIN 1450 Leserlichkeit erschien, an der erstmals auch Typografen und Schriftentwerfer mitwirkten (die ganze Geschichte: Warum eine Norm zur Leserlichkeit von Schrift sinnvoll ist). Der Nutzen einer Norm für gestalterische Arbeit ist umstritten. Unumstritten ist allerdings auch, dass hierzulande Ingenieure und gewichtige Auftraggeber großen Respekt vor Industrienormen haben. Wenn also weiche Argumente nicht zünden, können Kommunikationsdesigner, Mediengestalter, Werbetechniker und Textverarbeitender zum DIN-Hammer greifen, um ihre Auftraggeber in Sachen Schriftart und Schriftbenutzung zu überzeugen.
Neben der DIN 1450 gibt es weitere Normen, die sich um Schrift drehen, darunter die DIN 16507 aus dem Jahr 1999 zum Thema Schriftgrößen. Es geht um so grundlegende Fragen wie: Welche Größen rund um die Buchstaben gibt es überhaupt? Warum ist der »einfache Zeilenabstand« größer als die Schriftgröße? Wann berühren die Unterlängen die Versalakzente der nächsten Zeile? Welche Schriftgröße muss ich eingeben, um die Leserlichkeit einer Schrift bei einem gegebenen Betrachtungsabstand gewährleisten zu können?
Der Schriftentwerfer Albert-Jan Pool (FF DIN) arbeitet eng mit dem Institut für Normung zusammen und ist inzwischen Obmann des DIN-Ausschuss »Schriften«. Seit Jahren kämpft er für eine Reform der DIN 16507. Nun liegt der Entwurf vor und steht zur Diskussion. Gegenüber Fontblog erläutert Pool die Notwendigkeit dieser Norm: »Unsere Gesellschaft altert und dementsprechend wächst die Zahl der Menschen mit verringerter Sehschärfe. Der Bedarf an leserlich gestalteten Texten nimmt folglich zu und wird in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen.«
Die überarbeitete DIN 16507-2 Schriften – Schriftgrößen dient der Ermittlung, Bestimmung, Festlegung und Angabe von Schriftgrößen und Zeilenabständen. Hierzu beschreibt sie die wichtigsten Maße einer Schrift in Bezug auf die Schriftgröße. Faustregeln erleichtern die Berechnung einer Schriftgröße in pt bei einer zu gewährleistenden Mittellänge oder Ziffernhöhe in mm. Darüber hinaus werden neue Anforderungen an Typometer gestellt: Sie sollen nun auch die Vermessung der Mittellängen und Ziffernhöhen in Printmedien und an Bildschirmen erleichtern und deren Bezug zur Schriftgröße vermitteln. Schließlich wurde die reformierte Norm an die bereits aktualisierten Fassungen der DIN 1450 Schriften – Leserlichkeit und DIN 1451-1 Schriften — Serifenlose Linear-Antiqua — Teil 1: Allgemeines angepasst.
Der Entwurf der aktualisierten DIN 16507-2 Schriften – Schriftgrößen – Teil 2: Textverarbeitung, Mediengestaltung und verwandte Techniken kann ab sofort über das Norm-Entwurfs-Portal kommentiert werden, die Einspruchsfrist endet am 23. Oktober 2019.