Kostenloser Color-Font: Brand New Roman
Das experimentelle Designbüro Hello Velocity bietet seit einer Woche den Color-Font Brand New Roman zum »kostenlosen« Download an (Bezahlung mit Name und Mail-Adresse). Sein Zeichensatz setzt sich aus den Buchstaben-Logos weltbekannter Marken zusammen, von Amazon bis Zenith. Die Schöpfer schreiben dazu: »Wir haben sowohl eine farbige als auch eine Standard-Monochrom Version gebaut. Farbfonts sind noch relativ neu und nicht mit allen Browsern oder Programmen kompatibel. Colorfonts.wtf hat einen vollständigen Leitfaden zur Kompatibilität.« Wer die Download-Seite für den Font in Firefox aufruft, das Color-Fonts unterstützt, kann dort umgehend farbige Schriftmuster erstellen.
Mein abschließender Tipp: Ihr benutzt diesen Font nur für private Experimente, denn selbstverständlich genießt jeder »Buchstaben« weltweiten Markenschutz. #brandnewroman
Beck’s lässt wieder gestalten
Eben im Supermarkt: Beck’s-Bier-Flaschen ohne Etikett, also … schon mit Etikett, aber ohne was drauf. Das finde ich so außergewöhnlich, dass ich mir gleich 2 Exemplare in den Einkaufskorb lege. Zuhause dann das Kleingedruckte gelesen und die Website aufgerufen: deinbecks.de.
Immer wieder mal ruft Beck’s visuelle Gestalter dazu auf, der Marke unter die Arme zu greifen. Hier im Fontblog haben wir das aufmerksam beobachtet, zum Beispiel den Wettbewerb 2007: Volle Pulle daneben. Das Ergebnis dieser unglücklich organisierten Competition (Designverbände kritisierten) war ein Frauen-Six-Bag, entworfen von Oliver H. aus Gütersloh, honoriert mit 5000 € und 100 Sixpacks des selbst gestalteten Biers. Im Fontblog-Beitrag von 2017 sind zwar noch alle 60 Kommentare zu lesen, aber die verlinkten Abbildungen hat Beck’s inzwischen in den Giftschrank verbannt.
Die aktuelle Werbe-Initiative »Mach’s zu deinem Beck’s« ist anders, weil … es sind 11 (!) Jahre vergangen. Wir haben soziale Netze und unser Designtool tragen wir in der Hosentasche. Und so fordert die Biermarke ihre Fans auf, mal eben am Smartphone – und nur dort – ein eigenes Flaschenlabel zu gestalten, auf deinbecks.de. Hier kann man dann mit einer Vielzahl von Hintergründen und Icons ein individuelles Etikett zusammenbauen. Alternativ lässt sich ein eigenes Bild hochladen und Text hinzufügen. Was mir sofort gefiel: Die verwendete Handschrift bietet Alternativzeichen an, wirkt echt authentisch.
Als Hintergrund für mein Etikett habe ich das Key-visual unseres kommenden CreativeMornings Berlin gewählt: Motto »Chaos«. Dann noch drei Zeilen Text mit Berlin-Bezug, ein Icon dazu, fertig. Hat Spaß gemacht. Danke Beck’s.
Aretha Franklin Font Project
Der chilenische Designer Nico Rubio schreibt auf Behance: „Aretha Franklin, eine meiner Lieblingskünstlerinnen, starb im August 2018. Aus Respekt, und damit sie noch lange bei uns ist, habe ich ihre Handschrift aus Briefen und Songtext-Notizen in einen Font verwandelt.« Als Dankeschön empfiehlt er eine kleine Spende an Aretha’s Krebsstiftung. Mehr zum Aretha Font Projekt…
Warsteiner setzt auf erfrischende Wahrheit
Diese Woche startete die neue Kampagne für Warsteiner Premium Pilsener, der Kernmarke des nordrhein-westfälischen Großbrauerei. Entwickelt wurde sie von der Hamburger Agentur Freunde des Hauses. Kern der Kampagne seien erfrischende Momente, die auf humorvolle Weise überraschende Bierwahrheiten in Szene setzen.
Zur strategischen und kreativen Schärfung des Markenprofils setzt Warsteiner auf die Verbindung zweier Kernwerte: Erfrischung und Wahrheit. Die Leitidee „Nichts ist erfrischender als die Wahrheit“ wurde von der Agentur mit dem Markenclaim „Das einzig Wahre. Warsteiner“ verkettet, um den Grundstein für die neue Kommunikation zu legen (alle 5 Spots auf dem YouTube-Kanal von Warsteiner).
Wie tragfähig ist das Eis, mit dem die neuen TV-Spots beginnen? Früher war »Wahrheit« so etwas wie der Goldbarren unter den Markenwerten. Doch in Zeiten von Fake News, alternativen Fakten und Framing assoziiert man in unserem Land gerade ganz andere Dinge mit Wahrheit. Ich denke an Chemnitz, Brexit und den nächsten Tweet von Donald Trump, wenn ich das Wort höre. Die Wahrheit ist relativ geworden. Am Stammtisch würde man sagen: Du kannst keinem mehr glauben.
Die Menschen trauen den Medien nicht mehr, die Medien trauen der Politik nicht mehr, die Politik traut sich selbst nicht mehr. Werden die Verbraucher einem Bier trauen, dass seit Jahrzehnten das (unverbindliche) »einzig Wahre« für sich beansprucht, und jetzt die Wahrheit als Erfrischungsgetränk in Flaschen anpreist? Ich habe meine Zweifel … wünsche aber meinem Lieblingsbier trotzdem viel Erfolg, seine Glaubwürdigkeit zu festigen.
Es wäre sogar ganz wunderbar für unsere Debattenkultur, wenn der Wahrheit mit Hilfe eines für jedermann verständlichen Sachverhalts – nämlich das Biertrinken – der Rücken gestärkt würde.
Die 3 überflüssigsten Produkte auf der IFA
1. Der fliegende Luftreiniger (Ataraina)
Das japanische Unternehmen Creative Technology (Halle 7.1c) bietet unter dem Markennamen Ataraina den »weltweit ersten« Flying Magic Cleaner an. Dabei handelt es sich um einen Luftreiniger, der – auf eine Drohne montiert – dröhnend durchs Wohnzimmer schweben und Staub einfangen soll. Der Ataraina-Stand war gut besucht, vor allem weil viele Besucher wissen wollten, wo der Lärm herkommt … es war der Luftreiniger in seinem Käfig.
Auch die beiden anderen Produkte von Ataraina haben sich einen Platz im Bestseller »Chindogu oder 99 unsinnige Erfindungen« verdient: Der Schuhgeruchstopper Deodorant One und das elektromagnetische Flipboard Esclip.
2. Dir virtuelle Herdflamme (Samsung)
Samsung hat die vielleicht beeindruckendste Ausstellungsfläche … und die größte: 2 Etagen im CityCube am Südeingang. Im Bereich Küche ziehen die Induktionskochfelder mit der Komfortfunktion Virtual Flame die Besucher wie magisch an. Die virtuelle Flammen werden per LED an die Außenseite von Töpfen oder Pfannen projiziert. Je nach eingestellter Leistungsstufe verändern sich deren Farbe und Intensität. »So haben Sie die Leistung Ihres Kochfeldes immer im Blick. Dies sorgt für sichtbar mehr Sicherheit.« meint Samsung.
3. Die Selfie-Riesenwaschmaschinen (San Giorgio)
Der neapolitanische Waschmaschinenhersteller IT Wash zeigt auf seinem Stand Neuheiten seiner Marke San Giorgio. Als Blickfang haben die Italiener eine Riesenwaschmaschine im Verhältnis 1:2 ins Zentrum gestellt, mit rotierender Waschtrommel, aber funktionsunfähig. Gegenüber befindet sich eine Hostess mit Stehtisch, Laptop und Fotodrucker, die Besuchern ohne Smartphone ein Waschmaschinen-Selfie mit auf den Heimweg gibt.