Fontblog Artikel im Januar 2016

TYPO Day kommt nach Hamburg

Auftakt in Hamburg: der erste TYPO Day des Jahres findet am 19. Februar im desi­gnx­port statt. Im Ausstellungs- und Versanstaltungszentrum für aktu­elles Design werden in der knapp vier­stün­digen Veranstaltung die aktu­ellen tech­ni­schen und ästhe­ti­schen Möglichkeiten im E-Publishing vorgestellt. 

Zum Themenschwerpunkt E-Print & E-Book zeigten die TYPO Day Referenten Fabian Kern Andrea NienhausFrank Rausch und  Atilla Korap auf, welche Verlage ihr Angebot in elek­tro­ni­sche Form gebracht haben, welche Strategien sie dabei verfolgen und für wen sich der mediale Übergang bereits auszahlt.

designxport-roter-Tisch_c_Stephan-LemkeAm 19. Februar findet der erste TYPO Day 2016 in Hamburg im desi­gnx­port statt. Foto: Stephan Lemke

Im Lauf der Veranstaltung werden tech­ni­sche Hürden, die bei der Programmierung zu nehmen sind ebenso behan­delt wie aktu­elle gestal­te­ri­sche Möglichkeiten beim Publizieren von E-Books.

Programm*:

  • 14:00 Registrierung
  • 14:15 Jürgen Siebert: Begrüßung
  • 14:30 Fabian Kern: Einführung in die (noch) unüber­sicht­liche Welt des elek­tro­ni­schen Publizierens
  • 15:10 Andrea Nienhaus: E-Publishing
  • Kaffee-Pause
  • 16:20 Frank Rausch: Responsive Typography
  • 17:00 Atilla Korap: Maßgeschneiderte Fonts für E-Book und Screens
  • 17:40 Getränke, Q&A und Get-together
  • 18:30 Ende der Veranstaltung

*Programmänderungen vorbe­halten

Das typo­gra­fi­sche halb­tä­gige Intensivseminar für profes­sio­nelle Designer, Markenbetreuer und Publishing-Experten liefert einen Überblick zum aktu­ellen Stand der digi­talen schrift­li­chen Kommunikation. Das Themenspektrum reicht von den ästhe­ti­schen Grundlagen und der Bedeutung der typo­gra­fi­schen Qualität über Markenbildung, neue Ausgabegeräte bis hin zu den jüngsten Font-Produkten, -Technologien und -Anwendungen.

Ticket: 59 €*
Gruppenpreis ab 3 Personen: 49 €* pro Person

*Preise zuzüg­lich 19% MwSt.

→ zur Anmeldung

 


CUT-Magazin interviewt den Font FF Hertz

Cut-Typografie-Ausgabe-im-RegalVon A bis Z widmet sich das Winterheft des DIY-Modemagazins CUT (»Leute machen Kleider«) dem Thema Schrift. Foto: Norman Posselt

Auf diese Art hat sich noch keine unserer Schriften in den letzten 20 Jahren empfohlen: In Kooperation mit Monotype spielt das viel­fach ausge­zeich­nete Heft auf 150 Seiten mit Schrift und Buchstaben, bringt eine Vielzahl moderner und klas­si­scher Editorial-Schriften zum Einsatz, und widmet mehrere Stories und Fotostrecken typo­gra­fi­schen Themen. Besonderes Feature: CUT-Redakteurin Anke Eberhardt spricht mit Jens Kutíleks FF Hertz, über Gleichberechtigung, Magersucht und billige Kleider:

CUT: Seit Sommer 2015 bist du ganz offi­ziell bei font​shop​.com und anderen Schriftdealern zu haben. Deine Entwicklung begann aber schon 2012. Ist das eine normale Zeitspanne?

FF Hertz: Ach, das ist noch gar nichts! Mit oder ohne Serifen? Wie sieht der Strich vom Q in Extra Bold Italic aus? Das muss ja alles bis ins Detail ausge­ar­beitet werden! Insgesamt habe ich in meinen 12 Schnitten über 11.000 Zeichen, darunter mehrere Tausend Akzentbuchstaben, die für die euro­päi­schen Sprachen nötig sind. Mein Designer muss ein Faible für mono­tone Tätigkeiten haben.

FF Hertz Interview-mit-einer-SchriftInterview mit einer Schrift? Warum nicht! FF Hertz zeigt im Gespräch, dass die moderne Textschrift Stellung bezieht. Zu Buchstabenwerten, Lesbarkeitsanspruch, auch Lebens- oder Formfragen. Editorial-Doppelseite: CUT Magazin, Typographie-Special, Ausgabe #14

CUT: Im Gegensatz zu den momentan aktu­ellen, über­cleanen Schriften erscheint deine Hand… pardon: Satzschrift eher altmodisch.

FF Hertz: Stimmt. Meine Ziffern sind zum Beispiel stark an eine Schreibmaschine aus den 1970er-Jahren ange­lehnt. Viel habe ich auch Hermann Zapfs Melior zu verdanken, von der mein Designer sagt, sie über­trage ein 50er-Jahre-Feeling auf jeden Text. Serifenschriften wie ich sind eigent­lich nie beson­ders im Trend. Sogar Google hat ja gerade sein Logo zu einer seri­fen­losen Schrift geän­dert. Wir sind eher die Arbeitspferde, die unbe­achtet im Verborgenen werkeln. Es gibt aber auch Ausnahmen: In der Welt der Modemagazine sind klas­si­zis­ti­sche Serifenschriften mit feinen Haarlinien ein gesetzter Standard.

CUT: Obwohl du also eine Vorliebe für Tradition hast, bist du über­ra­schend modern einsetzbar und oft in eBooks zu sehen.

FF Hertz: Anders kann man in der heutigen Zeit ja gar nicht mehr bestehen. Das Fernsehen macht einen bekannt­lich 5 Kilo schwerer, bei E-Publikationen ist es umge­kehrt. Da wird jeder unvor­be­rei­tete Buchstabe unfrei­willig mager­süchtig. Wenn du dann aber mal wieder klas­sisch auf Papier gedruckt wirst, kommt der Jo-Jo-Effekt und plötz­lich bist du über­ge­wichtig. Deswegen habe ich versucht, mich bei der Abstufung meiner Strichstärken gleich zu Beginn an die verschie­denen Einsatzgebiete anzupassen.

CUT: Warum benö­tigt jeder deiner Buchstaben exakt den glei­chen Platz, egal ob Light, Regular oder Bold?

FF Hertz: Gleichberichtigung war mir schon immer wichtig. Nur die Kursiven tanzen wie immer aus der Reihe und nehmen ihren eigenen Platz ein. Aber was soll man machen, es sind halt schräge Typen. Dass meine Buchstaben „uniwidth“ sind, ist aber nichts, was man als Leser merken soll. Das ist eher etwas, das dem Typografen, der mit mir gestaltet, die Arbeit erleich­tern soll.

FF_Hertz_Reader_1320pxSchmale und gleich­breite Zeichen in allen Schriftschnitten, hervor­ra­gende Lesbarkeit auf Papier und Bildschirm und warme Serifenformen: die enga­gierten Eigenschaften der FF Hertz Textfamilie von Jens Kutílek

CUT: Typobanausen könnten nun sagen, das sei doch alles völlig unwichtig. Eine Schrift sei Mittel zum Zweck. Und wo das a seinen Bauch trägt, doch nur eines: völlig egal.

FF Hertz: Ja, klar. Das ist unge­fähr so egal wie das Kleid, das man trägt. Ob das jetzt ein zwickendes Billigteil aus Polyester oder perfekt fallende Seide ist: völlig gleich­gültig. Ist ja auch nur ein Kleid, nicht? Aber wenn bei einer Bewegung etwas kneift, hat das Kleidungsstück seinen Zweck verfehlt. Ich bin die alltags­taug­liche Kleidung, die einfach gut sitzt. Die man nicht bemerkt, wenn man sie trägt. Um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, braucht man natür­lich etwas Spektakuläreres. Ich gehöre nicht auf den Laufsteg. I’m the normal one …

0_cut-magazine-typo-specialDie CUT-Herausgeberinnen zeigen in zig DIY-Ideen, was man mit A, B, C & Co alles anstellen kann, Editorial-Doppelseite: CUT Magazin, Typographie-Special, Ausgabe #14

CUT: Wobei die Unterschiede in der Mode doch etwas offen­sicht­li­cher sind.

FF Hertz: Nicht für unser Unterbewusstsein! Bei Lesetexten sind die Menschen zum Beispiel Serifenschriften gewohnt, für Beschilderungen funk­tio­nieren aber seri­fen­lose besser. Da soll noch mal jemand behaupten, dass Typografie nur eine Spielwiese für Grafiker sei, wenn alle an der Autobahnausfahrt vorbei­fahren, weil das Erfassen des Ortsnamens eine Sekunde zu lang gedauert hat.

CUT: Da du nun fertig designt bist, stellt sich die Frage: Wie sieht die Zukunft aus?

FF Hertz: Ich komme ja aus Berlin-Wedding, da wächst man auto­ma­tisch in einer inter­na­tio­nalen Umgebung auf. Ich spreche über hundert Sprachen, deshalb ist mein Ziel, irgend­wann in jeder von ihnen mindes­tens einmal für eine Liebeserklärung und einmal fürs Fluchen verwendet worden zu sein.

CUT: Das ist ein Wort. Danke für das Gespräch!

Das Interview führte Anke Eberhardt.

Cut-Kooperation-Launch-Party-RedaktionDas CUT-Team auf der Launchparty im soda. BERLIN im Dezember (von links nach rechts): Marta Olesniewicz (CUT Art-direc­tion), Anke Eberhardt (CUT Chefredaktion), Sebastian Steinacker (SodaBooks), Isabell Hummel (SodaBooks), Horst Moser (CUT Verleger). Foto: Norman Posselt

CUT wurde 2009 unter der Leitung von Horst Moser im Hause inde­pen­dent Medien-Design von den Grafikdesignern Lucie Heselich und Marta Olesniewicz ins Leben gerufen. Anja Kellner stieß kurze Zeit später für Mode und Text dazu. Seit 2012 ist Anke Eberhard Mode- und Chefredakteurin. Inzwischen ist CUT fester Bestandteil der Magazinlandschaft und Kreativ-Lesestoff der Guerilla-Gärtner, Strickmädchen und Selbermacher. Verschiedene Preise wie zum Beispiel der Red Dot Award (2009, 2010), der Lead Award (2010) sowie lobenden Anerkennungen von ADC und der Nominierung des Rat für Formgebung unter­strei­chen die gestal­te­ri­sche Qualität von CUT.

LINKS:


Das Berlinale-Plakat 2016

66. Berlinale Plakat

Es ist Tradition im Fontblog, alle Jahre wieder einen kurzen Blick auf die Plakatserie der Berliner Filmfestspiele zu werfen. Kurz vor Weihnachten wurden die Motive für die 66. Berlinale vorge­stellt, die vom 11. bis 21. Februar 2016 statt­finden wird. Nachdem der pres­ti­ge­träch­tige Job in den vergan­genen fünf Jahren von der Berliner Agentur Boros betreut wurde, wech­selte das Festival nun den Werbepartner.

Das Schweizer Designbüro Velvet​.ch schuf die 6 Motive und schlägt eine komplett neue Richtung für die Werbung des Filmfestival ein. Während jahr­zehn­te­lang Muster, Wörter, Abstraktes und Buchstaben die Berlinale-Poster domi­nierten, setzt Velvet auf format­fül­lende Fotos. Diese erzählen von »flüch­tigen Begegnungen einzelner Nachtschwärmer mit den Bären in der Stadt, … einge­klemmt zwischen Realität und Fiktion.« (Pressetext). Jedes Motiv ist in eine eigene Farbwelt getaucht. Allen gemein ist der fett in weiß gesetzte Veranstaltungsname plus Datum oben links, dazu an der rechten Seite gestürzt der Hashtag #Berlinale … alles gesetzt in ITC Avant Garde Gothic.

»›Der Bär ist los‹, so könnte das Motto unserer dies­jäh­rigen Plakatmotive heißen. Auf ihnen schwärmt der Bär aus und ist, wie das Festival selbst, nicht nur am Potsdamer Platz, sondern auch in den verschie­denen Kiezen unserer Stadt zu sehen.« Mit diesen Worten umschreibt Festivaldirektor Dieter Kosslick seine eigenen Assoziationen beim Betrachten der neuen Berlinale-Kampagne. Was er nicht verrät sind die Hintergründe für die visu­elle Kehrtwende sowie für zwei visu­elle Details, die um so mehr unsere Fantasie anregen.

1. Der Hashtag. Da die Berlinale nicht nur ein Industrie-, sondern auch ein Publikum-Festival ist, haben sich die Veranstalter dazu entschlossen, die Fans mit einem amtli­chen Hashtag zum Mitreden einzu­laden. Wer in den sozialen Medien zu Hause ist weiß natür­lich schon lange, dass dort sowohl die Stars als auch die Journalisten fleißig Informationen liefern (und natür­lich auch sammeln). Frischer als im Netz kommt man nicht an Festival-Infos. Mehr live geht nicht.

2. Das RGB-Muster. Wer sich den neuen Plakaten nähert stellt fest, dass die Fotos mit einem Pixel-Raster verfremdet sind, das sie wie Screenshots aussehen lässt, genauer: wie vom Bildschirm abfo­to­gra­fiert. Dieser Effekt ist unge­wöhn­lich für ein Festival zum Thema Film, einer Industrie, die zwar weit­ge­hend digi­ta­li­siert ist, aber letzt­lich ihr Geld mit dem Versprechen einer unge­trübten (= pixel­freien) opti­schen Bildqualität verdient. Andererseits deutet der Screen-Effekt an, dass die Zukunft des Films nicht alleine an der Kinokasse entschieden wird. Digitale Plattformen, die Filme verkaufen, verleihen oder streamen, werden in den kommenden Jahren eine entschei­dende Rolle für den Zugang zur Filmkunst spielen.

Beide Details betonen, dass die Berlinale ein publi­kums­nahes Festival ist und dass sie sich darum bemüht, so viele Menschen wie möglich dem Medium Film näher zu bringen. Unter diesem Blickwinkel sind die neuen Plakate inhalt­lich passend und grafisch gelungen.

(Abbildungen: Velvet Creative Office © Internationale Filmfestspiele Berlin)


Fontblog verlost ein Typodarium 2016

Typodarium 2016

Auch für jeden Tag dieses Jahres haben Lars Harmsen und Raban Ruddigkeit typo­gra­fi­sche Display-Delikatessen und solide Brotschriften zum Lieblingskalender aller Fontfreunde zusammen getragen. Beim Verlag Hermann Schmidt Mainz ist es vergriffen: Das Typodarium 2016.

Die Fakten schnell zusammen gefasst:

The Daily Dose of Typography
Abreißkalender mit 366 Fonts
von 223 Designern aus 32 Ländern
und allen Feiertagen dieser Länder
384 farbige Tagesblätter, beid­seitig bedruckt
Format 8,5 x 12 cm
Verpackt in einer soliden Schriftmuster-Sammelbox

Wir verlosen unseren Kalender unter allen Kommentierenden. Welches ist Euer Schriftthema 2016? Das kann etwas aus der Font-Technik sein, ein Format, die Erweiterung einer Fontfamilie, ein bestimmter Anwendungszweck für Schriften oder auch ein Schriftstil.

Einsendeschluss ist Mittwoch, der 13. Januar 2015, 12:00 Uhr.

– –
1. Teilnahmeberechtigt sind alle Personen ab 14 Jahren. Angestellte von Monotype und ihre Angehörigen sind von der Teilnahme ausge­schlossen. 2. Alle Personen, die sich mit einem Kommentar im Fontblog betei­ligen, werden auto­ma­tisch Teilnehmer am Gewinnspiel. 3. Der Gewinner wird durch Losentscheid ermit­telt und per E-Mail am Ende des Gewinnspiels benach­rich­tigt. Der Gewinner erhält einen Typodarium-Kalender. Der Preis kann nicht umge­tauscht oder in bar ausge­zahlt werden. 4. Monotype behält sich das Recht vor, diese Teilnahmebedingungen jeder­zeit zu ändern oder das Gewinnspiel ganz oder teil­weise vorzeitig zu beenden. 5. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


Praktikum bei FontShop

FontShop, Berliner Niederlassung der Monotype GmbH, Herausgeber der FontFont-Bibliothek und der FontBook App, bietet Praktikums- bzw. Volontariats-Plätze an. Gesucht werden Studentinnen/Studenten oder Absolventinnen/Absolventen mit schrift­ge­stal­te­ri­schem und typo­gra­fi­schem Interesse.

fontfont_office_panorama_2000Hier könnte für ein halbes Jahr Dein Arbeitsplatz sein: Im FontShop-Büro im Berliner Bergmannkiez

Wesentliche Schwerpunkte der Tätigkeit während eines Praktikums/Volontariats bei FontShop sind:

  • Testen von Fonts unter Windows und Mac OS, z. B. Ausdrucke anfer­tigen und auswerten, Funktion von OpenType Layout Features prüfen …
  • tech­ni­sche und visu­elle Überprüfung von Fonts und Fontquelldateien
  • teil­weise Outlinekorrekturen für Font-Updates
  • Hinting von PostScript-Outlines
  • Testdokumente weiter­ent­wi­ckeln
  • Kerning- und Sprachraumrecherche
  • Fontübersichten/Schriftmuster erstellen
  • Zuarbeiten bei Einreichungen für Wettbewerbe, Animationen/Illustrationen …
  • Einblick in die profes­sio­nelle Fontproduktion von FontShop …

Praktikumsdauer: sechs Monate mit 40-Stundenwoche. Das Praktikum wird vergütet. Start ab 1. Februar 2016. Praktikumsort ist Berlin. Interessenten bewerben sich bitte bei:

Andreas Frohloff Manager CP Font Productionandreas.frohloff@monotype.com