Interaktive FF-Mark-Schriftporträt-Website
Seit 23 Jahren arbeite ich im Font-Business. Davor habe ich 5 Jahre lang als PAGE-Chefredakteur die Premieren wegweisender Schriftfamilien verfolgt, zum Beispiel von Avenir, Rotis und ITC Officina.
In alle diesen Jahren (und vielleicht auch in den Jahrzehnten davor), feierte meines Wissens noch keine Schriftfamilie eine ähnlich ausgetüftelte Premiere wie die neue FF Mark von FontFont.
Hannes von Döhren und Erik Spiekermann bei der finalen Kontrolle der FF-Mark-Probedrucke
Klar, es gab damals große Empfänge, Pressekonferenzen in Paris, ganze Bücher oder Zeitungen zu einer neuen Schrift wurden gedruckt und teils kostenlos verteilt. Doch welchem Zweck dienten sie? Bis Anfang der 1990er Jahre wurden neue Schriften häufig dazu entwickelt, um die Investitionen in teure Satzmaschinen zu legitimieren, den Wettbewerb aufzumischen, Konkurrenten zu kopieren und manchmal auch, um eine neue ästhetische Qualität zu definieren. Daher richteten sich die Premieren vor allem an die Industrie, an Investoren und an Dienstleister. Danach kamen die Kreativen, also Typografen und Designer.
Nach einem einstimmenden Intro mit Hintergrund-Video, das das Entwickler-Team bei der Arbeit an FF Mark zeigt, lassen sich alle 20 Schnitte der Schrift mit eigenen Texten ausprobieren, und zwar in echt, also mit Webfonts, deren Schriftgröße, Zeilenabstand, Ausrichtung, Farbe individuell justierbar sind
Seit der Befreiung der Schrift von der Maschine durch das Desktop Publishing werden neue Schriften endlich für deren Benutzer auf den Markt gebracht. Diese wollen bei einer Neuheit ganz genau wissen, was eine Schrift kann, wie sie gedruckt aussieht und wie sie am Bildschirm besteht. Und wenn ein neues Design auf einer Tradition aufbaut, dann möchten die zukünftigen Anwender mehr über die historischen Hintergründe erfahren. Schließlich wollen sie verzaubert werden, mit schönen Kurven, überraschenden Details, einem Übermaß an Beispielen und Anregungen. All dies leisten die heute freigeschaltete Schriftporträt-Website der FF Mark und das 136-seitige PDF FF Mark-Infoguide … auch wenn die Smartphone-Performance von www.ffmark.com noch nicht ausgereift ist.
Eine interaktive Weltzeituhr präsentiert vier von neun (!) Ziffernsätze der FF Mark, zusammen mit verballhornten Zeitzonen-Metropolen … eine Anspielung auf die Bauhaus-Tradition der Schrift
Alle zehn Schnitte der FF Mark im Strichstärken-Fächer: Man tippe ein Schriftzeichen auf der Tastatur, um dieses (1) in unterschiedlichen Stärken zu sehen, oder (2) es mit einer anderen Strichstärke zu vergleichen, oder (3) …
… alle Strichstärken transparent übereinander gelegt auf einem Leuchtkasten zu sehen
In der Layout-Box lässt sich die Wirkung von FF Mark für verschiedene Einsatzbereiche testen, zum Beispiel Zeitungen, Buchcover, Tablet-Screen oder Computermonitor
Ausführliche historische Betrachtung zu den Wurzeln der FF Mark, recherchiert und verfasst vom jungen Schrifthistoriker Ferdinand Ulrich
Premiere: FF Mark, geometrische Sans für unsere Zeit
FF Mark ist eine neue geometrische Sans, entworfen für die typografischen Herausforderungen von heute. Sie entstand in den vergangenen zwei Jahren als Gemeinschaftsprojekt zwischen Hannes von Döhren, Christoph Koeberlin und dem FontFont-Technik-Team, begleitet von Erik Spiekermann. Die Großfamilie bietet 10 Strichstärken (von Hairline bis Black) und die dazugehörigen Kursiven (= 20 Fonts), wobei die extremen Schnitte für den Einsatz in Headlines optimiert, und die mittleren auf Textleserlichkeit getrimmt wurden.
Weil es ziemlich viel über die Tradition und die Flexibilität dieser Neuheit zu erzählen gibt, hat FontShop die Font-Info- und -Test-Website www.ffmark.com eingerichtet, einen FF Mark Pro Testfont zum Download bereit gestellt und ein ausführliches, 136-seitiges Schriftmuster-PDF angefertigt.
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Am Anfang stand die Idee, eine zeitgemäße Schriftfamilie zu entwerfen, deren Wurzeln in den geometrischen Serifenlosen unseres Landes liegen. Für dieses Projekt haben sich die Schriftentwerfer Hannes von Döhren (HvD), Christoph Koeberlin (FontFont) und das FontFont-Technik-Team (Andreas Frohloff, Jens Kutilek, Inka Strotmann, und weitere) zusammengeschlossen. Initiator des Projekts war Erik Spiekermann, der auch die künstlerische Beratung übernahm.
Auf den ersten Blick mag sich FF Mark zwischen die berühmten Ahnen einreihen, zum Beispiel Erbar Grotesk, Lucina, Futura, Kabel oder Berthold Grotesk. Tatsächlich ragt sie heraus. Gravierende Unterschiede zu den 1930er-Jahre-Schriften sind FF Marks große Mittellänge (x-Höhe), die für eine bessere Leserlichkeit sorgt, breitere Versalien, offene Formen, besser ausbalancierte Glyphen und mit über 1000 Zeichen/Font ein zeitgemäßer Ausbau für die Kommunikationskanäle von heute. Insgesamt unterstützt FF Mark Pro rund 80 Sprachräume.
In allen Etappen ihrer Entstehung wurde FF Mark eng vom FontFont-Type-Department begleitet, was Fehler und Korrekturschleifen verhinderte. Um die Familie für alle Einsatzgebiete zu rüsten, wurde sie üppig mit sorgfältig abgestimmten Akzentbuchstaben ausgestattet, aufwändig metrisch zugerichtet (inklusive Kerning), alle Zeichen mit konsistentem Abstrich versehen und jeder Font mit mehreren hundert strichstärken-abhängigen Sonderzeichen versehen, darunter Pfeile, Bullets, diverse Ziffernsätze einschließlich nummerierten Bullets, Währungszeichen und typisch deutschen Spezialitäten, wie einer 7 mit Querstrich und dem Versal-ß in zwei Größen. Auch die Großbuchstaben K, R und Q weisen Lokalkolorit auf.
Siehe auch: Die FF Mark Portrait-Website …
❤ der Woche: CMYK-Farbfächerkalender, 39,90 €
Neu und typisch für den Hermann-Schmidt-Verlag: Ein schön gestalteter Kalender mit Zusatznutzen. Für den CMYK-Farnfächerkalender 2014 hat Peter von Freyhold ein »Farb-Septett« pro Woche gestaltet, das durch tägliches Abreißen eines Farbstreifens mit den darunter liegenden Farben in Dialog tritt. Jeder Farbstreifen zeigt die Wirkung seiner Farbe auf zweiseitigem Chromokarton (coated/uncoated) und verrät die exakten Prozentwerte von Cyan, Magenta, Yellow und Black.
Mittels der im Kalenderkopf eingebauten Buchschraube lassen sich eigenen Farbwelten zusammenstellen: beim Entwurfsprozess, im Kundenmeeting, während der Plaungsphase. Und während die Kalenderblätter fallen, füllt sich das private Farbschatzkästchen von Tag zu Tag.Selbstverständlich lassen sich die Farbstreifen auch als Lesezeichen, Notizzettel oder für analoge Short Messages verwenden.
Peter von Freyhold:
CMYK-Farbfächer-Kalender 2014, coated/uncoated. Wochenkalender zum Aufhängen oder Aufstellen mit 371 Tages-Farbstreifen, beidseitig bedruckt auf zweiseitigem Chromokarton, Format 11 x 24 cm, Euro 39,80. Hier bei FontShop bestellen …
Zweijahreskurs »Typografie intensiv«
Der viersemestrige Kurs »Typografie intensiv« ist eine einzigartige berufsbegleitende Ausbildung im Bereich Typografie und Gestaltung, ideal für Kommunikations- und Grafik-Designer, Mediengestalter, gestaltende Redakteure, Hersteller, Schriftsetzer und alle Quereinsteiger. Rudolf Paulus Gorbach leitet die basisorientierte Aus- und Fortbildung seit 20 Jahren, in den letzten 6 Jahren in Kooperation mit der Typographischen Gesellschaft München (tgm). Das maßgeschneiderte Konzept wird stetig weiter entwickelt, und die Teilnehmer profitieren von dieser Erfahrung.
Der Kurs beginnt mit den heutigen Grundlagen für Typografie und Gestaltung und beantwortet alle Fragen, die für Kultur und Wirtschaft wesentlich sind. Aufbauend auf Grundlagenübungen werden anschließend die kompositionellen Möglichkeiten der typografischen Gestaltung beleuchtet. Der Lesbarkeit von Schrift und Typografie und deren Theorien ist ein aktueller Abschnitt gewidmet. Praktische Workshops widmen sich der Buchgestaltung, Bild und Typografie, Corporate Design, Screendesign und anderen Disziplinen.
Fresh Fonts 13 | 37 – Kumla und Kumla CE
Göran Söderströms Retro-Displayschrift Kumla erhält eine Osteuropa-Erweiterung. Damit unterstützt die schwedische Familie für Print- und Websatz zusätzlich Russisch, Türkisch, Rumänisch und die baltischen Sprachen.
Die Kumla Skofabrik entstand 1912 in Kumla, einer Kleinstadt gut 200 km westlich von Stockholm. 140 Schuhfabriken produzierten seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dort Schuhwerk für Skandinavien und Europa.
WeiterlesenNeue Kennzeichnung für Produkte der Region
Ab Januar 2014 können Verbraucher mit dem »Regionalfenster« auf einen Blick erkennen, welche Lebensmittel tatsächlich aus der Region kommen. Laut Bundesverbraucherministerium erhielten die Kunden damit erstmals eine bundesweit einheitliche und verlässliche Kennzeichnung der Herkunft. Vorausgegangen war eine Testphase im ersten Halbjahr 2013.
Der Trägerverein Regionalfenster war im August 2012 auf Initiative von Bundesministerin Ilse Aigner gegründet worden. Seine Mitglieder repräsentieren die gesamte Wertschöpfungskette und vergeben das Regionalfenster nach festgelegten Kriterien. Erste Lizenznehmer sind Edeka, Rewe und Tegut. In Deutschland gibt es bereits mehrere Siegel für die Regionalität von Lebensmitteln, für die aber keine einheitlichen Kriterien gelten. Die Spielregeln für das neue Regionalfenster sind hier festgehalten.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte das freiwillige Signet. Es werde an flächendeckender Täuschung mit falschen Regionalversprechen nichts ändern. »Nur eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung kann den Regionalschwindel beenden«, sagte die Foodwatch-Expertin für Lebensmittelwerbung, Anne Markwardt gegenüber der Rhein-Zeitung.
Vom Preisschild bis zum Textilpflege-Symbol: Wie die dm-Drogerie-Exklusivschrift entstand
Ein Gespräch mit den Markenexperten Claus Koch und Jörg Hemker
Kein Handelsunternehmen in Deutschland ist so häufig an Spitzenpositionen in Rankings zu finden wie dm-drogerie markt. Jüngere Auszeichnungen wie »Beliebtester überregionaler Drogeriemarkt Deutschlands« und »Service Champion« sind nur zwei Beispiele. Zum 40 Geburtstag beschert sich das Unternehmen erstmals in seiner Geschichte eine starke visuelle Identität, basierend auf einer maßgeschneiderten Schrift-Großfamilie (»dmSoft«), einer überarbeiteten Farbpalette und einem ganzheitlichen Konzept, mit dem bereits der Gründer Prof. Götz Werner das Unternehmen zum Erfolg führte. Fontblog sprach mit dem Hamburger Markenexperten und Unternehmer Claus Koch und seinem Partner für Schriftentwurf Jörg Hemker über die Rolle der Schrift im neuen Erscheinungsbild von dm.
Kurz noch ein paar Zahlen. 1973 eröffnete der erste dm-Markt in Karlsruhe. Heute ist dm in 12 Ländern aktiv und Deutschlands umsatzstärkster Drogeriemarkt, mit 1417 Filialen (2802 Filialen im Ausland). Fast 32.000 Mitarbeiter erwirtschafteten im ersten Halbjahr 2013 in Deutschland einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro (im Ausland 0,9 Milliarden Euro), ein Plus von 16,2 Prozent (5,4 Prozent) gegenüber dem Vorjahreshalbjahr.
Fontblog: Viele Menschen lieben die dm-Drogeriemärkte. In Umfragen verzeichnet das Handelsunternehmen gegenüber seinen Mitbewerbern einen Vorsprung in Sachen Transparenz, Ausbildung der Mitarbeiter, Kundenzufriedenheit und Preisstabilität. Gerade stärkt die Drogeriekette – im laufenden Betrieb – ihren visuellen Auftritt, wobei der von Ihnen konzipierten Exklusivschrift eine wichtige Rolle zukommt. Welchen Markenwerte standen am Beginn des Projekts?
Claus Koch: Der Ausgangspunkt für die Entwicklung waren die dm-Markenwerte menschlich, ehrlich, ästhetisch, offen, authentisch, zurückhaltend, verlässlich. Die Schrift musste diese Haltung umsetzen.
F: Wann ist eine Schrift menschlich, ehrlich und authentisch?
Koch: Grundlagen für den Entwurf waren die Formen einer humanistischen Grotesk … da ist der Begriff ›menschlich‹ bereits enthalten. Offene, organische Figuren und eine echte Kursive spiegeln die Markenwerten ›ästhetisch‹ und ›authentisch‹ wider. Die Zeichenformen sind geschrieben, nicht konstruiert wie bei statischen Groteskschriften. Die Offenheit und Differenzierbarkeit der Ziffern war eine weitere Anforderung. Wir haben die Kernwerte der Marke in Typografie relevante Kriterien übersetzt. Die dmSoft ist zeitlos, schnörkellos in den Formen, klar und unterscheidbar für die Lesbarkeit mit einem ökonomischen, ausgeglichenen Schriftbild.
F: Neben den emotionalen Werten der Marke dm, welche sachlichen und technischen Voraussetzungen musste die Schrift erfüllen?
Jörg Hemker: Die beiden wichtigste Kriterien einer Corporate-Schrift sind natürlich die Lesbarkeit und ihr Charakter. Extravagante Display- und Schmuckschriften besitzen in der Regel zwar eine große Plakativität, meist jedoch zu Ungunsten der Leserlichkeit. Beim dm-Projekt war es von großer Bedeutung, beide Merkmale ungestört zueinander und positiv zu entwickeln.
F: Welche Bedeutung spielt die Internationalität der Schrift, also ihr Sprachausbau?
Koch: dm ist innerhalb Europas in 11 Ländern vertreten. Neben dem lateinischen Alphabet musste auch das kyrillische entwickelt werden, sogar in seinen individuellen Ausprägungen für Bulgarien und Serbien. Wichtig war uns dabei, dass die Schrift auch im Kyrillischen ihren Charakter beibehält und dm stets als Absender erkennbar ist.
F: Wie kamen Sie auf die Idee der abgerundeten Strichenden
Koch: Wir rundeten die Schrift ab, um das Schriftbild möglichst eigenständig zu halten und den Werten menschlich und verlässlich zu entsprechen …
Hemker: … dabei war für mich die Definition der Radien von großer Bedeutung. Perfekt halbrund sollten die Enden keinenfalls werden, zumal dies auch nicht zur Grundform der Schrift passen würde. Die Lösung lag in einer weichen Form. Die Rundungen sind keine aufgesetzte Formalität sondern verschmelzen harmonisch und unterstreichen in jedem Zeichen auf passende Art den Schriftcharakter.
F: Ich wusste gar nicht, dass es böse und gute Rundungen gibt
Hemker: Ich wollte unbedingt vermeiden, dass die Rundungen an kritischen Positionen zur Tropfenbildung neigen. Die hohe Auflösung in FontLab war dabei sehr hilfreich, vor allem als es darum ging, die hochgestellten Zeichen umzusetzen.
F: Stichwort »hochgestellt«. Bei der Preisauszeichnung arbeiten die dm Märkte sehr gerne mit hochgestellten Cent-Beträgen. Wurde daraus im Font reagiert?
Hemker: Ganz klar: Am Point of Sale spielen die Ziffern die Hauptrolle. Daher habe ich mich auch sehr intensiv mit der Gestaltung der Ziffern auseinandergesetzt. Preis- und Mengenangaben müssen für die Kunden sowohl unter verschiedensten Bedingungen verlässlich lesbar sein, aber auch in kultureller Hinsicht und in Bezug auf die Bildungserfahrung darf das Aussehen der Zahlen keine Missverständnisse provozieren. Dies alles haben wir bei deren Gestaltung bedacht. Und natürlich enthalten alle dmSoft Fonts diverse Ziffernsätze, einschließlich der verkleinert-hochgestellten, natürlich in der richtigen Strichstärke.
F: Bei den verschiedenen europäischen Währungszeichen haben sie sich einen font-technischen Kniff einfallen lassen …
Hemker: Richtig, wir haben die Abkürzungen für die osteuropäischen Währungen als OpenType-Feature in die Fonts einprogrammiert.
F: Von welchen Währungen sprechen wir jetzt, haben die nicht alle den Euro?
Koch: Vonwegen. dm ist überwiegend in Nicht-Euro-Ländern präsent. Ganz konkret geht es um die tschechische Krone, den ungarischen Forint, kroatische Kuna, bulgarischer Lev, mazedonischer Denar, den weißrussischen Rubel und die tschechische Krone …
Hemker: Für alle diese Währungen gibt es kein spezielles Zeichen, aber Abkürzungen mit einer bestimmten Schreibweise – z. B. Ft, Br, KM – mit denen die Kunden in diesen Ländern vertraut sind. Und damit nicht jeder Benutzer der dmSoft die Währung anders abkürzt oder eventuell ausschreibt, haben wir die kompletten Abkürzungen als je ein Zeichen im Font abgelegt, also praktisch Währungsligaturen erzeugt.
F: Und wo liegen die, wie tippt man ein solches selbstgemachtes Zeichen auf der Tastatur?
Hemker: Ganz einfach: Man schreibt das dreistellige ISO-Kürzel der jeweiligen Währung mit einem $-Zeichen davor, also zum Beispiel $HUF für die ungarische oder $CZK für die tschechische Währung. Dank des OpenType-Features der bedingten Ligaturen werden diese Abkürzungen vom dmSoft-Font automatisch durch das Währungszeichen ersetzt.
F: Zurück zu den Buchstaben. Welche Aufgaben – außer der Preisauszeichnung – muss eine dm-Schrift noch erfüllen.
Koch: Wir haben das sorgfältig analysiert und die folgenden typografischen Anforderungen herausgearbeitet: Headlines, Mengentexte, Preise und Pflichttexte, die unter besonders schwierigen Druckbedingungen wiedergegeben werden müssen. Dieses Spektrum kann nicht alleine von einer Schriftart abgedeckt werden. Und so haben wir die dmSoft in drei Untergruppen aufgeteilt, deren Name das jeweilige Einsatzgebiet beschreiben …
Hemker: Die dmBrand ist die Marken- und Headlineschrift. Sie prägt das Bild der Marke. Mit ihr werden alle plakativen Informationen umgesetzt. Das sind Regalbeschriftungen, Preise, Claims etc. Die dmSupport ist für Mengentexte gedacht. Die Zeichenformen sind gegenüber der Brand breiter gehalten, die Ober- und Unterlängen ausgeprägter. Die Support besitzt einen ausgeglichenen Grauwert im Mengensatz. Eine Kursive ergänzt die typografischen Möglichkeiten.
Und schließlich die dmIntelligence. Auch wenn die Formen der Intelligence sicher sehr interessant sind, ist diese Schrift nicht für einen Einsatz jenseits von 8 oder 10 Punkt gedacht. Sie läuft schmaler als die Brand was durch eine große x-Höhe kompensiert wird. Inktraps steuern dem Zulaufen der Binnenräume unter schlechten Druckbedingungen entgegen. Drei Fetten reichen aus, um allen typografischen Eventualitäten zu begegnen.
Koch: Gerade haben wir noch eine spezielle, extraschmale Form der Intelligence entwickelt. Wir nennen sie dmLegal, und sie wird nur für die Preisetiketten in Österreich genutzt, da die dort bestehenden Rechtsvorschriften eine Mindestschriftgröße für Vergleichspreise vorschreiben.
F: Sie überlassen aber auch nichts dem Zufall …
Hemker: So ist es, und darum gibt es sogar noch einen Symbolzeichensatz, der die wichtigsten Textilpflegezeichen beinhaltet.
F: Abschließend darf ich noch verraten, dass FontShops Corporate-Font-Abteilung für die technische Umsetzung der dmSoft-Familie verantwortlich war, also Sprach-Encoding, OpenType-Programmierung, Hinting, Font-Produktion … hab’ ich was vergessen?
Koch: Vielleicht, dass wir das Projekt immer noch weiter vorantreiben. Dank der ausgezeichneten Umsetzung durch FontShop macht die Schrift ja bereits im Druck und auf Bildschirmen eine hervorragende Figur. Brand und Support liegen komplett als gehintete Webfonts vor. Nun werden wir noch drei Schnitte der Support als Office-Fonts im TrueType-Format realisieren, damit die dm-Mitarbeiter auch in der internen Kommunikation mit der eigenen Schrift Texte erstellen und lesen können.
F: Herr Koch, Herr Hemker, vielen Dank für das Gespräch.