Fontblog Artikel im Juni 2013

Buchtipp: Multiscreen Design

Wir Menschen sind rund um die Uhr von verschie­denen Bildschirmen umgeben. Wer heute eine Website oder digi­tale Medien gestaltet (E-Book, Zeitung, Zeitschrift, …), für den ist Multiscreen-Denken ein essen­zi­eller Teil der Designstrategie. Ganzheitliche Konzepte für unter­schied­liche Endgeräte zu entwi­ckeln ist ein verzwicktes Feld mit vielen Herausforderungen. Die Autoren Wolfram Nagel und Valentin Fischer haben sich diesem Thema gewidmet und ein fundiertes Buch für die Praxis geschaffen.

Die vergan­genen Jahre brachten viele neue Erkenntnisse und Empfehlungen aus den Bereichen Usability, User Experience Design, Interaktionsgestaltung, Website-Konzeption und User Research. Nagel und Fischer haben alles, was sie dazu finden konnten, zusam­men­ge­tragen und für die Verwendung im Multiscreen-Kontext beleuchtet.

Das Buch ist in vier Bereiche gegliedert:

  • Screens
  • Nutzertypen
  • Nutzungskontext
  • Strategien

In den ersten drei Kapiteln stellen die Autoren die wich­tigsten Einflussfaktoren vor: Gerät bzw. Screen, Nutzer und Nutzungskontext. In vierten Kapitel beschreiben und empfehlen sie verschie­dene Muster, Prinzipien, Ansätze und Beispiele zur Bearbeitung, Strategieentwicklung und Konzeption von Multiscreen-Projekten. Alle Methoden, Quellen, Prototypen, Arbeitsmaterialien und Hilfsmittel dienen als Anregung. Technologien dabei hierbei nicht im Vordergrund. Eine ergän­zende Online-Plattform (www​.msxbook​.com), die ähnlich wie das Buch aufge­baut ist, liefert neue und ergän­zende Materialien.

Buch und Website helfen dabei, Nutzer, Geräte und Rahmenbedingungen zu verstehen und schnell mit einer konkreten Aufgabe beginnen zu können. Dabei steht der Benutzer stets im Mittelpunkt. Die Autoren betonen, dass ihre Anregungen keine Patentrezepte oder anwen­dungs­fer­tige Allheilmittel sind. Es müsse stets abge­wogen werden, welche Empfehlungen zur Lösung einer Aufgabe Sinn ergeben. Einfühlungsvermögen, Kreativität und eine ausführ­liche Anforderungsanalyse bleiben die Voraussetzung für ein erfolg­rei­ches Projekt.

Buchauszug (PDF) …


Jetzt anmelden: 2. Type Talk mit Martina Flor

Aufgewachsen ist sie in Buenos Aires. Nach Lehrjahren in Barcelona und Den Haag ließ sie sich in Berlin nieder: die Illustratorin und Schriftgestalterin Martina Flor. Ihr Wissen vermit­telt sie in Workshops und Vorlesungen, unter anderem an der Universität von Buenos Aires und der Hochschule Anhalt. Der tägliche Online-Typografie-Wettstreit Lettering vs Calligraphy mit ihrem Berufskollegen Guiseppe Salerno machte beide zu Internet-Grafikstars. Auf der TYPO Berlin (Abbildung oben, Foto: @kassnerfoto.de) führten sie den beliebten Wettstreit mit 1000 Zuschauern durch und ernteten großen Beifall. Am 19. Juli um 18:30 tritt Martina Flor im Apple Store am Kurfürstendamm auf, um über die faszi­nie­rende Kunst des Letterings zu informieren.

Worin unter­scheiden sich Lettering und Kalligraphie? Ganz einfach: Beim Lettering werden die Buchstaben gezeichnet, bei der Kalligraphie werden sie geschrieben. Lettering kann sich Zeit lassen, in der Kalligrafie geht es flüssig voran. Lettering findet meist am Computer statt, Kalligrafie entfaltet vor allem auf Papier ihre Reize.

Im Type Talk wird Martin Flor einige ihrer Werkzeuge vorstellen und wie sie diese bedient – mit jeder Menge Anschauungsmaterial. Ein Großteil ihrer Projekte entstehen in Grafikprogrammen am Computer. Aber sie zeichnet auch gerne auf Papier, Glasscheiben und anderen Materialien.

Wie konstru­iert man geschwun­gene Haarlinien, die wie mit einem Zug gezeichnet aussehen? Wie entstehen Schatten und Dekor? Welche Handgriffe lassen sich auto­ma­ti­sieren? Wie bereitet man ein digi­tales Lettering für den Druck vor? Diese und weitere Fragen beant­wortet Martina Flor auf der Bühne des Type Talk am 19. Juli im Apple Store Kurfürstendamm.

Zur Anmeldung: Bereits heute ist die Anmeldung über ein iPhone, iPod Touch oder ein iPad möglich, und zwar in der App »Apple Store«. Im Online-Kalender der Website www​.apple​.com/​d​e​/​r​e​t​a​i​l​/​k​u​r​f​u​e​r​s​t​e​n​d​amm wird die Veranstaltung am kommenden Donnerstag erscheinen.


21. Creative Morning: Die Zukunft des Buches

Der 21. Berliner Creative Morning stand unter dem appe­tit­li­chen Motto Food. Schon Wochen zuvor lief uns das Wasser im Mund zusammen, als uns der litaui­sche Buchdesigner Tomas Mrazauskas auf dem TYPO-Stammtisch das opulente Buch »Äpfel und Birnen« von Judith Schalansky vorstellte, das er mitge­stal­tete. Und so verpflich­teten wir ihn noch am selben Abend, den Juni-Creative-Morning zu bestreiten. In den darauf folgenden Tagen besorgte Tomas eine Staffelei, »essbare Notizhefte«, Ökokekse und Plakate, um in Kreuzbergs bekann­tester Grünanlage Prinzessinnengarten den ersten Freiluft-Creative-Morning durchzuführen.

Die 20-minü­tige Referat entwi­ckelte sich zu einem selbst­be­wussten Plädoyer für die Zukunft des gedruckten Buches: »Noch nie gab es schö­nere Papiere, bessere Druckmaschinen und komfor­ta­blere Gestaltungswerkzeuge, um gute Bücher zu produ­zieren« schwärmte unser Redner. Selbst Internet und Digitalisierung brächten den jungen Buchgestalter nicht in Verlegenheit: »Heute, wo alle Informationen der Welt im Netz zu finden sind, darf das Buch endlich nur noch Buch sein.« Großartig. Seht euch das komplette Video am Ende dieses Beitrags an!

Keimzelle von Tomas Mrazauskas’ Referat ist das 500-seitige Buch »Äpfel und Birnen«, das mit acht­hun­dert Aquarellen des baye­ri­schen Pfarrers Korbinian Aigner (1985 – 1966) die wich­tigsten Apfelsorten aus aller Welt vorstellt. Wegen ihrer Exaktheit und Systematik dienen Aigners Abbildungen noch heute als Grundlage für pomo­lo­gi­sche Lexika. Ihr künst­le­ri­scher Wert wurde durch eine Ausstellung auf der Documenta 2012 erst­mals einem breiten Publikum bekannt. Neben diesem Buch brachte Mrazauskas 6 weitere Bücher it in den Prinzessinnengarten, um den 60 Besuchern gestal­te­ri­sche und hand­werk­liche Unterschiede zu demonstrieren.

Wie jeder Creative-Morning-Vortrag wurde auch der am vergan­genen Freitag aufge­zeichnet, geschnitten und vertont … von unserem bewährten Videografen Fabian Hamacher. Für die Fotos im Prinzessinnengarten verpflich­teten wir Jens Tenhaeff, ein Creative-Morning-Fan der ersten Stunde. Hier geht es zu seinem Foto-Album vom 21. CM Berlin.

Die besten Zitate aud Thoams Mrazauskas Vorlesung:

“A book is an object that couldn’t exist without time.“

“Book design is very similar to cooking: ever­yone has the same ingre­di­ents –texts, images, type­faces, paper, soft­ware — but the result is always different.”

“Starting a new book design is similar to open a fridge in someone else’s house and prepare a dish from the ingre­di­ents found there.”

“An empty sheet of paper reminds me of a quote Robert Bondara: ‘Even silence can be danced.’”

“Book is more than an infor­ma­tion container, it’s an experience.”

“Finally, the book may be just a book.”

From the discussion:

“The history of books is just beginning.”

Abschließend ein dickes Dankeschön an unsere Sponsoren: Prinzessinnengarten, Favini Deutschland GmbH, Verlag Matthes & Seitz Berlin, Camaloon und Gartencafé.


bukowskigutentag 9/13: Das IARN-Syndrom

Am 16. Juni 2013 platzte die Bombe. Eine über­re­gio­nale Zeitung brachte einen Beitrag mit diesem Aufmacher: »Im Juli soll in London das Kind von Prinz William und Herzogin Kate zur Welt kommen. Das öffent­liche Interesse am royalen Nachwuchs ist groß, …«

Zwar beherrschten zu dieser Zeit die Proteste in der Türkei und Brasilien oder auch die Prism-Enthüllungen die Schlagzeilen, aber das Publikum ließ sich davon zum Glück kaum in seiner Aufmerksamkeit für dieses hoch­bri­sante Thema ablenken. Weitere eigene Recherchen brachten das ganze Ausmaß einer bisher kaum diagnos­ti­zierten Pandemie zum Vorschein. Hier eine erschüt­ternde Fallbeschreibung und leider kein Einzelschicksal: Norbert H., 52, selbst­stän­diger Tischlermeister berichtet:

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Logo der Fußball-EM 2016 vorgestellt

Heute vormittag wurde im Pavillon Cambon Capucines von Paris das Logo der 15. UEFA Fußball-Europameisterschaft der Männer enthüllt. Sie wird vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 in Frankreich statt­finden, erst­mals mit 24 statt wie bisher 16 Mannschaften.

Im Zentrum des Bildzeichens steht der Coupe Henri Delaunay, die Siegertrophäe des Turniers, die seit 1960 verliehen wird und nach dem ersten UEFA-Generalsekretär benannt ist. Der Pokal ist in den fran­zö­si­schen Nationalfarben darge­stellt, drum­herum eine Menge unde­fi­nier­barer grafi­scher Elemente, deren Sinn bzw. Herkunft dieser 2-minü­tige Film erläu­tern möchte:

Die Worte der UEFA zum Erscheinungsbild der EM 2016 sind entspre­chend wirr. In dem heute vorge­stellten Signet komme »die Kreativität, welche die fran­zö­si­sche Kultur kenn­zeichnet, in den perfekten Einklang mit der Schönheit dieser Sportart und gibt der UEFA EURO 2016 seine eigene Persönlichkeit. Das Prestige einer der welt­weit größten Sportveranstaltungen wird durch eine einfache Identität gekenn­zeichnet.« Darüber hinaus, heißt es in der Presseinformation, beinhalte »das Logo der UEFA EURO 2016 zahl­reiche künst­le­ri­sche Aspekte in Kombination mit Fußballelementen. Dabei kommen verschie­dene Inspirationen zum tragen, alle bezogen auf den Henri-Delaunay-Pokal. Die rote, weiße und blaue Farbe der fran­zö­si­schen Nationalflagge steht im Einklang mit kunst­voll geschwun­genen Linien und gibt somit ein stim­miges Gesamtbild des Logos ab.«

Verantwortlich für den Entwurf ist dir portu­gie­si­sche Agentur Brandia Central, die bereits für das Erscheinungsbild der EM 2012 verant­wort­lich war (Fontblog berich­tete: Ein Blütenlogo für die UEFA EURO 2012).

Etwas lockerer scheint die UEFA mit den Veröffentlichungsrechten des neuen Logos umzu­gehen. Während der strenge Fußball-Weltverband FIFA mit seinen restrik­tiven Logo-Spielregeln seit Jahren die inter­na­tio­nalen Medien prak­tisch dazu zwingt, eigene Signets zu entwi­ckeln, weil die Nutzung des amtli­chen Logos den milli­ar­den­schweren Sponsoren vorbe­halten ist, darf das EM-2016-Logo nun von allen Medien verwendet werde, die über das Sportereignis berichten. So etwas stärkt natür­lich die Marke eines ange­sehen Sport-Events.

Bei den letzten beiden Fußball-WMs 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika hatte sich die FIFA mit ihrer Profitgier selbst ins Knie geschossen. Weil die Erscheinungsbilder der beiden Sportereignisse in den profes­sio­nellen Annalen und Pressearchiven kaum auftau­chen (dafür jede Menge verwir­render Eigenkreationen), die gebran­deten Merchandising-Produkte jedoch nur von kurzer Lebensdauer sind, erin­nert sich (zum Glück) heute kaum noch jemand an die bekifften Smileys von Deutschland und den Fallrückzieher Südafrikas.


Frische Schriften – Font Favoriten

staff_picksJede Woche veröf­fent­li­chen die 150 Schriftenhäuser, die wir vertreten, neue Schriften-Entwürfe. In der Rubrik Foundries Aktuell stellen wir diese Entwürfe hier im Blog vor und zeigen kurze Schriftmuster auf unserem Fresh-Fonts-Board bei Pinterest.

Aus der Fülle von Neuerscheinungen wählen unsere Vertriebsmitarbeiter mit Kennerblick jeden Monat Ihre Favoritenliste. Die Liste enthält Fontfamilien, die typo­gra­fisch, ästhe­tisch, konzep­tio­nell und nicht zuletzt auch wegen ihres güns­tigen Preis-Leistungs-Verhältnisses heraus­ste­chen.

FontShop-Taca-Fountain

Einer unserer Mai-Favoriten: die Taco-Familie von 2012 aus der schwe­di­schen Fountain-Foundry. Eine zeit­ge­mäße Eurostile-Interpretation, warm, robust und organisch.

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Typo-Laufsteg: So sexy können Lettern sein

Wir dachten uns: neue Schriften verdienen eine liebe­voll ausge­stat­tete Bühne und eine gute Regie. Darum haben wir den Fontwalk geschaffen, die bald unseren stati­schen Fontletter ablösen wird: font​walk​.de. Danke an die Moniteurs (vor allem Heike und Berit), danke an das FontBook-App-Team bei Null2 (vor allem Andi und Georg), danke an Claudia und alle die mithalfen.


Fontwalk für den großen Auftritt

Seit heute online: Drei Neuveröffentlichungen laden zum Fontwalk ein. Die Tabac-Editorialfamilie von Suitcase Type Foundry zeigt ihre Textanpassungen, Number Five von Laura Worthington schwingt ihre Ligaturen und und der Corporate- und Branding-FontFont FF Dora sorgt für Stimmung.

FontShop: Fontstage-FF Dora

Schriftmuster online insze­niert von FontShop, Choreografie: Moniteurs, Programmierung: null2, Bühnenbild: Jonathan Burton

Vorhang auf für den Fontwalk und viel Vergnügen bei der Vorführung, die mit Scrollrad oder Pad gesteuert wird …