Fontblog Artikel im Januar 2012

Penny: mit neuem Design ins Geschäft

Wie der stets gut unter­rich­tete Supermarktblog heute verkündet, hat in einigen Berliner Filialen der Rewe-Tochter Penny der »Umbauschlussverkauf« begonnen. Damit nicht genug: Die ersten neuen Transparente hängen schon an den Fassaden. »Wir verän­dern uns. Frischer. Besser. Überraschend«, verspricht Penny seinen Kunden auf Plakaten, die der Kundschaft den Imagewandel vermit­teln … denn sie muss für eine Woche draußen bleiben.

Laut »Lebensmittelzeitung« sollen 2012 rund 800 Märkte in Deutschland neu gestaltet werden, was mit 150 Mio. Euro zu Buche schlagen wird. »Die radi­kalen Änderungen sind ein mutiger Schritt« schreibt der Supermarktblogger Peer Schader, denn das neue Design sei Welten entfernt »von den Bruchbuden, in denen Penny bisher seine Waren verkauft hat«. Vor allem aber schlage Penny eine völlig andere Richtung ein als die direkte Konkurrenz. Die Läden von Lidl seien zwar in Ordnung, aber kein Design-Highlights; Netto kämpfe immer noch mit der Integration der Plus-Filialen und den übrig geblie­benen oran­ge­far­benen Kassen, »die sich fies mit den eigenen Logofarben gelb und rot beißen«; und Aldi se komplett auf Zweckmäßigkeit eingestellt.

Das neue, kontrast­reiche Penny-Logo lehnt sich ang an dem der Mutter Rewe an: weiß auf rotem Grund. Das Gelb ist fast komplett verschwunden, nur der Punkt hinter dem Markennamen trägt noch die Farbe und erin­nert ein biss­chen an den Namensgeber, den Pfennig. Die Versalbuchstaben P und Y über­lappen sich nicht mehr mit ihren Nachbarn, aber sie berühren sich noch – was nicht sein müsste und der Wortmarke eine zwei­fel­hafte Eigenständigkeit verleiht. Überhaupt scheint die Spationierung das Hauptproblem des Logos.

(Foto: Supermarktblog, mit freund­li­cher Genehmigung)


»Kommando Otl Aicher«

Ein Buch entsteht. Über das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele 1972, über Terroristen, ihr Design, über Krieg, Goldmedaillen, Filme, Turnschuhe, Politik, Landkarten, Architektur, Logos, Piktogramme und bunte Hunde. Und über Otl Aicher. Es wird viele bisher unbe­kannte Facetten der Ereignisse beleuchten. Ein analy­sie­render Text, der sich wie ein Krimi liest, und reich bebil­dert ist. Der Grundstein für das Buch entstand in 15 Monaten an der Jan Van Eyck Academie in Maastricht, Holland.

Aber: Aufgrund radi­kaler Einschnitte durch die hollän­di­sche Regierung im Kultursektor ist ein Teil des Kommando-Otl-Aicher-Budgets verloren gegangen. Aus diesem Grund wird das Buch jetzt privat finan­ziert, durch Crowdfunding. Die Herausgeber sammeln das Geld von denen, die sich für Otl Aicher, Corporate Design, Olympische Geschichte, den Mittleren Osten oder alles zusammen inter­es­sieren. Mehr hier auf der RocketHub-Seite …


Braucht die Welt einen »Made in Berlin«-Stempel?

Was soll man auf eine solche Frage anderes antworten, als: Natürlich nicht! Was braucht die Welt über­haupt? Sicher keinen Sack Reis, der in China umfällt. Viele 1000 Säcke Reis …unbe­dingt … zur Verfügung gestellt von wohl­ha­benden Erzeugern für rund 900 Millionen hungernde Menschen auf diesem Planeten.
  
Wenn das nur so leicht zu reali­sieren wäre, wie es ausge­spro­chen ist.

Bleiben wir beim Thema dieses Blogs, der visu­ellen Kommunikation. Gütesiegel, Herkunftsbezeichnungen, Testplaketten, Markenzeichen … es gab noch nie so viele davon wie heute. Zuletzt berich­tete ich hier im Blog unter anderem über den Blauen Engel, das neue Stiftung-Warentest-Abzeichen, das Bio-Logo der EU, das EU-Sicherheitslogo für Versandapotheken, ein Siegel für Bio-Mineralwasser, das HTML-5-Logo oder das neue Logo Stiftung Preußischer Kulturbesitz – selbst das deut­sche Ei hat seit wenigen Tagen ein Logo. Dazwischen ging es immer wieder mal um Standort-Werbung, für Cottbus, das Ruhrgebiet, die Region Stuttgart, Olympiabewerber und natür­lich Be Berlin.

Herkunftslogos verkleis­tern. Wenn das Image einer Stadt für Produkte oder Dienstleistungen positiv veran­kert ist, reicht ihr Name als Qualitätsmerkmal. Ein Start-up mit dem Ortsnamen San Francisco in der Adresse steht posi­tiver da als eines aus Hamburg. Einer Zeitschrift aus Hamburg unter­stellen Leser eine profes­sio­nel­lere Qualität als einer aus Dortmund. Dortmunder Bier muss besser schme­cken als Leipziger Bier. Aber Bücher aus Leipzig sind ordent­li­cher gesetzt und gedruckt als Bücher aus Düsseldorf. Das ist alles so wahr wie falsch … aber die mensch­liche Beurteilung basiert nun mal auf Urteil und Vorurteil.

Der Berliner ist dafür bekannt, das er vor Großmauligkeit kaum laufen kann. Seitdem die Spreemetropole wieder Hauptstadt ist, steht die Größenwahnsinnsampel auf grün, grüner geht’s nicht. Seit einigen Jahren lieben uns auch noch die Touristen …  Kunst, Design und Mode feiern sich pausenlos in Berlin … seit Montag sendet auch noch Thomas Gottschalk täglich live vom Gendarmenmarkt … wo soll das noch hinführen. Zu weniger Schulden? Die Stadt ist sexy, aber arm. Können Logos daran was ändern? Das lokale Weblog tech­berlin glaubt: Ja. Und so rief es im November 2011 zur Findung eines Made-In-Berlin-Badge auf, ein Abzeichen, mit dem sich Start-ups zukünftig schmü­cken sollen, nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark (und locken die kali­for­ni­schen Investoren in unsere Büros).

Das »offi­zi­elle« Made-in-Berlin-Signet, Platz 1 beim techberlin-Wettbewerb

Nun steht der Sieger fest (Abb. oben), gewählt von der Leserschaft, was nicht immer die beste Wahl garan­tiert. Mir gefällt Platz 3 viel besser (Abb. ganz oben), nicht nur weil er die Schrift FF Ernestine enthält und aus der Feder unserer Freundin Nadine Roßa stammt … das Signet bringt genau die Portion Ironie (und Sympathie) mit, die es für die Einführung und Akzeptanz eines solchen Siegels braucht. Misslingt das Experiment, war‘s wenigs­tens ein schöner Versuch – schön im Sinne von ästhetisch.


★ der Woche: Logo Lounge Library 1 34,50 14,89 €

Mit diesem Buch legte die LogoLounge, bekannt wegen ihrer Logo-Trend-Reports, vor 2 Jahre den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte. Inzwischen sind 6 weitere Bücher erschienen, alle mindes­tens so erfolg­reich wie die Premiere Master Library 1. Das Kompendium enthält 3000 profes­sio­nelle Logos, die im weitesten Sinne Initiale oder Wappen darstellen. Gezeigt werden die Arbeiten großer Namen, darunter Saffron, Sagmeister, Office, Landor, MetaDesign, FutureBrand und viele mehr.

Die Sammlung ist für für Tausende von Grafiker und Designer zur unver­zicht­baren Inspirationsquelle geworden. In dieser Woche bei FontShop zum Sonderpreis, statt 34,50 € nur 14,89 € (inkl. MwSt.). Keine Versandkosten! Hier auf www​.font​blog​.de bestellen …


Nationaler Designpreis in neuen Händen

Seit Jahren Thema im Fontblog und heftig disku­tiert: Der Design-»Preis der Preise« ist. Ins Rollen gebracht wurde die Debatte vor fünf Jahren mit einem offenen Brief von Juli Gudehus an den dama­ligen Wirtschaftsminister Michael Glos, den sie hier im Fontblog veröf­fent­lichte: Offener Brief von Juli Gudehus. Nach PAGE, Süddeutsche und FAZ griff das ARD-Wirtchaftsmagazin WiSo das Thema auf, Jury-Mitglieder legten ihr Amt nieder (»Preis schadet dem Ansehen des deut­schen Designs …«), ange­se­hene Designer – zum Beispiel Mirko Borsche – distan­zierten sich öffent­lich von dem Preis.

Nun endlich wird der Designpreis der Bundesrepublik Deutschland refor­miert. Die vom Bundesminister für Wirtschaft und Technologie gestif­tete und seit 1969 jähr­lich für Spitzenleistungen in den Kategorien Produkt- und Kommunikationsdesign verge­bene Auszeichnung wird in neuem Gewand ausge­lobt. Die Eckpunkte des Preises werden neu ausge­richtet, sein Erscheinungsbild wird geschärft und seine Wahrnehmbarkeit erhöht.

Der Parlamentarische Staatssekretät beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Hans-Joachim Otto, erläu­terte heute in Berlin gegen­über der Presse: »Gutes Design ist ein Alleinstellungsmerkmal und stei­gert die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Dies unter­streicht auch der Designpreis der Bundesrepublik Deutschland, der die Besten für ihre Design-Spitzenleistungen auszeichnet. Es ist wichtig, dass wir – so wie unsere Designer – auch bei der Ausgestaltung von Auszeichnungen mit der Zeit gehen. Deshalb begrüße ich, dass der Designpreis in Organisation, Inhalt und Außendarstellung moder­ni­siert wurde. Mit einer Kombination aus Bewährtem und Neuem werden wir dafür sorgen, dass der Designpreis der Bundesrepublik Deutschland seine Spitzenstellung als ›Preis der Preise‹ weiter festigt.«

Zu den Neuerungen des Designpreises:

  • Ausschreibung, Prämierung der Arbeiten und die Preisverleihung werden im selben Kalenderjahr statt­finden. Dieser neue zeit­liche Ablauf unter Vermeidung von Jahreswechseln beugt Mißverständnissen vor, macht die Organisation kompakter und und den Preis verständlicher.
  • Die Vergabe wird zukünftig in Berlin statt­finden. Die Durchführung der Preisverleihung als gesell­schaft­li­ches Ereignis jeweils im Herbst eines Jahres soll die Ehrung aufwerten und brei­teres Besucher- und Medieninteresse schaffen.
  • Mit der Einführung der zusätz­li­chen Kategorie Ökologisches Design wird dem Aspekt der Ressourcenschonung Rechnung getragen.

In einer erst­malig durch­ge­führten Ausschreibung wurde das Team von DMY Berlin als Ausrichter des Designpreises für das Jahr 2012 ausge­wählt. DMY verfügt über Erfahrung in der Ausrichtung von Designveranstaltungen und führt das Wettbewerbsverfahren als Dienstleistungskonzessionnehmer auf eigenes wirt­schaft­li­ches Risiko durch. Über die in der Vergangenheit kriti­sierten Kosten und Gebühren für die Teilnehmer wurden heute noch keine Details veröffentlicht.


Konferenz: Die kreative Stadt

Jede größere Stadt in Deutschland bemüht sich, quali­fi­zierte, krea­tive und inno­va­tive Unternehmen und Selbstständige anzu­lo­cken. Kultur wird dabei als weicher Standortfaktor Teil der kommu­nalen Steuerungspoltitk. Auch werden Stadtentwicklungen oftmals mit Kunsthochschulen und anderen Kultureinrichtungen als Anker konzi­piert. Sind krea­tive Städte nur ein Marketingzauber oder tatsäch­lich eine Entwicklungsperspektive?

Die Konferenz Transform disku­tiert unter dem Motto »Die krea­tive Stadt – Marketingzauber oder Entwicklungsperspektive?« das Konzept der krea­tiven Stadt und fokus­siert die Probleme der Steuerung (Governance) von Kreativräumen im Rahmen von Stadtentwicklungsprozessen. Dazu werden Beispiele aus Bremen, Dortmund und Mannheim vorge­stellt und anschlie­ßend disku­tiert. Das Konferenzprogramm und weitere Informationen …

3. Februar 2012, 10 bis 16.30 Uhr, Aula Hochschule für Gestaltung Offenbach, Schloßstraße 31


Die TYPO kommt nach Hamburg

Endlich ist es soweit: Erstmals verlässt die TYPO-Konferenz ihre Heimat Berlin, um in der Hansestadt Hamburg zu gastieren. Am 23. März findet im ehema­ligen Hauptzollamt Hafen Hamburg (Speicherstadt) der 2. TYPO Day statt. Das Font-Technik-Tagesseminar für Verlage, Agenturen und Auftraggeber beginnt um 9:00 Uhr und endet gegen 17:30 Uhr. Die Sprecher: Erik Spiekermann, Henning Krause, Tim Ahrens, Indra Kupferschmid, Rolf Mehnert, Ivo Gabrowitsch, Jens Kutilek, sowie Jürgen Siebert (Moderation).

Die Themen des TYPO-Day-Referate sind geprägt von den aktu­ellen Entwicklungen im Print-, Web- und App-Design. Wir spre­chen über die konsis­tente typo­gra­fi­sche Ausstattung aller Kommunikationskanäle eines Unternehmens, welche neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der digi­talen Schrift 2012 zu erwarten sind und wie sich Designer und Auftraggeber besser verstehen, um schnell das best­mög­liche Ergebnis zu erzielen.

TYPO-Day-Frühbucher sind klar im Vorteil, nicht nur weil die Veranstaltung auf 100 Plätze limi­tiert ist: bis 15. Februar 2012 kostet ein Ticket nur 222 € statt 249 €. Weitere Informationen und direkt zur Online-Anmeldung: http://​typo​talks​.com/​day.


Neue Volksbank-Spots setzen auf Geschriebenes

Vor genau zwei Jahren habe ich hier im Fontblog die  typo­gra­fi­sche »Was-uns-antreibt«-Printkampagne der Volksbanken Raiffeisenbanken vorge­stellt: Schriften sind Schauspieler des geschrie­benen Wortes. Auch die neuen Werbespots insze­nieren den beson­deren, auf die Wünsche der Kunden und Mitglieder bezo­genen Ansatz der genos­sen­schaft­li­chen Banken, erneut mit dem geschrie­benen Wort.

Nachdem sich die Schöpfer der  erfolg­reiche »Antriebskampagne« häufiger mit Nachahmungen konfron­tiert sahen, musste frei­lich eine neue, eigen­stän­dige Stilistik gefunden werden, die in den Grundelementen mit der alten erkennbar verwandt ist. Nun baut die Kampagne nicht mehr auf fertige Satzschriften, sondern die Wörter bilden sich aus Handschriften, Objekten, Stop-Motion-Blumenarrangements oder aus Gebasteltem. Die Spots werden ab heute in privaten und öffent­li­chen Sendern geschaltet.

Auf der neuen Was​-uns​-antreibt​.de-Homepage sind seit gestern alle sechs 30-Sekunden-Clips zu sehen, zum Beispiel der über Franz Donnerbauer, Nutzfahrzeuge-Fan aus Leidenschaft. Mit dieser im Rücken gründet der baye­ri­sche Geschäftsmann ein Unternehmen und hängte damit die Konkurrenz ab.

Ebenfalls sehens­wert: Das Rentner-Ehepaar Kurt und Gertrud Stümer. Nach 60 Ehejahren führen sie einen amüsanten Dialog über ihr Alter. Sie wollen in die »Villa Emma« ziehen, ein gene­ra­tio­nen­über­grei­fendes Wohnprojekt in Bonn, und dafür verkaufen sie ihr Haus:

Agentur: Heimat, Berlin
Produktion: Trigger happy produc­tion, Berlin
Künstlerische Leitung: Johann Kramer  (er stellte auch als Kurator die Arbeiten der einzelnen Künstler zusammen, die Inszenierungsideen für die verschie­denen Spots wie Lotte, Donnerbauer, Netter oder Stürmer lieferten)