Fontblog Artikel im Juni 2012

Reduziert Schriften-Traffic: FontFont-Subsetter

FontShop bietet einen cleveren Service für die Benutzer von Web-FontFonts: den Subsetter auf www​.subsetter​.com. Das Online-Tool ermög­licht auch Font-Technik-Laien, die Ausstattung ihrer Webfonts für die eigenen Zwecke maßzu­schnei­dern. Dabei lässt sich die Größe eines Webfonts auf bis zu 10 % redu­zieren, was bei den Empfängern der Website für einen schnel­leren Seitenaufbau sorgt und beim Betreiber der Website für dras­tisch redu­zierten Traffic. Gleich auspro­bieren … wer gerade keinen Web-FontFont zu Hand hat, lädt sich die kosten­lose FF Nuvo Web.

Fünf typische Subsetter-Szenarien

Fall 1: Sie möchten die sprach­lich gut ausge­stat­tete Schrift FF Celeste für der Website eines englisch-unga­ri­schen Verlags opti­mieren. Der Pro-Font im .eot-Format enthält die Schriftzeichen für Latin Extended, Cyrillic Extended und Neugriechisch.

Subsetting: Laden Sie die Fontdatei auf die Subsetter-Website, deak­ti­vieren Sie das Kerning (Browser, die EOT unter­stützen, igno­rieren Kerning-Tabellen), wählen Sie die Option »Keep only a Subset of Specified Characters« und deak­ti­vieren sie alle Sprachen außer Ungarisch und Englisch. So wird aus einer 316 K schweren CelesteWebPro-BookIta.eot eine 62 K leichte CelesteWebPro-BookIta_modified.eot  … Ersparnis: 81 Prozent.

Fall 2: Sie sind vernarrt in die exzen­tri­schen Ziffern der FF Amman Black und möchten diese im Kalender Ihres Weblogs einsetzen.

Subsetting: Laden Sie Amman SC Web Black in den Subsetter (der Small-Caps-Schnitt enthält die eleganten Mediävalziffern als Standardzahlen), klicken Sie »Keep only a Subset of Specified Characters«, entfernen Sie das Häkchen bei »uncheck all cate­go­ries« und »uncheck all languages« und tippen Sie einfach die Zahlen 0123456789 in die Textbox. Während AmmanSansScWeb-Black.woff 33 K groß war, ist die neu entstan­dene AmmanSansScWeb-Black_modified.woff nur noch 8k groß … Ersparnis: 76 Prozent. Tip: Man kann auch einzelne Schriftzeichen aus der Tabelle im Subsetter in die Textbox kopieren.

Fall 3: Ich brauche eigent­lich auf meiner Website nur die Buchstaben für einen stati­schen Text, dessen Sprache und Inhalt ich aber noch nicht kenne …

Subsetting: Wenn Ihnen der frei­ge­ge­bene Text vorliegt, klicken Sie auf »Keep only a Subset of Specified Characters«, danach »uncheck all cate­go­ries« und »uncheck all languages«. Kopieren sie nun den Text in die Textbox und gene­rieren sie einen mageren Web-FontFont, der genau die Zeichen enthält, die für die Darstellung des Textes benö­tigt werden.

Fall 4: Ich möchte im Moment keinen Web-FontFont modi­fi­zieren, sondern einfach mal nach­schauen, welche Schriftzeichen enthalten sind und wie man auf sie zugreift.

Subsetter hilft: Laden sie den Web-FontFont auf die Subsetter-Site, klicken Sie auf »Keep only a Subset of Specified Characters« und durch­forsten Sie nun nach Herzenslust die Glyphentabelle. Beim Überfahren eines Schriftzeichens erscheinen dessen Unicode-Bezeichnung und der Code. Verwenden Sie den Hex-Code um einen html-Schnipsel für das gewünschte Zeichen zu gene­rieren. Zum Beispiel gilt für die nach rechts zeigende weiße Hand in FF Scala: hex_0x261e –> html entity: ☞

Fall 5: Ein weiterer Fall, auf den wir regel­mäßig ange­spro­chen werden: Statt der auffäl­ligen Versalziffern wünschen viele Designer auch in Website-Texten die dezenten Mediävalziffern. Mit dem Subsetter lassen sich die Ziffernsätze ganz einfach umschalten:

Der FontFont-Subsetter ist ein prak­ti­sches Werkzeug, das typo­gra­fisch anspruchs­volle Webseiten schlank hält.


Fontblog taucht ab …

… und meldet sich ab 9. Juli wieder zu Wort.

»Ich packe meinen Koffer und nehme mit: FontBook, Taucherbrille, Wasserball (aufblasbar), …«


TwoPoints’ »Design-Werkstatt« kommt nach Berlin

Sie gehörten zu den belieb­testen Sprechern auf der TYPO Berlin 2012, ihr Vortrag wurde live über ARTE Creative von tausenden Designern in aller Welt verfolgt: Lupi Asensio und Martin Lorenz: »It’s all about the process or how to make a tortilla de patata.« Bekannt wurde Lupi und Martin unter dem Namen ihres kleinen Designbüros in Barcelona, TwoPoints​.Net, in dem sie nicht nur Designkonzepte entwi­ckeln, sondern auch eine beliebte typo­gra­fi­sche Buchreihe ins Leben riefen, die »I love (Schriftname)«-Bücher (vgl. Fontblog-Rezension zu »I Love DIN«).

Seit 2005 geben TwoPoints ihr Wissen an Berufskollegen und Auftraggeber weiter. Zunächst veran­stal­teten sie kurze Workshops an verschie­denen inter­na­tio­nalen Design-Schulen, -Festivals und -Kongressen. Später kamen Lehraufträge/spanische Professuren an Designschulen in Barcelona dazu; seit 2009 konzi­pierten, orga­ni­sierten und leiteten sie zwei unter­schied­liche Master-Studiengänge.

Lupi Asensio und Martin Lorenz auf der TYPO-Stage im Mai 2012: Gespräch mit dem Schriftentwerfer Albert-Jan Pool (Mitte)

Durch die jahre­lange Auseinandersetzung mit der Designlehre beschäf­tigte das Duo zuneh­mend die Frage: Wie muss Design heute gelehrt werden? Nun haben sie eine Antwort, die Design-Werkstatt. 

Sie ist keine Schule, sondern ein Ort für Designer, die ihre Fähigkeiten in einer güns­tigen Lernumgebung zu verbes­sern suchen. »Design erlernt man nicht durch Studieren allein, Design muss ange­wandt werden. Design-Theorie sollte zur Praxis führen und Praxis zur Theorie, aber niemals Theorie zur Theorie.« sagt Martin Lorenz gegen­über Fontblog. Seine Design Werkstatt sei ein Ort, an dem »Studenten« arbeiten und »Lehrer« anleiten.

Die ersten beiden Workshops von Design-Werkstatt werden in einem alten Laden im Berliner Stadtteil Neukölln, direkt am Landwehrkanal, vom 20. bis zum 31. August 2012 statt­finden. Der Workshop »Typography & Storytelling« wird von Lupi Asensio geleitet, der Workshop »Visual Systems« von Martin Lorenz. Beide Workshops dauern zwei Wochen, d. h. fünf Tage die Woche, je vier Stunden am Tag. An mehreren Abenden kommen bekannte Gestalter zum Feierabendbier vorbei, um einige ihrer Arbeiten vorzu­stellen und den Austausch mit den Workshop-Teilnehmern zu suchen.

Weitere Information auf www​.dw​-bb​.org


Display-Familie mit Balkenschnitt

User ist eine neue Monospace-Schriftfamilie, 2012 entworfen vom portu­gie­si­schen Designer Pedro Leal. Ihre Besonderheit: 5 Strichstärken (Hairline, Extra Light, Light, Medium und Bold) sowie die Cameo-Version all dieser Schnitte (insge­samt 10 Fonts). Die Familie ist vorzüg­lich ausge­baut, mit 473 Glyphen pro Schnitt. Darin enthalten sind – das gehört sich so für eine »Büroschrift« – diverse Ziffernarten, Sonderzeichen, diakri­ti­sche Zeichen und auch Ligaturen; sie geben der Schrift einen zeit­ge­mäßen Pfiff.

Die Cameo-Schnitte eignen sich nicht nur zum Highlighten von Text. Per OpenType-Befehl lassen sich der erste und der letzte Buchstabe eines Cameo-Textabschnitts mit geome­trisch geformten Endstücken versehen. Auf diese Art können mit den User-Fonts sehr einfach verschie­den­ar­tige Boxen gebaut werden, zum Beispiel für Flussdiagramme, aber natür­lich auch für Plakate, Leitsystem oder Info-Tafeln. Der Vorteil bei dieser Methode: Laufweite und Strichstärke der Cameo-Lettern berück­sich­tigen die für Negativschriften typi­schen Überstrahlungen. Mehr Informationen im ausführ­li­chen User-Schriftmuster-PDF …

Zum Entwerfer: Pedro Leal wurde 1984 geboren. Er studierte Grafikdesign und Werbung an der Escola Superior de Estudos Industriais in Engenharia—Vila do Conde, Portugal. 2010 absol­vierte er ein Aufbaustudium in Schriftdesign an der Escola Superior de Artes e Design (Matosinhos, Portugal). Noch im selben Jahr wurden erste Entwürfe von ihm von der ange­se­hene briti­schen Creative Review für deren Design-Award nominiert.

• User Complete OT | 10 fonts | 100 Euro
Hairline, Extra Light, Light, Medium, Bold, Bold Cameo, Medium Cameo, Light Cameo, Extra Light Cameo, Hairline Cameo


Aktuelle Tweets im Blick

Wer wissen möchte, womit sich die  Fontblog-Gemeinschaft zur Zeit bei Twitter beschäf­tigt, kann ab sofort bei FontShop Aktuell per Fenbedienung zu Flickr zappen.

 
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Beste Nachwuchsdesigner Deutschlands gesucht

Die Raymond Loewy Foundation schreibt zum 21. Mal den mit 12.000 Euro dotierten Lucky Strike Junior Designer Award aus. Der Preis zählt zu den begehr­testen Nach- wuchs­preisen in Deutschland. Absolventen aller Bereiche des Designs einer staat­lich aner­kannten Hochschule, Fachhochschule oder Akademie in Deutschland können bis zum 19. Juli 2012 ihre Diplom-, Bachelor- sowie Masterabschlussarbeiten zum Wettbewerb einrei­chen. Die Anmeldung zur Teilnahme muss über die schrift­liche Empfehlung eines Hochschulprofessors erfolgen. Bewertet werden Einzel- und Teamarbeiten, die zum Zeitpunkt des Einsendeschlusses nicht älter als 12 Monate sind.

Die Raymond Loewy Foundation, 1991 von British American Tobacco in Hamburg gegründet, hat bisher 45 Nachwuchsdesigner der verschie­densten Fachrichtungen mit dem Lucky Strike Junior Designer Award ausge­zeichnet. Der Preis bietet dem Nachwuchs ein öffent­li­ches Forum und gilt als Eintrittskarte in die Designprofession. Auch die von der Jury verlie­henen »Besonderen Anerkennungen« sind unter Nachwuchsdesignern heiß begehrt. Im vergan­genen Jahr würdigte die Jury 26 Absolventen/-teams von 22 Ausbildungsstätten mit einer beson­deren Anerkennung.

»Wichtig an diesem Wettbewerb ist, dass man sich mit den besten Diplomarbeiten Deutschlands messen kann. Allein das ist schon eine große Auszeichnung«, findet Felix Krinke, Preisträger des Lucky Strike Junior Designer Award 2011. »Der Preis schafft große Aufmerksamkeit in der Wirtschaft und in der Designbranche.« Felix Krinke, der Produktdesign an der Fachhochschule Aachen studierte, erhielt den Preis für ein Nachhaltiges und offenes Baukastensystem aus verschie­denen Verbindungselementen wie Gurten, Klemmen oder Nieten, das es ermög­licht, Alltagsgegenstände oder Naturmaterialien verbauen zu können.

Die Preisverleihung findet im November im Stilwerk in Hamburg statt. Weitere Informationen zum Lucky Strike Junior Designer Award sowie zu den ehema­ligen Preisträgern finden Bewerber im Internet unter raymond​loe​wy​foun​da​tion​.com.


Sys 2.0 bringt Ordnung in Unternehmensdrucksachen

Das Ergebnis von Fabrizio Schiavis Untersuchungen über funk­tio­nelles Design heißt Sys 2.0. Ziel war es, eine extrem viel­sei­tige Schriftfamilie zu entwi­ckeln, die sich um Print- und für Bildschirmlesbarkeit glei­cher­maßen verdient macht. Schiavi nahm sich die allge­gen­wär­tigen Systemschriften Verdana und Geneva zum Vorbild, die auch in Textgrößen von sechs Punkt zuver­lässig zu lesen sind.

Sys 2.0 von Farbrizio Schiavi bei FontShop.com

Wie es Fabrizio Schiavi gelungen ist, der Sys 2.0 italie­ni­sches Dolce Vita einzu­hau­chen, bleibt sein Geheimnis

Die Grundformen der Sys-Buchstaben verlaufen geome­trisch. Schiavi entwi­ckelte sie aufgrund seiner Untersuchungen von funk­tio­nellen Bitmaps in 10pt. Die geome­tri­schen Proportionen der Sys 2.0 orien­tieren sich an ihren Vorbildern FF DIN und FF Isonorm.  

Sys 2.0 Balkendiagramm

Klar aber nie unfreund­lich, bringt Sys 2.0 (hier der Light-Schnitt) Ordnung und Lesbarkeit zu großen Datenmengen

Bei der Gestaltung der Buchstaben entschied sich Schiavi, „Ink Traps“ (Tintenfallen) anzu­legen: kleine Spalten in den spitzen Winkeln von Buchstaben, die beson­ders in kleinen Punktgrößen das Zulaufen mit Tinte verhin­dern. Bei der Konstruktion der Ink Traps erkannte Schiavi einen inter­es­santen Nebeneffekt auf das manu­elle Hinting. Die Buchstaben-Ausrichtung profi­tierte enorm und verbes­sert die Lesbarkeit am Bildschirm und im Druck erheb­lich. So machen akku­rate Hinting-Anweisungen für jede Punktgröße von neun Punkt an aufwärts eine große Stärke der Sys 2.0.

Sys 2.0 OT-Features

Ausgefeilte OpenType-Features und ihr TrueType-Flavour machen Sys 2.0 zu einer starken Schrift für Geschäftsberichte, Gebrauchsanweisungen, Handbücher und die viel­sei­tigen Aufgaben der Corporate-Kommunikation 

Aufsehen erregen auch die OpenType-Features der Familie, die im TrueType-Flavour (mathe­ma­tisch betrachtet sind das quadra­ti­sche Polynome) ange­legt sind. Dadurch ist Sys 2.0 beson­ders für die Corporate-Kommunikation geeignet, zum Beispiel durch die die Stilverlinkung (Regular-Italic-Bold-Bold-Italic) und die hervor­ra­gende Lesbarkeit am Bildschirm (ClearType-Hinting). Weitere Details können dem Sys 2.0 bei FontShop, PDF-Dokument (8 Seiten, 4,5 MB) entnommen werden.

Über den Entwerfer: Der Italiener Fabrizio Schiavi ist Designer für viele Grafik-Disziplinen. Er entwirft Fonts, Websites, Marken … kurz alles, was der Kommunikation nützt. Zu seinen Kunden zählen Ferrari, C.P. Company, Mandarina Duck, Philip Morris, Expanded Music, MTV, Nike, Stone Island, Beretta und mehr. Weitere Schriften von Schiavi …

Sys 2.0 | 8 fonts | 290 Euro
 
Anders als andere Schriften für die Bürokommunikation, kann Sys 2.0 auch in Einzelschnitten zu 49 Euro herun­ter­ge­laden werden (alle Preise zuzüg­lich MwSt.).