Fontblog Artikel im Mai 2012

Hier ist der EM-Spielplan von Oleksandr

Eben schreibt mir Oleksandr Parkhomovskyy von Rekord: »Da mein Spielplan für die WM 2010 sehr beliebt war, wollte ich natür­lich nicht die Gelegenheit verpassen, auch für die EM einen zu machen.« Seit eben liegt er auf seiner Website, der »super­prak­ti­sche und ultra­por­table EM 2012 Spielplan zum Ausdrucken und Ausfüllen«, gestaltet mit der selbst entwor­fenen Schrift und tollen Icons. Schnell hin …


Mein aktuelles Lieblingsbuch: Information Graphics

Wer sich fundiert mit Theorie und Praxis von Infografiken ausein­an­der­setzen wollte, was jahre­lang auf die (teils veral­teten) Werke des großen Edward Tufte ange­wiesen. Der Verlag Taschen legt nun eine neue Bibel für Information Graphics vor, 480 Seiten, 25 x 37 cm, 4 Kilogramm schwer, fundiert recher­chiert und geschrieben von Sandra Rendgen und Julius Wiedemann, noch dazu vorzüg­lich gedruckt und ausge­stattet. Und der Preis ist mehr als ange­messen, um nicht zu sagen saugünstig: 49,99 €. Hier bei FontShop bestellen, versandkostenfrei …

Das Werk glie­dert sich thema­tisch in die Kapitel Location, Time, Category und Hierarchy, diesen voraus geht eine histo­ri­sche Einführung. Nicht nur für Designer ein span­nendes Werk, sondern auch für Pädagogen, Statistiker, Marketing-Experten und Wissenschaftler.

Frank Zappas Leben als Musiker und Komponist in einer Info_Grafik vom Ward Shelly (2008)

Der Einfluss von Edgar Ellen Poe auf andere Autoren (links), die wirt­schaf­li­chen Aspekte beim Betreiben eines russi­schen Kindergartens (rechts)

Zeitleiste der US-Wirtschaft seit 1920: Inflation, Bruttoinlandsprodukt, Verschuldung, … (Design: Nigel Homes, 2008)

Leicht verständ­liche Infografiken nach der Methode »Die Welt als Dorf mit 100 Bewohnern«, Posterserie, China 2008, Design: Toby Hg

Christoph Niemanns illus­trierte in seiner Blog-Serie »Abstract City« für die New York Times die Rätsel der Großstadt, hier erör­tert er, was ihn an einem unge­störten Nachtschlaf hindert

Der Aufbau einer Bohrinsel (links) und die Erdoberfläche im Querschnitt (rechts)

Biodiversität auf der Erde »Hilfe, ruft Noah«, Illustration von Daniele Lorenzetti (2010) für ein italie­ni­sches Magazin 


Schönstes Notizbuch … nur hier zu gewinnen [beendet]

Als ich das Führerscheinpapier zwischen die Finger nahm, war ich verloren … die meisten Fontblog-Leser kennen das beton­graue Papier gar nicht mehr, das der Fahrerlaubnis den Namen »Lappen« gab, diese gummierte Pappe. Sofort musste ich das ganze Buch durch­tasten, das auf den ersten Blick wie ein Papiermusterbuch aussieht. Aber es ist mehr als das, es ist ein Notizbuch. Doch selbst als solches ist es mehr, denn »every paper tells a story«. Wer mich in meinem gläsernen Büro beob­achtet hat, dachte sich wahr­schein­lich: ›Wie kann sich ein Mensch nur so lange mit einem Buch aus leeren Seiten beschäftigen?‹

Es stimmt, das Buch ist leer. Aber im hinteren Deckel verbirgt sich ein bedruckter Notizblock, der sich wie ein span­nender Krimi liest. Er enthält noch mal alle verwen­deten Papiersorten und stellt diese in Worten und mit sympa­thi­schen Illustrationen vor.

Ob Metzger-, Strafbefehl-, Konfetti- oder Butterbrotpapier … wir haben sie alle schon mal in Händen gehalten, weil sie täglich im Einsatz sind. Und deshalb heißen sie hier auch »Held der Arbeit«. Man trifft sie morgens beim Verzehr der Stulle und abends auf dem Sofa bei der Spurensicherung im »Tatort«. Es sind die Underdogs der Papierwelt. Die meisten von ihnen sehen nie unbe­druckt das Licht der Welt. Doch dieses Notizbuch holt sie aus dem Dunkel der Fabrikhallen, Kühlhäuser, Brieftaschen und Holzkisten und beschert ihnen einen Auftritt in der glit­zernden Werbewelt … denn beim »Held der Arbeit«-Notizbuch handelt es sich um eine Geschenk für die besten deut­schen Werber, die Jury des 48. ADC-Wettbewerbs.

In das 344 Seiten starke Buch haben die Hersteller von brand​book​.de 24 verschie­dene Papiere einge­bunden, den Umschlag und das Vorsatzapier nicht mitgerechnet.

Weitere Besonderheiten:

  • edle, bron­ze­far­bene Coverprägung auf grau­braun durch­ge­färbtem Karton (Sonderanfertigung)
  • entkop­pelter Buchrücken – für ein perfektes Aufschlagverhalten und abso­lute Planlage
  • textiles Fälzelband im Siebdruck in Tagesleuchtfarbe bedruckt
  • inte­griertes Booklet mit Erklärung zu den einzelnen Papieren
  • zu 80% von Hand gefer­tigt, da die Helden-Papiere zum Großteil nicht maschi­nell verar­beitet werden können

Format: 146 x 207 mm
Seitenanzahl: 344 Seiten
24 verschie­dene Papiersorten (blanko)
Gestaltung & Produktion by brand​book​.de

Wert: Ich würde mal sagen unbe­zahlbar, denn tatsäch­lich kann man dieses Notizbuch nicht kaufen. Aber hier im Fontblog können 3 Leser je ein Exemplar gewinnen, denn Brandbook hat mir drei »Held der Arbeit« geschenkt, weil ich so begeis­tert davon bin. Beantwortet mir einfach die folgende Frage: Zu welchem Papier hast Du ein ganz persön­li­ches, emotio­nales Verhältnis? Einsendeschluss ist der kommende Montag, 4. Juni, 12:00 Uhr.


Ebon Heath/Villeroy & Boch: Kunst trifft Keramik

Die aktu­elle Zusammenarbeit des Keramikherstellers Villeroy & Boch mit dem Künstler Ebon Heath setzt auf unge­wöhn­liche, kreativ-hand­werk­liche Verbindungen. Heath war einer der Stars der TYPO Berlin 2009 Space, wo er im Haus der Kulturen der Welt ein typo­gra­fi­sches Mobile instal­lierte und in einer mitrei­ßenden Präsentation seine Arbeit erläu­terte (vgl. TYPO-Blog: Das typo­gra­fi­sches Ballett).

Im Schulterschluss von Tradition und Moderne macht das Second GlanceProjekt von Villeroy & Boch/Heath Kunst direkt fassbar: mit über­ra­schenden Momenten und Bruchpunkten, die der schlichten Eleganz eines geschwun­genen Keramikobjekts neues Leben einhau­chen. Inspiriert durch Villeroy & Bochs Material- und Dekorkompetenz kreierte Ebon Heath mehrere Second-Glance-Kunstwerke, darunter ein Gedicht im Rahmen der Typographic-Mobiles, die Villeroy & Bochs Kernkompetenz Keramik mit Heaths Liebe zur Typografie verschmelzen lassen. Die Kreation aus insge­samt 166 kera­mi­schen Buchstaben, bestehend aus den sieben Zeilen und dem Titel seines Second Glance-Gedichts, wurde eigens für das Kunstprojekt ange­fer­tigt. Die Objekte gehen nun auf Weltreise, können aber online gesehen und auch erstei­gert werden unter: villeroy​-boch​.com/​s​e​c​o​n​d​-​g​l​a​nce

Der nach­fol­gende Film verrät mehr über die wech­sel­sei­tige Inspiration zwischen Künstler und Keramikhersteller:


Der ganze Ulysses auf einer einzigen Seite

Die Idee, berühmte Bücher auf ein einziges Blatt zu drucken, verdanken wir der spie­le­ri­schen Neugier von Ian Warner (Abbildung rechts), Partner bei Blotto Design (FontBlog berich­tete: Weltliteratur, auf einem einzigen Blatt Papier). Beim Stöbern in den digital aufbe­rei­teten Werken der Weltliteratur des ameri­ka­ni­schen »Project Gutenberg« stieß er auf mehrere 1000-Seiten-Bücher, wie z. B. »Das Kapital« von Karl Marx, und stellte sich die Frage, wie lang das Werk netto ist, also nur Text auf einer Seite im Überblick.

Es war ein beiläu­figes grafi­sches Experiment mit einem beein­dru­ckenden Ergebnis: Kaum zu glauben, der Romantext war mit einem Blick zu erfassen und blieb deut­lich lesbar. So war die Idee geboren und es entstanden mehrere Klassiker auf nur einer Seite. Im Fall von Goethes Faust Teil 1 und 2 sind das 88.567 Wörter, das 432 Seiten der gebun­denen Ausgabe bei Könemanns entspricht.

Nun erscheint erst­mals im Rahmen des Projekts All The World’s A Page der Roman der Romane, James Joyces »Ulysses« … Pünktlich zum Bloomsday am 16. Juni erscheint der Ulysses mit 272.000 Wörtern. Seit seinem ersten Erscheinen 1922 haben sich Heerscharen von Wissenschaftlern mit diesem Buch beschäf­tigt, trotzdem behält es für seine leiden­schaft­lichsten Anhänger noch heute etwas Rätselhaftes. Wer sind seine Leser? Wer lässt sich ein auf ein Spiel mit einem lite­ra­ri­schen Monster, das die Wirklichkeit ist?

Für seine Leser, die bereits genuss­voll im Bloomschen Bewusstseinsstrom gebadet haben, ist dieses Literaturplakat gera­dezu eine Trophäe. Für die Ängstlichen, die sich erst anschi­cken, die Spitzen dieses Gebirges zu erklimmen, erleich­tert es den Zugang zum laby­rin­thi­schen Werk und hilft bei der Navigation: Nicht, dass es damit leichter zu lesen wäre. Aber der Roman eines einzigen Tages auf einer einzigen Seite, das sollte doch locker machen und ist das Rezept gegen den beim Ulysses norma­ler­weise einset­zenden »Bildungsstarrkrampf« (Fritz Senn).

Die Literaturposter von All The World’s A Page sind auf hoch­wer­tigem Werkdruckpapier gedruckt und können im Onlineshop für jeweils 20 € erworben werden.


Schriften, die Geschichte schreiben

Bei einer Recherche fiel uns dieses einzigartige Fax-Original in die Hände: Am 28. April 1991 berichtet Just van Rossum Erik Spiekermann, dass er den Random-Code geknackt hatte, der es ermöglichte veränderliche Buchstaben-Outlines zu generieren …

Beowolf-Fax Entdeckung des Random Effekts

… und begründete die Klasse der intelligenten Schriften.

Just van Rossum und Erik van Blokland hatten seit Ende der 80er Jahre versucht einen PostScript-Type-3-Algorithmus zu entwickeln der es Schriften gestattete Ihre Outlines zu verändern. Justs Durchbruch, während eines Aufenthalts im Bostoner FontBureau, begründete die legendäre Schriftfamilie FF Beowolf, bestehend aus 3 Schnitten, R(andom) 21, 22 und 23. 

Beowulf @ FontShop.com

Der »springende Punkt« von Beowolf basierte auf dem geknackten Algorythmus. Die Programmiersprache stellte eine Zufallsfunktion bereit, mit deren Hilfe es möglich wurde, die Bézier-Stützpunkte der Buchstaben in definierbaren quadratischen »Gummizellen« beliebig driften zu lassen – je größer die Zelle, umso dramatischer der Zufallseffekt in den Lettern. Auf diese Art entstanden die drei Beowolf-Fonts mit zunehmenden Random-Graden.

Nach diesen Anfängen als experimenteller »Randomfont« wuchs die Beowolf- und Beo Sans-Familie kontinuierlich heran. Gestalter konnten die Outlines in verschieden Stufen »randomisieren«. Auch im OpenType-Format, können Beo-Schriften mit aktiviertem OT-Panel ihr volles Potential entfalten.  Beowolf wurde in die Dauerausstellunung des New York Museum of Modern Art (MoMA) aufgenommen.

Beo-Random 22-und-24

Oben: Beowolf OT R20 mit etwas kantigen Konturen; darunter: FF Beowolf OT R24. Random 24 gibt es erst seit der Umwandlung ins OpenType-Format, das den Mitgliedern der Beowolf-Familie weitere Freiheitsgrade gestattete

 


Neueröffnung: Museumsshop für Designnostalgiker

Wer ausge­fal­lene Geschenke für Designer sucht, die schon alles haben: Der Museumsladen für ausster­benden Künstlerbedarf hat gerade seine Pforten eröffnet. Um Englischen heißt er The Museum of Forgotten Art Supplies Store und verkündet einla­dend: »Wir liefern auch nach Deutschland«. Sein Direktor Lou Brooks ist auch der künst­le­ri­sche Leiter der selbst entwi­ckelten und gestal­teten Waren. »Zeig den Leuten, dass du old-skool bist, und das mit Stolz. Und ich schwöre bei Gott, dass wir Woche für Woche neue Produkte einstellen … also immer wieder vorbei­schauen.« Zur Zeit liefert der Store Shirts, Tassen, Notizhefte, Taschen, Sticker und andere Kleinigkeiten im Retro-look.


BVDW sucht kreative Nachwuchstalente

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. setzt mit der »Challenge 2012 – Juniorenpreis zur Zukunft der Werbung« ein neues Zeichen für die Nachwuchsförderung. Der erst­mals ausge­tra­gene Wettbewerb richtet sich an Young Professionals, die in deut­schen Agenturen beschäf­tigt sind, sich in der Ausbildung oder im Studium befinden. Der Juniorenpreis zur Zukunft der Werbung wird durch die Fachgruppe Agenturen und Fachgruppe Online-Mediaagenturen (FOMA) im BVDW ausge­schrieben. Teilnehmen können ab Juni 2012 alle 18- bis 30-Jährige, die ihre Vorstellung von der Zukunft des digi­talen Marketings einrei­chen. Zu gewinnen gibt es, mit Unterstützung von Microsoft Advertising, eine Reise zum inter­na­tio­nalen Werbefestival »Cannes Lions«. Die Preisverleihung und Präsentation der besten Einreichungen findet am 12. September 2012 auf der Kongressbühne der Dmexco in Köln statt.

Weitere Informationen auf der BVDW-Website unter www​.bvdw​.org und unter www​.chall​enge​-award​.de.