Fontblog Artikel im September 2011

Ist dies das neue Symbol für Menschenrechte?

Heute morgen, beim Creative Morning in Berlin, schwiegen die Referenten Nadine Freischlad und Bastian Unterberg wie ein Grab (hier einige Fotos von der vom Fontblog orga­ni­sierten Veranstaltung). Fünf Monate lang wickelten sie und ihr Team von der Crowdsourcing-Plattform Jovoto einen welt­weiten Designwettbewerb ab, den Diplomaten des Auswärtigen Amts initi­ierten (Fontblog berich­tete: Ein Symbol für Menschenrechte wird gesucht). Außenminister Guido Westerwelle gab am 3. Mai 2011 höchst­per­sön­lich den Startschuss für die Logosuche, außer­ge­wöhn­lich gut gelaunt und zuver­sicht­lich … viel­leicht witterte er für sich und sein Amt endlich eine »große Aufgabe«, die als erfolg­reich gelöst werden könnte.

Der Berufszyniker Henry M. Broder hat Zweifel. In einem Kommentar für die WELT (Ein Logo für Guido) entlarvt er die Präsentation des Signets heute Nacht, am Rande der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York, als kost­spie­lige Partynummer. Schließlich werde das Symbol nicht »in der Anonymität eines Seitenflügels der UN-Zentrale« der Öffentlichkeit präsen­tiert, sondern im Nobelrestaurant Guastavino’s auf der East Side von Manhattan. Laut Broder handele sich bei dem Wettbewerb um eine Privatinitiative deut­scher Diplomaten, die von Außenministern anderer Staaten »gespon­sert« werde. »Wer hier wen unter­stützt oder vor wessen Karren gespannt wurde, ist weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick erkennbar. Zu den ausge­wie­senen ›Partnern‹ gehören Cinema for Peace Berlin und das weit­ge­hend im Stillen wirkende Deutsche Institut für Menschenrechte, ein 2001 gegrün­deter gemein­nüt­ziger Verein, der unter anderem vom Auswärtigen Amt finan­ziert wird.« Broders Fazit: »Westerwelle schmeißt eine Party für Westerwelle«.

Wie so was geht, das können wir uns (angeb­lich live) in wenigen Stunden auf der Website des Wettbewerbs ansehen. Dann wird auch das Siegerlogo präsen­tiert. Die Internet-Gemeinde hat es in den vergan­genen vier Wochen aus 10 Finalisten gewählt, die zur Zeit immer noch auf der Startseite des Wettbewerbs zu begut­achten sind. An jedem Logo, ein Kompliment an die Transparenz des Wettbewerbs, befinden sich Like-Quoten aus den sozialen Netzen StumbleUpon, Twitter und Facebook. Wenn man sich diese Quoten genauer ansieht und davon ausgeht, dass sie nur unwe­sent­lich vom offi­zi­ellen Voting abwei­chen sollten, müsste der Entwurf mit dem Titel Free As A Man (Idee Nr. 20616) klarer Favorit sein, mit 11.000 Like-its aus Facebook.

Ein Logo für Menschenrechte sollte jeder zeichnen können … die Schablone für »Free As A Man« haben alle Menschen immer dabei

Selbst wenn Pappe und Flaggen-Material rar sind, ließe sich das Signet mit dem Arbeitstitel »Free As A Man« mit der bloßen kommunizieren

(Alle Abbildungen © http://​human​rights​logo​.net/​i​d​e​a​s​/​2​0​616)


Webfont-Awards 2011

Seit gestern sind Designer in aller Welt zum zweiten Webfont-Award von Monotype Imaging aufge­rufen. Der Wettbewerb prämiert Internetseiten, die Webfonts in heraus­ra­gender Art und Weise einsetzen. Bis zum 28. Oktober 2011 können Designer und Agenturen eine jeweils belie­bige Anzahl an Entwürfen einrei­chen. Die Voraussetzung: Sie nutzen Webfont-Technologien. Auch selbst program­mierte Lösungen oder Services anderer Anbieter als Monotype Imaging sind zulässig, solange die Webseiten Schriften verwenden, welche durch die @font-face CSS-Regel vom Server bereit­ge­stellt werden.

Auch dieses Jahr warten wieder attrak­tive Preise auf die Sieger: Reisen zur »Future of Web Design«-Konferenz inklu­sive VIP-Pass in London im Frühjahr 2012, das iPad 2 von Apple, Lizenzen für die Schriftsammlungen Monotype Library, Linotype Originals und ITC Library sowie Abonnements des Webfont-Services von fonts​.com. Der Gesamtwert der Preise beläuft sich auf mehr als 100.000 US-Dollar.

Unter www​.webfon​ta​wards​.com können die einge­reichten Designs betrachtet und online nach Einhaltung typo­gra­fi­scher Regeln, Kreativität oder Benutzerfreundlichkeit bewertet werden. Der am Ende der Abstimmung am besten beur­teilte Beitrag erhält den »Community-Choice-Award«. Weitere Informationen …



Adidas Laces: Orientierungssystem, Interior Design

Bewegte Buchstaben, schwin­gende Schrift
Text: Büro Uebele und Zieglerbürg, Fotos:  Werner Huthmacher, Christian Richters

Die engli­sche Bezeichnung »laces« (Schnürsenkel oder Spitzen) bildet die Metapher für die gebaute Kommunikation eines welt­weit agie­renden Unternehmens, das in der Entwicklung von Sportartikeln und Sportmode führend ist. Das Wesen des Sports ist Bewegung, und sie bestimmt auch die grafi­sche Sprache, bewegte Typografie durch­zieht das neue Adidas Design Center (Architektur: kada­witt­feld­ar­chi­tektur). Sie zeigt sich selbst in der Schrift des Orientierungssystems: leicht und schnell schwingt sie sich über Wände und Geländer, vibrie­rend verän­dert sie ihre Form.

Worte bezeichnen Orte, werden zu Farbflächen, Reliefs und Skulpturen. Laces ist der Entwicklung und dem Design gewidmet. Es ist ein sach­li­cher Ort in Schwarz und Weiß, der den Mitarbeitern einen neutralen Raum für die bunten Produkte bietet. In den Besprechungszonen der oberen Etagen ist die weiße Schrift, scheinbar mitten in der Bewegung, zu einem Wandrelief erstarrt. Auf den Glasbrüstungen der Stege, die das Innere des Gebäudes durch­ziehen, wirken die Buchstaben wie aus einem hauch­dünnen, durch­sich­tigen Vlies ausge­stanzt. Die Konturen bestehen aus hoch­spie­gelnder Folie und erzeugen so ein flir­rendes Bild. An beson­deren Orten verdichten sich die Schriftzeichen zu abstrakten Flächen oder bilden Paravent, Empfangstresen und Mitarbeitereingang. In den Untergeschossen werden die reli­ef­artig wirkenden Wandbilder der Besprechungszonen, die Namen diverser Unternehmensprodukte tragen und den Räumen ihre unver­wech­sel­bare Identität geben, in zwei­di­men­sio­nalen Farbklängen ausge­bildet. Zusätzlich werden Wände, die der Orientierung dienen, durch die Farben Blau, Rot, Gelb, Grün und Schwarz markiert.

Orientierungssystem

Das Haus bildet eine räum­liche Schleife. Freischwebende Stege über­spannen ein Atrium und schnüren den Baukörper, ähnlich den Schnürsenkeln eines Sportschuhs, zusammen. Sie verbinden die einzelnen Abteilungen des Gebäudekomplexes und sorgen so für kurze Wege und vermeiden störenden Verkehr in den Büros. Das Orientierungssystem unter­stützt diesen Gedanken, indem es an Knotenpunkten über die Lage der Gebäudeteile infor­miert. Auf den gläsernen Brüstungen sind die Namen der Besprechungszonen zu sehen, die beim Blick durch die Halle ein bewegtes, aber zurück­hal­tendes Bild erzeugen und den Besuchern den Weg weisen.

Die Hausschrift, eine Entwicklung auf Basis der FF DIN, ist aufge­löst. Die Konturlinien der Buchstaben und der Pfeile werden, vertikal versetzt, rhyth­misch wieder­holt: daraus entwi­ckelt sich der Eindruck einer sport­li­chen Bewegung. Die schil­lernden – wie im Zeitraffer erstarrten Zeichen – werden zu wech­selnden Mustern kombi­niert und bieten dem Betracher ein abwechs­lungs­rei­ches, laces-typi­sches »Schnürmuster«.

Um eine gute Lesbarkeit zu gewähr­leisten wird jeweils ein Buchstabe und ein Pfeil der Sequenz von einer dicken Konturlinie über­la­gert. Als Zielbestätigung wird ein alpha­be­ti­scher Code vor den Eingängen zu den Abteilungen gezeigt. Im Erdgeschoss und im Hof ist diese Zielbestätigung über­di­men­sional in die para­vent­ar­tige Fassade aus dünnen Stahlröhren inte­griert. Sie sind von jedem Standpunkt der Halle zu sehen und bieten eine selbst­er­klä­rende Orientierungshilfe. Das Motiv der bewegten Schrift bildet inter­es­sante Muster wie gehä­kelte Spitzen – laces. Die – auf den ersten Blick abstrakten Muster – geben deut­liche Hinweise auf die verschie­denen Räumlichkeiten, wie Konferenzraum, Restaurant, Athlete Services und Brand Archive.

Interior Design

Die Lounges, die als Besprechungsräume mit angren­zenden Teeküchen dienen, sind für die Entwicklung des Produktdesigns wich­tige infor­melle Zonen. Ihre Bedeutung wird durch eine signa­le­tisch prägnante Ausformung der Wände unter­stützt. Die Reliefs mit den Schriftzügen berühmter Produktpersönlichkeiten geben diesen offenen Räumen nicht nur den Namen, sondern auch eine unver­wech­sel­bare Identität und Orientierungshilfe. Beispielsweise sind sämt­liche Oberflächen der Teeküche in einem Buntton gehalten. Die Farbe leuchtet durch die Ausgabetheke in die weiße Welt der Besprechungszonen und unter­stützt die unter­be­wusste Orientierung. Auch die Vorhänge der Besprechungsräume sind innen farbig und außen weiß. Das Bunte kann, wenn es als störend empfunden wird, zur Seite geschoben werden. Die kräf­tigen Töne folgen einem sport­li­chen Prinzip. Der äußerst spar­same Einsatz von Farben setzt in der schwarz-grau-weißen Skala einen frischen Akzent. Die leuch­tende Buntheit kommu­ni­ziert den Unternehmenszweck: Sport.


Deutsches Design Museum in Berlin?

Der Rat für Formgebung (Frankfurt am Main) hat Künstler, Galeristen, Designer, Museumsleiter und Ausstellungsmacher, Journalisten und Hochschullehrer gebeten, über die Gründung eines Design-Museums zu disku­tieren. Auf der Website www​.deut​sches​de​sign​mu​seum​.de sind plaka­tive Thesen zu dieser Idee veröf­fent­licht. Sie sollen eine »ergeb­nis­of­fene Debatte« anstoßen. Bitte betei­ligen Sie sich dort … und hier im Fontblog.

Stellvertretend 5 von 13 Thesen:

  • Man kann heute nicht mehr nur Stühlchen ins Museum stellen. Wir müssen über den Designbegriff reden.
    Volker Albus
  • Viele Museen für Design sind wie Gräber. Aber Design ist etwas Lebendiges. Hans-Peter Jochum
  • Gesellschaftliche Entwicklungen ragen in Kunst und Design hinein. Dieses Verhältnis muss auf nicht reduk­tio­nis­ti­sche Weise erforscht werden. Isabelle Graw
  • Wäre es nicht befreiend, auf eine Sammlung zu verzichten? Andreas Murkudis
  • Design ist das denkbar popu­lärste Thema. Ulf Poschardt

90-NaCrKu (1): Schriften – Wesentliche Details

Teil 1: Details zur gesuchten Schrift
Das Schriftenangebot auf font​shop​.com umfasst zur Zeit über 150.000 Fonts. Damit Sie schnell die passende Schrift für einen Job finden, bieten wir zu jedem Font fein abge­stufte Produktinformationen. Am Beispiel der Estilo Script von DSType zeigen wir hier in 90 Sekunden, welche Informationen zur Verfügung stehen und wie man sie nutzt.

Unterhalb eines jeden Schriftschnitts auf font​shop​.com befinden sich 3 Reiter: Muster, Galerie und Fonts wie diese. Hinter den Reitern verbergen sich teils hilf­reiche, teils anre­gende Information zur gewählten Schrft. Automatisch ausge­wählt ist der Reiter Muster:

FontShop Navigation: Muster Reiter

Das grau unter­legte Feld direkt unter Muster bietet 2 Links zu einem kompakten und einem ausführ­li­chen PDF-Schriftmuster. In beide kann man, vor dem Download auf die eigene Platte, mittels einer schnellen Vorschau hineinsehen.

Wer keine Schriftmuster laden möchte sondern sofort Satzbeispiele wünscht, klickt unter dem grauen Feld auf einen der 3 Reiter mit den Bezeichnungen Display Sample, Text Sample und Character Set; sie geben Auskunft über die Anmutung der Schrift in zwei Textgrößen und zeigen alle enthal­tenen Zeichen:

FontShop Navigation: Reiter Display SampleDas Display-Schriftmuster doku­men­tiert die Anmutung der Schrift in großen Größen und im Versalsatz. Diese Darstellung hilft ihr Aussehen für den Einsatz auf Postern oder für Verpackungsdesign zu beurteilen.

Das Fließtext-Muster zeigt die Anmutung der Schrift in langen, kleiner gesetzten Texten, hilf­reich zur Beurteilung der Schrift für den Buchdruck, im Editorial-Design oder für Flyer und Broschüren.

Neben dem Aussehen einer Schrift ist ihr Zeichenvorrat sowie ihre OpenType-Funktionen von großer Bedeutung. Die Zeichenübersicht zeigt jede Glyphe eines Fonts. Auf Wunsch können die Zeichen grup­piert und gefil­tert werden, zum Beispiel Ligaturen, Ziffern, wissen­schaft­liche Formelzeichen oder Akzentzeichen. Overlays erklären die Begriffe. Die Darstellungsgröße ist variabel.

Hinter dem Reiter Galerie verbergen sich gestal­tete Abbildungen und Beispiele aus der Praxis. FontShop-Mitarbeiter sind unent­wegt auf der Suche nach aussa­ge­kräf­tigen Mustern und freuen sich, wenn Schriftbenutzer eigene Beispiele einreichen.

Hinter Fonts wie diese steckt die ganze Erfahrung unserer Schriftextperten. Falls Designer eine unver­brauchte Alternative zu einem Klassiker sucht, ist eine Schrift mit vergleich­baren Eigenschaften nur einen Klick entfernt. Dies kann auch für die Suche nach einer Webfont-Variante zu einer bestehenden Hausschrift sehr hillf­reich sein.

ENDE

Als Ratgeber für die Schriftenauswahl empfehlen wir unsere Font-Fibeln zu Webfonts, OpenType und Office-FontsMeet your Type, aufge­legt von FSI FontShop International, ist ein 50-seitiger Ratgeber, der bei der Auswahl einer Haus-, Corporate- oder Editorial-Schrift hilft.


Vorschulvideo: Buchstaben haben das Wort

Bereits lange vor der Erfindung des Buchdrucks waren hand­ge­malte Buchstabentafeln ein weit verbrei­tetes Lehrmittel in den Schulen. ABC-Täfelchen aus Holz werden bereits in einer engli­schen Handschrift des 14. Jahrhunderts erwähnt. Später schützte eine dünne, trans­pa­rente Hornplatte das auf die Tafel aufge­klebte Papier vor Abnutzung und Schmutz. Daher heißen Buchstabentafeln im engli­schen Sprachraum bis heute “Horn Books” (Hornbücher), obwohl sie keine Bücher im herkömm­li­chen Sinn sind.

Der hier einge­bet­tete Film The Alphabet 2 versteht sich als ein »Hornbuch-Video-Experiment«, das die Aussprache von Buchstaben vermit­telt. Jede Letter reprä­sen­tiert ein Wort, das unmit­telbar filmisch darge­stellt wird. Dabei kommen verschie­dene Techniken zu Wort, Materialien sprühen vor Überschwang und Töne sorgen für freu­dige Überraschungen. Die Hauptrolle in allen Szenen spielt Helvetica.

The Alphabet 2 – A horn book video experiment
Regie, Design, Animation, Postproduction, Sound: Alessandro Novelli
Design, Animation, Bauten: Andrea Gendusa
Animation, Bauten: Mario Arcadu
Kamera: Giulia Arantxa Novelli


Neuer Master-Lehrgang Transport Information Design

An der Fachhochschule St. Pölten (Österreich) findet im WIntersemester zum ersten Mal ein inter­na­tio­naler Lehrgang auf dem Gebiet Traffic & Transport Information Design statt. Der Kurs wurde vom International Institute for Information Design (IIID) entwi­ckelt und wird unter der Schirmherrschaft der Unesco durchgeführt.

Die Ausbildung in Traffic & Transport Information Design umfasst nicht nur die Gestaltung klas­si­scher Informations- und Leitsysteme sondern u.a. auch die Darstellung von Real-time-Information auf mobilen Endgeräten, in Routenplanern und Navigationssystemen, Verkehrsinformationen, Warn- und Rettungssystemen im Katastrophenfall sowie Evaluierungsmethoden und recht­liche Rahmenbedingungen.

Die ersten beiden Semester konzen­trieren sich auf die Grundlagen des Informations Designs sowie Multimodaler Information. Das zweite Studienjahr besteht aus den Modulen »Traffic Information« und »Public Transport Information«. Das fünfte Semester dient der Verfassung der Abschlussarbeit (Master Thesis). Das Studium richtet sich nicht nur an BA-Absolventen der Studienrichtungen Design, Visuelle Kommunikation und Grafik Design, sondern auch an bereits Berufstätige aus verwandten Disziplinen, die Expertenwissen erwerben möchten.

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