Fontblog Artikel im September 2011

Baumann & Baumann haben geschillert

Wenn ich Post von Baumann & Baumann bekomme, kann ich mit glei­cher­maßen unter­halt­samen wie staats­tra­genden Nachrichten rechnen. Diese Woche schreiben mir Barbara und Gerd: »Lieber Jürgen, ›Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit‹ … wir schließen uns dieser Feststellung Karl Valentins an und freuen uns umso mehr über den Red Dot Design Award für unser Corporate Design und Orientierungs-Projekt auf der Marbacher Schillerhöhe. In promi­nenter Gesellschaft mit David Chipperfields Literaturmuseum der Moderne, dem Schiller Nationalmuseum und dem Deutschen Literaturarchiv hoch oben über dem Neckartal verbinden und markieren unser Schiller-S und unser Ideen- und Gestaltungskonzept diese lite­ra­ri­schen Orte und beziehen die neue Stadthalle von 4a Architekten mit ein.«

Die Schillerhöhe ist ein Park- und Museenareal im Zentrum der Stadt Marbach am Neckar. Sie ist benannt nach dem berühm­testen Sohn der Stadt, Friedrich Schiller. Neben dem Deutschen Literaturarchiv und der Marbacher Stadthalle befindet sich auf der Schillerhöhe das älteste Denkmal des Dichters. Mit seinen bis zu hundert Jahre alten Bäumen und der herr­li­chen Sicht ins Neckartal ist der Park auf der Schillerhöhe ein beliebter Anziehungspunkt für Besucher und Gäste.

Wie wir es aus der wegwei­senden Arbeit der Baumanns für den Bonner Bundestagsbau her kennen, Mitte der 80er Jahre, spielen auch auf der Schillerhöhe Zitat eine tragende Rolle. Ob Scheiben, Holzvertäfelungen, Wände oder Decken … wenn es passt, verknüpft das Designerpaar eine insze­nierte Weisheit mit einem Nutzen. Einfach nur beschriften reicht nicht, und dafür lieben wir die Baumanns. Danke für die tolle Arbeit und Danke an einen mutigen Auftraggeber.

(Ich werde euch als Sprecher auf die TYPO Berlin 2012 sustain einladen, denn ich kenne kein bestän­di­geres deut­sches Designbüro als Baumann & Baumann)



Design ’12 für Bauhaus Dessau kommt aus Amsterdam

Die Stiftung Bauhaus Dessau hat neue Jahresgrafiker, die 2012 das Erscheinungsbild der Stiftung – zusammen mit der Hausgrafik vom Hort (siehe Ausschnitt Pressemitteilung oben) – prägen werden. Das Büro Our polite society aus Amsterdam tritt 2012 die Nachfolge der Berliner Agentur Novamondo an. Jahresgrafiker der Stiftung sind für deren Periodika und Projektgrafik verant­wort­lich. Hauptprodukt ist die halb­jähr­lich erschei­nende Zeitschrift »bauhaus«, deren Aussehen sich damit nach je zwei Ausgaben neu defi­niert, sowie ein Buch aus der neuen Reihe der »edition bauhaus«.

Die Auswahl des Jahresgrafikers aus über 30 hoch­ka­rä­tigen Einsendungen hatte eine Jury getroffen, der neben dem Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Philipp Oswalt, und Pressesprecher Ingolf Kern der Gründer des Berliner Hort, Eike König, und der Leipziger Grafiker Markus Dreßen ange­hörten. »Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit diesem jungen Studio«, so Philipp Oswalt nach der Entscheidung. »Überzeugt hat uns vor allem der starke konzep­tio­nelle und syste­mi­sche Ansatz der Arbeiten, die beson­dere Haptik und Objekthaftigkeit mit einem außer­ge­wöhn­li­chen Gespür für typo­gra­fi­sche Gestaltung verbinden.« Starten wird die Arbeit von Our polite society mit dem nächsten Programmheft der Stiftung zum Januar 2012.

Für das darauf folgende Jahr ist die Entscheidung eben­falls schon gefallen: Die Bewerbung von Cyan fand die Jury so über­zeu­gend, dass sie die Berliner gleich zum Jahresgrafiker 2013 ernannte. Darin, so Oswalt, läge auch eine bewusste – und durchaus ein wenig selbst­iro­ni­sche – Referenz auf die eigene Stiftungsgeschichte: Das Büro zeich­nete vor gut 20 Jahren verant­wort­lich für das dama­lige Corporate Design der Stiftung und wird 2013 also ein Comeback am Bauhaus Dessau feiern.


Plakatfestival Weltformat in Luzern

Vom 5. bis 13. November 2011 findet in Luzern die dritte Ausgabe des Plakatfestivals Weltformat statt. Im Mittelpunkt steht der neue inter­na­tio­nale Wettbewerb für Studierende zum Thema »Plakate fürs Plakat«. Zum ersten Mal in der Schweiz gezeigt werden zudem hand­ge­malte Plakate der staat­li­chen Propaganda in Vietnam und Nordkorea.

Mit seiner dritten Ausgabe will das Luzerner Plakatfestival die Förderung von gutem Plakatdesign weiter ausbauen. Die Veranstalter haben deshalb einen inter­na­tio­nalen Gestaltungswettbewerb für Studierende zum Thema »Plakate fürs Plakat« ausge­schrieben. Am Festival vom 5. bis 13. November 2011 wird eine Auswahl von 20 Nominationen ausge­stellt und das über­zeu­gendste Werk gewählt. Dieses wird anschlies­send in einem schweiz­weiten Aushang der APG Affichage zu sehen sein. Bisher haben bereits 115 Studentinnen und Studenten aus über 20 Ländern Plakate einge­reicht. Die Teilnahme ist noch bis am 30. September 2011 möglich.

Handgemalte Propaganda

Mit einer Ausstellung über viet­na­me­si­sche und nord­ko­rea­ni­sche Propaganda aus der privaten Sammlung von Richard Frick zeigt das Festival in der Schweiz zum ersten Mal staat­lich einge­setzte Plakatkunst aus den beiden asia­ti­schen Ländern. Das Besondere an diesen Werken ist, dass sie alle hand­ge­malt sind. In der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) dient diese tradi­tio­nelle Technik noch heute zur Produktion von Plakaten.

Weitere Ausstellungen
Nach wie vor einen festen Bestandteil des Festivals bildet die jähr­liche Ausstellung »100 beste Plakate – Deutschland Österreich Schweiz«. In einer der insge­samt zehn Ausstellungen geht das Festival zudem der Frage nach, ob sich Kunst und Kommerz mitein­ander vertragen. Cybu Richli, Fabienne Burri und Dominique Fischer präsen­tieren zeit­ge­nös­si­sche kommer­zi­elle Plakate, die sich durch ihre künst­le­ri­sche Qualität und die Andersartigkeit ihrer Umsetzung von der Masse abheben.


Human Rights Logo: Die Preisverleihung (Video)

Im Rahmen einer Gala in New York City enthüllte ein inter­na­tio­nales Komitee aus Diplomaten, Menschenrechtlern und Prominenten das »offi­zi­elle« Logo für Menschenrechte, ein Entwurf von Predrag Štakić, 32-Jähriger Grafikdesigner aus Belgrad, Serbien. Siehe auch: Ist dies das neue Symbol für Menschenrechte? und Human Rights, das Gewinner-Logo.

© Bader TV News Berlin


✭ der Woche: Musikraphics 39,90 14,90 €

Musikraphics zeigt heraus­ra­gende CD- und DVD-Cover-Designs, Konzertplakate und Souvenirs, Fanclub-Artikel und andere Musik-bezo­gene Produkte. Wie der Titel des Buchs vermuten lässt, basieren die meisten der sorg­fältig ausge­wählten Beispiele auf Illustrationen, nur wenige auf Fotografie. Die Musikstile reichen von Pop, Country und Jazz über R&B, Hip Hop und Rock bis hin zu Electronica und Indie Music.

Das japa­ni­sche Online-Magazin Shift hat eine begeis­terte Rezension geschrieben, das deut­sche Weblog bild und ton war von der Titelillustration begeis­tert und fand mehr über die argen­ti­ni­sche Grafikerin Irana Douer heraus, auf flickr gibt es ein paar Doppelseiten aus dem Buch zu sehen.

Musikraphics –Visualizing the Rhythm of Music: 240 Seiten, Paperback, 225 x 240 mm, 200 farbige Abbildungen, englisch. Als Stern der Woche bietet FontShop auf www​.font​blog​.de das anre­gende Büchlein bis zum Sonntag für weniger als die Hälfte an, nämlich für nur 14,90 statt für 39,90 €. Zur Bestellseite …


FH Münster entwarf neuartige Dosenträger

Jeder kennt sie, keiner weiß, wie sie heißen, diese trans­pa­renten Kunststoffringe, mit denen Getränkedosen zu Sixpacks verbunden sind: Multipack-Carrier. Das 4 Gramm leichte, seit 50 Jahren perfekt funk­tio­nie­rende Plastikprodukt war Ausgangspunkt für ein Projekt am Fachbereich Design der FH Münster. Auf Anregung des US-ameri­ka­ni­sche Weltmarktführer für kunst­stoff­ba­sierte Multiverpackungs-Systeme Hi-Cone fragten sich Prof. Torsten Wittenberg und zwölf Bachelor-Studierende: »Kann man da noch was verbes­sern?«. Tatsächlich lassen die Material- und Fertigungsmöglichkeiten nur wenig Gestaltungsspielraum, und die Kosten für einen Carrier liegen im Zehntel-Cent-Bereich.

Man kann, bewiesen die Hochschüler, und entwi­ckelten unter Wittenbergs Leitung in nur zwei Monaten 45 neuar­tige Konzepte für Multipack-Carrier mit über­ra­schenden Mehrwertfunktionen. Dem Unternehmen präsen­tierten sie ihre Designkonzepte als perfekt funk­tio­nie­rende Prototypen.

Vergangene Woche zeich­nete der Vizepräsident von Hi-Cone, Hans-Jürgen Meyer, die drei besten Entwürfe aus. Florian Krebs, Christian Mirbach und Raoul Schäkermann über­zeugten mit einer Neuerung, die »den Single-Markt mit einer Zweier-Lösung atta­ckieren kann« (Mirbach). Das Doppel-Pack fehlte noch, neben den Vierer-, Sechser- und Achter-Packs. Und der gestal­te­ri­sche Kniff dabei: Zieht der Kunde an der Befestigung, dehnt sich die Kunststofffolie zu einem Trageriemen, der sogar über den Kopf passt. Für ihre Lösung »min = max« (Abb oben rechts) erhielt das Gestalterteam den 1. Platz und ein Preisgeld von 1500 Euro.

Auch Andreas Plautz fand einen Weg, das Straßensaufen noch komfor­ta­bler zu machen. Zieht man an zwei lösbaren Laschen am Multipack-Carrier, eignet sich ein Sixpack zum Tragen über der Schulter. So haben Durstige unter­wegs – trotz üppiger Bevorratung – stets die Hände frei. »Auf mini­ma­lis­ti­scher Ebene arbeiten zu dürfen, mit so wenig Material etwas Neues entwi­ckeln zu müssen, hat Spaß gemacht.« Sein »Sixbag« (Abb unten) würdigte Hi-Cone mit dem 2. Preis und damit 1000 Euro.

Den 3. Preis und 500 Euro bekam Gregor Korolewicz für seine Idee »Colt«. Die Kette mit den aufge­reihten Dosen erin­nert beim Aufrollen an die Trommel eines Revolvers (Abb oben links). Weitere Informationen und Abbildungen … 


Human Rights, das Gewinner-Logo

Predrag Štakić heißt der Gewinner des welt­weiten Wettbewerbs um ein Menschenrechtslogo, das gestern in New York ausge­zeichnet wurde (siehe auch Ist dies das neue Symbol für Menschenrechte?). Der 32-Jährige Serbe lebt als frei­be­ruf­li­cher Grafikdesigner in Belgrad. Auf seine Idee für das Logo sei er beim Lesen der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen gekommen, schreibt das Außenministerium auf seiner Website. Die weiteren Gewinner des Abends kamen aus Griechenland und Ägypten. Seit heute kann das Logo in verschie­denen Formaten auf human​rights​logo​.net herun­ter­ge­laden werden.

Bekanntgabe des Siegers Predrag Štakić (MItte) und Preisverleihung in New York (Foto © Bader TV)

In den vergan­genen 4 Monaten wurde mittels einer Online-Abstimmung aus 15.000 Einreichungen 100 Entwürfe für eine engere Auswahl eine Human Rights Logo bestimmt. Aus dieser wählte eine inter­na­tional besetzte Jury die zehn Finalisten aus. Jury-Mitglieder waren unter anderem die Friedensnobelpreisträger Aung San Suu Kyi, Jimmy Carter, der kolum­bia­ni­sche Musiker Juanes und die Designer Erik Spiekermann, Tina Roth Eisenberg und Philippe Apeloig. Über die von der Jury ausge­wählten 10 Finalisten konnten Menschen aus aller Welt bis zum 17. September für ihren Favoriten abstimmen.