Baumann & Baumann haben geschillert
Wenn ich Post von Baumann & Baumann bekomme, kann ich mit gleichermaßen unterhaltsamen wie staatstragenden Nachrichten rechnen. Diese Woche schreiben mir Barbara und Gerd: »Lieber Jürgen, ›Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit‹ … wir schließen uns dieser Feststellung Karl Valentins an und freuen uns umso mehr über den Red Dot Design Award für unser Corporate Design und Orientierungs-Projekt auf der Marbacher Schillerhöhe. In prominenter Gesellschaft mit David Chipperfields Literaturmuseum der Moderne, dem Schiller Nationalmuseum und dem Deutschen Literaturarchiv hoch oben über dem Neckartal verbinden und markieren unser Schiller-S und unser Ideen- und Gestaltungskonzept diese literarischen Orte und beziehen die neue Stadthalle von 4a Architekten mit ein.«
Die Schillerhöhe ist ein Park- und Museenareal im Zentrum der Stadt Marbach am Neckar. Sie ist benannt nach dem berühmtesten Sohn der Stadt, Friedrich Schiller. Neben dem Deutschen Literaturarchiv und der Marbacher Stadthalle befindet sich auf der Schillerhöhe das älteste Denkmal des Dichters. Mit seinen bis zu hundert Jahre alten Bäumen und der herrlichen Sicht ins Neckartal ist der Park auf der Schillerhöhe ein beliebter Anziehungspunkt für Besucher und Gäste.
Wie wir es aus der wegweisenden Arbeit der Baumanns für den Bonner Bundestagsbau her kennen, Mitte der 80er Jahre, spielen auch auf der Schillerhöhe Zitat eine tragende Rolle. Ob Scheiben, Holzvertäfelungen, Wände oder Decken … wenn es passt, verknüpft das Designerpaar eine inszenierte Weisheit mit einem Nutzen. Einfach nur beschriften reicht nicht, und dafür lieben wir die Baumanns. Danke für die tolle Arbeit und Danke an einen mutigen Auftraggeber.
(Ich werde euch als Sprecher auf die TYPO Berlin 2012 sustain einladen, denn ich kenne kein beständigeres deutsches Designbüro als Baumann & Baumann)
Design ’12 für Bauhaus Dessau kommt aus Amsterdam
Die Stiftung Bauhaus Dessau hat neue Jahresgrafiker, die 2012 das Erscheinungsbild der Stiftung – zusammen mit der Hausgrafik vom Hort (siehe Ausschnitt Pressemitteilung oben) – prägen werden. Das Büro Our polite society aus Amsterdam tritt 2012 die Nachfolge der Berliner Agentur Novamondo an. Jahresgrafiker der Stiftung sind für deren Periodika und Projektgrafik verantwortlich. Hauptprodukt ist die halbjährlich erscheinende Zeitschrift »bauhaus«, deren Aussehen sich damit nach je zwei Ausgaben neu definiert, sowie ein Buch aus der neuen Reihe der »edition bauhaus«.
Die Auswahl des Jahresgrafikers aus über 30 hochkarätigen Einsendungen hatte eine Jury getroffen, der neben dem Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Philipp Oswalt, und Pressesprecher Ingolf Kern der Gründer des Berliner Hort, Eike König, und der Leipziger Grafiker Markus Dreßen angehörten. »Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit diesem jungen Studio«, so Philipp Oswalt nach der Entscheidung. »Überzeugt hat uns vor allem der starke konzeptionelle und systemische Ansatz der Arbeiten, die besondere Haptik und Objekthaftigkeit mit einem außergewöhnlichen Gespür für typografische Gestaltung verbinden.« Starten wird die Arbeit von Our polite society mit dem nächsten Programmheft der Stiftung zum Januar 2012.
Für das darauf folgende Jahr ist die Entscheidung ebenfalls schon gefallen: Die Bewerbung von Cyan fand die Jury so überzeugend, dass sie die Berliner gleich zum Jahresgrafiker 2013 ernannte. Darin, so Oswalt, läge auch eine bewusste – und durchaus ein wenig selbstironische – Referenz auf die eigene Stiftungsgeschichte: Das Büro zeichnete vor gut 20 Jahren verantwortlich für das damalige Corporate Design der Stiftung und wird 2013 also ein Comeback am Bauhaus Dessau feiern.
Plakatfestival Weltformat in Luzern
Vom 5. bis 13. November 2011 findet in Luzern die dritte Ausgabe des Plakatfestivals Weltformat statt. Im Mittelpunkt steht der neue internationale Wettbewerb für Studierende zum Thema »Plakate fürs Plakat«. Zum ersten Mal in der Schweiz gezeigt werden zudem handgemalte Plakate der staatlichen Propaganda in Vietnam und Nordkorea.
Mit seiner dritten Ausgabe will das Luzerner Plakatfestival die Förderung von gutem Plakatdesign weiter ausbauen. Die Veranstalter haben deshalb einen internationalen Gestaltungswettbewerb für Studierende zum Thema »Plakate fürs Plakat« ausgeschrieben. Am Festival vom 5. bis 13. November 2011 wird eine Auswahl von 20 Nominationen ausgestellt und das überzeugendste Werk gewählt. Dieses wird anschliessend in einem schweizweiten Aushang der APG Affichage zu sehen sein. Bisher haben bereits 115 Studentinnen und Studenten aus über 20 Ländern Plakate eingereicht. Die Teilnahme ist noch bis am 30. September 2011 möglich.
Handgemalte Propaganda
Mit einer Ausstellung über vietnamesische und nordkoreanische Propaganda aus der privaten Sammlung von Richard Frick zeigt das Festival in der Schweiz zum ersten Mal staatlich eingesetzte Plakatkunst aus den beiden asiatischen Ländern. Das Besondere an diesen Werken ist, dass sie alle handgemalt sind. In der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) dient diese traditionelle Technik noch heute zur Produktion von Plakaten.
Weitere Ausstellungen
Nach wie vor einen festen Bestandteil des Festivals bildet die jährliche Ausstellung »100 beste Plakate – Deutschland Österreich Schweiz«. In einer der insgesamt zehn Ausstellungen geht das Festival zudem der Frage nach, ob sich Kunst und Kommerz miteinander vertragen. Cybu Richli, Fabienne Burri und Dominique Fischer präsentieren zeitgenössische kommerzielle Plakate, die sich durch ihre künstlerische Qualität und die Andersartigkeit ihrer Umsetzung von der Masse abheben.
Human Rights Logo: Die Preisverleihung (Video)
Im Rahmen einer Gala in New York City enthüllte ein internationales Komitee aus Diplomaten, Menschenrechtlern und Prominenten das »offizielle« Logo für Menschenrechte, ein Entwurf von Predrag Štakić, 32-Jähriger Grafikdesigner aus Belgrad, Serbien. Siehe auch: Ist dies das neue Symbol für Menschenrechte? und Human Rights, das Gewinner-Logo.
✭ der Woche: Musikraphics 39,90 14,90 €
Musikraphics zeigt herausragende CD- und DVD-Cover-Designs, Konzertplakate und Souvenirs, Fanclub-Artikel und andere Musik-bezogene Produkte. Wie der Titel des Buchs vermuten lässt, basieren die meisten der sorgfältig ausgewählten Beispiele auf Illustrationen, nur wenige auf Fotografie. Die Musikstile reichen von Pop, Country und Jazz über R&B, Hip Hop und Rock bis hin zu Electronica und Indie Music.
Das japanische Online-Magazin Shift hat eine begeisterte Rezension geschrieben, das deutsche Weblog bild und ton war von der Titelillustration begeistert und fand mehr über die argentinische Grafikerin Irana Douer heraus, auf flickr gibt es ein paar Doppelseiten aus dem Buch zu sehen.
Musikraphics –Visualizing the Rhythm of Music: 240 Seiten, Paperback, 225 x 240 mm, 200 farbige Abbildungen, englisch. Als Stern der Woche bietet FontShop auf www.fontblog.de das anregende Büchlein bis zum Sonntag für weniger als die Hälfte an, nämlich für nur 14,90 statt für 39,90 €. Zur Bestellseite …
FH Münster entwarf neuartige Dosenträger
Jeder kennt sie, keiner weiß, wie sie heißen, diese transparenten Kunststoffringe, mit denen Getränkedosen zu Sixpacks verbunden sind: Multipack-Carrier. Das 4 Gramm leichte, seit 50 Jahren perfekt funktionierende Plastikprodukt war Ausgangspunkt für ein Projekt am Fachbereich Design der FH Münster. Auf Anregung des US-amerikanische Weltmarktführer für kunststoffbasierte Multiverpackungs-Systeme Hi-Cone fragten sich Prof. Torsten Wittenberg und zwölf Bachelor-Studierende: »Kann man da noch was verbessern?«. Tatsächlich lassen die Material- und Fertigungsmöglichkeiten nur wenig Gestaltungsspielraum, und die Kosten für einen Carrier liegen im Zehntel-Cent-Bereich.
Man kann, bewiesen die Hochschüler, und entwickelten unter Wittenbergs Leitung in nur zwei Monaten 45 neuartige Konzepte für Multipack-Carrier mit überraschenden Mehrwertfunktionen. Dem Unternehmen präsentierten sie ihre Designkonzepte als perfekt funktionierende Prototypen.
Vergangene Woche zeichnete der Vizepräsident von Hi-Cone, Hans-Jürgen Meyer, die drei besten Entwürfe aus. Florian Krebs, Christian Mirbach und Raoul Schäkermann überzeugten mit einer Neuerung, die »den Single-Markt mit einer Zweier-Lösung attackieren kann« (Mirbach). Das Doppel-Pack fehlte noch, neben den Vierer-, Sechser- und Achter-Packs. Und der gestalterische Kniff dabei: Zieht der Kunde an der Befestigung, dehnt sich die Kunststofffolie zu einem Trageriemen, der sogar über den Kopf passt. Für ihre Lösung »min = max« (Abb oben rechts) erhielt das Gestalterteam den 1. Platz und ein Preisgeld von 1500 Euro.
Auch Andreas Plautz fand einen Weg, das Straßensaufen noch komfortabler zu machen. Zieht man an zwei lösbaren Laschen am Multipack-Carrier, eignet sich ein Sixpack zum Tragen über der Schulter. So haben Durstige unterwegs – trotz üppiger Bevorratung – stets die Hände frei. »Auf minimalistischer Ebene arbeiten zu dürfen, mit so wenig Material etwas Neues entwickeln zu müssen, hat Spaß gemacht.« Sein »Sixbag« (Abb unten) würdigte Hi-Cone mit dem 2. Preis und damit 1000 Euro.
Den 3. Preis und 500 Euro bekam Gregor Korolewicz für seine Idee »Colt«. Die Kette mit den aufgereihten Dosen erinnert beim Aufrollen an die Trommel eines Revolvers (Abb oben links). Weitere Informationen und Abbildungen …
Human Rights, das Gewinner-Logo
Predrag Štakić heißt der Gewinner des weltweiten Wettbewerbs um ein Menschenrechtslogo, das gestern in New York ausgezeichnet wurde (siehe auch Ist dies das neue Symbol für Menschenrechte?). Der 32-Jährige Serbe lebt als freiberuflicher Grafikdesigner in Belgrad. Auf seine Idee für das Logo sei er beim Lesen der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen gekommen, schreibt das Außenministerium auf seiner Website. Die weiteren Gewinner des Abends kamen aus Griechenland und Ägypten. Seit heute kann das Logo in verschiedenen Formaten auf humanrightslogo.net heruntergeladen werden.
Bekanntgabe des Siegers Predrag Štakić (MItte) und Preisverleihung in New York (Foto © Bader TV)
In den vergangenen 4 Monaten wurde mittels einer Online-Abstimmung aus 15.000 Einreichungen 100 Entwürfe für eine engere Auswahl eine Human Rights Logo bestimmt. Aus dieser wählte eine international besetzte Jury die zehn Finalisten aus. Jury-Mitglieder waren unter anderem die Friedensnobelpreisträger Aung San Suu Kyi, Jimmy Carter, der kolumbianische Musiker Juanes und die Designer Erik Spiekermann, Tina Roth Eisenberg und Philippe Apeloig. Über die von der Jury ausgewählten 10 Finalisten konnten Menschen aus aller Welt bis zum 17. September für ihren Favoriten abstimmen.