Fontblog Artikel im April 2011

Frisches Design: Porzellan aus Thüringen

Für schön gestal­tete Alltagsgegenstände habe ich stets ein offenes Ohr, bzw. ein Plätzchen im Fontbog frei. Eben erreichten mich neue Nachrichten aus dem Thüringischen. Kai Meinig, Autor und Gestalter von »Abgebrannt – 24 Gedichte zum Fest« (Fontblog berich­tete: Weihnachtsgedichte), entwi­ckelt jetzt auch witzige Dekore und Sprüche auf Porzellan. Gemeinsam mit seiner Kollegin Laura Straßer – beide Absolventen der Bauhaus-Universität, Weimar – bietet er eine neue Porzellan-Kollektion unter dem Label Ilmgold an.

Rechtzeitig zum Start der Freiluftsaison bringt Ilmgold die 4-teilige Serie Protect your Food auf den Tisch. In Kombination mit den bei Müsliessern, Suppenkaspern und Milchkaffeetrinkern beliebten Schüsseln ergibt sich daraus perfekte Schutzschalen für die Lieblingsspeisen. Ob gierige Insekten, sommer­liche Hitze oder die langen Finger des Tischnachbarn: Die Kollektion von Kai Meinig macht klare Ansagen und schützt zuver­lässig und humor­voll die Speisen.

Sollte mal etwas übrig bleiben, verwan­deln sich Teller und Schüssel umge­hend in einen Vorratsbehälter, der den Plastikdosen im Kühlschrank die Show stiehlt und den Inhalt bis zum Abend dicht verwahrt. Übrigens liefert des Thüringer Traditionsunternehmen Kahla Porzellan sein hand­werk­liche Know-how für die Ilmgold-Kollektion. Dadurch sehen die Dekore nicht nur köst­lich aus, sondern halten sowohl Spülmaschinen und Messern stand.

Den passenden Deckel zu den Töpfchen gibt es in vier verschie­denen Varianten: No Sampling, No Sharing, No Tasting und No Touching, zum Preis von je 15 Euro oder im Set mit Schüssel ab 30 Euro. Mehr bei Ilmgold

 


Jetzt anmelden: Lucky Strike Junior Award

Der Preisträger des Lucky Strike Junior Designer Award 2010, René Alt (2. von rechts) und die Laudatoren Karin Schlömer (Raymond Loewy Foundation), Stefan Sagmeister und die ehema­lige Hamburger Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck

Seit dem 1991 unter­stützt die Raymond Loewy Foundation den Design-Nachwuchs in Deutschland mit der Verleihung des Lucky Strike Junior Designer Award. Mit dem Award, dotiert mit 12.000 Euro, leistet die Stiftung einen wesent­li­chen Beitrag zur Förderung der Design-Ausbildung. Inzwischen gilt eine Auszeichnung im Rahmen des Lucky Strike Junior Designer Award als 1.-Klasse-Eintrittskarte in die Design-Profession. Zur Zeit läuft die Anmeldephase für den Award 2011. Weitere Informationen auf raymond​loe​wy​foun​da​tion​.com.

Im vergan­genen Jahr bewarben sich 211 junge Designer von 56 Hochschulen für den Junior Designer Award 2010. Nach einer 2-tägigen Sitzung hat die Jury René Alt, Absolvent im Fach Produktdesign an der Hochschule Coburg, den 1. Preis zuer­kannt. Alt entwi­ckelte »Lukko«, ein Zubehörsystem für Fahrräder, das sich durch eine intel­li­gente tech­ni­sche Umsetzung und hervor­ra­gendes Design auszeichnet: Licht, Schloss und Dynamo bilden eine kompakte, funk­tio­nelle Einheit.


Nichtlesen 21: Optimal!

iebe Leserinnen und Leser, leider ist unser Herr Grabowski wieder­holt absent. Er weilt in Mönchengladbach, wo er einen weiteren Franchise-Nehmer bei der Eröffnung eines »Günter ihm sein Salon«-Standorts betreut (siehe Nichtlesen 20). Als Vertretung bemüht sich daher wieder unser CvD, der Herr Bukowski, um diese Kolumne. Wir bitten um Entschuldigung für etwaige Unannehmlichkeiten,

Ihre Nichtlesen-Redaktion

Guten Tag. Meine Name ist Herr Bukowski und ich habe mich opti­miert. Ich bin jetzt optimal. Wie ich das gemacht habe, fragen Sie? Ganz einfach: Wie Sie viel­leicht wissen, sind im Buchhandel zahl­lose, kompe­tente Personality- und Managment-Ratgeber erhält­lich. Die habe ich großen­teils gelesen und beher­zige seitdem die vielen, wert­vollen Tips zur Verbesserung der eigenen Persönlichkeit.

Ein Beispiel: Das Buch namens »Meconomy«. Der Titel ist schlichtweg genial! Falls Ihnen das nicht auf Anhieb einleuchten sollte, keine Sorge. Ich selbst kam auch erst nach einer guten Stunde Grübeln hinter den beson­deren Kniff. Schauen wir uns den Begriff »Meconomy« einmal genau an. Da stecken doch zwei Wörter in einem! Nämlich »me« und »economy«. Das »e« teilen sich die beiden einträchtig zum Wohle des größeren ganzen … nämlich für ein neues Wort, das das Ich und die Wirtschaft zusam­men­denkt. Und dies, meine Damen und Herren, ist ein bril­lanter Schachzug, der uns im Prinzip schon ohne das Buch gelesen zu haben, den Zeitgeist und die spezi­fi­schen Anforderungen unserer modernen Arbeitswelt zum Wohle der eigenen Persönlichkeitsentwicklung sinn­stif­tend erklärt.

Aber auch der Buchumschlag und die beglei­tenden Werbetexte von und zu »Meconomy« bieten manche hilf­reiche Überraschung. Wir erfahren nämlich folgendes: »Jeder ist eine Marke.«, »… und warum wir uns jetzt neu erfinden müssen.« und nicht zuletzt »Wie wir in dieser neuen Arbeits- und Lebenswelt mit Hilfe von Lifehacking, Personal Branding und globaler Mobilität Erfolg haben, erklärt dieses Buch anhand vieler Fallbeispiele, aktu­eller Studien, prak­ti­scher Tipps.« Ich finde ja allein schon die Wendung »sich selbst neu erfinden« absolut groß­artig. Das hat so viel Schönes, das klingt nach Aufbruch, man über­windet seine Schwächen und geht opti­mis­tisch ins Leben. Schön! (Und kannte ich übri­gens noch gar nicht, diese Sentenz.) Auch die Idee, sich selbst als Marke zu denken: stark!

Durch dieses profunde Wissen allein schon auf dem Umschlag und der Website hatte ich mich bereits so voll­um­fäng­lich opti­miert, dass ich das Buch gar nicht mehr zu lesen brauchte. Trotzdem habe ich es – aus Dankbarkeit und Loyalität gegen­über dem Autor – gekauft. Und nicht nur einmal. Nein, ich habe gleich einhun­dert Exemplare geor­dert, die ich seitdem im Freundeskreis verteile. Schließlich möchte ich es, opti­miert wie ich inzwi­schen bin, nicht mit einem subop­ti­malen Freundeskreis zu tun haben. Da müsste ich mich dann ja immer erst auf deren Niveau deop­ti­mieren, um ihre Gesellschaft aushalten zu können. Das ginge nur mit reich­lich Alkohol, wäre also gar nicht optimal, sondern teuer und gesund­heits­schä­di­gend, sprich: kontraoptimal.

Und ein weiteres Optimier-Werk möchte ich nicht uner­wähnt lassen, dessen geis­tiges Schaffen mich sehr zum besten meiner selbst geprägt hat. Es stammt vom berühmten Personality-Coach Johann Gotthilfihm Businessklaus Graf von Einen an der Waffel (siehe Portrait). Dessen Forschung verdanken wir bedeu­tende Erkenntnisse. Eine seiner wich­tigsten Thesen: »Ein erheb­li­cher Teil der Ursachen von Wirkungen sind Gründe.« Mit den Arbeiten des Graf von Einen a.d. Waffel gelang es mir zum Beispiel, meine Copy&Paste-Technik so weit zu perfek­tio­nieren, dass ich bei »Wetten, dass …?« kürz­lich mit folgender Wette bril­lieren konnte: »Ich wette, dass ich 50 der meist gebräuch­li­chen Ratgeber-Phrasen – mit verbun­denen Augen! – auf Anhieb genial finde.«

So weit, so optimal. Leider musste ich kürz­lich einen schweren Systemfehler im Optitech-Segment konsta­tieren. Zwar bin ich persön­lich nach dem Studium der entspre­chenden Materie zwei­fels­ohne opti­maler denn je. Aber dies trifft inzwi­schen auf alle anderen auch zu. Skandalöserweise haben sich auch die anderen opti­miert. Das Ergebnis: Wir sind alle gleich optimal. Der Abstand zwischen uns hat sich trotz meiner Mühen keinen Deut verän­dert. Ich sehe also keine andere Wahl, als mich durch noch mehr Optimier-Bücher zu fressen, um mir einen opti­malen Vorsprung im Wettbewerb zu verschaffen. Ich werde weiter berichten.

Zum Schluss noch ein von mir persön­lich – und ich sage das immerhin als jemand, der sich selbst die Schnürsenkel zubinden kann – entwi­ckelter Ratgeber-Tipp, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe: Sollte ein Business-Papier mal nicht richtig zünden, einfach »anti­zy­klisch« auf den Titel schreiben, dann: Funzt!

Text: Michael Bukowski; Abbildung: © Image Source via ZOOM, CD Second Honeymoon

P.S.: Um zur ausführ­li­chen Lobhudelei in diesem Beitrag auch einen Kontrast zu schaffen, möchte ich noch diesen Kurzverriss nach­legen: Auf nur rund 60 schmalen Seiten demons­triert der Karlsruher Philosophieprofessor Byung-Chul Han in seinem Essay »Müdigkeitsgesellschaft«, wie wenig Peilung er von der modernen Meconomy hat. Bloß nicht lesen!


KHB-Ausstellung: Die Stadt der anderen

Unter dem Motto »Die Stadt der anderen« eröffnet heute eine Ausstellung von Studierenden der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB) ihre Pforten. Im vergan­genen Winter befasste sich die Gruppe, betreut von Prof. Stefan Koppelkamm, mit dem Phänomen der Stadt im allge­meinen und mit Berlin im beson­deren. »Wir alle leben in der glei­chen Stadt und doch bewohnt jeder von uns seinen eigenen Raum. Jeder hat seinen eigenen Stadtplan im Kopf, der sich aus persön­li­chen Orientierungspunkten, tägli­chen Wegen, sozialen Netzen und uner­forschten, weißen Flecken zusam­men­setzt. Jeder nimmt sich aus dem großen Angebot, was ihn inter­es­siert und setzt sich daraus seinen Lebensraum zusammen. Diese diver­gie­renden Wahrnehmungen sollen gegen­über gestellt werden.« hieß es in der Aufgabenstellung.

In indi­vi­du­ellen Projekten machten die Studierenden den Versuch, der Sichtweise der Medien und der Stadtvermarkter einen anderen, realis­ti­schen Blick auf die Stadt und ihre Bewohner entge­gen­zu­setzen. Die Wahl der Medien war dabei offen: Die Ausstellung umfasst deshalb Zeichnungen, Fotografien, Filme, Projektionen und Bücher. Ebenso viel­fältig wie die verwen­deten Medien sind die unter­schied­li­chen Herangehensweisen und Perspektiven. Bei einigen Studierenden standen ganz alltäg­liche Erfahrungen am Ausgangspunkt ihrer Arbeiten, bei anderen ist die Stadt Projektionsfläche für Wünsche, Phantasien oder Alpträume.

Ort der Ausstellung; Freies Museum, Potsdamer Straße 91, 10785 Berlin; Mo – Sa 12:00 bis 19:00 Uhr, So 15:00 – 18:00 Uhr. Die Eröffnung findet am heutigen Freitag um 18:00 statt, es spre­chen Leonie Baumann und Stefan Koppelkamm.


Markenmanagement: Fortbildung mit Zertifikat der UdK

Das Zentralinstitut für Weiterbildung (ZIW) der Universität der Künste in Berlin bietet eine bemer­kens­werte Bandbreite an univer­si­tären Weiterbildungsangeboten im künst­le­risch-krea­tiven Bereich an. Mit vier Masterstudiengängen, zahl­rei­chen Zertifikatskursen und der Sommeruniversität richtet sich das ZIW an Menschen, die krea­tives Interesse mit wirt­schaft­li­chen Themen verknüpfen möchten. Das Programmangebot basiert auf Forschungsergebnissen des ZIW zum Weiterbildungsbedarf der Creative Industries.

Eine neue Fortbildungsreihe von ZIW und UdK widmet sich dem Markenmanagement. Die drei­tei­lige Weiterbildung zu Markenführung, Markenrecht und Sound Branding startet im Mai 2011 und richtet sich an Profis aus Kultur- und Kreativberufen. Der Seminarbaustein »Erfolgreiche Markenführung« vermit­telt theo­re­ti­sche Grundlagen und prak­ti­sche Anwendungen der Markenführung. Ein zweiter Seminarblock mit dem Titel »Rechtssicheres Markenmanagement« gibt einen kompakten Überblick über die Grundzüge des deut­schen, euro­päi­schen und inter­na­tio­nalen Markenrechts. Der dritte Kurs liefert eine theo­re­ti­sche und prak­ti­sche Einführung ins Sound Branding.

Termine, Kosten und Anmeldung:

  • Erfolgreiche Markenführung: 6./7. Mai 2011, Anmeldeschluss 21. April, 400 €
  • Rechtssicheres Markenmanagement: 19. bis 21. Mai 2011, Anmeldeschluss 5. Mai, 475 €
  • Sound Branding: 1./2. Juli 2011, Anmeldeschluss 17. Juni, 400 €
  • Paketpreis (3 Seminare): 1200 €
  • Veranstaltungsort: ZIW, Universität der Künste Berlin, Bundesallee 1–12, Berlin

Weitere Informationen und Anmeldung: www​.udk​-berlin​.de/​z​i​w​/​k​u​rse


Ausstellung: David Hockneys iPad-Gemälde

Als der briti­scher Künstler David Hockney 2008 begann, mit der App Brushes erste Bilder auf seinem iPhone zu malen, weckte das allen­falls das Interesse von Apple-Fansites, die Kunstwelt nahm das nicht ernst … der Künstler dagegen sehr. In den vergan­genen Jahren malte Hockney mehr als 400 Bilder, zunächst auf dem iPhone, später auch auf seinem iPad. Seine Lieblingsmotive sind Blumen, Pflanzen, Selbstporträts und Stillleben. Im däni­schen Louisiana-Museum in Humlebæk bei Kopenhagen sind seit Freitag 120 Bilder des 73-Jährigen zu sehen.

Die Präsentationsform der Bilder wurde medi­en­ge­recht aufge­baut: Der Saal ist abge­dun­kelt, die Galerie besteht aus 20 iPads und 20 iPhones auf denen die Bilder in einer Art Diashow durchlaufen.Bei einigen Werken können die Zuschauer auch den Schaffensprozess Schritt für Schritt nach­ver­folgen, vom ersten virtu­ellen Pinselstrich bis zum fertigen Gemälde. Im Verlauf der Ausstellung wird Hockney ab und zu neue iPad-Gemälde per E-Mail schicken.

David Hockney zählt zu den einfluss­rei­chen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Nach dem Studium am Royal College of Art in London wandte er sich der Pop-Art zu; frühe Arbeiten zeigten auch expres­sio­nis­ti­sche Züge. Ende der 1960er Jahren ließ sich Hockney in Kalifornien nieder und malte eine Serie realis­ti­scher, farben­froher Ölgemälden von Swimmingpools in Los Angeles. Er war Teilnehmer der 4. docu­menta in Kassel (1968) und der docu­menta 6 (1977). Ab 1976 schuf Hockney erfolg­reich foto­gra­fi­sche Arbeiten. Seine »Pictures« setzte er aus über 100 Polaroidbildern zu einer Fotocollage zusammen. Ab Mitte der 1980er Jahre malte Hockney wieder. Gleichzeitig schuf er mit den neuen tech­ni­schen Möglichkeiten die Home Made Prints, Bilder aus dem Farbkopierer, und über­trug Bilder mit Faxgeräten.

Alle Abbildungen © David Hockney, c/o The Louisiana Museum of Modern Art (Press)


Es gibt sie noch … die guten Filmplakate

Doch man fragt sich: Warum schaffen es die meisten nicht auf die deut­schen Litfaßsäulen? Auch das Vorurteil, die Schrift Trajan würde Hollywood domi­nieren, ist nicht mehr zu halten. Mein Kollege Yves Peters, Sprecher auf der TYPO Berlin 2011, knöpft sich regel­mäßig die neuesten Filmplakate vor und beleuchtet sie in seiner Fontfeed-Serie Screenfonts aus typo­gra­fi­scher Sicht. Soeben ist die aktu­elle Folge erschienen: Screenfonts March/April 2011. Absolut lesenswert!


So entschuldigt man sich für einen Urheberrechtsverstoß

Charlie Crist ist ein US-ameri­ka­ni­scher Politiker der Republikaner (bis Sommer 2010), der von Januar 2007 bis Januar 2011 der 44. Gouverneur von Florida war. Anstatt eine zweite Amtsperiode ins Auge zu fassen, kandi­dierte Crist 2010 als Senator von Florida im US-Senat mit dem Ziel, die Nachfolge von Mel Martínez anzu­treten. Bei seiner Kampagne für dieses Amt setzte er in Videos den Talking-Heads-Song Road to Nowhere ein, erschienen 1985 auf dem Album Little Creatures, kompo­niert und getextet unter anderem von David Byrne, Frontman der Band und ihr Rechteverwalter. Weil Crist keine Genehmigung für die Verwendung des Songs einge­holt hatte (die Byrne aus prin­zi­pi­ellen Gründen verwei­gert hätte), verklagte dieser den Politiker wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht. Der Prozess endete mit einem Vergleich. Das sicht­bare Ergebnis dieses Vergleichs ist ein Entschuldigungsvideo, das Charlie Crist jetzt auf YouTube veröf­fent­li­chen musste.