Fontblog Artikel im Dezember 2010

Das offizielle Plakat der 61. Berlinale

Vom 10. bis 20. Februar 2011 finden die 61. Internationalen Filmfestspiele Berlin statt, aber schon im Januar wird die Berlinale im Berliner Stadtbild auf sich aufmerksam machen. Das Plakat hierfür wurde von der Agentur Boros gestaltet. Wie in den Vorjahren steht auch 2011 ein Motiv für die gesamte Berlinale. Das Key Visual 2011, in dem ein großes B im Zentrum steht, wird zunächst am Potsdamer Platz und ab Mitte Januar in ganz Berlin zu sehen sein. Außerdem wird das Plakatmotiv auf zahl­rei­chen Festival-Publikationen präsentiert.

»Das B steht für die Berlinale und auch für Berlin. Als Hintergrund entschieden wir uns für eine aura­ti­sche Strahlenform, die als Gestaltungselement ihre Wurzeln in der Plakatkunst der zwan­ziger Jahre hat und auf die Strahlkraft der Berlinale anspielt.« erläu­tert Boros gegen­über der Presse sein Konzept.


»Apfel i« als kostenloses E-Book: 1. 1. 2011, 00:00 Uhr

Im Moment bereite ich mit dem Designbüro Fuenfwerken das PDF von Apfel i vor. Wir haben einige Schönheitsfehler besei­tigt und die Mikrotypografie gemäß einer ausführ­li­chen Mängelliste von Florian Hardwig verbes­sert. Vielen Dank noch­mals dafür, Florian. Das kosten­lose Apfel-i-PDF wird pünkt­lich zu Neujahr hier im Fontblog als Download und auf issuu​.com erscheinen … für iPhone und iPad sogar in der klas­si­schen Ringheftung (siehe Abbildung oben).


✪ FF Bau Office Basic Set, nur 95,– € statt 129,– €

Die Schrift FF Bau ist eine von Christian Schwartz werk­ge­treu digi­ta­li­sierte Scheltersche Grotesk, die Max Miedinger 1957 als Inspiration für Helvetica diente. Die Familie schloss eine Lücke im welt­weiten Schriftangebot. Obwohl nahezu alle Erfolgsschriften der Bleisatzära in den Fundus des Computersatzes Eingang gefunden hatten, lag die »Mutter aller Sans-Serifs« lange nicht digital vor. Die Leipziger Schriftgießerei Schelter & Giesecke veröf­fent­lichte sie um 1880, eine linear konstru­ierte, wegwei­sende Serifenlose. Mehr über FF Bau plus viele Abbildungen in diesem ausführ­li­chen Fontblog-Beitrag vom 12. September 2005: Mutter Sans und ihre Kinder.

Schelter Grotesk sieht aus wie eine gefäl­lige Spielart der Akzidenz Grotesk, mit Doppeldecker-g, kleiner Mittellänge und schma­leren Zeichen. Ein wahres Arbeitstier, ohne Wenn und Aber einsetzbar für den Mengensatz, der jahr­hun­der­te­lang von Serifenschriften domi­niert wurde. Im Bauhaus kam sie laufend zum Einsatz, weil deren Setzerei noch üppig mit Schelter-Blei bestückt war. Auch der große Typograf Jan Tschichold verwen­dete sie gern.

Als Stern der Woche bieten wir FF Bau im univer­sellen TrueType-Format an (Office-Font), in der klas­si­schen Ausstattung Normal, Italic, Bold und Bold Italic, stil­ver­knüpft und mit guter Ausstattung (zum Beispiel hoch­ge­stellte und tief­ge­stellte Ziffern komplett, viele Brüche, Ligaturen, 4 Pfeile u. v. m.). Das Paket FF Bau Offc Basic in dieser Woche nur 95,– € statt 129 €. Hier down­loaden …


Der schönste Advents- und Weihnachtsstern …

… ist für mich der Original Herrnhuter Stern, mit rotem Kern und 25 gelben Spitzen. Ich bin glück­li­cher Besitzer eines über 50 Jahre alten Originals, das mir meine Tante Dore einst vererbt hat. Es wird noch heute von der Herrnhuter Sterne GmbH in glei­cher Ausführung herge­stellt, man achte auf den grob geras­terten Rot-Gelb-Verlauf. Das Verblüffende an diesem Weihnachtsartikel ist seine Mischung aus mathe­ma­ti­scher Konstruktion, logis­ti­scher Raffinesse (zusam­men­legen, versenden, lagern, schützen) und hand­ge­machter Anmutung, ohne kitschig zu sein.

Herrnhuter Sterne haben regel­mä­ßige Körper, die sich sowohl aus Pyramiden mit quadra­ti­scher drei­eckiger Grundfläche zusam­men­setzen. Beim kommer­zi­ellen Stern fehlt die oberste Zacke, die ihn zum echten Polyeder machen würde – dort ist die Aufhängung ange­bracht. Der Stern wird zerlegt erworben. Das Original besteht aus einem (kleinen) Rhombenkuboktaeder mit 26 Flächen, 17 vier­eckigen und 8 drei­eckigen Zacken. In der Packung befinden sich außerdem Montageklammern (Standard-Musterbeutelklammern), ein Aufhängesteg und zwei Reservezacken.

Benannt ist der Stern nach der Herrnhuter Brüdergemeine, die ihren Stammsitz in Herrnhut in der Oberlausitz hat, einem von den Nachfahren der Evangelischen Brüderunität Mähren 1722 gegrün­deten Ort. Viele Eltern gingen als Missionare in die Welt, die Kinder kamen in Internate. Dort entstanden die ersten Herrnhuter Sterne. Als man 1821 in der Unitäts-Knabenanstalt in Niesky ein Fest zum fünf­zigsten Jahrestag der Anstalt feierte, schwebte im Hof ein beleuch­teter Stern mit 110 Zacken. Während andere Kirchen Weihnachtskrippen zeigten, passte dieser Stern von Bethlehem in die schlichten, weißen Säle der Brüdergemeine. Später wurde der Stern auch in den Internaten der Herrnhuter Unität in Niesky, Neuwied, Königsfeld im Schwarzwald und Kleinwelka gebas­telt und zum ersten Advent aufgehängt.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begannen manu­fak­tur­mä­ßige Herstellung und Vertrieb der Original Herrnhuter Sterne. Die zur indus­tri­ellen Fertigung beson­ders geeig­nete Version mit 25 Zacken lieferte ab den 1920-er Jahren die Sterngesellschaft mbH in Herrnhut. Selbst in der DDR führte der VEB Stern die Produktion fort, wenn auch unter den Bedingungen des Sozialismus mit staat­lich fest­ge­legten Rahmenbedingungen. Ab 1968 wurden die Sterne in einem Betrieb herge­stellt, der eigent­lich Elektroanlagenzubehör herstellte.

Heute produ­ziert die Herrnhuter Sterne GmbH mit 45 Arbeitskräften ein Sortiment von über 60 verschie­denen Sternen nebst Zubehör für die Beleuchtung. Unterstützt wird der Betrieb durch eine Werkstatt für Behinderte, in der ständig 20 Personen an der Sternherstellung mitwirken. Es gibt Herrnhuter Sterne aus Papier und Kunststoff, sowie als Lichterkette mit 12 kleinen Kunststoffsternen. Papiersterne gibt es in den Durchmessern 40 cm, 60 cm, 70 cm und 80 cm. Den Kunststoffstern für den Außenbereich gibt es in den Durchmessern 13 cm, 40 cm, 68 cm und 130 cm.

In vielen protes­tan­ti­schen Kirchen hängen ein oder mehrere Herrnhuter Sterne, teil­weise stammen sie noch aus der Anfangszeit der Produktion und sind bis zu 80 Jahre alt. Viele evan­ge­li­sche Gemeinden kauften die Sterne, um die Herrnhuter Brüdergemeine zu unter­stützen und deren Missionsarbeit zu fördern. Meistens jedoch, weil dieser Adventsschmuck nicht über­laden und bunt, sondern von schlichter Schönheit ist.

(Text: Fontblog, Wikipedia; Fotos: Fontblog)


Nichtlesen (6): Neues aus den Labs!

Kurz vor Weihnachten gelang es der Werbeagentur Auweier Unhold & Partner, einen lukra­tiven Forschungsauftrag der Pharmaindustrie an Land zu ziehen. Hier das Ergebnis der Studie aus dem agen­tur­ei­genen Forschungslabor:

»Die Wirksamkeit von eupho­ri­sie­renden Präparaten ist jetzt wissen­schaft­lich bewiesen: Je mehr Menschen die Pillen nehmen, desto eupho­ri­scher die Pharma-Konzerne.«

Die auftrag­ge­benden Pharma-Konzerne zeigen sich sehr zufrieden mit dieser kompe­tenten Forschungsleistung der Agentur und versehen die Packungen der unter­suchten Stimmungsaufheller jetzt mit dem Etikett: »Euphorisierende Wirkung* wissen­schaft­lich bewiesen**!«


* Bei starkem Abverkauf eupho­ri­sie­rend auf den Hersteller und vor allem auf das Management und die Aktionäre des Herstellers.

** Nach »Auf ’ne Art«-Prüfsiegel des extrem unab­hän­gigen Forschungslabors der Werbeagentur Auweier Unhold & Partner.

Fazit: Geht doch!

Text: © Michael Bukowski 2010, mehr davon bei: lektuere​-fuer​-nicht​leser​.de
Fotos: OJO images @ ZOOM (1), PhotoAlto @ ZOOM (2)


Othmar Motter 1927 – 2010

Nach langer Krankheit ist der Österreichische Grafikdesigner Othmar Motter am vergan­genen Freitag im Alter von 84 Jahren in Hard bei Bregenz gestorben. Motter zählte in Österreich zu den Pionieren der Gebrauchsgrafik nach dem Zweiten Weltkrieg. Er schuf nicht nur popu­läre Firmenlogos, unter anderem jene für das öster­rei­chi­sche Lotto und Toto, sondern auch weit verbrei­tete Schriften, zum Beispiel Motter Tektura, die erste Hausschrift von Apple und die Markenschrift von Reebok.

Othmar Motter grün­dete 1952 mit Hans Kaiser und Sylvester Licka das Designbüro Vorarlberger Graphik in Hard. Alle drei waren Absolventen der Höheren Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt in Wien. Anfang der 1970er Jahre erschienen vier von ihnen entwor­fene Displayschriften bei der H. Berthold AG, und Letraset. In den folgenden Jahren unter­bricht der Allrounder sein Schriftschaffen und profi­liert sich durch inter­na­tio­nale Aufträge als Logo-Designer und gewinnt mehrere Wettbewerbe.

In der 90er Jahren wendet sich Othmar Motter wieder der Schriftgestaltung zu. Die Schriften Motter Sparta, Motter Festival und Motter Corpus erscheinen bei der International Typeface Company, Monotype und bei FontFont. Seine Enkel Peter und Siegmund führen heute das Büro Motter Design – Formation für Visuelle Kommunikation und haben die Website www​.motter​fonts​.com eingerichtet.


Minimalismus: Chance oder Gefahr für große Marken?

Das Design-Beratungsunternehmen Antrepo Design Industry fragt sich: Kann es in einem maxi­mierten Markt mini­ma­lis­ti­sches Design geben? »Unser neustes Projekt beschäf­tigt sich mit Vereinfachung. Wir haben versucht, für welt­weit bekannte Markenprodukte ein redu­ziertes Packaging-Design zu entwi­ckeln. Wir glauben, dass sich jedes Produkt nach einer gewissen Zeit auf Minimalisierung unter­su­chen lassen sollte.« Die Designer von Antrepo prak­ti­zierten ein 2-stufiges rede­sign: a) minimal und b) extrem minimal.

Das inter­dis­zi­pli­näre Design-Blog Ignant schreibt zu dem Experiment: »Natürlich sind Geschmäcker verschieden und während die breite Masse eher die farben­frohe Variante vorzieht, würden mich zwei Farben, eine Typo und möglichst wenig Schnick-Schnack viel mehr anspre­chen.« Es steht also die Frage im Raum: Erreichen welt­be­rühmte Marken mit einem redu­zierten Design mögli­cher­weise ein anderes, neues Publikum? Oder aber: Reicht auch Stammkunden der schlichte Nutella-Schriftzug, um zu ihrem Lieblingsprodukt zu greifen? Sollte es für bestimmte Marken zwei Packaging-Design-Schienen geben?

Weitere über­ar­bei­tete Marken auf dieser flickr-Seite. (Via: Gerrit van Aaken)


✪ F***-Schneeschirm, nur 25 € statt 49 € [ausverkauft]

Die Wettervorhersage für die Weihnachtswoche: Es schneit, und schneit, und schneit, dann taut’s, am 1. Feiertag friert’s und dann schneit es wieder … Wir können das nicht ändern. Aber wir können mal dezent darauf hinweisen, dass wir das Sch… finden! Zu diesem Zweck hat der Moskauer Designer Art Lebedev einen sehr direkten Schnee- und Regenschirm entworfen. Er nennt sich »F*** The Rain« … damit auch Sie dem nächsten Tief die kalte Schulter zeigen können.

Als Stern der Woche bietet FontShop die letzten Exemplares dieses Schirms für nur 25,– € statt einst 49,– € an (zzgl. MwSt, keine Versandkosten). Fragen Sie uns bitte nicht, ob der Schirm pünkt­lich zu Heiligabend bei Ihnen ankommt. Heute bis 16:00 Uhr auf dieser Seite bestellt, verlässt das Teil zwar noch um 17:00 Uhr unser Haus … aber ob DHL oder UPS das bis Freitag schaffen, hängt leider nicht von uns ab.