Fontblog Artikel im November 2010

Read + Play: Einführung in die Typografie

Beinahe hätte ich diesem Buch Unrecht getan. Heute morgen grübelte ich noch darüber, ob es schon mal die Fontblog-Überschrift »Akademischer Scheiß« gegeben hat. Wenn nicht, wäre heute der Tag dafür. Noch nie habe ich ein »Einführung in die Typografie in Händen gehalten«, die keine Typografie enthält und noch dazu typo­gra­fisch schlecht gestaltet ist. Was ist denn her eigent­lich los? Thema verfehlt? Erst mal mittagessen.

Ich gebe offen zu, dass mich akade­misch Ausschweifendes zu Tode lang­weilt. Den Beweis, dass ich mit dieser Auffassung nicht alleine bin, lieferte mir in den letzten Jahren der ein oder andere TYPO-Auftritt. Wenn schon vor Beginn eines Vortrags ein Drittel der Besucher den Saal verlässt, weil gerade ein Overhead-Projektor (Polylux) auf die Bühne geschoben wird, folgt garan­tiert ein zweites Drittel 15 Minuten später, wegen uner­träg­li­cher Umständlichkeit des Gesprochenen und Gezeigten. Auf einer Designkonferenz für Kommunikationsprofis geht so was nicht durch.

Und so ziehe ich mir den Schuh auch nicht an, dass ich das Buch (die Broschüre), um das es hier geht, auf den ersten Blick falsch verstanden hätte. Manchmal gibt es keinen zweiten Blick … heute gab es ihn mehr oder weniger zufällig, weil ich beim Mittagstisch was Gedrucktes lesen wollte. Gutes Design muss auf den ersten Blick funk­tio­nieren, anma­chen. Man verwechsle das bitte nicht mit Verflachung. Übersetzt in die Sprache der Popmusik: es darf gerne so eingängig wie ABBA oder Petshop Boys sein, bei Gorillaz oder Kanye West wird’s richtig span­nend – doch was unter Alternative oder World Music läuft, erfor­dert Geduld, und diese ist im Job nur in unbe­grenzten Mengen verfügbar.

Beim Mittagessen lese ich erst mal das Vorwort. Keine gute Visitenkarte, denn es ist (1.) zu klein gesetzt für den Leseabstand, der sich ergibt, wenn man eine große Schale viet­na­me­si­schen Salat unterm Kinn stehen hat und 35 cm darüber das aufge­schla­gene Buch … (2.) ist es aus der dick­ten­glei­chen Schreibmaschinen-Schrift Letter Gothic (Linotype) gesetzt, die (3.) unfassbar mager im Offset-Druck zu Papier kommt – als ob es nicht die kräf­ti­gere, propor­tio­nale FF Letter Gothic Roman von Albert Pinggera gäbe. Die Autoren müssen sie kennen, denn sie empfehlen in ihrem Buch unsere Website 100bes​teschriften​.de, auf der ich ausführ­lich auf die Schwäche der alten und die Stärke der neuen Letter Gothic eingehe.

Zumindest inhalt­lich spricht das Vorwort von »Read + Play« eine klare Sprache: »Read + Play verrät keine Details sondern ist der Navigator durch den Dschungel des Fachwissens. Seine Aufgabe ist es, eine Orientierung zu geben, welche Bereiche in der Typografie beson­ders rele­vant sind und welche Bücher, Publikationen oder Links darüber hinaus weiter­füh­rende Auskünfte geben.« Jetzt verstehe ich: Das vertie­fende Studium beginnt erst nach der Lektüre von Read + Play, in der Fachliteratur, die das Buch ausführ­lich und fundiert empfiehlt. Es ist also keine Einführung in die Typografie, sondern ein Inhaltsverzeichnis zur Einführung in die Typografie. Also doch Thema verfehlt, nein: Thema falsch benannt.

Und dieses Thema ist wichtig. Darum ist auch dieses Buch wichtig, auch weil es so etwas zuvor noch nie gab. Read + Play glie­dert sich in vier Kapitel. In Teil A geht es um das Beziehungsgeflecht zwischen Typografie, Kommunikation, Kultur und Gesellschaft. In Kapitel B werden typo­gra­fi­sche Grundsatzfragen behan­delt. In Kapitel C disku­tieren Lehrende der FH Mainz (gleich­zeitig Arbeitsplatz der Herausgeber) über verschie­dene im Buch auftau­chende Fragestellungen. Kapitel D enthält Kurzbeschreibungen der empfoh­lenen Publikationen sowie weitere Links und Hinweise. Das Werk richtet sich damit glei­cher­maßen an Studienanfänger und Fortgeschrittene.

Abschließend ein Wort zur Zweisprachigkeit des Buches, die in meinen Augen nicht lese­freund­lich gelöst ist. Mal abge­sehen davon, dass sich der Sinn des vorderen Titel (deutsch) und der des gleich gestal­teten hinteren (englisch) Titels bei einem Werk, das »Read + Play« heißt nur auf den dritten Blick erschließt: die Sprachen stören sich gegen­seitig, weil sie mitein­ander verwoben sind. Man liest immer nur die rechte Seite – in seiner gewählten Sprache, die linke steht auf dem Kopf und ist in der zweiten Sprache verfasst und stammt aus dem hinteren Teil des Buches, wenn man gerade im vorderen Teil der ersten Sprache liest. Verstanden?! Nein?! Genau das ist es, was ich ursprüng­lich »akad­mi­schen Scheiß« nennen wollte. Da das Werk aber im Willbergschen Sinne (dessen Bücher Wegweiser Schrift, Lesetypografie und Erste Hilfe in Typografie selbst­ver­ständ­lich zu Recht drin­gend empfohlen werden) das konsul­tie­rende Lesen voraus­setzt, darf es das. Und so gesehen, passt es auch wieder zusammen.

Daher meine drin­gender Empfehlung an Typografie-Neu-/Quer-/Seiten- und Vonwoauchimmer-Einsteiger: Kauft das 144-seitige Read + Play von Prof. Jean Ulysses Voelker und Peter Glaab, faden­ge­heftet, für nur 18,50 € im Shop von desi​gnin​mainz​.de.


Bilderbogen von FontShop-Empfang und -Führung

Vergangenen Dienstagabend lud FontShop seine Berliner Kunden ins Kulturforum, um dort gemeinsam die Ausstellung Welt aus Schrift anzu­sehen (Fontblog berich­tete: Sehen wir uns in 3 Wochen?). Binnen 24 Stunden meldeten sich 300 Interessierte zu dieser Veranstaltung an. Dies war für uns der Anlass, neben Erik Spiekermann einen zweiten Ausstellungsführer zu enga­gieren, nämlich Florian Hardwig. (Fotos: Alexander Blumhoff und Bernd Rudolf; klicken zum Vergrößern)

Florian Hardwig (links) und Erik Spiekermann führten jeweils 150 Besucher durch die Ausstellung, ausge­stattet mit Funkmikrofon und kabel­loser Verstärkerbox

FontShop-Vorstand Jürgen Siebert und die beiden Schriftexperten begrüßen die Besucher im Foyer der Kunstbibliothek und erläu­tern, was in den kommenden 2 Stunden passieren wird

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Red Dot Award: 50 freie Anmeldungen

Auch in diesem Jahr möchte der Red Dot Product Design Award junge, krea­tive Designer in beson­derem Maße fördern. Zu diesem Zweck vergibt der Veranstalter bis zu 50 freie Anmeldungen zum Award 2011. Aufgerufen sind selbst­stän­dige Designer, deren akade­mi­scher Abschluss nicht länger als 5 Jahre zurück­liegt (als Nachweis gilt die Kopie des Diploms). Eingereicht werden können indus­triell gefer­tigte Produkte, die nach dem 01. 01. 2009 auf dem Markt einge­führt worden sind bzw. vor dem 01. 07. 2011 in Serie gehen. Am 13. Dezember 2010 wird es auf www​.myreddot​.de/​y​o​u​n​g​p​r​o​f​e​s​s​i​o​n​als 24 Stunden lang die Möglichkeit geben, sich für die freien Produktanmeldungen zu bewerben. Das Basispaket mit den Marketing Services ist für die Gewinner der freien Anmeldungen im Falle einer Auszeichnung eben­falls kostenfrei:

  • Nutzung des Red-Dot-Labels
  • Basis-Präsentation im Red-Dot-Design-Museum
  • Präsentation auf ⅓ Seite im red dot design year­book 2011/2012
  • Präsentation in der Online-Ausstellung

24 Weihnachtsgedichte – zum Schütteln, Rubbeln, Lesen

Wir schreiben das Jahr 2010. Generationen haben versucht, den Weihnachtsmann mit glän­zenden Augen und süßer klin­genden Glocken zu beein­dru­cken, was nicht selten mit Krawatten oder Socken endete. Der Gedichtband »Abgebrannt« bringt endlich die nötige Abwechslung in die Tradition der Weihnachtsgedichte. Mit fest­li­chen Themen wie fettigem Essen, gerechten Strafen für unar­tige Kinder und Stiefelfetisch fackelt Abgebrannt jahres­end­zeit­liche Gemütlichkeitssymbole Stück für Stück genüss­lich ab. Ob im Angesicht des Weihnachtsmannes oder im Kreise der Familie – diese Gedichtsammlung macht aus der stillen eine fröh­liche Nacht.

Abgebrannt sind 24 hand­il­lus­trierte Weihnachtsgedichte auf 52 Seiten edlem Papier, im Hardcover, faden­ge­heftet und in Deutschland produ­ziert für 15 Euro. Illustriert und gereimt von Kai Meinig. Die Online-Bestellung auf www​.lieber​-guter​-weih​nachts​mann​.de ist versand­kos­ten­frei inner­halb von Deutschland.

Auch im gleich­na­migen Appventskalender für iPhone und iPad stecken 24 illus­trierte Weihnachtsgedichte. Er ist die heiße Alternative zu geschmack­loser Schokolade und bunten Bildchen, lässt sich schüt­teln, rubbeln und lesen. Der Kalender wird täglich neu durch­mischt und hinter jeden frei gerub­belten Türchen lauert ein launiges Gedicht, das man mit einem Klick per E-Mail oder Facebook mit Freund oder Familie teilen kann. Die Abgebrannt-App für iPhone und iPad steht schon jetzt im App Store zum Download bereit, das erste Türchen lässt sich aller­dings erst am 1. Dezember aufrubbeln.

Abgebrannt erschien erst­mals 2007, in Kleinstauflage  als Weihnachtsgeschenk für Freunde und Verwandte. Ein Jahr später folgte de erste offi­zi­elle Kaufversion. Der Funke sprang über und in diesem Jahr gibt es das Büchlein bereits in der zweiten Auflage. Kai Meinig wurde 1978 in der Nähe von Chemnitz geboren. Pausenclown, Schauwerbegestalter, Grafiker und Zivildienstleistender sind nur einige Begriffe die seine jugend­liche Laufbahn beschreiben. Im Jahre 2001 beschließt er sich den Titel Diplom Designer zu holen, was ihm fünf Jahre später an der Bauhaus-Universität in Weimar gelingen sollte.


T-Shirt, ohne Worte

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Designwettbewerb »TrinkWasser! Clever genießen.«

Das Forum Trinkwasser e.V. und der Flaschenhersteller Pacific Market Int. (PMI, Aladdin) rufen im Rahmen der Initiative TrinkWasser, Clever genießen zum Designwettbewerb auf: Eine wieder befüll­bare Aladdin-Wasserflasche 0,6 l soll ein neues Label-Design bekommen – aus der Natur inspiriert.

»Unser Trinkwasser ist gesund und wert­voll. Es wird nach­haltig gewonnen und braucht weder LKW-Transport noch Verpackung. Die bpa-freie Aladdin-Trinkflasche sieht gut aus und leistet eben­falls einen Beitrag zur nach­hal­tigen Schonung der Umwelt: Immer und immer wieder kann man die Flasche für unter­wegs mit dem frischen Getränk aus dem Wasserhahn auffüllen – ohne Müll zu produ­zieren.« heißt es heute in einer Pressemitteilung der Veranstalter.

Jungdesigner und Designstudenten können ihre Ideen bis zum 15. Dezember 2010 einrei­chen. Dem Sieger winkt ein Preisgeld von 5000 €. Eine fach­kun­dige Jury wählt aus allen Einreichungen die beste Arbeit aus, mit dabei sind Henning Krause, der Präsident des BDG, Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e.V. und Professor Michael Erlhoff von der Köln International School of Design (KISD). Die Flasche mit dem Gewinnerentwurf wird in limi­tierter Auflage produ­ziert. Details zu den Teilnahmebedingungen, die mit Unterstützung des BDG entwi­ckelt wurden, gibt es hier …


Morgen: 80 Code-Plakate im Soho House, Berlin

Im Jahr 2009 hat Create Berlin einen Plakatwettbewerb zum Thema »UNESCO City of Design« veran­staltet (Fontblog berich­tete). In diesem Jahr fand derselbe Contest in allen weiteren sechs Cities of Design statt. Ab morgen, dem 25. November 2010, präsen­tieren die Veranstalter die 80 Gewinner aus den Design-Städten Shenzhen, Montreal, Kobe, Buenos Aires, Nagoya, Shanghai und Berlin. Die Ausstellung findet im Foyer des Soho House Berlin statt, einem der wohl inter­na­tio­nalsten Orte in Berlin (Torstraße 1). Der Eintritt ist frei.

Prominente Kreative werben für den Code-Wettbewerb: Angelika Taschen, Fons Hickmann und Gesche Jost mit Siegerplakaten des vergan­genen Jahres


✪ Tetrius, statt € 15,– [AUSVERKAUFT]

Tetris, das berühm­teste Computerspiel, verlässt die digi­tale Welt. Der russi­schen Designer Art Lebedev hat das Spiel neu inter­pre­tiert, als Pinboardmagnet-System. Das Set besteht aus 7 Magneten in 7 verschie­den­far­bigen Kunststoffgehäusen und ist kompa­tibel zu allen Kühlschränken mit Metallgehäuse.

Tetrius: nur in dieser Woche und so lange der Vorrat reicht für 10,– statt 15,– € (zzgl. Mwst.; versand­kos­ten­frei). Zur Bestellung …