Fontblog Artikel im November 2010

Video von Erik Spiekermanns Welt-aus-Schrift-Führung

Am Abend des vergan­genen Dienstags lud FontShop seine Berliner Kunden ins Kulturforum, um dort gemeinsam die Ausstellung Welt aus Schrift anzu­sehen (Fontblog berich­tete: Sehen wir uns in 3 Wochen und Bilderbogen). Binnen 24 Stunden meldeten sich 300 Interessierte zu dieser Veranstaltung an. Wir haben ein 10-Minuten-Video produ­zieren lassen, das einige der Höhepunkte von Erik Spiekermanns Führung durch die Ausstellung fest­hält (Regie, Kamera, Ton und Schnitt: Robert Schatton)


Welt aus Schrift

Am 23. November 2010 fand in den Sonderausstellungshallen des Berliner Kulturforums eine von FontShop orga­ni­sierte Führung durch die Ausstellung »Welt aus Schrift« statt. Hier gibt es nun einige Videoschnipsel mit Erik Spiekermann von diesem Event … ‎gedreht und geschnitten von Robert Schatton – Danke!


✪ Sloop, 75 € statt 108,– €

Die Schreibschrift Sloop von The Font Bureau, digi­ta­li­siert von Richard Lipton, strahlt wie kaum eine andere Script Eleganz und Wertigkeit aus. Man kann sie sich unmit­telbar auf dem Etikett eines teuren Weines oder auf einem Wertpapier vorstellen. Sie basiert auf Vorlagen des Kalligrafen Raphael Boguslav, Sohn russi­scher Eltern und 1929 auf Long Island geboren. Von 1956 bis in die 60er Jahre arbei­tete Boguslav für die Agentur Lippincott & Margulies, wo er Schriftzüge und Logos entwarf, unter anderem für New York Life, PPG und Chrysler. In den 1970er Jahren machte er sich als Lettering-Künstler selb­ständig. Seine Schrift Avia gewann mehrere Designpreise. Raphael Boguslav lehrte an der Cooper Union und an der Rhode Island School of Design (RISD). Er starb im Sommer 2010.

Mit der Sloop-Familie zu arbeiten und zu spielen macht nicht nur Freude, es ist sogar die Voraussetzung dafür, gute Ergebnisse zu erzielen. Anders als bei den übli­chen Script-Fonts mit Alternativ-Schnitten werden die drei Sloop-Formen gemischt und nicht sorten­rein einge­setzt. Dies ergibt einer­seits ein fein abge­stimmtes Schriftbild, auf der anderen Seite »nutzt sich die Schrift weniger ab« – man wird ihrer nicht überdrüssig.

Die fest­liche Sloop gibt es in drei Strichstärken: Regular, Medium und Bold – jeweils mit 3 Fonts. In dieser Woche bietet FontShop die Roman-Familie mit einem Nachlass von 33 % an, nämlich für nur 75 € statt 108 €. Hier geht es zur Bestellung …


Geschenkidee Nº 2, empfohlen von Fontblog

Christian Büning von lern​pla​kate​.de schreibt mir heute: »Die Lernplakate bekommen Zuwachs: Wandformate​.de für Plakatdesigner und -lieb­haber ist online. Designer können hier ihr Plakat präsen­tieren und dieses ohne Mindestauflage zum Kauf anbieten. Sicherlich ist Print on Demand nicht neu –  aber die direkte Verbindung der Wandformate zum Lernplakate Fachverlag, von der die Designautoren profi­tieren können: Wenn ein Plakat erfolg­reich ist, kann das Plakat als Veröffentlichung im Verlag erscheinen und ist damit euro­pa­weit lieferbar, als hoch­wer­tiger Offsetdruck auf Feinpapier. Wichtig sind uns zwei Dinge: Designqualität und ein fairer Umgang aller Beteiligten mitein­ander. Wir wollen fein­füh­lige Typografie und wir wollen, dass mit Design Geld verdient wird.«

Danke an Christian Büning und Jan Rodorf für www​.wand​for​mate​.de.


Geschenkidee Nº 1, empfohlen von der FAZ

Spätestens der 1. Advent ist für beschäf­tigte Kreative der Startschuss, über Geschenke für Kollegen und Familie nach­zu­denken. FontShop und Fontblog machen gerne mit, beim Denken und Finden. Die Woche fängt gut an für unsere erste Empfehlung. Ich habe mir hier schon die Finger wund­ge­schrieben über das Lesikon von Juli Gudehus – doch als Mitautor gelte ich selbst­ver­ständ­lich als befangen, wofür ich Verständnis habe. Zum Glück ist mir die Frankfurter Allgemeine am Wochenende zur Seite getreten, und da zitiere ich einfach mal den ersten Absatz der Lesikon-Rezension aus der FAZ:

»Dies ist ein sehr vergnüg­li­ches Buch. Man kann ganze Nachmittage damit verschwenden, lernt dabei immens und macht sich ständig Notizen. Wer es nicht selbst nutzen will, sollte es darum wenigs­tens verschenken. Die Kriterien dafür sind ganz einfach. Denn um es wunderbar zu finden, braucht es nur drei Dinge: ein Interesse an der Welt der Typografien, des Designs und der Reklame; die Bereitschaft, sich etwas Zeit zu nehmen; und Humor. Aber eigent­lich reicht eines davon, denn die anderen beiden stellen sich bei der Lektüre dann von selbst ein. Auch wer, wie wir beispiels­weise, gar keine gestei­gerte Beziehung zur Schriftkunst, Computergrafik oder Werbung hat, gerät durch das bloße Blättern, Sichfestlegen und das Folgen von Verweisen ganz ohne jede Anstrengung in diese ziem­lich inter­es­sante Welt aus strengem Handwerk und reiner Verspieltheit hinein.«

Hallo, habe ich das richtig gelesen: Die FAZ bezeichnet unserer Welt der visu­ellen Kommunikation als inter­es­sant. Sollten wir Juli Gudehus dafür nicht dankbar sein? Es wird dem Ansehen des Design sicher­lich nützen, wenn dieses endlich auf dem Schirm des etablierten Feuilleton auftaucht.

Wer weitere Argumente für die sofor­tige Beschäftigung mit dem Lesikon wünscht:

Hier das Lesikon auf www​.font​blog​.de bestellen, zum Subskriptionspreis von 80,– € statt 100,– € (bis 31. 12. 2010), versandkostenfrei.


An Nikolaus gibt’s Äpfel und Nüsse

Grund zur (Vor)Freude: FontShop war fleißig und hat ein Überraschung für alle Schriftenfreunde vorbereitet.


Nicht lesen, nichtlesen! (2)

Immer frei­tags, zum Ausklang einer arbeits­rei­chen Woche, eine kurze Geschichte aus der lustigen Werbewelt, exklusiv verfasst und hoch­ge­laden auf Fontblog vom Berliner Texter und Schriftsteller Michael Bukowski. Los geht’s:

Berlin-Marketing

Zwar verzeichnet die Werbeagentur Auweier Unhold & Partner keinen Kunden aus dem Berlin-Marketing-Segment, aber das müsse ja nicht so bleiben, meint Grabowski. Deswegen möchte der zustän­dige Agentur-Texter Long Dong Copy doch bitte so lieb sein, und mal eben eine Stadt-Marketing-Kampagne für Berlin entwi­ckeln. Denn wenn man erst mal die Kampagne kreiert hätte, so führte der Chef seinen Plan aus, dann würde sich früher oder später zwangs­läufig auch der dazu passende Kunde einstellen.

So sei das nämlich in der Werbung, erklärte Grabowski dem alten Texter, der sehr froh war, daß ihm endlich mal jemand erklärt, wie die Werbung funk­tio­niert. Und entspre­chend moti­viert machte sich Long Dong Copy an die Arbeit. Zunächst einmal defi­nierte er dafür die charak­te­ris­ti­schen Merkmale Berlins, um die Kampagne mit Leben zu füllen. Folgendes fand er dabei heraus:

Bauamt Berlin-Mitte
Entdeckt ein Mitarbeiter des Stadtbauamts des Bezirks Mitte eine befahr­bare Straße ohne Baustelle, wird sofort gehandelt.

Berlin verkehrt
In Berlin dauert grund­sätz­lich jeder Weg und jede Fahrt genau 45 Minuten. Ob zu Fuß zum Bäcker um die Ecke, mit dem Heli von Zehlendorf nach Zehlendorf-Mitte oder mit dem Skateboard vom Kanzleramt zum Müggelsee – ganz egal: Verkehren in Berlin wird mit einer Dauer von nicht unter 45 Minuten geahndet.

Berliner Umgangsformen
Im Umgang unter­ein­ander beher­zigen die Berliner eine einfache, klare Regel: Was man auch arschig sagen kann, muß man nicht künst­lich nett formulieren.

Bier im Berlin-Verkehr
Am öffent­li­chen Personennahverkehr wieder­holt ohne Pulle oder Dose Bier in der Hand teil­zu­nehmen, gilt als Erregung öffent­li­chen Ärgernisses und wird mit der Aberkennung jegli­cher Berlin-Credibility bestraft.

Berliner Busfahrer
Berliner Busfahrer werden grund­sätz­lich beschimpft, bespuckt, getreten und geschlagen. Es kann sich zwar niemand an den Grund dafür erin­nern, aber das ist ja oft so bei alten Traditionen.

Berliner Tradition
Entdeckt in Berlin ein fröh­li­cher Stadtplaner oder ein quietsch­fi­deler Architekt eine Freifläche, wird sofort ein Bürohaus darauf gebaut, das nach der Fertigstellung zu 102% leer­steht. Ebenfalls eine alte Berliner Tradition.

Kampagne? Agentur-Oberhirn Grabowski war sehr zufrieden mit der Arbeit. Das würde ja plötz­lich streng nach geiler Kampagne riechen, meinte er. Im Bild rechts sehr schön zu sehen: Das Agentur-Team feiert schon mal prophy­lak­tisch den nahezu sicheren kommenden Etat-Gewinn im Berlin-Marketing: Stößchen!

Letztlich wäre damit auch die Schmach zu tilgen, die die Agentur vor einigen Jahren erlitten hat, als man sich um die Stadt-Kampagne bewarb, die schließ­lich zu sei Berlin führte. Auweier Unhold & Partner hatte damals diesen Vorschlag für einen Berlin-Claim vorge­schlagen: »Berlin! Aber Helmstedt soll ja auch ganz schön sei. Hihi!« Und dieser Vorschlag – stellen Sie sich das mal vor! – wurde glatt abge­lehnt. Na dann, auf ein Neues! Wir berichten weiter.

Text: © Michael Bukowsk 2010, lektuere​-fuer​-nicht​leser​.de;

Abbildung oben: © OJO Images via ZOOM @ www​.font​blog​.de

Abbildung Mitte: © ƒStop Images via ZOOM @ www​.font​blog​.de


17. Leipziger Typotage 2011

Die 17. Leipziger Typotage finden am Samstag, den 28. Mai 2011, unter dem Thema »Schrift und Typografie in der zeit­ge­nös­si­schen Kunst« im Museum für Druckkunst Leipzig statt. Erstmals stehen die Typotage damit in Zusammenhang mit einer gleich­na­migen Sonderausstellung im Museum für Druckkunst, die vom 8. Mai bis 17. Juli 2011 gezeigt wird.

Typotage und Ausstellung verfolgen das Ziel, einer größeren Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu führen, wie allge­gen­wärtig Schrift im Alltag ist und damit unsere Wahrnehmung prägt. Schrift und Typografie zudem einmal aus dem Blickwinkel der Kunst zu betrachten, öffnet neue Sichtweisen auf das Thema, für Laien ebenso wie für Kunstkenner und Fachleute aus gestal­te­ri­schen Berufen.

In der Ausstellung werden 40 Werke inter­na­tio­naler Künstler und Grafik-Designer präsen­tiert, die sich mit Typografie ausein­an­der­setzen und die Schrift aus ihrem gewohnten Kontext heraus­lösen. Das Spektrum der gezeigten Arbeiten reicht von Zeichnung, Buchkunst und Papierkunst über Fotografie, Skulptur, Multimedia, Installationen und Graffiti bis zu Kunst im öffent­li­chen Raum. Da etliche künst­le­ri­sche Erscheinungsformen nur bedingt ausstellbar sind, verfolgen die Leipziger Typotage 2011 das Thema in Vorträgen weiter. Eingeladen sind Referenten aus verschie­denen Bereichen wie Design, Typografie, Kunst, Psychologie und Graffitiszene, die ihren Blick auf die Interaktion von Kunst und Schrift vorstellen werden.

Weitere Informationen unter www​.typo​tage​.de