Fontblog Artikel im Oktober 2010

Voting für offizielles FIFA-Frauen-WM Poster gestartet

Das Finale im Wettbewerb um das offi­zi­elle Poster der kommenden FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ hat begonnen: Zur Wahl stehen fünf Plakate. Es sind die besten 5 aus 300 Einreichungen, die aus dem offenen Wettbewerb hervor­ge­gangen sind, zu dem das Organisationskomitee FIFA WM 2011 gemeinsam mit dem BDG Berufsverband der Kommunikationsdesigner im April alle profes­sio­nellen Designer einge­laden hatte.

Die Entscheidung über das Gewinnerplakat fällt im »Public Voting« auf dieser Website der FIFA. Das Gewinnerplakat wird der Öffentlichkeit zur Endrundenauslosung am 29. 11. 2010 präsen­tiert und von da an als zusätz­li­ches Werbe- und Imagemedium für die FIFA Frauen WM eingesetzt.

An der Jurierung waren seitens des DFB die Präsidentin des Organisationskomitees der FIFA Frauen WM Steffi Jones, die Trainerin der Nationalmannschaft der Frauen Silvia Neid, die Managerin der Mannschaft Doris Fitschen sowie das Kuratoriumsmitglied der FIFA Frauen-WM Joachim Fuchsberger betei­ligt. Für die Fachjury konnten die Designerin Verena Gerlach, der BDG-Präsident Henning Krause, der Professor für Kommunikationsdesign Florian Pfeffer sowie die Professorin für Typografie Mariko Takagi verpflichtet werden.

»Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Beitrag zum Gelingen der kommenden Frauen WM leisten konnten. Die profes­sio­nelle Organisation des Wettbewerbs seitens des DFB hat mich sehr beein­druckt«, hob BDG-Präsident Henning Krause im Anschluss an die Jurysitzung hervor. Insbesondere habe ihn gefreut, dass Design einen so hohen Stellenwert im DFB genießt. »Gemeinsam mit dem BDG ist es uns gelungen, einen Wettbewerb mit fairen Bedingungen, fairen Preisgeldern und einer kompe­tenten Fachjury auszu­schreiben«, ergänzte Juri Müller aufseiten des DFB.


Der große BDG-Gehaltsreport

Der Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner möchte ermit­teln, wie die ange­stellten Designer in Deutschland arbeiten, wie viel Gehalt sie bekommen und wie sie damit zurecht kommen. Reicht es für eine Familienplanung? Werden Überstunden ange­rechnet? Steht das Gehalt in einem guten Verhältnis zur geleis­teten Arbeit?

Wer als ange­stellter Designer in Deutschland arbeitet, ist herz­lich einge­laden, an dieser Umfrage teil­zu­nehmen. Die Teilnahme ist anonym und die erho­benen Daten werden nicht an Dritte weiter gegeben. Die Umfragesoftware spei­chert ledig­lich temporär die IP-Adresse, um die mehr­fache Teilnahme zu vermeiden. Die Ergebnisse dieser Umfrage wird der BDG im Januar 2011 auf www​.bdg​-desi​gner​.de präsentieren.

Los geht’s: Es warten 24 Multiple-Choice-Fragen auf Sie, die kaum mehr als zwei Minuten bean­spru­chen sollten …


Logo-Streit: Hells Angels vs. Alexander McQueen

Bloomberg meldet einen bizarren Rechtsstreit aus den USA: Der Motorradclub Hells Angels hat das briti­sche Modelabel Alexander McQueen (inzwi­schen unter den Fittichen der fran­zös­si­chen PRP-Gruppe) sowie den Luxus-Einzelhändler Saks und den Online-Shop Zappos​.com (eine Amazon-Tochter) wegen Verletzung von Urheberrechten verklagt. Die Rocker halten den Beklagten vor, ihr 62 Jahre altes Erkennungszeichen unli­zen­ziert einzu­setzen, den Totenkopf mit Flügeln. Als Beispiele werden ein 1155 € teures Kleid mit dem Namen Hells Angels Jacquard Box Dress (inzwi­schen umge­tauft in Flaming Skull Jacquard Box Dress) und ein Schal (405 €) mit der Bezeichnung Hells Angels Pashmina zitiert, die Warenzeichen verletzt hätten. Ebenfalls im Visier der Motorradgang: die Handtasche Hell’s Knuckle Duster, mit besagtem Erkennungszeichen auf einem Goldgriff, der wie ein Schlagring geformt ist.

Die Erfahrungen aus vergleich­baren Prozessen lassen vermuten, dass gegen die ästhe­ti­sche Interpretation juris­tisch kaum vorzu­gehen ist. Der größte Fehler im McQueen-Marketing dürfte in der Namensgebung der Produkte  liegen, die entweder den Namen der Klägerin voll­ständig enthalten, im Fall der Handtasche diesen nur andeuten, die visu­ellen Begleitmusik jedoch einen klaren Bezug herstellt.

Tatsächlich ist das Branding der Hells Angels, die in vielen Ländern aktiv sind, nur bedingt schützbar. McQueen (der Namensgeber starb am 11. Februar 2010) nutzt weder die popu­läre Typografie des charak­te­ris­ti­schen Schriftzugs, noch wird man juris­tisch gegen einen zitierten Totenkopf mit Flügeln als Modedekor vorgehen können. Gleichwohl pflegen die Angels eine typi­sche Ästhetik, die sich an der oben links abge­bil­deten Sehenswürdigkeit studieren lässt, ein bekanntes Wandgemälde in Southampton, an dem täglich Zehntausende von U-Bahnreisenden der London Waterloo … viel­leicht auch der Designer des Hells Angels Jacquard Dress.


Designers’ Open in Leipzig

Das Leipziger Festival für Design, Designers’ Open 2010, findet vom morgigen Freitag bis Sonntag, den 31. Oktober 2010, im Hôtel de Pologne und Kretschmann’s Hof statt, zwei frisch reno­vierte Gebäude in unmit­tel­barer Nähe zu Markt und Hauptbahnhof. Das jähr­lich Ende Oktober veran­stal­tete Festival wird zum sechsten Mal durch­ge­führt. Auf rund 4500 qm präsen­tieren sich mehr als 120 natio­nale und inter­na­tio­nale Aussteller aus dem Interior-, Industrie-, Mode- und Kommunikationsdesign.

Neben der Messe bilden diverse Sonderausstellungen, Vorträge, Workshops, Filmvorführungen, Designausstellungen im Leipziger Stadtgebiet (»DO/Spots«) und abend­liche Partys weitere Höhepunkte. Zum ersten Mal wird die Messe der Designers’ Open geteilt: in die Bereiche »DO/Market« und »DO/Industry«. Ersterer wendet sich haupt­säch­lich an den Endverbraucher und an das design­in­ter­es­sierte Publikum. Die Produkte aus dem Interior- und Modedesign können käuf­lich erworben werden. »DO/Industry« richtet sich an Fachbesucher, Unternehmer und Vertreter der lokalen Wirtschaft. Gezeigt werden aktu­elle Arbeiten und Projekte von Designkollektiven, Einzelausstellern und Hochschulen aus dem Interior-, Industrie- und Kommunikationsdesign.

Am Freitag Abend vergibt die Fachjury wieder den DO/Award 2010 an drei ausge­zeich­nete Designkonzepte. Weitere Informationen: www​.desi​gners​open​.de


Schlechter lesbar = besseres Lernen?

Der Österreichischer Rundfunk (ORF) berichtet auf seiner News-Site von einer Studie an der psycho­lo­gi­schen Fakultät der Universität Princeton, nach der wissen­schaft­liche Texte in einer mühsam zu lesenden Schrift um 14 Prozent erfolg­rei­cher aufge­nommen würden als mit einer gut lesbaren.

Lukas Zimmer, vom ORF erläu­tert: »Für ihre Tests verfassten die Psychologen fiktive Biologietexte über Außerirdische. Damit sollte ausge­schlossen werden, dass die Resultate durch Vorwissen der Versuchspersonen verfälscht werden. Eine Gruppe bekam die Texte in der Schriftart Arial, eine andere in den oft geschmähten Schriften Comic Sans und Bodoni. Die Tests … ergaben regel­mäßig, dass die Gruppe mit den schlechter lesbaren Texten sich mehr gemerkt hatte, sogar wenn Schriften wie Haettenschweiler, Monotype Corsiva und Comic Sans Italicised zum Einsatz kamen.«

Der Leiter der Untersuchung, Prof. Daniel Oppenheimer, erklärt das Ergebnis mit der gestei­gerten Mobilisierung des Geistes: »Wer sich beim Zuhören oder Lesen anstrengen muss, denkt inten­siver, was sich auf allen Ebenen auswirkt.« Sein briti­scher Kollege Dylan Wiliam zwei­felt nicht an den Ergebnis der Studie, zieht jedoch einen anderen Schluss: »Wir brau­chen keine schlechte Druckqualität, sondern bewuss­teres Lesen«.

Ich zweifle an der Fähigkeit der Psychologen, eine gute lesbare von einer schlecht lesbaren Schrift zu unter­scheiden. Im Sinne der Zeichenerkennung ist Comic Sans eine gute lesbare Schrift, vergli­chen mit Arial, was man in der Abbildung oben am ersten Wort gut beob­achten kann. Im übrigen erin­nert das kurz geschlos­sene Oppenheimer-Resüme an die Trainingsmethode Magath (die eben­falls ein Märchen ist): Medizinball-Drill ergibt zwar kräf­tige Sportler, aber noch lange keine gute Fußballmannschaft.

Abb: Fontblog; Schriften, von oben nach unten: Arial, Haettenschweiler, Monotype Corsiva und Comic Sans Italicised


Endlich wieder eine typoPAGE

Wer erin­nert sich noch an die letzte Mini-PAGE (kleine Abbildung unten), die sich ausschließ­lich dem Thema Schrift und Typografie widmete? Ich kann es kaum glauben, aber es soll über 5 Jahre her sein, schreibt Antje Dohmann im Editorial der soeben erschie­nenen Ausgabe 2010. In dieser Zeit ist viel passiert auf dem Gebiet der digi­talen Textgestaltung. Die neue typoPAGE lässt alle Meilensteine Revue passieren, unter anderem:

  • Auto von Underware
  • Consolas/Calibri von Lucas de Groot
  • DB Type von Erik Spiekermann
  • Finn von Lazydogs
  • History von Peter Bilak
  • Amman von Yanone
  • Palatino Sans von Zapf/Kobayashi
  • Sentinel von Hoefler/Frere-Jones
  • Meta Serif von FontFont

und 12 weitere Schriftfamilien werden jeweils mehr­seitig in Wort und Bild vorge­stellt, der Lesetext stets in der bespro­chenen Schrift gesetzt.

Im ersten Drittel der 200-seitigen PAGE-Taschenausgabe kommen die krea­tiven Köpfe der Typo-Szene zu Wort, und teilen den Lesern ihre ganz persön­liche Ansicht zum Dualismus Gute »Typo – schlechte Typo« mit: Boris Kochan, Veronika Burian, Hannes von Döhren, Verena Gerlach, Jason Smith, und andere. Auf der sich anschlie­ßenden Strecke kommen die Praktiker auf ihre Kosten, den PAGE nennt Alternativen zu den häufig einge­setzte Font-Hits Helvetica, Garamond, Zapfino, Bodoni, DIN, Interstate, Thesis und anderen.

Ich liebe das Cover des Heftes, das von den öster­rei­chi­schen Typejockeys entworfen wurde, bekannt geworden durch die wunder­baren Schriften Ingeborg und Premiéra. Die typoPAGE kostet 14,95 €, was ein Schnäppchen ist für all jene Typografiefreunde, die sich das Mutterheft in den verga­genen Jahren nicht geleistet haben und jetzt das Beste aus der Welt der Schrift kompakt serviert genießen möchten. Und sie riecht so gut …


PDF-Archiv des legendären Magazins U&lc

Wir schreiben das Jahr 1974. Richard Nixon tritt aufgrund der Watergate-Affaire zurück, Helmut Schmidt löst Willy Brandt als Kanzler ab, VW bringt den ersten Golf auf den Markt und die deut­sche Fußball-Nationalmannschaft wird Weltmeister im eigenen Land. Fast unbe­merkt von der Weltöffentlichkeit startet die International Typeface Corporation ITC ein Magazin über Schrift, gedruckt auf Zeitungspapier, gestaltet von redak­tio­nell betreut vom genialen Herb Lubalin. Sein Name: U&lc, die Abkürzung für Upper & lower case, also Groß- und Kleinbuchstaben.

In den darauf­fol­genden 26 Jahren entwi­ckelte sich U&lc zu einem unver­zicht­baren Medium für Schriftfreunde in aller Welt, ab 1988 auch in Farbe. Nirgendwo wurde leben­diger über neue Schriften geschrieben, nirgendwo anders wurden neue Schriften span­nender insze­niert. Bis heute hüten Sammler Einzelausgaben oder komplette Jahrgänge wie ihren Augapfel. Auch 10 Jahre nach der Einstellung erhalten die ehema­ligen Herausgeber, inzwi­schen unter den Fittichen der Monotype-Gruppe, Anfragen nach einzelnen U&lc-Ausgaben. Es gibt keine mehr, außer den wenigen Archiv-Exemplaren, die zum Glück über­lebt haben.

Sie sind nun der Grundstein für eine wunder­bare Aktion. Monotype hat beschlossen, Monat für Monat einen Jahrgang von U&ls als PDF wieder­zu­ver­öf­fent­li­chen. Da U&lc bis Ende der 1980er Jahre im analogen Fotosatz entstand, kann die Digitalisierung nur als daten­in­ten­sives Faksimile erfolgen, gleich­wohl ergänzt um eine durch­such­bare und kopier­bare Textebene. Die ersten drei Ausgaben (Abb. oben) liegen bereits zum Download bereit, wahl­weise Low- oder High-res. Alle weiteren erscheinen unter der glei­chen Adresse, also im fonts.com-Blog.


✪ 2 Simpsons-Figuren, statt € 15,– nur € 10,–

Die Treehouse of Horror-Episoden (»Baumhaus des Schreckens«) der US-Zeichentrickserie Die Simpsons sind Kult. Ihre Erstausstrahlung findet zu Halloween statt, so dass es stets eine Episode pro Staffel gab. Sie spielen außer­halb der normalen Kontinuität der Serie, weil die Charaktere andere Rollen annehmen als in den übrigen Folgen. Bis heute gibt es 20 Treehouse-of-Horror-Episoden, von denen die ersten 19 in Deutschland ausge­strahlt wurden.

Wir nehmen das 20 Jahre währende Ritual zum Anlass, unsere Kidrobot-Figuren zum Stern der Woche zu erheben. Der kali­for­ni­sche Sammelfiguren-Hersteller, 2002 vom Designer Paul Budnitz gegründet, hat gemeinsam mit Matt Groening die beliebte gelbe Familie aus Springfield in Vinyl produ­ziert. Wie bei Kidrobot üblich, werden die ca. 7 cm hohen Vinylfiguren als »Blind Pack« gelie­fert, also in einer Überraschungsbox, bei der man nicht weißt, welcher der Figuren enthalten sind. Jede Box enthält neben der Figur einen Aufkleber und ein zusätz­li­ches Accessoire … zum Beispiel eine Sitar, für Homer als Hippie.

Als Stern der Woche bietet FontSHop je 2 Simpsons-Figuren für 10,00 statt 15,00 € an (zzgl. Mwst.) und versand­kos­ten­frei (als Buchversand). Hier geht es zur Bestellseite auf www​.font​blog​.de …